Horror missae: tanGOttesdienst – Das Jahrtausend der Laien


(WiTango für den Papst?en) Hor­ror mis­sae kun­ter­bunt. Obwohl das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil kla­re Anwei­sun­gen zur Bewah­rung und För­de­rung der geist­li­chen Musik gibt, weiß man, wie die Sache wei­ter­ge­gan­gen ist. Die Fra­ge ist mehr, wie es dazu kom­men konn­te. Doch dar­um drücken sich all­zu­vie­le Kir­chen­ver­ant­wort­li­che in den Kon­zils­ge­denk­jah­ren 2013–2015 herum.

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Nicht nur in den kir­chen­steu­er­fi­nan­zier­ten Diö­ze­sen Hit­ler-Deutsch­lands von Ham­burg bis Wien, son­dern auch in den spen­den­fi­nan­zier­ten Diö­ze­sen ande­rer Län­der nimmt man es zu bequem. Die Men­schen spen­den der Kir­che mit dem Wunsch, daß die Kin­der eine gute katho­li­sche Aus­bil­dung erfah­ren. Die Erfül­lung die­ses Wun­sches wird zuse­hends zur Sel­ten­heit. Fra­gen Sie sich ein­mal: In wie­vie­len Pfar­rei­en Ihrer Diö­ze­se fin­det zur Vor­be­rei­tung auf die Erst­kom­mu­ni­on vor­her die Hin­füh­rung zum Beicht­sa­kra­ment statt?

Vie­les geschieht im guten Glau­ben, weil man vor lau­ter selbst­ge­pflanz­ter Bäu­men den gött­li­chen Wald nicht mehr sieht. Dazu gehört um im musi­ka­li­schen Bereich zu blei­ben bei­spiels­wei­se eine Tan­go-Mes­se in der Pfar­rei Pinsdorf. 

„Segensfeier für Getrennte und Geschiedene“

Dort werkt Ger­hard Pum­ber­ger, ein ziem­lich zeit­gei­sti­ger Pasto­ral­as­si­stent mit „Weit­blick“, der der Mei­nung ist, die Kir­che wür­de „aus­gren­zen“, zum Bei­spiel Geschie­de­ne und Wie­der­ver­hei­ra­te­te. Die Kir­chen­zei­tung schrieb auf sel­ber Wel­len­län­ge über Pum­ber­gers „Segens­fei­er für Getrenn­te und Geschie­de­ne“: Er will dabei auf die Schuld­fra­ge ver­zich­ten und zei­gen, daß die kirch­li­che Gemein­schaft jene nichts aus­schließt, deren Part­ner­schaft geschei­tert ist“. Mit einem „Meer der Trä­nen“, „Meer der Wut“, „Meer der Hoff­nung“ bie­tet Pum­ber­ger „heil­sa­me Ritua­le“ an. Wich­tig sei, so Pum­ber­ger, als „Kir­che vor Ort mensch­lich damit umzu­ge­hen“. Des­halb sei­en bei den Pins­dor­fer Segens­fei­ern „aus­drück­lich alle zur Kom­mu­ni­on ein­ge­la­den“. Wor­an die Redak­teu­re der Kir­chen­zei­tung nichts Anstö­ßi­ges finden.

Das sündenlose Dasein moderner „SeelsorgerInnen“

Die „Schuld­fra­ge“ wer­de „bewußt aus­ge­klam­mert“, denn für hau­pamt­li­che Ange­stell­te der Kir­che wie Pum­ber­ger gibt es ja kei­ne Sün­de, denn wo kei­ne Schuld, da kei­ne Sün­de und daher per­fek­te Neu­tra­li­tät. Es gehe nur um „Lebens­si­tua­tio­nen“, in denen man Men­schen „beglei­tet“, wie ein Dienst­lei­ster. Das dürf­te Pum­ber­ger wohl auch in sei­nem Theo­lo­gie­stu­di­um so gelernt haben.

So ist Pum­ber­ger auch der Mei­nung, daß es zur Firm­vor­be­rei­tung gehört, „über den Tel­ler­rand zu schau­en. Dazu ent­wickel­te er ein eige­nes „Modell“, des­sen Beson­der­heit dar­in liegt, den „Akzent auf den Sozi­al­be­reich“ zu legen, ein­schließ­lich einem KZ-Besuch, um „sich mit einem dunk­len Geschichts­ka­pi­tel in der Regi­on aus­ein­an­der­zu­set­zen“. Pum­ber­ger kleckert nicht. Er denkt in „Zukunfts­pro­zes­sen“ und Jahr­tau­sen­den. Nicht jenen der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te der Kir­che, son­dern weis­sa­gend in die Zukunft. Im Zusam­men­hang mit dem Prie­ster­man­gel ist er sich näm­lich sicher: „Das kom­men­de Jahr­tau­send wird das Jahr­tau­send der Lai­en“. Den „Men­ta­li­täts­wan­del“ dafür sieht er bereits jetzt am Werk. „In den Pfar­rei­en ist Team­work ange­sagt. Den gro­ßen Pfarr­chef [gemeint ist der Pfar­rer] muß es nicht mehr geben.“

Tango für den Papst oder für das kreative Ego?

Der Dekan Franz Star­lin­ger mein­te eben­so begei­stert wie naiv schon im ver­gan­ge­nen Janu­ar: „War­um gibt man einem Pfarr­as­si­stent wie Ger­hard Pum­ber­ger nicht die Wei­he? Dann könn­te er kir­chen­recht­lich die vol­le Pfarr­ver­ant­wor­tung tra­gen.“ War­um will Pum­ber­ger nicht Prie­ster wer­den? Könn­te man dage­gen fra­gen, womit man wie­der bei einem For­de­rungs­ka­ta­log wäre. Zuerst habe die Kir­che ihr Prie­ster­bild zu ändern, den Zöli­bat ohne­hin, dann, ja dann…

Die neue­ste Akti­on Pum­ber­gers wird es sein, am kom­men­den Pfings­fest in der Hei­li­gen Mes­se, von ihm tan­GOt­tes­dienst genannt, einen Tan­go tan­zen zu las­sen. Dazu hat er ein Tanz­paar ein­ge­la­den, die eines bestimmt kön­nen, sehr gut Tan­go tan­zen. Was der Tanz „wäh­rend des Got­tes­dien­stes“ ver­lo­ren hat, erschließt sich nur Pfarr­as­si­stent Pum­ber­ger. Nicht son­der­lich geist­reich meint er zu sei­ner Wort­krea­ti­on: „Wo Tan­go auf­hört, fängt Gott an. Gemein­sam ver­bin­den­de Sil­be bei­der Wor­te ist das ‚go‘.“ Man ist beein­druckt. Pum­ber­ger ver­gißt nicht dar­an zu erin­nern, daß Papst Fran­zis­kus in sei­ner Jugend angeb­lich ein „begei­ster­ter Tan­go­tän­zer“ gewe­sen sei. Wie dem auch sei, scheint der Fehl­griff eines Tan­go tan­zen­den Paa­res in der Hei­li­gen Mes­se dem deut­schen Sprach­raum vor­be­hal­ten zu sein. In Rom woll­te man dem tango­freund­li­che Papst aus Argen­ti­ni­en auch eine Freu­de berei­ten und orga­ni­sier­te eine gro­ße Tan­go­ver­an­stal­tung. Aller­dings nicht in einer Kir­che, son­dern pas­send auf der gro­ßen Piaz­za del Popo­lo (sie­he Pla­kat). Viel­leicht ist es die Las­zi­vi­tät des Tan­zes, den Pum­ber­ger anzieht. Es gibt, das sei ihm und allen Inter­es­sier­ten emp­foh­len, aus­rei­chend Kur­se und Ver­an­stal­tun­gen für Tan­go­be­gei­ster­te, an denen man sich betei­li­gen kann. Die nach Pins­dorf ein­ge­la­de­nen Tän­zer kön­nen dies­be­züg­lich sicher kennt­nis­reich Aus­kunft geben. Es bleibt hin­ge­gen zu hof­fen, daß das Tanz­paar mehr Gespür für die Sakra­li­tät der Hei­li­gen Mes­se mit­bringt, als der haupt­amt­li­che Pfarr­as­si­stent, und selbst von einer Vor­füh­rung wäh­rend der hei­li­gen Lit­ur­gie Abstand nimmt, um sein Kön­nen anschlie­ßend an einem pas­sen­den Ort außer­halb der Kir­che darzubieten.

Es paßt gewis­ser­ma­ßen ins Bild, daß Pum­ber­ger sein Theo­lo­gie­stu­di­um mit einer Arbeit über einen alt­ka­tho­li­schen Prie­ster abschloß und Schrift­füh­rer des Betriebs­rats der Abtei­lung Pasto­ra­le Beru­fe der Diö­ze­se Linz ist. Die Abtei­lung beschäf­tigt der­zeit rund 320 haupt­amt­lich „Lai­en­seel­sor­ge­rIn­nen“ für die Diözese.

Text: Giu­sep­pe Nardi

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