Kardinal Müller über Kardinal Kasper: „Kann nur für sich persönlich sprechen“


Kardinalserhebung von Gerhard Ludwig Müller 2014(Rom) Die deut­sche Redak­ti­on von Radio Vati­kan strahl­te am Mon­tag ein Inter­view mit Kar­di­nal Ger­hard Lud­wig Mül­ler, Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on aus. Im Zusam­men­hang mit der von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per beim Kon­si­sto­ri­um los­ge­tre­te­nen Dis­kus­si­on zu den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen sag­te Kar­di­nal Mül­ler, daß er als Prä­fekt des Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Anteil am Lehr­amt des Pap­stes habe, „wäh­rend ande­re, die sich hier mel­den, auch wenn sie im Kar­di­nals­rang sind, ein­fach nur für sich sel­ber per­sön­lich spre­chen und nicht eine offi­zi­el­le Aus­sa­ge tref­fen können“.

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Radio Vati­kan: Herr Kar­di­nal, der Papst will eine Debat­te. Er will sie in zwei Syn­oden hin­ein­füh­ren zu Ehe und Fami­lie. Wie sehen Sie die Rol­le der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in die­ser anste­hen­den Debatte?

Kar­di­nal Mül­ler: Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ver­tritt in die­sem Punkt, aber natür­lich in allen Fra­gen der katho­li­schen Leh­re eben die Glau­bens­wahr­heit. Es ist glau­be ich wich­tig für die öffent­li­che Wahr­neh­mung, die Eng­füh­rung zu über­win­den jetzt nur auf ein The­ma, als ob das jetzt die Lösung von Allem wäre. Es geht wesent­lich dar­um, die kirch­li­che Leh­re von ehe und Fami­lie wie­der ganz zen­tral ins katho­li­sche Glau­bens­be­wußt­sein hin­ein­zu­füh­ren, denn nur wenn wir vom Gelin­gen der Ehe und Fami­lie spre­chen und uns dafür auch ein­setz­ten, kön­nen wir etwas Posi­ti­ves bewirken.

Radio Vati­kan: In der öffent­li­chen Mei­nung wer­den sie ja häu­fig wahr­ge­nom­men oder dar­ge­stellt als der Brem­ser oder der Nein­sa­ger wenn es um die Initia­ti­ves des Pap­stes geht. Trifft Sie das persönlich?

Kar­di­nal Mül­ler: Natür­lich ist das jetzt eine Pro­pa­gan­da, die ganz gezielt gemacht wird mir einen Gegen­satz zu kon­stru­ie­ren, was der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on oder der Kon­gre­ga­ti­on ins­ge­samt, er ist nur der Pri­mus inter pares, zu tun hat. Das ist ganz klar eben auch durch die Sta­tu­ten fest­ge­legt. Aller­dings gehört auch dazu, dass wir dafür Sor­ge tra­gen, dass der Papst nicht ver­ein­nahmt wird für bestimm­te Zie­le. Es ist ja gera­de inter­es­sant, dass jetzt zur Zeit sich so vie­le Grup­pie­run­gen auf den Papst beru­fen, die ja vor­her das Papst­tum ja fast abge­lehnt haben. Inso­fern geht es dar­um bei uns jeden­falls, dass wir dem Papst und der Kir­che die­nen und uns nicht des Pap­stes bedienen.

Radio Vati­kan: Die von mir eben ange­spro­che­ne Debat­te, die der Papst ja ange­sto­ßen hat, dar­an betei­li­gen Sie sich ja auch. Es gibt Krei­se vor allem in ita­lie­ni­schen Medi­en, „Il Foglio“, eine Zei­tung fährt ja gera­de­zu sagen wir es ein­mal, eine Kam­pa­gne gegen Kar­di­nal Kas­per so seit eini­gen Tagen. Was ist ihre Betei­li­gung an der Debat­te? Was for­dern Sie in der anste­hen­den Debat­te, die ja weit über die Kon­gre­ga­tio­nen im Vati­kan hinausgeht?

Kar­di­nal Mül­ler: Ich bin dar­an nicht betei­ligt als Pri­vat­theo­lo­ge, son­dern eben in die­ser Funk­ti­on, die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ist ja die ein­zi­ge der römi­schen Kon­gre­ga­tio­nen, die eben am Lehr­amt des Pap­stes unmit­tel­bar Anteil hat, wäh­rend ande­re, die sich hier mel­den, auch wenn sie im Kar­di­nals­rang sind, ein­fach nur für sich sel­ber per­sön­lich spre­chen und nicht eine offi­zi­el­le Aus­sa­ge tref­fen können.

Radio Vati­kan: Gehen wir noch ein­mal Schritt wei­ter. Es sind ja nicht nur Kar­di­nä­le, die sich betei­li­gen son­dern es gibt ja noch einen Fra­ge­bo­gen, der hat ja sehr vie­le Erwar­tun­gen­shal­tung gene­riert. Jetzt ein­mal posi­tiv gefragt: Was kann das denn in der inter­na­tio­na­len Ein­bin­dung und Anre­gun­gen der Debat­te, was kann das denn Posi­ti­ves beitragen?

Kar­di­nal Mül­ler: Ja posi­tiv kann das, glau­be ich, sehr viel bei­tra­gen, dass die Katho­li­ken sich wie­der mit dem eige­nen Glau­ben beschäf­ti­gen und nicht ein­fach punk­tu­ell die­ses oder ande­re aus­neh­men aus der Lit­ur­gie, aus der Leh­re der Kir­che. Wir müs­sen den Zusam­men­hang sehen von Ver­kün­di­gung und Seel­sor­ge der Leh­re der Kir­che aber auch Dia­ko­nia. Kann ich mich aus­wäh­len, bin ich sehr sozi­al enga­giert oder mache ich bei der Kir­che bei den kari­ta­ti­ven Wer­ken mit, aber die Anbe­tung Got­tes oder die Fei­er der Sakra­men­te, das inter­es­siert mich nicht so per­sön­lich. Aber der Fra­ge­bo­gen als sol­cher ist ja kein Dog­ma, der ist eben so viel wert und bedeu­tet so viel, wie eben auch die Qua­li­tät der Fra­gen und die Zusam­men­hän­ge gege­ben ist oder auch nicht geben ist.

Radio Vati­kan: Sie sind ein Mann der kla­ren Wor­te, das haben wir eben gehört. Ich den­ke das geht auch in ihrer Geschich­te weit zurück. Ist das jetzt auch die Rol­le der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on so zu spre­chen oder das eher Ger­hard Lud­wig Mül­ler der spricht?

Kar­di­nal Mül­ler: Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on hat einen kla­ren Auf­trag den katho­li­schen Glau­ben zu för­dern, aber auch zu schüt­zen. Aber das ist kein ande­rer Auf­trag, als der Papst selbst emp­fan­gen hat von Jesus Chri­stus und hier dür­fen wir glau­be ich nicht schwei­gen uns in der Bequem­lich­keit zurück­leh­nen und ein­fach mit der öffent­li­chen Mei­nung zu koket­tie­ren. Das ist ja schö­ne, wenn man den Wind dann im Rücken hat und dann viel­leicht groß auf­ge­bla­sen wird. Aber ich glau­be die­ser Ver­su­chung muss jeder Bischof und jeder Prie­ster wider­ste­hen, ob man sie hören will oder nicht.

Text: Radio Vatikan
Bild: Il Foglio

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