Suspendierung eines Vatikanisten gibt Aufschluß über ein Klima


Benedikt XVI(Rom) Der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti, der pro­gres­si­ven Krei­sen zwei­fels­oh­ne näher­steht als tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen , ver­faß­te einen Kom­men­tar, zu dem die Sus­pen­die­rung des Vati­kan-Kor­re­spon­den­ten des bri­ti­schen The Tablet Anlaß bot. The Tablet ist eine der bekann­te­sten katho­li­schen Publi­ka­tio­nen Groß­bri­tan­ni­ens. Die seit 1840 erschei­nen­de Wochen­zei­tung hat eine pro­gres­si­ve Aus­rich­tung. Tosat­ti kommt in sei­nem Kom­men­tar zum Schluß, daß die­ses an sich auf den ersten Blick nicht so bedeu­tungs­vol­le Ereig­nis, doch Auf­schluß über ent­schei­den­de Hin­ter­grün­de des aktu­el­len und des ver­gan­ge­nen Pon­ti­fi­kats bie­ten. Der sus­pen­dier­te Vati­ka­nist Robert Mickens sei nur ein Bei­spiel für eine ver­brei­te­te Hal­tung unter jenen, die über das vori­ge Pon­ti­fi­kat infor­miert, aber viel­leicht mehr des­in­for­miert haben. Eine ein­sei­ti­ge Ver­zer­rung des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. bei gleich­zei­tig über­schweng­li­chem Lob für Franziskus.

Der Haß gegen Benedikt XVI.

Anzei­ge

Eigent­lich han­delt es sich nur um einen klei­nen Vor­fall und den­noch ist er aus­sa­ge­kräf­tig für das Kli­ma, in dem ein muti­ger, auf­rich­ti­ger und dem Evan­ge­li­um treu­er Papst wie Bene­dikt XVI. sei­nen Auf­trag und sei­ne Mis­si­on erfül­len mußte.

Die bekann­te bri­ti­sche Tages­zei­tung The Tablet hat ihren Vati­kan-Kor­re­spon­den­ten, Robert Mickens, sus­pen­diert. War­um? Wegen eines Kom­men­tars auf Face­book, in dem er über die Kar­di­nals­wür­de berich­te­te, die Loris Capo­vil­la, dem umtrie­bi­gen Sekre­tär von Johan­nes XXIII. gewährt wur­de. Robert Mickens schrieb im Inter­net einem Freund:

„Es hät­te eigent­lich schon viel frü­her pas­sie­ren sol­len. Den­ken Sie, daß er es schafft bis zur Beer­di­gung der Rat­te?“ Mickens schrieb wört­lich: „the Rat’s fun­e­ral“. Mit der „Rat­te“ war Bene­dikt XVI. gemeint. Eine bös­wil­li­ge Anspie­lung auf den Namen von Joseph Ratzinger.

Kardinalserhebung Capovillas und die Beerdigung einer „Ratte“

Der Freund von Mickens ant­wor­te­te: „Ich hof­fe, daß es ihm [Kar­di­nal Capo­vil­la] aus­rei­chend gut geht, daß er bei der Hei­lig­spre­chung von Johan­nes XXIII. und von einem ande­ren am 27. April kon­ze­le­brie­ren kann. Die Beer­di­gung der Rat­te wäre ein Zugabe“.

Am Mitt­woch nach­mit­tag gab The Tablet über Twit­ter bekannt, daß ihr Rom-Kor­re­spon­dent vom Dienst sus­pen­diert wur­de und eine Unter­su­chung ein­ge­lei­tet wurde.

Auf die Sum­me der vie­len Medi­en und ihrer Vati­kan-Kor­re­spon­den­ten gese­hen, scheint der Vor­fall neben­säch­lich und den­noch erhellt er eini­ges und bie­tet Anlaß zu eini­gen Gedanken.

Desinformation „katholischer“ Vatikanisten

Erstens: Wel­che Art von Infor­ma­ti­on über die Katho­li­sche Kir­che und über das Pon­ti­fi­kat von Bene­dikt XVI. wird ein sol­cher Kor­re­spon­den­ten aus Rom nach Groß­bri­tan­ni­en berich­tet haben und damit die Mei­nung der bri­ti­schen Katho­li­ken in die­sen Jah­ren beein­flußt haben? Und wenn das die „Freun­de“ sind, wer braucht dann noch Feinde?

Heiligsprechung Johannes XXIII. und „von einem anderen“

Zwei­tens: Der Freund von Mickens spricht von der Hei­lig­spre­chung von Johan­nes XXIII. und „von einem ande­ren“. Die­ser „ande­re“ ist kein Gerin­ge­rer als Johan­nes Paul II. Und auch die­se Bemer­kung hat ihre Bedeu­tung. Sowohl Papst Bene­dikt XVI. als auch sein Vor­gän­ger Johan­nes Paul II. schei­nen in bestimm­ten Krei­sen in einem Atem­zug und nicht posi­tiv gese­hen zu werden.

Wei­ter stellt sich die Fra­ge, wie weit die­se Hal­tung ver­brei­tet ist auch unter jenen, die beruf­lich die Ange­le­gen­hei­ten der Kir­che beob­ach­ten und dar­über berich­ten und die viel­leicht nicht so leicht­fer­tig wie Robert Mickens sind, ihr Den­ken auf Face­book offenzulegen.

Schmeicheleien für Papst Franziskus

Ein Indi­ka­tor, die die­se Hal­tung anzeigt – jen­seits aller kirch­li­chen Schmei­che­lei­en, die ande­ren Schmei­che­lei um nichts nach­steht – ist viel­leicht das über­schweng­li­che Lob für Papst Franziskus.

Im Leit­ar­ti­kel einer Son­der­aus­ga­be einer gro­ßen katho­li­schen Ver­lags­grup­pe zum ersten Jah­res­tag der Wahl von Papst Berg­o­glio heißt es: „Seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus am 13. März 2013 ist nur ein Jahr ver­gan­gen, doch man hat den Ein­druck, als sei­en in der Kir­che enor­me Schrit­te vor­wärts gemacht wor­den, indem der Rück­stand von 200 Jah­ren ver­kürzt wur­de, von denen Kar­di­nal Mar­ti­ni sprach. Aus Anlaß die­ses Jah­res­ta­ges müs­se man „über die Zukunft der Kir­che nach­den­ken, über die Per­spek­ti­ven, die sich durch den Rück­tritt von Bene­dikt XVI. auf­ge­tan haben, einem pro­phe­ti­schen Schritt, der die Gestalt des Pap­stes ent­sa­kra­li­siert hat, und durch die Wahl von Berg­o­glio, der das Evan­ge­li­um wie­der in den Mit­tel­punkt gestellt hat.“

„Armer Benedikt! Armer Karol!“

Wer die­se Zei­len schreibt, beob­ach­tet beruf­lich seit 1982 die Ange­le­gen­hei­ten der Kir­che, oft mit einer kri­ti­schen Hal­tung und immer distan­ziert, so wie es für jene sein soll, die infor­mie­ren. Und ich hät­te in all den Jah­ren nicht gemerkt, daß Johan­nes Paul II. oder Bene­dikt XVI. den Koran oder den Tal­mud oder die Bag­ha­vad Gita in den Mit­tel­punkt ihres Wir­kens und ihrer Hin­ga­be für die Kir­che gestellt hät­ten, die hin­ge­gen von eini­gen katho­li­schen Publi­ka­tio­nen, die auf Öku­me­ne spe­zia­li­siert sind, so sehr geschätzt wer­den. Armer Bene­dikt! Armer Karol!

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Blog Papa Ratzinger

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!