(Lahore) In der pakistanischen Provinz Punjab wurde ein siebenjähriges, christliches Mädchen von vier Moslems vergewaltigt. Die Gruppenvergewaltigung ereignete sich am vergangenen Mittwoch in Mally ki in Daska (Bezirk Sialkot). Das Mädchen namens Sara befindet sich im Krankenhaus von Sialkot. Ihr Zustand wird von den Ärzten als „sehr ernst“ bezeichnet.
Die benachrichtigte Polizei verhaftete die vier Täter nicht, sondern half dem örtlichen Moslem-Clan den Vater des vergewaltigten Mädchens zu entführen. Iqbal Masih wurde mit Gewalt verschleppt und wird seither an einem unbekannten Ort festgehalten. Damit soll die Familie des vergewaltigten Kindes gezwungen werden, keine Anzeige gegen die Täter zu erstatten.
Die christliche Gemeinschaft versucht, Hilfe und Schutz bei den staatlichen Behörden zu finden. Diese scheint aber nicht willens, dem Rechtsstaat Geltung zu verschaffen, die vier Vergewaltiger zu bestrafen und Iqbal Masih aus der Geiselhaft zu befreien. Christen sind im Gegensatz zu Moslems nur Bürger zweiter Klasse. Das Gesetz gilt in der Praxis für sie nicht. „Die Vergewaltiger haben nicht zufällig einem christlichen Mädchen Gewalt angetan. An einer Moslemin hätten sie sich nicht vergangen. Christen aber sind in ihren Augen rechtlos“, so Pater Arshad John. Er setzt sich neben seiner seelsorglichen Tätigkeit auch für die Rechte der christlichen Minderheit in Pakistan ein. Ein harter Kampf.
Er beklagt das völlige „Schweigen“ der Öffentlichkeit. Die moslemische Gesellschaft, 96 Prozent der Pakistani sind Moslems, scheint von den Verbrechen an Christen keine Notiz zu nehmen. Empörung im persönlichen Gespräch habe kein öffentliches Engagement zur Folge, so Pater Arshad. Er mobilisiert den Einsatz von Menschenrechtsorganisationen mit einem Teilerfolg. Die Staatsanwaltschaft stellte einen Haftbefehl gegen zwei der vier Moslems aus. Verhaftet wurde noch niemand.
In Pakistan leben mehr als drei Millionen Christen. Etwa 77 Prozent der Bevölkerung sind Sunniten. Sie geben den Ton an. 19 Prozent sind Schiiten, 1,9 Prozent Hindus, 1,7 Prozent Christen, 0,04 Prozent Sikhs. Der Anteil der Christen sei „zu wenig, um sich in einem rauen Klima Gehör zu verschaffen“, so der katholische Priester. In den vergangenen Jahren sei die Gewalt gegen Christen und andere ethnische und religiöse Minderheiten dramatisch eskaliert.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews