(Barcelona/Rom) Leidet die Ordenskongregation unter einem Feindbild Tradition? Diese Frage steht seit vergangenem Wochenende im Raum. Der Franziskaner José Rodriguez Carballo, seit einem Jahr Sekretär der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, nahm an einer Konferenz der Orden Kataloniens teil. In seiner Rede am vergangenen Samstag lieferte er, ohne den Orden namentlich zu nennen, einen ersten offiziellen Hinweis, warum die Franziskaner der Immakulata von seiner Kongregation gemaßregelt werden. Der Grund reicht weit über diesen jungen Orden hinaus und ist von grundsätzlicher Natur.
In seiner Rede betonte Kurienerzbischof Rodriguez Carballo, daß die Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil einen zentralen Punkt für das Ordensleben darstelle. Wörtlich sagte die Nummer Zwei der Ordenskongregation: „Für Ordensleute ist das Konzil ein Punkt, der nicht verhandelbar ist.“ Wer in den „Reformen“ des Zweiten Vatikanums alles Schlechte des Ordensleben sehe, „leugnet die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Kirche“.
Kongregation „sehr besorgt“: „Nicht nur vor-konziliare, sondern anti-konziliare Ausbildung“
Der Kurienerzbischof betonte, daß man in der Ordenskongregation „besonders besorgt“ über dieses Thema sei: „Wir sehen echte Abweichungen“. Vor allem, weil „nicht wenige Institute“ ihrem Ordensnachwuchs „nicht nur eine vorkonziliare, sondern sogar eine anti-konziliare Formung geben“, so Rodriguez Carballo. „Das ist nicht zulässig, das heißt, sich außerhalb der Geschichte stellen. Das ist etwas, das uns in der Kongregation sehr besorgt.“ Eine „Sorge“, die offensichtlich vom Präfekten der Ordenskongregation, Kardinal Joà£o Braz de Aviz geteilt wird. Auch von Papst Franziskus? Es spricht einiges dafür.
Die Konferenz wurde von der Unión de Religiosos de Cataluña (URC) veranstaltet. Am Samstag stand sie allen Ordensleuten Kataloniens offen. Máxim Muñoz, der URC-Vorsitzende und Provinzial der Claretiner Kataloniens bezeichnete die Ernennung Rodriguez Carballos zum Sekretär der Ordenskongregation als „besondere Anerkennung durch Papst Franziskus“.
Papst Franziskus hatte den spanischen Franziskaner Rodriguez Carballo am 6. April 2013, nur drei Wochen nach seiner Wahl in sein heutiges Amt berufen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: OFM