Die „neue Kirche“ der Barmherzigkeit und die „Revolution“ Franziskus


Papst-Schauspieler. Auf der Tafel steht: Keine Segnungen. Gewänder nicht echt. Ich bin nicht der Papst. Ich bin ein Doppelgänger.(Rom) Anto­nio Mar­ghe­ri­ti Masti­no, Kir­chen­hi­sto­ri­ker und Volks­kund­ler, im Brot­er­werb jedoch Publi­zist, betreibt die Inter­net­sei­te Papa­le­Pa­pa­le und betreut für die Inter­net-Tages­zei­tung Qel­si Quo­ti­dia­no die regel­mä­ßi­ge Rubrik Osser­va­to­re Roma­nes­co über Kir­che und Reli­gi­on. Aus lin­kem Milieu stam­mend war er als Jugend­li­cher nach der Wen­de bei den Post-Kom­mu­ni­sten und Links­de­mo­kra­ten aktiv. Mit 20 Jah­ren sam­mel­te er als Volon­tär beim Wochen­ma­ga­zin L’Es­pres­so erste jour­na­li­sti­sche Erfah­run­gen. Heu­te schreibt er unter ande­ren im Il Timo­ne und L’E­di­to­ria­le, einer katho­li­schen Zei­tung des Für­sten­tums Mona­co. Durch Joseph Ratz­in­ger fand er in den 90er Jah­ren zum Glau­ben der Katho­li­schen Kir­che, die er seit­her streit­bar ver­tei­digt. Sei­ne Kri­tik an der jüng­sten fran­zis­ko­zen­tri­schen Ent­wick­lung der Kir­che erin­nert an Lucre­cia Rego de Pla­nas und Pal­ma­ro & Gnoc­chi, sei­ne Spra­che an Ari­el Levi di Gual­do. Hier sei­ne Anmer­kun­gen zur „neu­en Kir­che“ der Barm­her­zig­keit und der „Revo­lu­ti­on“ von Papst Fran­zis­kus, die wir als Dis­kus­si­ons­bei­trag ver­öf­fent­li­chen. Die Zwi­schen­ti­tel stam­men von der Redaktion.

Anzei­ge

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 Eine „neue Kirche“ ist im Entstehen – Sagen sie in der Buchhandlung

von Anto­nio Mar­ghe­ri­ti Mastini

Papst Franziskus: Revolution von oben? Ein Gegenbild zur Vergangenheit?Ich kom­me gera­de von einem Besuch in der Buch­hand­lung Fel­tri­nel­li im Via­le Libia zurück. Mit wach­sen­dem Wider­wil­len wer­fe ich gele­gent­lich einen Blick auf die Bücher der Abtei­lung „Reli­gi­on“. Pseu­do-Reli­gi­on wäre ange­mes­se­ner. Zum Groß­teil lie­gen dort Bücher von Athe­isten, die über Gott spre­chen, von Agno­sti­kern, die über die Glau­bens­leh­re dozie­ren und Anti­ka­tho­li­ken, die über die Kir­che schrei­ben. Fast aus­nahms­los nur ihres­glei­chen erklä­ren, was die Katho­li­sche Kir­che „ändern“ soll­te und wie sie dies zu tun habe. Die Lösung, so die Emp­feh­lung, ohne dies immer offen zu sagen, läge dar­in, die Kir­che in eine Art zivil­ge­sell­schaft­li­che Reli­gi­on nach dem Vor­bild der euro­päi­schen Pro­te­stan­ten auf­zu­lö­sen. Im Klar­text soll­te die Kir­che der erst­be­sten Ideo­lo­gie zur Ver­fü­gung ste­hen, die sich ihrer gera­de zu bemäch­ti­gen weiß. Und das gläu­bi­ge Volk soll­te zu einer ideo­lo­gisch fle­xi­blen, aber immer radi­ka­len inner­welt­li­chen Mas­sen­be­we­gung in der Hand ande­rer mutie­ren. Soweit jeden­falls die der­zei­ti­ge Mode unter den Buch­au­to­ren, die von einer „neu­en Kir­che“ träumen.

Und sie haben nun end­lich ihren „Pro­phe­ten“ gefun­den, einen Bischof von Rom, der – ich zitie­re – vor kur­zem „in eine ande­re Diö­ze­se über­sie­delt ist“, der alles mög­li­che sagt und auch das genaue Gegen­teil davon, und auf den sich des­halb jed­we­der beru­fen kann. Jeden­falls jed­we­der, der nicht wirk­lich am Wohl der Katho­li­schen Kir­che inter­es­siert ist. Eine Kir­che, deren zu ver­tei­di­gen­des Wohl nicht ihr eige­nes ist, son­dern das der Men­schen, denn zum Wohl der Men­schen wur­de sie von Chri­stus gestif­tet, um die Men­schen auf dem rech­ten Weg durch das Leben zu füh­ren mit dem Ziel, ihnen das ewi­ge Heil und damit das ewi­ge Leben zu erlangen.

Fox and Fuck

Matthew Fox: Letters to Pope FrancisUnter den Büchern darf natür­lich der ame­ri­ka­ni­sche Domi­ni­ka­ner Matthew Fox nicht feh­len. Ein fixier­ter, ewig zor­ni­ger, pro­gres­si­ver Prie­ster aus ver­gan­ge­ner Zeit, der sich als 80jähriger Mann noch immer wie ein puber­tie­ren­der Jugend­li­cher auf­führt. Fox ver­öf­fent­licht seit 40 Jah­ren immer das­sel­be Buch unter wech­seln­den Titeln und wech­seln­den Päp­sten, aber immer mit dem­sel­ben Inhalt. Wie die unter­wür­fi­gen Wid­mun­gen anti­ker Autoren, ändert er mit jedem neu­en Pon­ti­fi­kat nur den Namen des neu­en Herrn.

Fox wand­te sich mit sei­nem Buch zuerst an Paul VI., dann an Johan­nes Paul II, dann an Bene­dikt XVI. und nun an Fran­zis­kus. Die­ses Mal mit hel­ler Begei­ste­rung, um von ihm aber die immer glei­chen Din­ge vor­nehm­lich unter der Gür­tel­li­nie zu ver­lan­gen, wie es sich für einen retar­dier­ten 68er gehört: frei­er Sex, Kon­do­me, Pil­le, Homo-Sex, Abschaf­fung des Zöli­bats, schnel­ler Sex, schnel­le Schei­dung, schnel­le Abtrei­bung, Kom­mu­ni­on für alle, Ordens­frau­en als Frei­den­ke­rin­nen ohne Ordens­tracht, die am besten ohne lan­ges Gere­de sexu­ell für Ordens­män­ner dasein soll­ten usw. usf. Kurz­um: einer, der auf Teu­fel komm raus Sex haben will, egal mit wem, egal wie, Haupt­sa­che Sex. Die übli­che kle­ri­ka­le Sex­ma­nie von pro­gres­siv aus dem Gleich­ge­wicht Gera­te­nen. Im übri­gen leug­net Fox natür­lich die Trans­sub­stan­tia­ti­on, wes­halb die Kom­mu­ni­on in etwa auch einem wöchent­li­chen Abend­essen unter Freun­den in einem lecke­ren Gour­met­tem­pel, bes­ser noch in einem schumm­rig-ver­schnupf­ten Nacht­lo­kal ent­spre­chen könn­te. Jemand, (ich geste­he: ich selbst) hat ihn in den „ehe­ma­li­gen Pater Matthew Fuck“ umbenannt.

Papst Franziskus: „Revolution“ – Benedikt XVI.: „Kreuzzug“

Rivolucion pacificaEs gibt Jour­na­li­sten, die sich – je nach Wind­rich­tung – zu Herol­den der Ortho­do­xie und zu Ver­tei­di­gern einer Tra­di­ti­on auf­schwan­gen, die es zu schüt­zen, zu ver­tei­di­gen und auf­zu­wer­ten gel­te, und die heu­te, nur weni­ge Mona­te nach dem Abgang Bene­dikts XVI., und nach­dem sie in die Vor­zim­mer von San­ta Mar­ta umge­zo­gen sind, plötz­lich alles ganz anders sehen.

Mit dem neu­en „Her­ren“ hat sich in der Kir­che plötz­lich alles „zu ändern“, nichts ist mehr zu bewah­ren, nichts vom Frü­he­ren geht mehr gut. Mehr noch, heu­te kön­nen sie kaum mehr ver­ste­hen, wie sie die Kir­che frü­her nur aus­ge­hal­ten haben und stau­nen über sich selbst. Des­halb reden sie heu­te von „Revo­lu­ti­on“, wenn sie Fran­zis­kus mei­nen und von „Kreuz­zug“, wenn sie von Bene­dikt XVI. sprechen.

Und dazu kommt die (gar nicht so) still­schwei­gen­de Abschaf­fung der Sün­de. „Revo­lu­ti­on“ und „Kir­che ver­än­dern“, das sind die Stich­wör­ter, die vom domi­nan­ten rela­ti­vi­sti­schen Zeit­geist auf ein schwach gewor­de­nes kle­ri­ka­les Den­ken über­grei­fen, so daß nun end­lich im Namen eines neu­en ein­träch­ti­gen Kon­for­mis­mus Bücher auf den Markt kom­men, die alle den­sel­ben Inhalt und den­sel­ben Titel haben: „Die Fran­zis­kus-Revo­lu­ti­on“ oder „Fran­zis­kus ver­än­dert die Kirche“.

Atheisten, Freimaurer und abgefallene Priester verkünden die Abschaffung der Sünde

Die Revolution von Papst FranziskusÜber­all kann man das­sel­be lesen: auf den Titel­sei­ten, auf den Buch­rücken, in den Unter­ti­teln, in den Vor­wor­ten und Nach­wor­ten, alle durch die Bank geschrie­ben von Athe­isten, Lai­zi­sten, füh­ren­den Frei­mau­rern und abge­fal­le­nen Prie­stern. In jedem Buch, das dem süd­ame­ri­ka­ni­schen „Revo­lu­tio­när“ gewid­met ist, der gewis­ser­ma­ßen zum „Scherz“ auf dem Stuhl Petri gelan­det sei, kann man in selbst­ge­fäl­li­gem Ton von einer Gene­ral­ab­so­lu­ti­on, einer Gene­ral­am­ne­stie, ja mehr noch, von einer Abschaf­fung der Sün­de lesen. Sün­den wer­den in nach­zu­se­hen­de „Feh­ler“ umge­deu­tet. Um sie aus­zu­lö­schen genügt ein biß­chen Sen­ti­men­ta­li­tät, ein biß­chen „Barm­her­zig­keit“; was es nicht braucht, ist Umkehr, Reue und Buße. Es gibt für die neu­en Kir­chen­deu­ter auch die nicht nach­zu­se­hen­den Feh­ler, aber die sind kei­ne Sün­de, son­der viel schlim­mer. Papst Fran­zis­kus docet.

Die beste Vari­an­te eine Sün­de los­zu­wer­den, ist die, zu sagen, daß sie gar nie exi­stiert hat. Wer Blai­se Pas­cals Brie­fe kennt, dem däm­mert, daß die Jesui­ten des 17. Jahr­hun­derts bereits sol­che Zau­ber­mo­gel­packun­gen aus­ge­tüf­telt hat­ten. Und sie­he da, 350 Jah­re spä­ter hat es ein Gegen­spie­ler Pas­cals auf den Papst­thron geschafft. Damals hat­ten sie in ihren Rei­hen kei­nen, der es mit der Rhe­to­rik Pas­cals auf­neh­men konn­te, heu­te fehlt der Kir­che ein Pas­cal, sonst wäre der Coup d’e­tat kaum gelungen.

Wer in der Kir­che der „Revo­lu­ti­on“ dar­an erin­nert, daß es vor dem kal­ten Putsch der Gene­ral­ab­so­lu­ti­on eines „barm­her­zi­gen“ Fran­zis­kus ein­mal eine Sün­de gab, ist ein Methu­sa­lem, ein Ver­tre­ter der „alten Kir­che“, ein elen­der, ewig­gest­ri­ger Klotz. Wie war das doch noch bei den Befrei­ungs­theo­lo­gen der 70er und 80er Jah­re, die mit den mar­xi­sti­schen Regi­men kol­la­bo­rier­ten, die die Chri­sten und die Kir­che ver­folg­ten? Die ver­folg­ten Chri­sten waren für sie selbst schuld an ihrer Ver­fol­gung. Und über­haupt waren sie gar kei­ne rich­ti­gen Chri­sten, son­dern „Reak­tio­nä­re“ und „Impe­ria­li­sten“. Die „wah­ren Chri­sten“ ste­hen näm­lich auf der Sei­te der Revo­lu­ti­on. Eben: die mar­xi­stisch ver­irr­ten Chri­sten stan­den auf der Sei­te der Ver­fol­ger und nicht der Ver­folg­ten der Kir­che. Man soll­te die­ses nahe, und doch schon lan­ge ver­gan­gen gefühl­te Kapi­tel der jün­ge­ren Kir­chen­ge­schich­te nicht so schnell ver­ges­sen, wenn man die Jetzt-Zeit ver­ste­hen will.

Jetzt verachten sie die Heiligen …

Papst Franziskus und die Revolution der GleichheitDie älte­sten, abge­tra­ge­nen Schu­he, die in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten bei den unzäh­li­gen pseu­do-theo­lo­gi­schen Kund­ge­bun­gen der 68er in der Kir­che getra­gen wur­den, und die nicht sel­ten pseu­do-poli­ti­sche Kund­ge­bun­gen waren, wer­den uns nun in recy­cel­ter Ver­si­on als jun­ge, fri­sche „Zeu­gen“ einer „neu­en Kir­che“ prä­sen­tiert. Die vom Geist Beweg­ten, nennt ihn Zeit­geist, Kon­zils­geist, 68er-Geist oder Geist des Fort­schritts, wie immer ihr wollt, schwen­ken plötz­lich Bil­der des neu­en Pap­stes, so wie sie zuvor die rote Fah­ne schwenk­ten oder die der Rot­grü­nen, jene mit dem Kon­ter­fei Che Gue­va­ras und nun die Regen­bo­gen­fah­ne der Homos. Fran­zis­kus händ­chen­hal­tend mit einem Don Ciot­ti und dazu das neu­lin­ke Kampf­wort „Lam­pe­du­sa“. Fran­zis­kus, der in tie­fer Ver­nei­gung die Hand des berüch­tig­ten Homo­se­xua­li­sten Don De Pao­lis küßt. Der Papst und alle, die nun in Rom als neue Emis­sä­re der „neu­en“, „mis­sio­na­ri­schen“, aber nicht zum Glau­ben bekeh­ren­den Kir­che gekrönt wer­den. Gleich­zei­tig wer­den jene ver­ächt­lich als „Pro­fis des Logos“ gefeu­ert und ent­fernt, die ein Leben lang in Demut und das meist gegen den Strom auf wirk­lich barm­her­zi­ge und mis­sio­na­ri­sche Wei­se ver­kün­de­ten und erklär­ten, was Chri­stus und das Lehr­amt ver­kün­den. Und die nicht ihre sub­jek­ti­ve, inter­es­sen­ge­lei­te­te oder über­schätz­te Mei­nung ver­brei­ten, ihr per­sön­li­ches „mei­nes Erach­tens“ und „mei­ner Mei­nung nach“, das durch den süd­ame­ri­ka­ni­schen Faux­pas zum Dog­ma erho­ben wird: „Wer bin ich, um zu urteilen?“.

Von oben wer­den die weni­gen uner­schrocke­nen Zeu­gen Chri­sti mit Ver­leum­dun­gen, Belei­di­gun­gen, Ver­ach­tung, Boy­kot­ten und Straf­maß­nah­men über­schüt­tet. Jene Zeu­gen, die in der Wüste auf dem Brei­ten- und Län­gen­grad der ver­welt­lich­ten Erde rufen. Papst Fran­zis­kus hat die Hand von Don De Pao­lis und nicht von Pater Ste­fa­no Maria Manel­li von den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta geküßt. Kein Zufall, wie ich meine.

Alle reden von Revolution, niemand von Bekehrung

Franziskus der Revolutionär von Omar FavoritiStatt auf die Glau­bens­zeu­gen zu hören, kari­kiert man die Hei­li­gen, ver­ach­tet die Kir­chen­ver­tre­ter der Ver­gan­gen­heit und ver­zerrt sie als “unbarm­her­zig“. Was bis­her nur die schräg­sten Kir­chen­kri­ti­ker, aller­dings im immer lau­te­ren Ton­fall behaup­te­ten, wird nun von Papst Fran­zis­kus selbst bestä­tigt. In einem schil­lern­den Wort­rausch mahn­te der Papst am ver­gan­ge­nen Sonn­tag die Prie­ster zur “Barm­her­zig­keit“: “Seid barm­her­zig, barm­her­zig, barm­her­zig“. Was im Umkehr­schluß nur bedeu­ten kann, daß sie es bis­her nicht waren.

Die Kir­chen­kri­ti­ker wol­len das ja schon immer gewußt haben. Wer­den sie nun in die Kir­che zurück­keh­ren? Mit­nich­ten. Sie haben ja über die Kir­che “mora­lisch“ gesiegt. Der Papst selbst hat es bestä­tigt. Eine so knie­schwa­che Kir­che, die sich ihrer Erbes schämt, braucht nie­mand, die Kir­chen­fer­nen am wenigsten.

Fran­zis­kus wird im psy­che­de­li­schen Eifer als “Neu­grün­der“ sti­li­siert, der den Laden der Kir­che auf dem Markt­platz unter “neu­er Füh­rung“ neu öff­net, so als wür­de die Kir­che ihm gehö­ren. Die Kir­che Chri­sti jeden­falls kann nicht gemeint sein, denn die kennt und dul­det weder Mit­grün­der noch Neu­grün­der, weder Mit­be­sit­zer noch Aktio­nä­re. So ist es auch kein Zufall, wenn auf dem Bücher­tisch der größ­ten (nicht-katho­li­schen) Buch­hand­lung alles von “Revo­lu­ti­on“, aber nie­mand von Bekeh­rung spricht.

Der wundersame Hofstaat von Santa Marta

Papst Franziskus: Leben und RevolutionWäh­rend die Apo­sta­ten in den Rang von Lehr­mei­stern auf­stei­gen, die modi­schen Prie­ster der Salons und der Medi­en als wah­re Mis­sio­na­re prä­sen­tiert wer­den, wäh­rend die Hei­li­gen und der Vor­gän­ger des Pap­stes miß­ach­tet, wenn nicht sogar ver­ach­tet wer­den, wäh­rend der Vati­kan zum neu­en Sitz des Ober­sten Sowjet umge­deu­tet wird, aller­dings mehr den Ein­druck eines Rum­mel­platz­ka­rus­sells noma­di­sie­ren­der Roma ver­mit­telt, wäh­rend über Laut­spre­cher Armut, Barm­her­zig­keit und Demut pro­kla­miert wer­den, wird einem bewußt, daß sich der Vati­kan, je lau­ter der Laut­spre­cher schallt, umso mehr mit hem­mungs­lo­sen Kar­rie­ri­sten, skru­pel­lo­sen Geschäf­te­ma­chern und Cha­mä­le­ons aller Art füllt, die Blitz­kar­rie­ren machen, weil sie das Glück hat­ten oder es geris­sen ein­fä­del­ten, dem neu­en Haus­herrn in San­ta Mar­ta “über den Weg zu lau­fen“. Ihnen wird mit päpst­li­chem Segen alles Man­na die­ser Welt zuteil. Es genügt, von sich sagen zu kön­nen, ein “Freund des Pap­stes“ zu sein, den eige­nen Schritt an den von Fran­zis­kus anzu­pas­sen und sich sicher­heits­hal­ber am besten ein Kreuz aus Eisen oder Holz um den Hals zu hän­gen. Dazu noch die rich­ti­gen Schu­he und der Treue­bo­nus ist per­fekt, um wie­der zu Hau­se auf einen soeben begon­ne­nen, glän­zen­den Auf­stieg ansto­ßen zu kön­nen. Und zur Ehre der neu­en Armut und Demut wird mit Cham­pa­gner, Austern und Kavi­ar und mit den Freun­den der Freun­de der Freun­de gefei­ert. Die neu­en Pau­pe­ri­sten reden in der Öffent­lich­keit noto­risch ger­ne über die neue Ein­fach­heit, doch beim Leben haben sie so ihre Schwie­rig­kei­ten damit.

Das geht soweit, daß ein Kar­di­nal, der sein gan­zes Leben Macht und Kar­rie­re leb­te, und das ewig mit dem Gesichts­aus­druck einer bösen Tan­te, einer, den kei­ne hun­dert Pfer­de aus sei­ner Posi­ti­on weg­bräch­ten, einer aus der diplo­ma­ti­schen Seil­schaft des Kar­di­nals Sod­a­no, eben die­ser Kar­di­nal Gio­van Bat­ti­sta Re, der prompt sei­nen Platz im neu­en wun­der­sa­men Hof­staat fand, wie ein neu­ge­bo­re­nes Unschulds­lämm­lein erklärt: “Der Papst ist nicht das, was wir uns vor­stel­len, einer der mit einer Mitra auf dem Kopf auf einem Thron sitzt.“ Nein, er ist etwas ganz ande­res. Was aber, das sagt uns der Kar­di­nal nicht. Wenn man Re aller­dings ein biß­chen kennt, kann man sich vor­stel­len, daß er einer ist, der – natür­lich rich­tig ver­packt – gute Geschäf­te begün­stigt. Jene von Re und von des­sen Freun­den, und der Freun­de der Freun­de usw.

Sie denken wie sie leben

Papst Franziskus:  Stunde Null für die Kirche?Die Hei­li­gen her­ab­set­zen, um sich selbst zu erhö­hen, das ist bei Apo­sta­ten gar nicht so unüb­lich. Das ist der Moment, an dem die inne­re Kor­rum­pie­rung beginnt, die eigent­lich, wie man laut­stark ver­kün­det, bekämpft wird. Das ist der Moment, wo die Kor­rup­ti­on, von der Fran­zis­kus viel und ger­ne spricht, zum System wird, wo sie nicht mehr eine “zufäll­li­ge“ Fol­ge einer sich bedin­gen­den Ket­te von Sün­den ist, son­dern ein per­ver­tier­tes Den­ken und kran­kes Han­deln. Es ist der Schnitt­punkt, ab dem man nicht mehr lebt, wie man denkt, son­dern denkt, wie man lebt, näm­lich unwür­dig, mit einem bene­bel­ten Kopf und einem kal­ku­lie­ren­den Herzen.

Aber abge­se­hen davon: Über das alles bin ich seit der Wahl Berg­o­gli­os, den ich seit Jah­ren aus der Nähe beob­ach­ten durf­te, nicht über­rascht. Mehr noch: Ich habe mir nichts ande­res erwar­tet, außer, daß es noch schlim­mer kommt.

Seit dem 13. März 2013 lebe ich in der uner­schüt­ter­li­chen Gewiß­heit, daß es am Ende uns zufal­len wird, „die Scher­ben ein­zu­sam­meln“ in der gro­ßen Hal­le eines gro­ßen Luxus­ho­tels vol­ler fet­ter, besof­fe­ner, schla­fen­der Leu­te. Und nicht weni­gen beginnt es lang­sam zu däm­mern, und im pri­va­ten Gespräch geben sie es auch zu, wenn sie auch Angst haben, es öffent­lich zu tun. Auch man­chem Kar­di­nal, der sich von einer ent­schlos­se­nen, zeit­geist­ge­tre­te­nen Grup­pe von der strah­lend aus­ge­mal­ten Vor­stel­lung ein­sei­fen ließ, dann wer­de „alles bes­ser“. Das Gere­de vom trü­ge­ri­schen „neu­en Früh­ling“ zieht immer wieder.

In Rom ist eine regel­rech­te Säu­be­rung gegen alle im Gan­ge, die sich nicht der neu­en Linie anpas­sen wol­len. Mit Anpas­sung ist dabei nicht unbe­dingt die Schei­de­li­nie zwi­schen wah­rer und fal­scher Leh­re, zwi­schen Annah­me oder Ableh­nung des Lehr­amts gemeint. Nein, damit ist die Anpas­sung an die vom libe­ra­len Medi­en­zir­kus gemein­te Linie gemeint, der Tanz um die­ses selt­sa­me, extra­va­gan­te, über­trie­be­ne Pon­ti­fi­kat als wäre es ein baby­lo­ni­scher Götze.

Die­se Mythi­sie­rung durch die Medi­en, die im Guten wie im Schlech­ten durch vie­le vati­ka­ni­schen Lob­bys bestä­tigt wird, hat emi­nent poli­ti­sche und ideo­lo­gi­sche Zie­le: Die ulti­ma­ti­ve Zivil­re­li­gi­on, die aus dem Leich­nam der “alten“, sakra­men­ta­len, apo­sto­li­schen und katho­li­schen Kir­che auf­steigt, die auf dem Haus­al­tar des wahn­wit­zi­gen und hoff­nungs­lo­sen Indi­vi­dua­lis­mus geop­fert wird, in der Gott vom Thron gestürzt und jeder sich selbst zum Rich­ter, Herrn und Mei­ster über sich selbst erhebt, stellt sowohl eine sym­bo­li­sche wie kon­kre­te Tren­nung vom Gött­li­chen dar, ein Anti-Zei­chen, das die Kir­che als Mitt­le­rin aller Gna­den ver­leug­net. Die Fol­ge ist der Weg zum Obsku­ren der Bewußt­seinst­rü­bung, dem Ver­lust des Bewußt­seins für das Böse, des Sinn­ver­lusts, bis das Dasein selbst nur mehr als Übel erscheint, dort, wo man schließ­lich schutz- und halt­los in den boden­lo­sen Brun­nen der fak­tisch athe­isti­schen Ein­sam­keit des sat­ten und gleich­gül­ti­gen Westens stürzt. Denn nur so kann die neue Uni­for­mi­tät und die libe­ra­le Agen­da tri­um­phie­ren, die den Mäch­ti­gen der Welt so am Her­zen liegt, und dem Teu­fel, ihrem “Arzt“.

Die „neue“ Kirche

Papst Franziskus: Öffnunf, Dialog, Demut. Das Pontifikat der WendeDas ist kurz­ge­faßt die “neue Kir­che“, über die plötz­lich so vie­le so frei­mü­tig plap­pern, aber noch ver­schämt um den hei­ßen Brei her­um­re­den, ohne die Din­ge beim wirk­li­chen Namen zu nen­nen. Aller­dings gibt es schon die ersten, die es wagen, auch Pur­pur­trä­ger wie Kas­per und Maradiaga.

Ja, es ist eine Revo­lu­ti­on im Gan­ge, die letz­te obsku­re Luft­ver­un­rei­ni­gung der 68er in der Kir­che, ihre tri­um­phie­ren­de Pha­se, die fast immer der letz­te Schritt vor dem Ende ist. Die End­pha­se jenes dege­ne­rier­ten “Kon­zils­gei­stes“, der nach lan­ger, irr­lich­tern­der Suche end­lich einen Papst gefun­den zu haben scheint, der ihm wirk­lich ent­spricht. Einen Papst, den man theo­lo­gisch für so wag­hal­sig hält – “weil er eigent­lich gar kei­ne Theo­lo­gie braucht“ -, der in Wirk­lich­keit aber vor allem hart­näckig vor­ur­teils­be­la­den ist, und mehr aus Unge­duld als durch eine syste­ma­ti­sche Durch­drin­gung der kon­kur­rie­ren­den Denk­sy­ste­me unse­rer Zeit, bereit ist, den “Geist“ des Kon­zils zu den extre­men Kon­se­quen­zen zu füh­ren. So hof­fen sie es zumin­dest, und so befürch­te ich es ein wenig.

Ich weiß, wie die Sache enden wird. Ich beob­ach­te und erwar­te das Ein­grei­fen der Got­tes­mut­ter. Man hört manch­mal: “Wir wer­den enden wie Argen­ti­ni­en“. Ich bin mir sicher, daß die “neue“ Kir­che und damit lei­der auch die “alte“, wie die Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires enden wer­den, wo ein Erz­bi­schof, all­er­gisch gegen den Logos und mit einer Abnei­gung gegen die Theo­lo­gie und die Lit­ur­gie, alles – wie er selbst sagt – auf die Seel­sor­ge setz­te. Als er “in eine ande­re Diö­ze­se“ wech­sel­te, und nach Rom kam, hin­ter­ließ er eine ver­wü­ste­te. Auch im pasto­ra­len Bereich.

Die „neue“ Kirche ist er: nicht Christus, sondern Franziskus

Radikaler Papst FranziskusNichts wird übrig­blei­ben als gera­de das Not­wen­dig­ste zum Über­le­ben und um nach ihm wie­der­auf­zu­bau­en, was noch auf­bau­bar ist, wenn letzt­lich, wovon ich über­zeugt bin, der Hei­li­ge Geist der Kir­che zu Hil­fe kom­men wird gegen die­se „neue“ ver­gei­stigt-spi­ri­ti­sti­sche Kir­che, die sich in schlech­te Gesell­schaft mit der Anti­kir­che begibt.

Der Hei­li­ge Geist wird zu Hil­fe kom­men gegen die­se geist­lo­se Hyper-Kle­ri­ka­li­sie­rung der gan­zen Kir­che, Frau­en und Lai­en ein­ge­schlos­sen, die sich selbst fei­ert und deren mis­sio­na­ri­sche Erschlaf­fung über Nacht plötz­lich als neu­es „mis­sio­na­ri­sches“ Ide­al prä­sen­tiert wird. Alles Din­ge, die man der „alten“ und „stol­zen“ Kir­che zum Vor­wurf mach­te, jener Kir­che, die Berg­o­glio beschul­dig­te, auf sich selbst fixiert zu sein, statt auf die ande­ren zu schau­en, nur zu sich selbst zu spre­chen, satt zur Welt.

Die „neue“ Kir­che bewun­dert sich hin­ge­gen wirk­lich voll stolz auf den Matt­schei­ben der Fern­seh­ge­rä­te und den Schau­fen­stern der Buch­hand­lun­gen und gefällt sich dar­in, im Gleich­schritt mit dem Geist der Welt zu mar­schie­ren. Der, auch das kein Zufall, nicht mehr „Viva il Papa“ ruft, son­dern „Viva Fran­ces­co“. Für die Medi­en ist Fran­zis­kus die Kir­che und nur mehr er, das ist die größ­te Revolution.

Die Kirche verändern, um nicht sich selbst ändern zu müssen

Jahr Eins der Revolution von Papst FranziskusWie erwähnt sind vie­le Leu­te im Umlauf, vie­le Bücher, vie­le Prä­la­ten, vie­le Katho­li­ken, die die Kir­che ver­än­dern möch­ten, aber nur, um nicht sich selbst ändern zu müs­sen. Alles, um nicht auf das ver­locken­den Amu­se­ment ver­zich­ten zu müs­sen, das der Teu­fel mit soviel Ver­füh­rungs­kunst anbie­tet. Um nicht die eige­ne Schwä­che, das eige­ne inne­re Elend, die eige­ne Nied­rig­keit vor Gott ein­ge­ste­hen zu müs­sen. Aus die­sem Grund wer­den die Hei­li­gen ver­ach­tet, weil sie sich dem Kampf stell­ten, Opfer brach­ten, lit­ten, ent­behr­ten, ver­folgt wur­den, vie­le schwer ver­folgt wur­den. Wenn sie ihnen in die Augen schau­en, ist es, als wür­den ihnen die Hei­li­gen unent­rinn­bar einen Spie­gel vor­hal­ten, in dem sie sich sehen, wie sie sind, mit all ihren schlech­ten Sei­ten und ihren vie­len Nich­tig­kei­ten. Ein uner­träg­li­cher Anblick, der nur drei Mög­lich­kei­ten erlaubt: Umkehr, ewi­ge Flucht oder die Zer­trüm­me­rung des Spiegels.

Und genau Letz­te­res tun die “Neu­kirch­ler“. Und so wol­len sie den gan­zen Mist, den sie unter den Tep­pich gekehrt haben, ver­schwin­den las­sen, indem sie gro­ße Wort ihres Inhalts ent­lee­ren und in magi­sche For­meln ver­wan­deln wie “Barm­her­zig­keit“, “Ver­ge­bung“ und “Zärt­lich­keit“. Doch der Mensch braucht nicht die Barm­her­zig­keit des Pap­stes, son­dern Got­tes und Gott ist ewig und immer­gleich, so auch sei­ne Gerech­tig­keit und sei­ne Barm­her­zig­keit, ganz unab­hän­gig davon, ob in Rom Fran­zis­kus sitzt oder nicht.

Wenn sie Fran­zis­kus (oder dem was sie für ihn hal­ten) in die Augen schau­en, den sie wie ein gol­de­nes Kalb hoch­he­ben und manch­mal sogar Chri­stus ent­ge­gen­set­zen, dann sehen sie sich, wie sie ger­ne gese­hen wer­den wol­len, befreit von einer “unmensch­li­chen“, “unbarm­her­zi­gen“ und “alten“ Kirche.

Das Feldlazarett: viele Ärzte und keine Medizin

Die Revolutionen von Papst FranziskusSie wol­len sich nicht von ihren Sün­den befrei­en. Sie wol­len die Sün­de “abschaf­fen“, statt sie zu bekämp­fen. Sie suchen die Frei­heit vom Makel der Sün­de, wäh­rend sie wei­ter­hin sün­di­gen wol­len. Was aber nützt das neu auf­ge­schla­ge­ne Feld­la­za­rett, in dem zwar vie­le Ärz­te her­um­lau­fen und mit hil­fe­su­chen­den Pati­en­ten Mit­leid haben, die aber kei­ne Dia­gno­sen stel­len, um den Pati­en­ten nicht zu miß­fal­len und die man­gels Dia­gno­se (Wer bin ich, um zu urtei­len?) auch kei­ne Medi­ka­men­te ver­schrei­ben, The­ra­pien emp­feh­len und Ope­ra­tio­nen verordnen?

In jedem mit­leid­vol­len Arzt steckt ein Mör­der. Die Behand­lung ist immer hart und hei­len ist immer anstren­gend, für Pati­ent und Arzt. Nie­mand hat uns aber je gesagt, daß Christ­sein ein Spa­zier­gang ist, schließ­lich ist der Stif­ter des Chri­sten­tums am Kreuz geen­det. Oder haben wir wirk­lich so wenig auf­ge­paßt beim Religionsunterricht?

Alles verändern, damit das Schlimmste bleibt

Hier spricht der PapstWäh­rend ich all die­se “katho­li­schen“ Bücher anschaue, in die Hand neh­men, die Vor­wör­ter lese, deren Haupt­dar­stel­ler Papst Fran­zis­kus ist, der “die Welt ver­än­dert“, “die Kir­che ver­än­dert“, “den Vati­kan ver­än­dert“, “das Papst­tum ver­än­dert“, “den Katho­li­zis­mus ver­än­dert“, gan­ze Län­der ver­än­dert, glaubt man zumin­dest dem neue­sten Buch des beschürz­ten Athe­isten Cor­ra­do Augi­as, wird mir klar, daß wir eine neue Pha­se erreicht haben. Die­se “kathar­ti­sche“ Ver­än­de­rung wür­de lei­se glei­tend und wie geschmiert ablau­fen, wenn es nicht die “Spiel­ver­der­ber“ gäbe, die “Tra­di­tio­na­li­sten und Reak­tio­nä­re“ die allein dadurch Wider­stand lei­sten, indem sie wei­ter­hin den­ken, sagen und tun, was Katho­li­ken schon immer dach­ten, sag­ten und taten.

Das Chri­sten­tum wäre schnell nichts ande­res mehr als eine blo­ße Zivil­ethik, in der Pro­se­ly­tis­mus eine “Dumm­heit“ ist, in der ein lob­hu­deln­der, im Wind trei­ben­der Popu­lis­mus herrscht, in der es aber “kei­ne abso­lu­te Wahr­heit gibt“, dafür aber einen erbar­mungs­lo­sen Mora­lis­mus gegen die klei­nen Fische und ihre Feh­ler, wäh­rend sich nie­mand fin­det, “um zu urtei­len“, wenn es um geschütz­te Grup­pen oder um die Mäch­ti­gen geht. Wäh­rend mir die­se Gedan­ken durch den Kopf gehen, las­se ich mei­ne Augen über die vie­len zum ver­wech­seln glei­chen und letzt­lich aus­tausch­ba­ren Bücher glei­ten, die nicht viel mehr als kle­ri­ka­li­sier­ter Müll sind, aber alle vor allem eines gemein­sam haben: ihre Abnei­gung gegen Gebo­te, Vor­schrif­ten und Hand­lungs­an­wei­sun­gen, gegen die Leh­re der Kir­che und letzt­lich gegen den per­so­na­len Gott.

Osho – Der synkretistische Baghwani für gestreßte Westler

Wie Papst Franziskus die Kirche verändertDer am besten bei Fel­tri­nel­li aus­ge­stat­te­te und gefüll­te Bereich in der Abtei­lung “Reli­gi­on“ ist der pseu­do-bud­dhi­sti­sche, pseu­do-ani­mi­sti­sche, pseu­do-bra­ma­ni­sche und pseu­do-…, in Kurz­form: der Bereich New Age. Allein zu Osho und zum The­ma “wie rich­tig leben“ als west­li­cher Weich­spül-Bud­dhist fin­den sich 30 Bücher. Beim Durch­blät­tern fällt mir auf, daß auch ihnen allen etwas gemein­sam ist: sie sind voll mit Vor­schrif­ten, Gebo­ten und Handlungsanweisungen.

Ich stim­me mit Kar­di­nal Ratz­in­ger über­ein, das es dabei um Selbst­be­frie­di­gung des “Mei­sters“ geht, aber es ist immer­hin eine arbeits­auf­wen­di­ge Selbst­be­frie­di­gung, die inve­stiert und den gan­zen Tag des Adep­ten regelt, vom Bett über das Essen, die Klei­dung, die Medi­ta­ti­on, die Erho­lung, den Schlaf, die Wahr­neh­mung der Welt samt der Auf­for­de­rung, die­ser reli­giö­sen Pra­xis zu fol­gen und das eige­ne Leben zu ändern und sich anzu­pas­sen. Das sind die am mei­sten ver­kauf­ten Bücher im reli­giö­sen Bereich. Ich sehe die Kun­den, die neben mir in die­sen Büchern blät­tern und die sie kau­fen. Die poten­ti­el­len Leser und Adep­ten sind jeg­li­chen Alters, dar­un­ter vie­le junge.

Bücherstand pseudo-katholischer Bücher: wenig Interesse

Betet für michMein Blick schwenkt zurück zum “katho­li­schen“ Bereich. Jetzt fällt mir erst auf, daß dort eigent­lich kaum Leu­te ste­hen und sich kaum jemand für die Bücher inter­es­siert, obwohl doch angeb­lich “alle“ mit Pau­ken und Trom­pe­ten auf die “Neue Kir­che“ gewar­tet haben und obwohl doch angeb­lich der “neue Geist“ so in der Luft liegt, der besagt: Jeder für sich ein Gott für alle. Im Klar­text besagt der Jubel der “neu­en katho­li­schen Wel­le“ nicht: “Hur­ra, wir wer­den wie­der alle katho­lisch“. Nein, der Jubel besagt viel ernüch­tern­der: “Schickt die Kir­che wie sie ist und wie sie war dort­hin wo der Pfef­fer wächst, und tut was ihr wollt. Die Kir­che wird schon hin­ter­her­kom­men, das sagt sogar Papst Fran­zis­kus. Und wenn sie nicht hin­ter­her­kommt, hat sie Pech gehabt.“

Die “neue Kir­che“ der Kir­chen­ver­än­de­rer, die sich nicht selbst ver­än­dern wol­len, ist für die Kir­chen­fer­nen kein Ansporn zur Rück­kehr, son­dern die Bestä­ti­gung, mit ihrer Abkehr “rich­tig“ gehan­delt zu haben. “Sogar Fran­zis­kus sagt es.“ Er redet von “Barm­her­zig­keit“ und klagt damit die Kir­che und die Prie­ster an, nicht die Sün­der. Er sagt: “Wehe die Türen der Kir­che sind für jeman­den ver­schlos­sen“. Ich ken­ne kei­ne Kir­chen­tür, die für einen Sün­der ver­schlos­sen ist. Ich ken­ne nur lee­re Kir­chen, weil alle etwas mit den “offe­nen Türen“ gründ­lich miß­ver­stan­den haben. Statt die Sün­der, die ver­lo­re­nen Scha­fe in die Kir­che zurück­zu­füh­ren, haben sie die Kir­che auf­ge­ge­ben und den Herrn dar­in allein gelas­sen. War­um beschimpft der Papst die Prie­ster, war­um die Katho­li­ken? War­um spricht Fran­zis­kus nicht von den Sün­dern, die sich selbst durch ihre Sün­de von der Kir­che aus­ge­schlos­sen haben. War­um spricht er nicht von der Anstren­gung, die ein Sün­der unter­neh­men muß? Davon, daß er jeder­zeit durch die Tür in die Kir­che zurück­keh­ren kann, weil es in der Kir­che gar kei­ne ver­schlos­se­nen Türen gibt, daß ihm den Schritt dazu durch das Sakra­ment der Tau­fe oder der Buße aber nie­mand abneh­men kann?

Suchende lernen wahre Kirche Christi nicht kennen – weil sie sich versteckt

Kirche der Barmherzigkeit. Welche Kirche war bisher?Noch­ein­mal schaue ich zum pseu­do-bud­dhi­sti­schen Bereich und sehe nicht ohne Neid, die Neo­phythen, die aus einer kan­ten­lo­sen, unge­nieß­bar weich­ge­koch­ten Kir­che geflo­hen sind, weil sie die wah­re Kir­che nie ken­nen­ge­lernt haben. Und nun sind sie begei­stert, sich zu ver­än­dern, um etwas ande­res zu wer­den, als sie sind. Ich wechs­le eini­ge Wor­te mit ihnen, suche das Gespräch. Ich sehe durch­aus Bereitschaft.

Im Hin­ter­kopf habe ich gleich­zei­tig die zahl­lo­sen Vor­wor­te und Tex­te der “katho­li­schen“ Bücher. Laut die­sen bin ich als Katho­lik so etwas wie ein “elen­der Mör­der“, ein “Kri­mi­nel­ler“, ein “Sadist“, ein “Per­vers­ling“, ein “Dun­kel­mann“, ein “Unbarm­her­zi­ger“, der Vor­wurf “lieb­los“, scheint aus der Mode gekom­men zu sein. Und war­um? Weil ich mei­ne Ver­gan­gen­heit als Ungläu­bi­ger hin­ter mir gelas­sen habe und weil ich glau­be und beken­ne und weil ich in mei­nem klei­nen Bereich dafür ein­tre­te, was Chri­stus uns durch die Katho­li­sche Kir­che lehrt. Ja, ich beken­ne mich zu die­ser angeb­lich “alten“, “ver­schlos­se­nen“, “unbarm­her­zi­gen“, von nicht ver­han­del­ba­ren Wer­ten “beses­se­nen“ Kir­che, denn die Wahr­heit ist immer jung, immer neu und immer schön, trotz aller Ver­leum­dun­gen, die sie in 2000 Jah­ren ertra­gen muß­te, denn Gott selbst ist die Wahr­heit. Ich glau­be sogar an die Unauf­lös­lich­keit der sakra­men­ta­len Ehe, die, wie ich in den fran­zis­kus­be­gei­ster­ten Büchern lese, vor einem Jahr gestor­ben sein soll.

Jetzt gibt es angeb­lich eine “Neue Kir­che“, eine tele­ge­ne Kir­che, die wie Scha­fe stinkt, weil die Hir­ten ihre Her­den nicht pfle­gen, son­dern den ihnen anver­trau­ten Scha­fen ein­re­den sol­len, daß sie, selbst wenn sie sich im Dreck gewälzt haben, nicht stin­ken, son­dern par­fü­miert “duf­ten“.

Parfümierte Schafe und: Was von Papst Franziskus bleiben wird

Papst Franziskus der große ReformerWenn ich die suchen­den Leser von Osho sehe, wird mir klar, daß die Katho­li­sche Kir­che sich nicht schul­dig gemacht hat, weil sie von ihren Gläu­bi­gen zuviel ver­langt hat, son­dern schul­dig macht, weil sie zu wenig ver­langt und selbst die­ses weni­ge, bald ver­schwin­den soll.

Inzwi­schen erreich­te mich eine Nach­richt vom “Kon­ti­nent der Hoff­nung“, wie man Latein­ame­ri­ka umbe­nannt hat. Durch die Wahl eines Latein­ame­ri­ka­ners erhoff­te man sich ja von dort einen Gegen­trend. Wenn es aber einen tat­säch­li­chen und nicht bloß vir­tu­el­len von Medi­en und Jub­lern erfun­de­nen “Fran­zis­kus-Effekt“ gibt, dann den, daß in Latein­ame­ri­ka die Zahl der Katho­li­ken gewach­sen ist, die die Kir­che ver­las­sen, um sich stren­ge­ren pro­te­stan­ti­schen oder iden­ti­tä­ren Sek­ten anzu­schlie­ßen. Für­wahr eine tol­le “Revo­lu­ti­on“! Mehr Kir­chen­aus­trit­te bräch­te jeder zustan­de, auch ohne Foto mit begei­ster­ten Schlag­zei­len auf den Titel­sei­ten der Medien.

Wir wer­den lei­der bald die umge­kehr­te Brot­ver­meh­rung erle­ben, in Austritten.
Was das Erbe von Fran­zis­kus anbe­langt, wird wenig blei­ben: alles ist flüch­tig, imma­te­ri­ell, impro­vi­sier­te Wor­te, Medi­en­kon­struk­te, ver­ba volant, und schrift­lich gibt es nicht viel von ihm. Aus­ge­nom­men der gan­ze Buch­müll in der Reli­gi­ons­ab­tei­lung der Buch­hand­lun­gen rund um den Glo­bus. Zu wenig, um von einem Petri­ni­schen Erbe spre­chen zu kön­nen, das an die Nach­fol­ger wei­ter­zu­ge­ben wäre. Sofern es sol­che noch geben soll­te, wer­den sie ledig­lich einen Mythos erben, ein Medi­en­pro­dukt, kir­chen­in­tern redu­ziert auf eine kle­ri­ka­le Ideo­lo­gie, ähn­lich wie mit dem armen Papa Gio­van­ni, die gegen die Nach­fol­ger in Stel­lung gebracht wird. Sofern sie sich nicht auch auf blo­ße Unter­hal­tung beschrän­ken sollten.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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