Jesus weint über Jerusalem. Was ist das Jerusalem von heute? – von Roberto de Mattei


Kreuzigung Jesu auf Golgota
Kreu­zi­gung Jesu auf Golgota

(Rom) Eini­ge Gedan­ken des bekann­ten Histo­ri­kers Rober­to de Mat­tei zum Kar­frei­tag. Vom Ort „Domi­nus fle­vit“ am Ölberg, von wo aus Jesus die Stadt Jeru­sa­lem sah und über sie weinte,als die­se Ihm gera­de einen tri­um­pha­len Ein­zug berei­te­te, von eben die­sem Ort aus ver­sucht Rober­to de Mat­tei am Kar­frei­tag sei­nen Blick auf die Welt und vor allem die Kir­che von heu­te zu richten.

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Ostern: Jesus weint über Jerusalem

von Rober­to de Mattei

Eigent­lich soll­te es ein Augen­blick größ­ter Freu­de sein: Jesus zieht in Jeru­sa­lem ein, emp­fan­gen vom Zuspruch und der Begei­ste­rung der Men­ge. Heu­te ist er der popu­lär­ste Mensch in Jeru­sa­lem. Doch Jesus läßt sich von den Schmei­che­lei­en nicht täu­schen. Die Welt applau­diert ihm, doch er gefällt sich nicht dar­in, er rühmt sich nicht die­ses Erfol­ges. Wäh­rend der Tri­umph­zug zum Tem­pel hin­ab­steigt, betrach­tet Jesus von der Höhe des West­hangs des Ölbergs aus die Stadt Jeru­sa­lem, wo sich die Orte sei­nes bevor­ste­hen­den Lei­dens befin­den: das schmucke Bau­werk des Tem­pels, die glit­zern­de Resi­denz des Hero­des, das nüch­ter­ne Vier­eck der Festung Anto­nia, dem Sitz der römi­schen Garnison.

Et ut appro­pin­qua­vit, videns Civitatem fle­vit super illam (Lk 19,41). Als Jesus die Stadt Jeru­sa­lem sah, wein­te er plötz­lich über sie. Wer da weint, ist nicht irgend­ein Mensch und auch nicht eine höch­ste welt­li­che Auto­ri­tät: es ist die zwei­te Per­son der Aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit, das fleisch­ge­wor­de­ne Wort, der Gott­mensch, in dem sich die gesam­te Geschich­te zusam­men­faßt. Sein Wei­nen hat eine Bedeu­tung, die die Geschich­te aller Jahr­hun­der­te betrifft. Jesus wein­te als Kind in der Krip­pe von Bet­le­hem. Betha­ni­en wur­de Zeu­ge der Trä­nen, die Er über den Tod von Laza­rus ver­goß. Die Trä­nen beglei­ten sei­ne Pas­si­on. Doch die­ses Mal han­delt es um ein ande­res Wei­nen. Er weint über die Stadt, die Er vor sich hat, die kei­ne Stadt wie die ande­ren ist: es ist Jeru­sa­lem, die Hei­li­ge Stadt des aus­er­wähl­ten Vol­kes, das geist­li­che Zen­trum der Welt. Jesus weint wegen der Stra­fe, die Jeru­sa­lem bevor­steht, aber der Haupt­grund sei­ner Trä­nen sind die Sün­den, die Belei­di­gun­gen Got­tes, die der Grund für jene Stra­fe sind.

Jesus wird verratenDer Rauch Satans ist in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen und ver­dun­kelt die Augen der Hohe­prie­ster. Unter Trä­nen und Schluch­zen sprach Jesus: „Jeru­sa­lem, Jeru­sa­lem, wenn doch auch du an die­sem Tag erkannt hät­test, was dir Frie­den bringt. Jetzt aber bliebt es vor dei­nen Augen ver­bor­gen!“ (Lk 19,42) Das ist, als wür­de man sagen: Wenn du die Din­ge wüß­test, die ich über dich weiß, dann wür­dest ohne Zwei­fel auch Du wei­nen, so wie jetzt wei­ne. Aber das alles ist dir ver­bor­gen, als Stra­fe wegen dei­ner Sün­den. Des­halb weinst du nicht, bereust du nicht und wirst auch kei­nen Nut­zen aus dei­ner Reue und dei­nem Schmerz haben. Auf die Hosi­an­na-Rufe der Men­ge ant­wor­tet Jesus mit der Pro­phe­zei­ung der unent­rinn­ba­ren Stra­fe für die untreue Stadt: „Denn es wer­den Tage über dich kom­men, da dei­ne Fein­de einen Wall um dich auf­wer­fen und dich ein­schlie­ßen und bedrän­gen wer­den von allen Sei­ten. Sie wer­den dich und dei­ne Kin­der in dir zer­schmet­tern und kein Stein wird in dir über dem ande­ren blei­ben, weil du die Zeit der Gna­de nicht erkannt hast.“ (Lk 19,43–44).

Jesus kennt die schreck­li­chen Prü­fun­gen, die ihn erwar­ten. Aber nicht des­halb weint er. Er weint nicht wegen sich selbst, wegen der Schmer­zen, die ihm bevor­ste­hen, dem Lei­den, das ihn erwar­tet, er weint über das Schick­sal der Hei­li­gen Stadt. Kann es einen grö­ße­ren Beweis für eine Lie­be für Jeru­sa­lem geben? Den­noch kann die­se gren­zen­lo­se Lie­be nicht die unend­li­che Gerech­tig­keit Got­tes abwen­den. Gott ist nicht nur unend­lich barm­her­zig, son­dern auch unend­lich gerecht, weil er unend­lich hei­lig ist. Und Jeru­sa­lem wird auf­grund sei­ner Sün­den nicht verschont.

Heu­te gibt es eine ande­re Stadt, über die zu wei­nen gilt. Es ist die Stadt, von der uns das Drit­te Geheim­nis von Fati­ma spricht. Jene „gro­ße, halb zer­stör­te Stadt“, die der Papst durch­quert, „halb zit­ternd mit wan­ken­dem Schritt, von Schmerz und Sor­ge gedrückt“, und „für die See­len der Lei­chen“ betet, „denen er auf sei­nem Weg begeg­net“. Was bedeu­tet die­se geheim­nis­vol­le Stadt, die halb in Rui­nen liegt? Bedeu­tet sie eine Stadt, eine Kul­tur oder gar die Kir­che Chri­sti? Nur die Zukunft wird das dra­ma­ti­sche Rät­sel ent­hül­len. Heu­te ist die Stun­de der Trä­nen. Die Trä­nen brin­gen den Ernst der tra­gi­schen und dra­ma­ti­schen Situa­ti­on zum Aus­druck, in der sich die Welt befindet.

Es ist nicht die Stun­de der Eupho­rie und der Illu­sio­nen, aber eben­so­we­nig des respekt­lo­sen Sar­kas­mus oder frucht­lo­ser Pole­mi­ken unter Chri­sten. Es ist der Augen­blick der Trau­er und des Wei­nens. Die Trä­nen ent­ste­hen aus dem Schmerz. Und wenn die Trä­nen ein Geschenk sind, so ist der Schmerz ein Gefühl, das genährt wer­den will, indem man die Din­ge kennt, die uns ange­hen: Ver­zich­ten wir daher nicht dar­auf, die Ver­nunft aus­zu­üben, son­dern stüt­zen wir mit der Ver­nunft unse­ren Glau­ben und erleuch­ten wir mit unse­rem Glau­ben unse­re Ver­nunft. Möge die Got­tes­mut­ter uns die­se Gna­de in der Stun­de des Lei­dens Chri­sti und der Kir­che gewähren.

Text: Cor­ri­spon­den­za Romana
Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ars Cristiana

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16 Kommentare

  1. Die geheim­nis­vol­le Stadt, die gro­sse Hure Baby­lon der gehei­men Offen­ba­rung. Die sie­ben Hügel Roms auf der die Hure sitzt, oder ist es die G7? Mit der Auf­klä­rung hat die Frei­heit von Gott begon­nen, anstatt eine Frei­heit für Gott. Der Anfang vom Ende der heu­ti­gen Kul­tur ist so gewiss wie Gott exi­stiert, oder Gott exi­stiert nicht. Die Apo­ka­lyp­se des kapi­ta­li­sti­schen Mate­ria­lis­mus, der Finz­anz­kol­laps, der Nie­der­gang der mate­ria­li­sti­schen neu­en Wis­sen­schaf­ten ist im vol­len Gan­ge. Es ist eine Gegen­ord­nung zur Ord­nung Got­tes, in die sich lei­der auch die neue Kir­che nach dem Kon­zil ein­ge­ord­net hat und vie­le See­len ins Ver­der­ben reisst. Aber die Pfor­ten der Höl­le wer­den sie nicht über­wäl­ti­gen, die wah­re Kir­che Chri­sti, die noch im Ver­bor­ge­nen ist.

    • „Rober­to de Mat­tei wagt es kaum aus­zu­spre­chen, dass es heu­te viel­leicht Rom ist, die Stadt Got­tes, und mit ihr der größ­te Teil der Kir­che, die zer­stört werden.“
      Ja so könn­te es durch­aus pas­sie­ren. Ich sehe schon den Kon­zils­geist ver­zwei­felt am Tiber ent­lang lau­fen und rufen „War­um nur, war­um kann ich nicht über das Was­ser gehen „.
      „Und so fach­simp­len Katho­li­ken seit 50 Jah­ren und der Zug rast in den Abgrund.“
      Dem ist nichts hinzuzufügen.
      Per Mari­am ad Christum.

      • Die­ser Bei­trag soll­te unter „Zeit­schnur“ lau­fen. Aber es ist nicht so wichtig.
        Dann machen wir die­ses noch dazu.
        „Es ist eine Gegen­ord­nung zur Ord­nung Got­tes, in die sich lei­der auch die neue Kir­che nach dem Kon­zil ein­ge­ord­net hat und vie­le See­len ins Ver­der­ben reisst.“
        Das unter­schrei­be ich blanko.
        Per Mari­am ad Christum.

    • Die gro­ße Hure Baby­lon dürf­te das gan­ze end­zeit­li­che anti­christ­li­che ideo­lo­gi­sche, poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che System sein und ins­be­son­de­re die EU ein­schlie­ßen, wel­che durch die römi­schen Ver­trä­ge in der Stadt der 7 Hügel gegrün­det wur­de. Die EU ist ein erneu­er­tes Römi­sches Reich auf anti­christ­li­cher Grund­la­ge. Inso­fern die römisch-katho­li­sche (Amts-)Kirche in das end­zeit­li­che anti­christ­li­che System ver­strickt ist – und das ist sie -, ist auch sie Teil der Hure Babylon.
      Jeru­sa­lem liegt nicht auf 7 Hügeln und schei­det des­halb m.E. als Kan­di­dat aus.
      Aller­dings ist auch Jeru­sa­lem ein anti­christ­li­ches Zentrum.
      Man­che Ame­ri­ka­ner, wie Wil­liam Tap­ley, iden­ti­fi­zie­ren die Hure Baby­lon direkt mit den USA. Es heißt in der Offen­ba­rung, dass sie in einer Stun­de ver­brannt wird. Tap­ley bezieht das auf einen Atom­schlag Russ­lands und Chi­nas gegen die USA.

      • Kein gerin­ge­rer als Dan­te Ali­ghie­ri hat in sei­ner Divina Com­me­dia die römisch-katho­li­sche Kir­che mit der Hure Baby­lon verglichen.
        Die Kir­che ist sowohl hei­lig, in ihrem Haupt Jesus Chri­stus, in der gan­zen Eccle­sia tri­um­phans, in der Eccle­sia poe­ni­tens et pati­ens in pur­ga­to­rio und in den gehei­lig­ten Glie­dern der Eccle­sia mili­tans, sie ist aber auch Hure in ihren toten Glie­dern auf Erden und wenn sie dem Mam­mon und bösen Mäch­ten die­ser Welt dient statt Gott.

  2. Die Hure in der Offen­ba­rung ist ein­deu­tig das dama­li­ge Jeru­sa­lem. Der gesam­te Kon­text macht dies doch ganz deutlich.

  3. Jeru­sa­lem will Frei­heit für Bar­ra­bas, für Chri­stus aber den Tod. Frei­heit für die US Non­nen, Ver­fol­gung für die Fran­zis­ka­ner der Imma­ko­la­ta. Dia­log mit den Pro­te­stan­ten, Här­te gegen­über der Pius­bru­der­schaft. Frei­heit für jeden lit­ur­gi­schen Miß­brauch, Ver­bot der alten Lit­ur­gie. Die Hohenpriester…damals und heu­te. Und trotzdem…Christus ist der Herr. Er weiß, was er tut und an sei­nem mysti­schen Leib gesche­hen läßt.

  4. Rober­to de Mat­tei wagt es kaum aus­zu­spre­chen, dass es heu­te viel­leicht Rom ist, die Stadt Got­tes, und mit ihr der größ­te Teil der Kir­che, die zer­stört werden.

    Ich den­ke an die Debat­ten der dama­li­gen Zeit. Vie­le schlaue Leu­te erei­fer­ten sich, so wie wir heu­te auch, aber eine Chan­ce auf Über­le­ben hat­ten nur die, die sich mit IHM töten lie­ßen, die die jede Illu­si­on auf „Aus­we­ge“ auf­ge­ge­ben hat­ten. Die Gefahr sol­cher Illu­sio­nen ist, dabei irgend­wan zum Judas zu werden.

    Es kann also nicht ums Über­le­ben des­sen, was man selbst für über­le­bens­not­wen­dig hält, gehen.
    Es kann nur dar­um gehen, dass man IHM, IHM und nur IHM treu bleibt. 

    Es ist bezeich­nend, dass wir gan­ze Foren fül­len mit der Fra­ge, inwie­weit wir den Papst in Fra­ge stel­len oder für häre­tisch erklä­ren dür­fen. Nicht einer fragt ein­mal danach, was unser Herr erdul­det, der das alles sieht und gesche­hen lässt. Nicht einer fragt danach, was es heißt, IHM zu treu zu bleiben.
    Wir alle fin­den es am wich­tig­sten, „der“ Kir­che und dem Papst treu zu blei­ben, gleich, ob der Papst IHN täg­lich, wöchent­lich, seit Jah­ren, seit Jahr­zehn­ten lächer­lich macht, ver­leug­net, ver­höhnt durch die Fak­ti­zi­tät sei­nes Han­delns, und mit ihm der gan­ze Kle­rus, von Aus­nah­men abge­se­hen. Wir tap­pen hin­ter­her und fach­sim­peln dar­über, dass irgend­ein ande­rer Papst das mal klä­ren muss. Und so fach­simp­len Katho­li­ken seit 50 Jah­ren und der Zug rast in den Abgrund.

    Wer will wirk­lich und aus­schließ­lich, zuerst und vor allem IHM fol­gen? Wer setzt alles dran, die Fra­ge, wie man das machen kann, ohne IHN stän­dig zu belei­di­gen, indem man SEINE Läste­rer schützt oder womög­lich in ein stra­te­gi­sches Spiel ver­wickeln will, zu lösen?

    Und da ist SIE wie­der: Maria. Sie war immer bei IHM, immer auf SEINEM Lei­dens­weg. Wer Ihrem unbe­flecke­ten Her­zen folgt und Sie um Für­spra­che in die­ser schlim­men Zeit anruft, wird nicht fehl­ge­hen. Sie ist die Über­win­de­rin aller Häre­si­en, wie es auch Pius X. 1904 in sei­ner Enzy­kli­ka zum 50. Jah­res­tag des Dog­mas von der unbe­fleck­ten Emp­fäng­nis sagte.

    Jede syste­ma­ti­sche Opti­on zugun­sten oder zuun­gun­sten der häre­ti­schen Hier­ar­chie muss unter­blei­ben. Man kann sie nur erdul­den, ohne sie fak­tisch erset­zen oder zurecht­in­ter­pre­tie­ren zu wol­len, wie es sowohl die Sedis­va­kan­ti­sten als die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius als auch vie­le Kon­ser­va­ti­ve und Neo­kon­ser­va­ti­ve tun. Jede die­ser Sei­ten ergibt sich einer Illu­si­on. Und struk­tu­rell sind vie­le Argu­men­te der Pius­leu­te, der Sedis­van­kan­ti­sten, der Neo­kon­ser­va­ti­ven eben­so wie der Pro­gres­si­sten fast iden­tisch. Nur die Rich­tung bzw. der „Ein­satz­ort“ der Waf­fe ist ein je anderer.

    Jesu Trä­nen bezie­hen sich auf eine unlös­ba­re Ver­strickung der Stadt, an der ER, der Wah­re, der Sohn Got­tes nur zugrun­de gehen konnte.

    • „Nicht einer fragt ein­mal danach, was unser Herr erduldet…Nicht einer fragt danach, was es heißt, IHM treu zu bleiben.“
      Woher wol­len Sie das wissen?
      Jetzt zu Maria. „Sie war immer bei IHM, immer auf sei­nem Leidensweg.“
      Das ist defi­ni­tiv falsch.
      Sie war – sie ist – die Mut­ter der zwei­ten gött­li­chen Per­son, die sich ernied­rig­te, ent­äu­ßer­te und Mensch gewor­den ist. Die Mut­ter Got­tes zu sein, ist ein Vor­zug, den kein Mensch sonst hat. Maria bleibt aber Mensch.
      Sie war kei­nes­wegs immer bei ihm, das Neue Testa­ment nennt eini­ge weni­ge Stel­len. Stän­dig bei Ihm waren die Apo­stel, die Jün­ger. Wie in der Anti­ke üblich, bil­de­ten sie mit ihrem Mei­ster eine Lebensgemeinschaft.
      Das Ziel der Lie­be Jesu Chri­sti war ganz ein­deu­tig: Gott, sein Vater. Er leb­te dafür, den Wil­len Sei­nes Vaters zu erfül­len, der Gott­mensch Jesus Chri­stus war ganz auf den Wil­len sei­nes Vaters bezo­gen. „Er zog sich auf einen Berg zurück um zu beten, er ganz allein.“ Immer wie­der weist uns die Hei­li­ge Schrift dar­auf hin. Und dar­aus folgt, uns Men­schen in die­se Gemein­schaft mit Gott durch Ihn, den Gott­men­schen, den ein­zi­gen Mitt­ler, hineinzunehmen.
      Damit die­se Gemein­schaft mit Sei­nem Hin­über­ge­hen zu sei­nem Vater wei­ter gehen wür­de, hat Jesus Chri­stus SEINE KIRCHE gegrün­det. In SEINER KIRCHE lebt und wirkt Jesus Chri­stus weiter.
      Er hat aus­drück­lich die Apo­stel, an ihrer Spit­ze den Petrus, zum Fun­da­ment sei­ner Kir­che bestimmt. Wir haben kein Recht, nur weil sich die Hier­ar­chie in einem schlim­men Zustand befin­det, den Wil­len Jesu Chri­sti zu übergehen.
      Wir müs­sen uns fra­gen, ob wir die­sem Papst, und sei­nen Vor­gän­gern, gehor­chen oder nicht. Nicht aus stra­te­gi­schen Grün­den. Das macht doch kein Katholik.
      Hät­te Erz­bi­schof Lefeb­v­re den Papst und die Bischö­fe nur erdul­det, hät­ten wir sehr wahr­schein­lich den über­lie­fer­ten römi­schen Ritus, die Triden­ti­ni­sche Mes­se, nicht mehr. Wir hät­ten nur die Mes­se Paul VI., die viel­leicht nicht direkt häre­tisch, aber häre­sie­be­gün­sti­gend ist. Die auf Dau­er den Glau­ben zerstört.
      Sie müs­sen nicht die­ser Mei­nung sein. Aber die­je­ni­gen, die über­zeugt sind, dass Jesus Chri­stus die­sen Kult, die­se hl. Mes­se woll­te, dass er auch das Prie­ster­tum ein­ge­setzt hat, damit das Mess­op­fer zele­briert wer­den kann bis zum Ende der Zei­ten, sind Ihm treu.
      Unser Glau­be ist nicht sub­jek­ti­vi­stisch pri­vat. Jesus Chri­stus selbst hat das Lehr­amt ein­ge­setzt. Wenn Päp­ste und Bischö­fe seit dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil die­sem Glau­ben mehr oder weni­ger untreu wer­den, dann haben wir uns an das vor­kon­zi­lia­re Lehr­amt zu hal­ten. Ich tip­pe mir die Fin­ger wund: an den Katechismus.
      Katho­li­ken haben nicht das Recht, sich ihren eige­nen Glau­ben zusam­men­zu­stel­len aus irgend­wel­chen Bruch­stücken. Der Kate­chis­mus des hl. Pius X. bleibt gültig!
      Unser per­sön­li­ches geist­li­ches Leben hat die Wahr­hei­ten des Kate­chis­mus zur Grund­la­ge, zum Fun­da­ment, aber wir blei­ben in unse­rem geist­li­chen Leben doch nicht beim Kate­chis­mus ste­hen, auch nicht bei der Fra­ge, wie häre­tisch nun Berg­o­glio ist.

  5. Fort­set­zung:
    Ich bin aber nicht bereit, hier im Inter­net mein geist­li­ches Leben aus­zu­brei­ten. Dar­über zu schwei­gen heißt nicht, dass es nicht existiert.
    Ich darf jedoch auf Hei­li­ge hin­wei­sen, beson­ders auch auf hei­li­ge Frau­en, z. B. Cate­ri­na von Sie­na. Sie hat­te eine so inni­ge Got­tes­be­zie­hung, eine so inni­ge Bezie­hung gera­de zum lei­den­den, gekreu­zig­ten Chri­stus, wie sie weni­gen Men­schen geschenkt wird. Das hat sie ange­spornt nicht nur zur täti­gen Näch­sten­lie­be, son­dern zu einer lei­den­schaft­li­chen Lie­be zur Kir­che. Sie leb­te dafür, sie hat sich ganz aus­ge­ge­ben, sie ist in jun­gen Jah­ren gestorben.
    Die Lie­be und Treue zu Jesus Chri­stus steht doch nicht im Gegen­satz zur Lie­be zur Kir­che. Wenn Berg­o­glio den Glau­ben an Jesus Chri­stus ins Tri­via­le, Vul­gä­re zieht, dann kann man sich schon fra­gen, ist er noch Papst. Und die­je­ni­gen, die dar­auf bestehen, dass die eige­ne per­sön­li­che Über­zeu­gung nicht das Lehr­amt ersetzt, beru­fen sich dabei auf Jesus Christus.
    Sie kön­nen ja ande­rer Mei­nung sein. Aber unter­stel­len Sie uns nicht unlau­te­re oder ober­fläch­li­che Moti­ve. Ich bit­te darum.

  6. Nach­trag zum ersten Kommentar:
    Der Logos, die zwei­te gött­li­che Per­son, ist wesens­gleich mit dem Vater. Von ihm aus­ge­hend, gezeugt, doch von Ewig­keit her. Anfanglos.
    Maria ist die Mut­ter des Gott­men­schen. Falls mei­ne Sät­ze oben miss­ver­ständ­lich wirken.…

    • Und doch ist Maria Got­tes­ge­bä­re­rin, da die zwei Natu­ren in der Per­son Jesu nicht nur unver­mischt, son­dern auch unge­trennt waren. Das lehrt schon das Kon­zil von Ephe­sus. Wenn Maria ihren Sohn auch nicht stän­dig leib­haf­tig beglei­tet hat, so war sie ihm als Mut­ter doch stets inner­lich auf eine sehr star­ke Wei­se ver­bun­den, eine Ver­bun­den­heit, die eine ganz ande­re Qua­li­tät hat, als die Ver­bun­den­heit der Jün­ger zu ihrem Mei­ster. Maria hat die Gna­de, die sie emp­fan­gen hat, ange­nom­men, sie hat ihr Fiat gespro­chen und durch­ge­tra­gen und ist dadurch zur neu­en Eva gewor­den. Jesus Chri­stus wur­de zum neu­en Adam, denn Sie haben recht: der Kern unse­rer Erlö­sung ist der Gehor­sam des Gott­men­schen gegen­über dem Wil­len des Vaters. Die­ser Gehor­sam gip­felt in der Annah­me des Lei­dens und des Todes am Kreuz, weil der Tod als Frucht der Sün­de Adams in die Welt kam. Die Fol­ge die­ses Gehor­sams bis zum Tod am Kreuz ist die Auf­er­ste­hung. Auch Maria hat ihr Fiat im Gehor­sam durch­ge­tra­gen und unter dem Kreuz stand­ge­hal­ten. Des­halb ist die Äuße­rung des Pap­stes, Maria habe unter dem Kreuz mit Gott gerun­gen und ihn womög­lich ange­klagt eine unge­heur­li­che After­theo­lo­gie, eine schwe­re Belei­di­gung der Got­tes­mut­ter, eine Anti-Mario­lo­gie, die der Schrift, der Leh­re der Väter und der Kir­che, letzt­lich auch Gott und sei­nem Heils­han­deln gera­de­zu ins Gesicht schlägt. Er wird dafür sei­ne Stra­fe erhal­ten, wenn er nicht bereut und widerruft!

    • Ich den­ke mal sie bei­de zeit­los und zeit­schnur sind gar nicht mal so weit auseinander!
      Es geht in der gegen­wär­ti­gen Situa­ti­on dar­um, bei Chri­stus zu blei­ben, der ja schließ­lich auch von den eige­nen Leu­ten (die Pha­ri­sä­er und der hohe Rat sind das Pro­dukt jahr­tau­sen­der­lan­ger Erzie­hung von Gott her) ans Kreuz gebracht wurde.

  7. Der Skan­dal ist – auch für den heu­ti­gen „Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen“ – das Kreuz, das Opfer, das Lei­den. Er kann weder die Lan­ze, die das Herz unse­res Herrn Jesus Chri­stus, noch das Schwert ver­ste­hen, das Mari­as See­le durch­stieß. Bei­des Zeug­nis der Hl. Schrift und doch nicht mehr akzep­ta­bel, wie es scheint.

    Was dar­an ist so skandalös?
    Es ist tat­säch­lich die Unaus­weich­lich­keit der Situa­ti­on in die­ser Welt: es gibt kei­nen Aus­weg, der unse­rem Den­ken ent­sprin­gen könnte.
    Unser Herr hat kei­ne Extra-Bru­der­schaft auf­ge­macht und mit dem San­he­drin geist­lich Schach gespielt. Er hat­te jedoch Jün­ger, Jün­ge­rin­nen und sei­ne Mutter. 

    Der Skan­dal war, dass er nicht gegen oder mit die­ser Hier­ar­chie kämpf­te, son­dern sag­te: „Mein König­tum ist nicht von die­ser Welt!“

    Er starb und die fei­gen männ­li­chen Jün­ger eben­so wie die tap­fe­ren weib­li­chen Jün­ger (aus­ge­nom­men sei­ne Mut­ter) dach­ten, dass nun alles aus sei.
    Wir Men­schen den­ken näm­lich stets, wir müss­ten das, was wir für wahr hal­ten, fest­hal­ten und dafür „alles“ tun. Wir ver­ken­nen, dass die­ses „alles“ ein mensch­li­ches „alles“ und damit in Got­tes Plä­nen „nichts“ ist. Petrus hieb dem Knecht Malch­us das Ohr ab. Jesus heil­te die­ses Ohr – er tat nur das. Ja, er wei­ger­te sich sogar, spä­ter, vor dem Hohen­prie­ster, sei­ne Leh­re noch ein­mal zu wie­der­ho­len! Dafür erhielt er vom Die­ner des Hohen­prie­sters eine Ohr­fei­ge. Malch­us, so schau­te es Anna Katha­ri­na Emme­rick, kehr­te in sei­nem Her­zen um, sobald ihm Jesus das Ohr wie­der ansetzte.
    Ja – was nützt der Kampf, wenn wir denen, die uns angrei­fen, das Ohr abhau­en und sie nichts mehr hören kön­nen? Wir fei­ern für uns schön fromm die Mes­se aller Zeiten…
    So sind wir, so bin ich, so ist der Mensch.
    Jesus hat das nicht getan. Er hat am Ölberg „Blut geschwitzt“, wie wir im Rosen­kranz immer wie­der kontemplieren.

    Alles Ding hat sei­ne Zeit. Viel­leicht auch das Blut­schwit­zen und die Ohnmacht.

    Der Skan­dal ist, dass Jesus und mit ihm sei­ne aller­se­lig­ste Mut­ter die Ohn­macht des Kreu­zes aus­hiel­ten und die Fra­ge ist, ob wir bereit sind, das auch zu tun. Die Fra­ge ist, ob wir die­ses Lei­den, die­ses ohn­mäch­ti­ge Opfer hochschätzen?
    Wer es aber hoch­schätzt, muss Maria hoch­schät­zen. Wer sie nicht hoch­schätzt, ver­steht IHN, den Sohn Got­tes nicht. Das ist das Ephesus!
    Wer SIE nicht erkennt und sich IHR unter­stellt, als Mensch unter den Men­schen, den Gott zuerst aus unse­rem Fleisch erho­ben (Magni­fi­cat) und erlöst hat, den Men­schen, der als erster Mensch ein voll­stän­di­ges „Fiat“ spre­chen durf­te aus rei­ner Gna­de, der wird nie­mals begrei­fen, wofür ER, der uns als wah­rer Gott ins Mensch­sein so sehr ent­ge­gen­ge­kom­men ist, dass wir erst durch ihn, mit ihm und in IHM zu wah­ren Men­schen wer­den kön­nen. ER, der gro­ße Gott, muss­te das Mensch­sein rekon­stru­ie­ren, indem ER das Mensch­sein mit SEINEM Gott­sein erfüll­te und versöhnte.
    Aber die­se Ver­söh­nung geschah in tief­ster Ohnmacht!
    Die „Imma­cu­la­ta“ steht für die Erlö­sungs­be­dürf­tig­keit des Men­schen. Sie ist das „Con­fi­teor“ des Men­schen vor Gott. (Joseph Schmitz)

  8. In Off. 11,8 ist ein Hin­weis gege­ben: die gro­ße Stadt ist die Anti-Kir­che, die geist­lich Sodom und Ägyp­ten ist.
    Mit der 7‑Hü­gel-Stadt muß nicht nur oder eigent­lich die Stadt Rom gemeint sein. Die Begrif­fe sind ver­schlüs­selt. Es kann sich auch um einen Hin­weis han­deln auf die Per­ver­tie­rung von Gerech­tig­keit, Wahr­heit und Lie­be sowie um die Per­ver­tie­rung von Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie (mit den natür­li­chen Wis­sen­schaf­ten) sowie des hl. Sacer­do­ti­ums (Kir­che) und des hl. Impe­ri­ums. Das alles ist ja heu­te weit­ge­hend der Fall. Die „Hand Satans“, die Gno­sis (Logen und Frei­mau­rer) haben das bewerkstelligt.
    Aber sie wer­den nicht sie­gen, die 4 apo­ka­lyp­ti­schen Rei­ter, denn der Sieg ist mit der Frau.

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