Die Atheistin, die die Kirche zwang, ein Wunder anzuerkennen – „Inzwischen habe ich 1.400 Wunder untersucht“


Jacalyn Duffin, die Atheistin, die die Wunder des Vatikans untersucht und für echt befindet(Toronto/​Rom) Die Unter­su­chun­gen der Häma­to­lo­gin Jaca­lyn Duf­fin waren aus­schlag­ge­bend für die Hei­lig­spre­chung der ersten Kana­die­rin. „Nicht die Kir­che ent­fernt sich von der Wis­sen­schaft. Es sind die Wis­sen­schaft­ler, die eine künst­li­che Mau­er zwi­schen sich und der Kir­che errich­tet haben, weil sie Igno­ran­ten sind“, so kom­men­tiert Duf­fin den „ewi­gen“ Streit über das Ver­hält­nis zwi­schen Kir­che und Wissenschaft.

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Als man die athe­isti­sche Wis­sen­schaft­le­rin auf­for­der­te, Unter­su­chun­gen durch­zu­füh­ren, ließ man sie über den Hin­ter­grund im Dun­keln. Als sie ihre Ergeb­nis­se vor­leg­te, frag­te sie: „Jetzt, wo ich mei­ne Arbeit been­det habe, könnt ihr es mir ja sagen: Geht es um einen Justiz­fall oder um ein Wun­der?“ Sie hät­te aller­dings nie ernst­haft gedacht, daß man ihr zur Ant­wort gibt „ein Wunder“.

Sie, die athe­isti­sche Wis­sen­schaft­le­rin hat­te immer an eine „Wahr­heit der Geschich­te und eine Ord­nung der Natur“ geglaubt. Die Kir­che hielt sie, wenn nicht für wis­sen­schafts­feind­lich, so zumin­dest für wis­sen­schafts­fern. Letzt­lich teil­te sie unter­schwel­lig die Mei­nung ande­rer Kol­le­gen: „Die Reli­gi­on ist nur eine Ein­bil­dung. Die Medi­zin hin­ge­gen ist wahr.“ Es soll­te aber gera­de die Wis­sen­schaft sein, die Duf­fin dazu brach­te, einen Stand­punkt zu ver­tre­ten, der „mei­ne Kol­le­gen ver­rückt macht: Ich, die athe­isti­sche Wis­sen­schaft­le­rin glau­be an Wunder“.

Die Kana­die­rin Jaca­lyn Duf­fin ist 63 Jah­re alt, die Häma­to­lo­gin und Medi­zin­hi­sto­ri­ke­rin lehrt an der Queen’s Uni­ver­si­ty und ist Autorin meh­re­rer Bücher. Zwei ihrer Bücher sind der „Unter­su­chung von mehr als 1.400 in den Vati­kan­ar­chi­ven doku­men­tier­ten Wun­dern“ gewid­met. Die unge­wöhn­li­che Posi­ti­on der Kana­die­rin erklärt sich, wenn man um ihre ent­schei­den­de Rol­le bei der Hei­lig­spre­chung von Marie-Mar­gue­ri­te d’Youville, die 1990 als erste Kana­die­rin zu den Altä­ren erho­ben wur­de, weiß. Eine Erfah­rung, „die mein Leben ver­än­dert hat“, so Duf­fin heu­te. Tem­pi führ­te ein Inter­view mit der Häma­to­lo­gin und Historikerin.

Hei­li­ge und Wun­der schei­nen nicht Sache von Wis­sen­schaft­lern zu sein. Was hat Sie bewegt, sich den­noch damit zu befassen?

Mei­ne Lie­be zur Wis­sen­schaft, auch wenn mein Zugang wahr­schein­lich ziem­lich unge­wöhn­lich ist.

Sind Sie Ärz­tin oder Historikerin?

Ich habe Medi­zin stu­diert und mich auf Blut­erkran­kun­gen spe­zia­li­siert. Nach dem Tod mei­nes ersten Man­nes habe ich einen Diplo­ma­ten gehei­ra­tet und die­sen nach Paris beglei­tet. Dort habe ich mich schreck­lich gelang­weilt, da ich mei­nen Beruf nicht aus­üben konn­te. So habe ich an der Sor­bon­ne in Geschich­te pro­mo­viert, kon­kret um in mei­nem Bereich zu blei­ben, in Geschich­te der Medi­zin. Als ich nach Kana­da zurück­kehr­te, woll­te ich wie­der als Ärz­tin arbei­ten. In den Kran­ken­häu­sern sag­te man mir jedoch: „Du hast Geschich­te stu­diert, Du könn­test ja jeman­den umbringen“.

Damit war Ihre Arzt­kar­rie­re beendet?

Kei­nes­wegs. Wann immer eine Tagung war, ging ich ins Kran­ken­haus und mel­de­te mich zu Wort. Ich woll­te ihnen zei­gen, daß ich intel­li­gent bin, daß ich mei­ne Arbeit ver­stand und ihnen das auch bewei­sen woll­te, auch wenn mir die Uni­ver­si­tät von Otta­wa unter­des­sen eine For­schungs­stel­le ange­bo­ten hatte.

Wann kam dann die gro­ße Gelegenheit?

Eines Tages frag­te mich ein Kol­le­ge der Häma­to­lo­gie, Kno­chen­mark­pro­ben anzu­schau­en. „Ich kann Dir über den Fall nur sagen, daß es ein zwei­tes Gut­ach­ten von einem blin­den Zeu­gen braucht“. Gemeint war die unbe­ein­fluß­te Ana­ly­se ohne nähe­re Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen. Ich habe akzep­tiert. Nicht weil ich der­glei­chen nicht schon gemacht hät­te, son­dern weil ich ihnen mei­ne Fähig­kei­ten bewei­sen woll­te. Ich hat­te kei­ne Ahnung, wor­auf ich mich da einließ.

War­um?

Ich dach­te, die eine oder ande­re Pro­be zu ana­ly­sie­ren. In Wirk­lich­keit han­del­te es sich um mehr als 300 Kno­chen­mark­pro­ben. Die Blut­pro­ben gar nicht gerech­net. Ich stürz­te mich in die Arbeit und stell­te fest, daß der Pati­ent aku­te mye­loi­sche Leuk­ämie (AML) hat­te und damit die schlimm­ste Form der Leuk­ämie, die durch­schnitt­lich inner­halb von 18 Mona­ten tötet. Bereits ab der ersten Pro­be dach­te ich, daß der Pati­ent wahr­schein­lich längst tot war. Es war das Jahr 1986, die Pro­ben stamm­ten aber aus dem Jahr 1978. Das von mir ana­ly­sier­te Kno­chen­mark sag­te aber etwas ganz anderes.

Eine Pro­be nach der ande­ren ergab, daß die Leuk­ämie behan­delt wur­de und zurück­ging. Das allein war schon unglaub­lich, aber immer­hin nicht unmög­lich. Nach vier Mona­ten kehr­te die Leuk­ämie zurück und zwar so aggres­siv wie zuvor. Die Bibel der Häma­to­lo­gen sagt dazu, daß ein Pati­ent, des­sen Leuk­ämie zurück­geht, aber dann wie­der­kehrt, garan­tiert ver­lo­ren ist. Das sagt die Wis­sen­schaft. Die Pro­ben sag­ten mir aber, daß die Leuk­ämie ein zwei­tes Mal zurück­ging. Das wider­sprach dem gesam­ten wis­sen­schaft­li­chen Wis­sen. Das war wirk­lich unglaub­lich, weil unmög­lich. Die letz­te Pro­be zeig­te schließ­lich ein per­fek­tes, gesun­des Kno­chen­mark. Ich such­te noch immer nach einer „nor­ma­len“ Erklä­rung. Ich ver­such­te mir die Hin­ter­grund­ge­schich­te aus­zu­ma­len. Der Pati­ent wird wohl wäh­rend sei­ner Erho­lung gestor­ben sein. Bei der Behand­lung von Leuk­ämie kön­nen Infek­tio­nen ent­ste­hen. Ich stell­te mir vor, daß die Fami­lie des ver­stor­be­nen Pati­en­ten, die die Krank­heit für über­wun­den glaub­te, dem Arzt die Schuld am Tod des Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen gab. Des­halb wird man von mir eine unpar­tei­ische Unter­su­chung gewollt haben, um zu bele­gen, daß der Arzt sei­ne Arbeit kor­rekt gemacht hat­te. So dach­te ich mir das.

Wann haben Sie erfah­ren, daß es sich um etwas ganz ande­res handelte?

Als ich mei­ne Unter­su­chun­gen abge­schlos­sen hat­te und die Ergeb­nis­se ablie­fer­te, sag­te ich zu mei­nem Kol­le­gen: „Nun kannst Du es mir ja sagen: Han­delt es sich um einen Justiz­fall oder um ein Wun­der?“ Als er mir sag­te, daß es sich um ein Wun­der han­del­te und die Pati­en­tin acht Jah­re spä­ter noch immer am Leben war, glaub­te ich mei­ne Ohren nicht trau­en zu können.

Der Vati­kan bat Sie dann um Ihre Bera­tung beim Heiligsprechungsverfahren?

Kei­nes­wegs. Die Exper­ten des Vati­kans hat­ten den Fall bereits abge­lehnt. Für sie konn­te man nicht von einem Wun­der spre­chen. Sie hat­ten in den Pro­ben zwar den ersten Rück­gang der Krank­heit erkannt, nicht aber die zwei­te. Da laut Wis­sen­schaft ein Rück­gang mög­lich ist, war für sie die Sache wis­sen­schaft­lich erklär­bar, also kein Wun­der. Die Wis­sen­schaft kennt aber kei­nen zwei­ten Rück­gang. Das aber war eine Belei­di­gung: Ich bin Wis­sen­schaft­le­rin, nie­mand kann mich für dumm verkaufen.

Was geschah dann?

Den Postu­la­tor in Kana­da mach­te die Ableh­nung durch den Vati­kan zor­nig. Er ging in die Beru­fung und erreich­te eben jenen Kom­pro­miß: Die Pro­ben soll­ten noch ein­mal von einem „blin­den“ Wis­sen­schaft­ler unter­sucht wer­den. Als ich mei­ne Unter­su­chun­gen ablie­fer­te, wur­den sie doku­men­tiert und mit kla­rer Beweis­füh­rung an den Vati­kan wei­ter­ge­reicht. Das war für mich eine Grund­satz­fra­ge der Wissenschaftlichkeit.

Für Sie als athe­isti­sche Wis­sen­schaft­le­rin war es ein Wun­der, für den Vati­kan keines?

Wie ein Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren sei­ne Regeln hat, so hat sie auch die Medi­zin. Es gibt kla­re Kri­te­ri­en, um das Zurück­ge­hen einer Krank­heit und einen Rück­fall zu erken­nen. Der Vati­kan hat­te sich ein­fach geirrt.

Wer wur­de durch das Wun­der geheilt?

Eine Kana­die­rin, die nach dem ersten Rück­gang der Leuk­ämie und nach dem Rück­fall Marie-Mar­gue­ri­te d’Youville um Für­spra­che anrief. Marie-Mar­gue­ri­te rief sie an, weil eine Tan­te der Erkrank­ten in den von ihr gegrün­de­ten Orden der Schwe­stern der Lie­be von Mont­re­al, die soge­nann­ten Grau­en Schwe­stern ein­ge­tre­ten war. Das Schö­ne dar­an ist, daß die Pati­en­tin gar nicht son­der­lich reli­gi­ös oder prak­ti­zie­rend war. Aber mit ihr bete­te die Fami­lie und sogar alle Pfar­rei­en der Stadt. Es ist unglaub­lich, wie vie­le Gebe­te es für ein Wun­der braucht.

Am Ende konn­ten Sie sich auch gegen­über dem Vati­kan durchsetzen?

Natür­lich. Sie woll­ten die Wis­sen­schaft und ich habe sie ihnen gege­ben. Am 9. Dezem­ber 1990 ent­schied Johan­nes Paul II. die Hei­lig­spre­chung von Marie-Mar­gue­ri­te d’Youville und lud mich dazu ein.

Eine Athe­istin, die an einer Hei­lig­spre­chung teilnimmt?

Johannes Paul II. mit Jacalyn Duffin 1990Und mit einem nicht prak­ti­zie­ren­den Juden als Ehe­mann noch als Drauf­ga­be. Des­halb habe ich abge­lehnt, weil das nicht mein Feld ist. Aber die Schwe­stern und die Ärz­te, die die Pati­en­tin behan­delt hat­ten, die übri­gens noch heu­te lebt, haben dar­auf bestan­den und so dach­te ich mir: „Es ist die erste Hei­li­ge mei­ner Hei­mat, ich wäre doch dumm, nicht hin­zu­ge­hen.“ So bin ich nach Rom gereist und es war groß­ar­tig. Ich habe den Papst getrof­fen und war völ­lig erstaunt, wie offen alle waren. Alles an die­ser Geschich­te hat mich erstaunt.

Was im besonderen?

Ich wuß­te nichts über ein Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren. Mei­ne Mut­ter war Angli­ka­ne­rin, wes­halb ich einen reli­giö­sen kul­tu­rel­len Hin­ter­grund besit­ze. Aber dann wur­de ich Athe­istin und dach­te, daß sich die katho­li­sche Kir­che mit etwas begnügt von der Art: „Mir ging es schlecht, ich habe gebe­tet und jetzt bin ich geheilt. Also ist es ein Wun­der.“ Doch nichts der­glei­chen. Das Ver­fah­ren ist ein rich­ti­ger Pro­zeß und durch und durch tech­nisch: Der Vati­kan will nicht sub­jek­ti­ve Mei­nun­gen, son­dern objek­ti­ve Fak­ten. Und zur Über­prü­fung der Fak­ten auf ihre Stich­hal­tig­keit ver­langt er die neue­sten und besten vor­han­de­nen wis­sen­schaft­li­chen Kennt­nis­se. Als man mir am Ende die Pro­zeß­ak­ten, die Posi­tio super mira­cu­lo schenk­te und mir sag­te, daß alles genau erfaßt und in den vati­ka­ni­schen Archi­ven auf­be­wahrt wird, kam mir ein ganz neu­er Gedan­ken: Wer weiß, wie vie­le Wun­der dort doku­men­tiert sind und ob die auch alle wis­sen­schaft­lich so genau belegt sind, wie das, mit dem ich zu tun hat­te? Das hat mein Leben noch ein­mal grund­le­gend verändert.

Wie das?

Vor allem bot man mir auf­grund mei­ner Unter­su­chung im Kano­ni­sie­rungs­ver­fah­ren in Kana­da eine Arbeit als Häma­to­lo­gin an. Es ist wirk­lich para­dox, daß ich dank der Kir­che wie­der als Ärz­tin arbei­ten konn­te. Nach mei­ner ersten Rei­se nach Rom folg­ten mehr als 20 wei­te­re Rei­sen, die mich ins Vati­kan­ar­chiv führ­ten. Dort ana­ly­sier­te ich mehr als 1.400 Wun­der, die in den ver­gan­ge­nen 400 Jah­ren für Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren aner­kannt wor­den waren. Es han­delt sich aus­nahms­los um wis­sen­schaft­lich nicht erklär­ba­re Hei­lun­gen phy­si­scher Krank­hei­ten. Da erkann­te ich, daß Kir­che und Wis­sen­schaft eine lan­ge gemein­sa­me Tra­di­ti­on haben.

Sie als Athe­istin glau­ben, daß die­se mehr als 1.400 Wun­der gesche­hen sind?

Mir scheint, vie­le mei­ner Kol­le­gen zu hören, die ange­wi­dert sagen: „Ah, dann glaubst Du an Wun­der?“ Ich will etwas klar­stel­len: Es gesche­hen Din­ge, die die Wis­sen­schaft nicht erklä­ren kann. Men­schen, die einen Glau­ben haben und an Gott glau­ben, ver­tre­ten den Stand­punkt, daß sie durch Gebet erbit­tet wer­den kön­nen. Ich habe in die­sen Jah­ren mei­ner Arbeit in den Vati­kan­ar­chi­ven Demut gelernt. Wenn ich bestimm­te Din­ge nicht mit der Wis­sen­schaft erklä­ren kann, wer bin ich dann, um sagen zu, daß es nicht das Gebet war? Wir in der Medi­zin sind ziem­lich arro­gant und erlau­ben uns, die­se Din­ge ein­fach zu igno­rie­ren. Die medi­zi­ni­sche Wis­sen­schaft soll­te den Wun­dern aber mehr Auf­merk­sam­keit schen­ken, die näm­lich ziem­lich häu­fig geschehen.

Glau­ben Sie, daß Gott die Wun­der wirkt?

Ich kann nicht erklä­ren, wie sie gesche­hen und glau­be nicht an Gott. Ich bin aber offen für die Mög­lich­keit, daß Er der Grund ist. Wenn ich Vor­trä­ge hal­te, auch vor katho­li­schen Ärz­ten, dann gibt es immer jeman­den, der mich fragt: „Aber wenn das so ist, dann müs­sen Sie an Gott glau­ben und sich zum katho­li­schen Kir­che bekeh­ren.“ Aber dem ist nicht so. Ich bin Atheistin.

Haben Sie nie gedacht, zu konvertieren?

Ja, schon, aber dann habe ich mir gesagt: Der Glau­be an Gott ist selbst schon ein Wun­der. Ein Wun­der, das an mir noch nicht gesche­hen ist. Das ist die ein­zi­ge Ant­wort, die ich zu geben weiß oder zumin­dest die ein­zi­ge, die die Ver­leum­der, die sich über mich ärgern, dazu bringt, von mir abzu­las­sen. Ich bin ein spi­ri­tu­el­ler Mensch, ich habe eine bestimm­te Erzie­hung genos­sen, aber nie das Bedürf­nis gespürt, zur Mes­se zu gehen oder zu beich­ten. Eine mei­ner Freun­din­nen ist zur Kir­che zurück­ge­kehrt und hat nun für ihr Leben Sinn und Bedeu­tung gefun­den. Ich kann sie ver­ste­hen, aber für mich gilt das nicht.

Ist Ihnen bewußt, daß es heu­te gera­de­zu als Häre­sie gilt, zu behaup­ten, daß Glau­ben und Ver­nunft, Kir­che und Wis­sen­schaft nicht Gegen­sät­ze sind?

Ja, und die Schuld an die­ser Feind­se­lig­keit liegt mei­nes Erach­tens bei den Wis­sen­schaft­lern, die Igno­ran­ten sind. Sie sagen: „Wun­der kann es nicht geben, des­halb gesche­hen auch kei­ne“. Eine sol­che Leug­nung der Fak­ten ist trau­rig und kon­tra­pro­duk­tiv, denn die Kno­chen­mark­pro­ben der Leuk­ämie, die ich für mei­ne Unter­su­chung gese­hen habe, wären eine unglaub­li­che Res­sour­ce, die zu stu­die­ren wäre. Doch nie­mand ach­tet dar­auf. Die Medi­zin macht sich schul­dig, die Kir­che zu igno­rie­ren und eine künst­li­che Mau­er errich­tet zu haben, um sich von der Kir­che abzuschotten.

Und die Kir­che hat kei­ne Schuld daran?

Na ja, die gan­ze Sache mit Gali­leo war nicht beson­ders hilf­reich. Aber dann hat sie sich dafür ent­schul­digt, wofür es sich zu ent­schul­di­gen galt. Reli­giö­se Men­schen sehen kei­nen Wider­spruch, daß der Vati­kan die inter­na­tio­nal besten Wis­sen­schaft­ler her­an­zieht, um zu ver­ste­hen, ob ein Wun­der auch wirk­lich eines ist. Für sie ist auch die Fähig­keit Wis­sen­schaft zu betrei­ben, eine Gabe Got­tes. Und wenn der betref­fen­de Wis­sen­schaft­ler Athe­ist ist, ist es in sol­chen Ver­fah­ren noch bes­ser. Nie­mand kann dann behaup­ten, sie sei­en in ihrem Urteil nicht unabhängig.

Wie hat sich Ihr Leben nach die­ser Erfah­rung verändert?

Nichts von allem, was dann gesche­hen ist, hat­te ich geplant. Erstaun­li­cher­wei­se bin ich drauf und dran eine Kir­chen­hi­sto­ri­ke­rin zu wer­den, was ich mir nie und nim­mer jemals vor­stel­len hät­te kön­nen. Mei­ne Iden­ti­tät hat sich ver­än­dert. Ich bin demü­ti­ger gewor­den und auch in mei­ner Arbeit bes­ser gewor­den. Ich habe gelernt, mei­nen Pati­en­ten mehr zuzu­hö­ren. Es gibt Din­ge, die sie mir sagen, die ich frü­her über­hört habe, weil ich nur auf die Krank­heit kon­zen­triert war und auf nichts ande­res, was einen Pati­en­ten betraf. Heu­te schaue ich mehr auf die Per­son und das hat mei­ne Iden­ti­tät als Ärz­tin ver­än­dert. Und vor allem ist auch mei­ne Hal­tung gegen­über der Kir­che ein ande­re geworden.

Sie spie­len Orgel? Eine ver­däch­ti­ge Tätigkeit.

Mei­ne Mut­ter lei­te­te den Kir­chen­chor. Sie lieb­te die Musik. Auch mein Groß­va­ter sang im Chor und spiel­te Orgel. Auch ich lie­be die Musik der Kir­che, beschrän­ke mich aber dar­auf. Des­halb kann ich wohl auch nicht gut spielen.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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7 Kommentare

  1. Na, bei die­sem State­ment ist es nicht unwahr­schein­lich, dass die­se inter­es­san­te Dame in den näch­sten Jah­ren doch noch katho­lisch wird.

    • Davon bin ich über­zeugt – wie wun­der­bar wirkt doch Gott: Was mich beson­ders freut ist der demü­ti­ge Weg, der Mut zur Wahr­heit und der sanf­te Weg, den Gott sei­ne Men­schen zu gehen weist.Welch ekla­tan­ter Unter­schied zu gewis­sen ver­stock­ten, in ihrer eige­nen tota­li­tä­ren Uber­heb­lich­keit befan­gen Pro­fes­so­ren der hl. Theologie,welche die Prie­ster­an­wär­ter vergiften.Doch das …

      • sor­ry mei­ne Tasta­tur-ich woll­te nur noch sagen wie kost­bar, wie gross das Geschenk des Glau­bens doch ist.adauge nobis fidem! meh­re in uns den wah­ren Glauben.

  2. Für was hat sich die Kir­che im Fall Gali­leo denn entschuldigt?

    Die­se Pseu­do-Ent­schul­di­gun­gen für die „Öffent­lich­keit“ der V2-Päp­ste ver­schlei­ern nur für alle Suchen­den die Tat­sa­che, daß mit Gali­leo nicht mehr als (kirchen)rechtens und damit auch abso­lut näch­sten­lie­bend ver­fah­ren wurde. 

    Hei­li­ger Robert Bell­ar­min bit­te für uns!

  3. Es darf hier erlaubt sein etwas zu sagen, was vor allem drau­ssen, in der frei­en Welt, gar nicht ger­ne gehört wird.

    Athe­is­mus ist (!) eine Reli­gi­on. Warum?
    Es erfüllt alle Kri­te­ri­en einer Religion.

    Auch die Athe­isten haben ein Glaubensbekenntnis.
    Ein kur­zes, aber sehr törich­tes, wenn eine Bewer­tung gestat­tet ist.

    Und ein jeder Athe­ist, der auf­rich­tig ist, immer (!) die glei­chen (!) Metho­den und Maß­stä­be anwen­dend, wird immer (!) zum LEBENDIGEN G–T im Namen von JESUS CHRISTUS fin­den müssen (!).

    Das ist ja das Schöne.

    Es gilt für alle Menschen.

    Ein wich­ti­ges Gebot lau­tet ja: Du sollst icht lügen.

    Die Athe­isten sind (!) nicht (!) die objek­ti­ven Men­schen, schlecht­hin, und sie besit­zen auch kei­ne über­le­ge­ne Eigenschaft.

    Das Fun­da­ment des Athe­is­mus beruht eben auf Lügen.

    Man könn­te dies noch wei­ter aus­füh­ren. Wenn man wollte.

    Egal wel­chen Weg der Mensch auch einschlägt.

    Wie sag­te mal ein berühm­ter Arbei­ter, sinn­ge­mäß? Ein Schluck aus dem Becher der Natur­wis­sen­schaft macht athe­istisch, aber auf dem Boden des Bechers war­tet JESUS CHRISTUS.

    Ein wah­rer Christ ist (!) nicht (!) reli­gi­ös. Unser Ver­trau­en und Glau­be ruht auf einem Fel­sen, der Wahrheit.

    Die WAHRHEIT wur­de uns vom LEBENDIGEN G–T im Namen von JESUS CHRISTUS geof­fen­bart. Es ist G–T selbst, DER uns entgegenkam.

    Reli­gio­nen sind fal­sche Ant­wor­ten auf vom Men­schen gestell­te Fragen.

    Kein Wesen ver­mag sich eine sol­che Geschich­te aus­zu­den­ken, wie sie in DER BIBEL beschrie­ben ist. Das ist schier unmög­lich. Abso­lut unmög­lich und undenkbar. 

    Nur G–T ver­mag solches.

    Und das Wun­der­vol­le ist, DIE BIBEL ent­hält nicht einen ein­zi­gen Feh­ler. Nicht einen einzigen.

    Alles ist wahr in DER BIBEL.

    Und dies ärgert auch die bru­ta­len und bösen Atheisten.

  4. „Ich kann nicht erklä­ren, wie sie gesche­hen und glau­be nicht an Gott. Ich bin aber offen für die Mög­lich­keit, daß Er der Grund ist.“

    Ich fin­de das immer sehr wit­zig, wenn, wie im eng­li­schen Sprach­raum üblich, auch von Athe­isten die Pro­no­mi­na für Gott (Er, Sein u. dgl.) groß geschrie­ben werden.
    Gott kommt doch immer wie­der durch.

    Dar­um ist übri­gens auch das Ansel­mia­ni­sche Argu­ment unwiderlegbar.

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