Beförderte und Nicht-Beförderte in Rom – Papst Franziskus bindet Kardinal Marx


Der neue starke Marx(Rom) Die Ent­schei­dun­gen trifft Papst Fran­zis­kus allein. So erfuhr Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin erst wie alle ande­ren aus den Medi­en, daß der Papst ein neu­es Super-Mini­ste­ri­um für alle wirt­schaft­li­chen, finan­zi­el­len und admi­ni­stra­ti­ven Ange­le­gen­hei­ten errich­tet hat­te. Und vor allem, daß dem Staats­se­kre­ta­ri­at damit die Zustän­dig­kei­ten für die­se Berei­che ent­zo­gen wur­den. Der Papst bestä­tig­te eini­ge Kar­di­nä­le, wäh­rend ande­re pro­mi­nen­te Pur­pur­trä­ger unbe­rück­sich­tigt blie­ben. Dar­un­ter auch sein Gegen­spie­ler im Kon­kla­ve, Ange­lo Kar­di­nal Sco­la, der Erz­bi­schof von Mailand.

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Mit der Errich­tung eines neu­en Dik­aste­ri­ums für wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­heit, Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­at genannt, und eines neu­en Kon­troll­organs für alle wirt­schaft­li­chen und admi­ni­stra­ti­ven Akti­vi­tä­ten des Vati­kans, Wirt­schafts­rat genannt, hat Papst Fran­zis­kus den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Kar­di­nal Geor­ge Pell aus Austra­li­en nach Rom beför­dert und Kar­di­nal Rein­hard Marx von Mün­chen, den ein­fluß­reich­sten euro­päi­schen Kir­chen­ver­tre­ter, ganz nahe an sich gebun­den. Ande­re Kar­di­nä­le kamen weni­ger glimpf­lich davon.

Wirtschaftsbereich dem Staatssekretariat entzogen

Mit der Neu­or­ga­ni­sa­ti­on wur­den die Kar­di­nä­le Ange­lo Sco­la (Mai­land), Odi­lo Sche­rer (Sao Pau­lo) und Anto­nio Maria Rou­co Vare­la (Madrid) aus ihren bis­he­ri­gen Posi­tio­nen im Bereich wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten Roms ent­fernt. Unter den sie­ben Lai­en des neu­en Wirt­schafts­rats befin­det sich kei­ne Frau. Die umtrie­bi­ge Fran­ce­s­ca Chaou­qui wur­de nicht übernommen.

Kar­di­nals­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin war über die Errich­tung eines neu­en Wirt­schafts­dik­aste­ri­ums nicht unter­rich­tet wor­den. Papst Fran­zis­kus trifft sei­ne Ent­schei­dun­gen wei­ter­hin alleine.

Am 8. März, kurz vor der Abfahrt zu den Exer­zi­ti­en für die Römi­sche Kurie, ernann­te Papst Fran­zis­kus die acht Kar­di­nä­le und sie­ben Lai­en für den neu­en Wirt­schafts­rat. Die Ernen­nung erfolg­te ad quin­qu­en­ni­um. Grund­la­ge der Ernen­nun­gen bil­det das Motu pro­prio Fide­lis dis­pen­sa­tor vom 24. Febru­ar 2014.

Kardinalstaatssekretär Parolin erfuhr aus Medien von neuem Dikasterium

Obwohl im Motu pro­prio aus­drück­lich ver­an­kert wur­de, daß auch Bischö­fe dem neu­en Gre­mi­um ange­hö­ren kön­nen, ernann­te Papst Fran­zis­kus nur Kar­di­nä­le. An ihrer Spit­ze steht der deut­sche Rein­hard Kar­di­nal Marx, Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing. Ihm wur­de das Amt des „Korr­di­na­tors“, also Vor­sit­zen­den über­tra­gen. Weni­ge Tage nach die­ser römi­schen Beför­de­rung, wur­de Kar­di­nal Marx in Mün­ster auch zum neu­en Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz gewählt.

Die Beförderten

Die wei­te­ren Kar­di­nä­le sind:

  • der Perua­ner Juan Luis Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne, Erz­bi­schof von Lima und frü­he­rer Gegen­spie­ler Berg­o­gli­os unter den latein­ame­ri­ka­ni­schen Kardinälen;
  • der US-Ame­ri­ka­ner Dani­el Kar­di­nal DiNar­do, Erz­bi­schof von Galveston-Houston;
  • der Süd­afri­ka­ner Wil­fried Kar­di­nal Fox Napier, Erz­bi­schof von Durban;
  • der Fran­zo­se Jean-Pierre Ricard, Erz­bi­schof von Bordeaux;
  • der Mexi­ka­ner Nor­ber­to Kar­di­nal Rive­ra-Car­rera, Erz­bi­schof von Mexiko;
  • der Chi­ne­se John Kar­di­nal Tong Hon, Bischof von Hong Kong;
  • der Ita­lie­ner Ago­sti­no Kar­di­nal Val­li­ni, Kar­di­nal­vi­kar von Rom.

Die sie­ben Lai­en sind:

  • der Mal­te­ser Joseph F.X. Zahra, als Vize-Koordinator;
  • der Fran­zo­se Jean-Bap­ti­ste de Franssu;
  • der Kana­di­er John Kyle;
  • der Spa­ni­er Enri­que Llano Cueto;
  • der Deut­sche Jochen Messemer;
  • der Ita­lie­ner Fran­ces­co Vermiglio;
  • der Sin­ga­pu­rer Geor­ge Yeo, ehe­ma­li­ger Außen­mi­ni­ster sei­nes Landes.

In einer Note von Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di hieß es dazu, daß die Kar­di­nä­le Cipria­ni-Thor­ne, Napier, Ricard, Rive­ra, Tong Hon und Val­li­ni sowie Kar­di­nal Pell der neue Prä­fekt des Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­ats bereits zuvor einer Stu­di­en­grup­pe zum The­men­be­reich ange­hör­ten. Die Kar­di­nä­le Pell (neu­er Prä­fekt) und Marx (neu­er Koor­di­na­tor) gehö­ren bei­de dem C8-Kar­di­nals­rat an, der mit der Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­ti­on Pastor bonus insti­tu­tio­na­li­siert wurde.

Die Nicht-Beförderten: Kardinal Scola, der Gegenspieler im Konklave

Pater Lom­bar­di erwähn­te nicht, daß ande­re Kar­di­nä­le, die eben­falls bis­her der Stu­di­en­grup­pe ange­hör­ten, nicht in das neue Gre­mi­um über­nom­men wur­den. Immer­hin Kar­di­nä­le, die bis­her Gewicht hat­ten wie der deut­sche Kar­di­nal Joa­chim Meis­ner (eme­ri­tier­ter Erz­bi­schof von Köln), Kar­di­nal Rou­co Vare­la (Madrid) und der US-Ame­ri­ka­ner Fran­cis Geor­ge. Erst vor einem Jahr waren mit Kar­di­nal Tong Hon von Hong Kong auch der afrik­an­si­che Kar­di­nal Poly­carp Pen­go und der Inder Tele­spho­re Top­po ernannt wor­den, die nicht über­nom­men wur­den. Beson­ders fällt die Über­ge­hung von Kar­di­nal Sco­la, dem Erz­bi­schof von Mai­land und Gegen­spie­ler Berg­o­gli­os im Kon­kla­ve auf. Eben­so der Erz­bi­schö­fe von Cara­cas, Kar­di­nal Uro­sa Savi­no und von Sao Pau­lo, Kar­di­nal Sche­rer. Sche­rer und Top­po wur­den jüngst von Papst Fran­zis­kus auch aus der Kar­di­nals­kom­mis­si­on für die Vatik­an­bank entfernt.

Umtriebige Francesca Charouqui nicht bestätigt

Die Ernen­nun­gen wur­den am Tag der Frau bekannt­ge­ge­ben, was Jour­na­li­sten gleich dar­auf auf­merk­sam mach­te, daß kei­ne Frau unter den Ernann­ten ist. Zahra, Frans­su, Llano, Mes­se­mer und Yeo gehör­ten der von Papst Fran­zis­kus im ver­gan­ge­nen Som­mer errich­te­ten Kom­mis­si­on für die Neu­ord­nung der öko­no­mi­schen und admi­ni­stra­ti­ven Ange­le­gen­hei­ten des Vati­kans an. Die­ser Kom­mis­si­on gehör­te auch die umstrit­te­ne Fran­ce­s­ca Chaou­qui an, die aller­dings nicht über­nom­men wurde.

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster sieht dar­in ein Zei­chen, daß der Stern ihres Men­tors, des spa­ni­schen Opus-Dei Prä­la­ten Lucio Angel Val­le­jo Bal­da schon wie­der im Sin­ken sei. Val­le­jo Bal­da soll­te eigent­lich Stell­ver­tre­ter von Kar­di­nal Pell im neu­en Wirt­schafts­dik­aste­ri­um wer­den. Am Ende zog ihm Papst Fran­zis­kus aber sei­nen Sekre­tär, den Mal­te­ser Alfred Xue­reb vor.

Generalrevisor mit starker Stellung

Über den neu­en Insti­tu­tio­nen im Bereich von Wirt­schaft, Finan­zen und Ver­wal­tung des Vati­kans wird die neue Figur des Gene­ral­re­vi­sors thro­nen. Er wur­de noch nicht ernannt. Wie der Vize-Koor­di­na­tor des Wirt­schafts­rats, Zahra dem Bos­ton Globe sag­te, wird der Gene­ral­re­vi­sor die jäh­ri­ge Revi­si­on durch­füh­ren und mit der Kom­pe­tenz aus­ge­stat­tet sein, jeder­zeit Prü­fun­gen, Kon­trol­len und Son­der­er­he­bun­gen durch­zu­füh­ren. Zahra beton­te auch, daß das neue Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­at dem Staats­se­kre­ta­ri­at gleich­ge­stellt wurde.

Damit unter­steht das neue Dik­aste­ri­um wie das Staats­se­kre­ta­ri­at direkt dem Papst und ist damit der Zustän­dig­keit von letz­te­rem ent­zo­gen. Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin erhielt erst, wie alle ande­ren, aus den Medi­en Kennt­nis von der Errich­tung des neu­en „Mini­ste­ri­ums“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo

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6 Kommentare

  1. Kar­di­nal Geor­ge Pell : wir hier immer als tra­di­ti­ons­ver­bun­den bezeichnet.sagen wir mal so:er ist einer der weni­gen kar­di­nä­le (es sind wohl maxi­mal 10 zur zeit) die den lit­ur­gi­schen kurs von bene­dikt nicht nur mit­ge­tra­gen haben son­dern ihn wei­ter­hin mitttragen.

    er wur­de aus Austra­li­en weg geholt da er dort wohl anson­sten über sei­nen umgang mit den miss­brauchs­fäl­len in sei­nem näch­sten Umfeld als Prie­ster gestol­pert wäre.die Beru­fung nach Rom kommt ihm nur gele​gen​.er ist eben auch auf sei­ne kar­rie­re bedacht-das kann nie­mand leugnen.

    die fra­ge ist jedoch nach wel­chen Kri­te­ri­en der papst sei­ne leu­te auswählt.die schlech­te­sten kar­ten haben wohl alle die sehr kon­ser­va­tiv sind und vor allem durch ihre inten­si­ve freund­schaft mit der Tra­di­ti­on bekannt sind.

    auf­fäl­lig ist auch die nicht vor­han­den Erwäh­lung von Leo­nard aus brüs­sel und mora­glia aus Vene­dig zu kar­di­nä­len-das ist aus mei­ner sicht eine bel­e­di­gung für allem für den leid geplag­ten Leo­nard aus brüs­sel-mit sol­chen Pro­ble­men wie in Bel­gi­en hat­te herr berg­o­glio nicht zu tun.

  2. „Die Ent­schei­dun­gen trifft Papst Fran­zis­kus allein.“
    Ein schlech­te­rer Fall ist denk­bar: Er wür­de sei­ne Ent­schei­dun­gen nicht allein tref­fen, aber die, mit denen er sei­ne Ent­schei­dun­gen trä­fe, wür­den wir nicht kennen.

    • Als Bischof von Rom sollt er sich eigent­lich nur um Rom küm­mern. Aber es ist rich­tig was sie schrei­ben, hin­ter ihm sit­zen stän­dig ein paar Leu­te die Ent­schei­dun­gen für die gesam­te Kir­che treffen.
      Per Mari­am ad Christum.

  3. Dafür daß er gar nicht Papst sein will, hat der San­ta Mar­ta Dau­er­gast aber ganz schön durch­ge­rif­fen, oder soll­te man bes­ser „frei­ge­mau­ert“ sagen. Das ist also sei­ne „leben­di­ge Kir­che“, so leben­dig wie ein Tier­ka­da­ver, das gera­de von Maden zer­legt wird, aber schließ­lich wackelt und ruckelt das auch gewal­tig. Ich bin mir auch ganz sicher, daß McK­in­sey all die­se Kan­di­da­ten abge­seg­net hat, von daher ist wirk­lich alles in bester Ordnung.

  4. Wir wis­sen nicht, wer Berg­o­glio auf den Stuhl Petri eigent­lich gebracht hat. Eben­so wenig wis­sen wir, mit wem er sich berät und wer sei­ne Ent­schei­dun­gen (mit)bestimmt. Die Per­so­nen kann man an ihren Taten erken­nen. Das kann auch in dem Fall nicht anders sein. Fol­gen­de Lini­en sind ziem­lich klar:
    – Feind­se­lig­keit für die katho­li­sche Tra­di­ti­on im wei­te­sten Sinne
    – Freund­schaft beson­ders für den Tal­mu­dis­mus, auch mit sei­nen pseu­do­ka­tho­li­schen Anhäng­seln wie den s. g. Cha­ris­ma­ti­kern und Kikonianern.
    Soweit ist die Sache ziem­lich klar.

  5. Von wegen der Papst trifft sei­ne Ent­schei­dun­gen allein. Die Ent­schei­dun­gen, die Papst Fran­zis­kus in so kur­zer Zeit von so gro­ßer Trag­wei­te trifft, sind nicht das Werk eines Ein­zi­gen. Sie dürf­ten das Ergeb­nis eines Think-Tanks (Denk­fa­brik) der Jesui­ten sein. Die­ser Thinktank arbei­tet für Fran­zis­kus die Ent­schei­dun­gen aus. Im schlimm­sten Fall ist er nur der Ver­kün­der der Entscheidungen.

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