Die Heiligkeit der Liturgie und die Bestimmungen von Papst Sixtus I.


Die heilige Liturgie und Papst Sixtus I., Stadtpatron von Alatri bei Rom(Rom) Am 3. April gedenkt die Katho­li­sche Kir­che des hei­li­gen Pap­stes Six­tus I., der nur knapp ein hal­bes Jahr­hun­dert nach des­sen Mar­ty­ri­um dem Apo­stel Petrus auf den Bischofs­stuhl von Rom folg­te. Auf Six­tus I. wer­den wich­ti­ge lit­ur­gi­sche Bestim­mun­gen zurück­ge­führt. Dar­über berich­tet die Histo­ri­ke­rin Cri­sti­na Sic­car­di in ihrem jüng­sten Beitrag.

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Die liturgischen Regeln des heiligen Papstes Sixtus I.

von Cri­sti­na Siccardi

Das schon immer gül­ti­ge Ver­bot für Lai­en, den hei­li­gen Din­gen zu nahe zu kom­men und den Kelch und die hei­li­gen Gefä­ße zu berüh­ren, wur­de vom hei­li­gen Papst Six­tus I. (um 115–125) bereits in älte­ster früh­christ­li­cher Zeit offi­zi­ell fest­ge­schrie­ben. Der Gedenk­tag die­ses Kir­chen­ober­haup­tes wird von der Kir­che im alten wie im neu­en lit­ur­gi­schen Kalen­der am 3. April began­gen. Sein latei­ni­scher Vor­na­me spielt auf die Zahl Sechs an. Six­tus war der sech­ste Nach­fol­ger des Apo­stels Petrus und der sieb­te Stell­ver­tre­ter Chri­sti auf Erden. Der Sohn römi­scher Hir­ten wur­de Prie­ster und 115 vom Kle­rus von Rom zum Bischof gewählt.

Die Not­wen­dig­keit, das Ver­bot aus­drück­lich fest­zu­schrei­ben, ergab sich aus dem Ver­such Unwür­di­ger, sich den hei­li­gen Din­gen zu nähern, die aus­schließ­lich den Prie­stern Got­tes vor­be­hal­ten sind. Die Sakra­li­tät des Hei­li­gen Meß­op­fers führ­te in der latei­ni­schen Kir­che wie in den apo­sto­li­schen Ost­kir­chen dazu, die hei­li­ge Hand­lung vor dem Anblick der Außen­ste­hen­den, aber auch der Gläu­bi­gen weit­ge­hend zu ver­hül­len. Nicht Getauf­te durf­ten die Got­tes­häu­ser wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se nicht betre­ten. Das Meß­op­fer voll­zog sich im Westen hin­ter einem Vor­hang und voll­zieht sich im Osten noch heu­te hin­ter der Iko­no­sta­se zum Schutz des Heiligen.

Eindringen der Laien in das Presbyterium

Erst die Revo­lu­ti­on der Eife­rer der Lit­ur­gie­re­form, die nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil kam und der dar­auf fol­gen­de lit­ur­gi­sche Miß­brauch führ­ten dazu, daß die Lai­en in den wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se abge­sperr­ten Bereich des Pres­by­te­ri­ums mit dem Sanc­tum Sanc­torum ein­dran­gen, der – wie der Name Pres­by­ter = Prie­ster – zum Aus­druck bringt, dem Zele­bran­ten und den Altar­die­nern vor­be­hal­ten ist. Vie­ler­orts sind Lai­en damit beauf­tragt, die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on aus­zu­tei­len, so daß sie nicht nur die Hei­li­gen Gefä­ße, son­dern auch die kon­se­krier­ten Hosti­en in die Hand nehmen.

Zur Zeit von Papst Six­tus I. regier­te Kai­ser Hadri­an (117–138), ein ori­gi­nel­ler Phi­lo­soph auf dem Kai­ser­thron, ein Lieb­ha­ber der grie­chi­schen Kul­tur und Kunst. Obwohl Hei­de, lehn­te er eine Ver­fol­gung der Chri­sten ab. Einem sei­ner Pro­kon­suln in Afri­ka schrieb er: „Wenn jemand Ankla­ge erhebt und bewei­sen kann, daß die Chri­sten sich Straf­ta­ten gegen die Geset­ze zuschul­de kom­men haben las­sen, dann bestra­fe sie nach ihren Delik­ten. Bei Her­ku­les aber, wenn jemand nur einen blo­ßen Vor­wand sucht, um sie zu bestra­fen, dann mußt Du je nach Schwe­re ent­schei­den und die­sen strafen.“

Siegel der christlichen liturgischen Tradition

Papst Six­tus war beson­ders um die treue Bewah­rung und Ent­fal­tung des Kul­tes bemüht. Er faß­te die gel­ten­de Pra­xis in Bestim­mun­gen zusam­men, die zu einem Sie­gel für die christ­li­che lit­ur­gi­sche Tra­di­ti­on wur­den. Zudem war es ihm ein gro­ßes Anlie­gen, daß alle christ­li­chen Gemein­schaf­ten unter­ein­an­der in Kon­takt blie­ben, denn, wie es scheint, kam es bereits wäh­rend sei­nes Pon­ti­fi­kats wegen des genau­en Datum der Oster­fei­er­lich­kei­ten zu ersten Unstim­mig­kei­ten zwi­schen Ost und West.

Auf Six­tus I. führt die christ­li­che Über­lie­fe­rung auch den Hym­nus des Trisha­gi­on zurück, das der gött­li­chen Drei­ei­nig­keit gewid­me­te drei­fa­che Sanc­tus. Der Aus­druck Trisha­gi­on von grie­chisch hagios (hei­lig) und treis (drei) meint den drei­mal hei­li­gen Gott. Bereits im Alten Testa­ment fin­det sich die­se Defi­ni­ti­on der hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit. Das drei­mal Hei­lig des Pro­phe­ten Jesa­ja im Alten Testa­ment ent­spricht der Nen­nung der drei gött­li­chen Per­so­nen im Neu­en Bund als wür­de man sagen: Hei­lig ist Gott Vater, hei­lig ist Gott Sohn, hei­lig ist Gott Hei­li­ger Geist. Um die­se Kennt­nis­se eigen­stän­dig erwer­ben zu kön­nen, muß­te man lesen kön­nen, die Hei­li­ge Schrift gut ken­nen und damit zum Kreis der Gebil­de­ten gehö­ren. Um die­ses Lob der Drei­fal­tig­keit allen Gläu­bi­gen zugäng­lich zu machen, führ­te Papst Six­tus den drei­fa­chen Lob­preis in die Hei­li­ge Mes­se ein gleich vor der Kon­se­kra­ti­on und der Transsubstantiation.

Trishagion, das dreimal Heilig des Alten und Neuen Testaments

Alle apo­sto­li­schen Kir­chen unab­hän­gig vom Ritus ken­nen die­ses Trisha­gi­on, den Engels­ge­sang, den Jesa­ja hör­te, als er sei­ne Him­mels­vi­si­on hat­te. Den eben­so nach ihm der hei­li­ge Johan­nes, der Apo­stel und Evan­ge­list in der Offen­ba­rung schil­det (4,8).

Dom Pro­sper Gué­ran­ger (1805–1875), der berühm­te Bene­dik­ti­ner­abt von Soles­mes sag­te: „Was sin­gen also die Engel? Sanc­tus, Sanc­tus, Sanc­tus, Domi­nus Deus Sabaoth. Sie fei­ern die Hei­lig­keit Got­tes. Aber wie fei­ern sie sie? Auf per­fek­te Wei­se: sie gebrau­chen den Super­la­tiv, in dem sie drei­mal hin­ter­ein­an­der rufen, daß Gott wirk­lich hei­lig ist. (…) War­um aber wen­den sie auf Gott die drei­fa­che Fest­stel­lung der Hei­lig­keit an? Weil die Hei­lig­keit die Wich­tig­ste der gött­li­chen Voll­kom­men­heit ist: Gott ist in sei­nem Wesen heilig“.

„Gott ist ebenso stark wie heilig und ebenso heilig wie stark“

Das Trisha­gi­on fin­den wir auch im Te Deum: „Tibi Che­ru­bim et Sera­phim incessa­bi­li voce pro­cla­mant: Sanc­tus, Sanc­tus, Sanc­tus Domi­nus Deus Sabaoth“ (Hei­lig, hei­lig, hei­lig Herr Gott der Heer­scha­ren). Die Heer­scha­ren im Dienst des All­mäch­ti­gen haben nichts zu befürch­ten, da alle Krie­ge, Prü­fun­gen und Hür­den durch ihren Gott im Tri­umph enden. Dom Gué­ran­ger schrieb dazu: „Gott ist hei­lig und stark, eben­so stark wie hei­lig und eben­so hei­lig wie stark.“

Die­ser römi­sche Papst, der die katho­li­sche Chri­sten­heit bis zum heu­ti­gen Tag die Hei­lig­keit Got­tes besin­gen läßt, starb nicht als Mär­ty­rer, obwohl es dies gele­gent­lich heißt. Sein Grab in Erwar­tung der Auf­er­ste­hung des Flei­sches, befin­det sich nicht beim Grab des Hei­li­gen Petrus im Vati­kan, son­dern in der Kathe­dra­le des Hei­li­gen Pau­lus in Ala­tri bei Rom, wo er als Stadt­pa­tron ver­ehrt wird.

Text: Cri­sti­na Siccardi/​Corrispondenza Romana
Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Alatri/​Lazio

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