(Oslo) Papst Franziskus befindet sich unter den Nominierten für den Friedensnobelpreis 2014. Dies gab Geir Sundestadt, der Direktor des norwegischen Nobel-Instituts und Sekretär des Friedensnobel-Komitees in Oslo bekannt. Insgesamt wurden 278 Personen, Organisationen und Institutionen als Kandidaten für den Friedensnobelpreis nominiert. Darunter befinden sich auch der russische Staatspräsident Wladimir Putin oder Edward Snowden, der Aufdecker der systematischen Ausspionierung der US-Bürger, aber auch der Europäer durch die NSA. 47 Kandidaturen betreffen nicht Personen, sondern internationale Organisationen.
Wladimir Putin wurde von einem russischen Proponentenkomitee für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wegen seines Einsatzes zur Verhinderung einer westlichen Militärintervention in Syrien und seines Drucks auf Staatspräsident Assad, die Chemiewaffen unter internationale Aufsicht zu stellen.
Akzentuiert linksliberaler Kurs des Preiskomitees
Trotz ihres Einsatzes für den Frieden wurden Päpste als katholische Kirchenoberhäupter bisher bei der Preisvergabe ignoriert. Die demonstrative Nicht-Beachtung der Katholischen Kirche wird halblaut mit der skeptisch-rationalistischen Überzeugung des freimaurerischen Stifters des Nobel-Preises, des schwedischen Industriellen Alfred Nobel (1833–1896) begründet. Das Friedensnobelpreiskomitee verfolgt mit der Preisverleihung in der Regel einen akzentuiert linksliberalen Kurs. So fallen die häufigen Auszeichnungen für internationale Institutionen und Organisationen auf, die eine internationalistische Weltordnung vertreten.
Der 1901 erstmals vergebene Friedensnobelpreis kennt als Träger zahlreiche Freimaurer oder Frauen, die mit der Freimaurerei verbunden waren. Einzige explizit katholische Preisträger sind Mutter Teresa von Kalkutta (1979), die Gründerin der Missionarinnen der Nächstenliebe und der allerdings kaum bekannte Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo (1996) von Dili in Osttimor. Zu nennen wäre noch der ehemalige Solidarność-Führer und spätere polnische Staatspräsident Lech Walesa (1983). Mutter Teresa, ausgezeichnet für ihren Einsatz gegen Armut und Hunger, erlangte durch die Preisverleihung internationale Bekanntheit, die sie dafür nützte, ihre Stimme gegen die Abtreibung zu erheben. Unter diesem Gesichtspunkt wurde sie als „Betriebsunfall“ des Preiskomitees gehandelt. Eine Aberkennung des Friedensnobelpreises ist jedoch nicht möglich, daher gibt es auch keine Einspruchmöglichkeit gegen eine Entscheidung des sechsköpfigen Preiskomitees. Vorsitzender ist derzeit der ehemalige sozialdemokratische Ministerpräsident Norwegens Thorbjörn Jagland.
Zu den umstrittensten Verleihungen gehörte 2009 jene an Barack Obama, die gewissermaßen Vorschußlorbeeren für den soeben ins Amt gewählten US-Präsidenten waren. Sie konnten nur als Auszeichnung für dessen ideologische Überzeugungen gewertet werden und dafür, daß es ihm gelungen war, die Republikaner aus dem Weißen Haus zu verdrängen.
2012 wurde die Europäische Union (EU) als Teil der Friedensordnung ausgezeichnet, 2013 die erst 1997 gegründete Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Sie ist keine UN-Agentur, aber nach derem Vorbild aufgebaut. Mehr als 50 Prozent der Finanzierung tragen die USA, Japan und Deutschland.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: OPCW Logo