Wird Papst Franziskus die Internationale Theologenkommission umgestalten?


Internationale Theologenkommission mit Papst Benedikt XVI.(Vati­kan) Im Jahr 2014 ste­hen nicht nur wei­te­re Per­so­nal­ent­schei­dun­gen an der Römi­schen Kurie bevor. Papst Fran­zis­kus wird die neu­en Ober­hir­ten wich­ti­ger Erz­bis­tü­mer ernen­nen, dar­un­ter Köln, Chi­ca­go und Madrid. Das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt schickt sich zudem an, eine wei­te­re gewich­ti­ge Bau­stel­le zu eröff­nen: er will die Inter­na­tio­na­le Theo­lo­gen­kom­mis­si­on umbau­en „und zwar von Grund auf“, wie der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster schreibt.

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Die Com­mis­sio Theo­lo­gi­ca Inter­na­tio­na­lis (CTI) stell­te eine Anre­gung der ersten Bischofs­syn­ode dar, die 1967 in Rom statt­fand. 1969 wur­de die Theo­lo­gen­kom­mis­si­on von Papst Paul VI. ein­ge­rich­tet. Seit­her wird sie mehr oder weni­ger regel­mä­ßig alle fünf Jah­re erneuert.

Die 30 der­zeit amtie­ren­den Mit­glie­der der Kom­mis­si­on wur­den am 19. Juni 2009 bestellt, als Bene­dikt XVI. Papst und der ame­ri­ka­ni­sche Kar­di­nal Wil­liam Leva­da Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on war. Heu­te ist Ger­hard Lud­wig Mül­ler als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on auch Prä­si­dent der Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gen­kom­mis­si­on, und auf dem Stuhl Petri sitzt Papst Franziskus.

Jüngstes Dokument eine Erwiderung auf Angriff gegen die Kirche

Laut Sta­tu­ten ist es Auf­ga­be der Kom­mis­si­on, „dok­tri­nel­le Pro­ble­me von gro­ßer Bedeu­tung zu stu­die­ren“, beson­ders sol­che, die neue Aspek­te betref­fen, um damit dem Lehr­amt der Kir­che eine Hil­fe zu sein.

Das jüng­ste Ergeb­nis der Arbeit der Theo­lo­gen­kom­mis­si­on wur­de erst vor weni­gen Tagen ver­öf­fent­licht. Das Doku­ment „Der Drei­fal­ti­ge Gott, Ein­heit der Men­schen. Der christ­li­che Mono­the­is­mus gegen die Gewalt“ wider­spricht dem kir­chen­feind­li­chen Angriff, der Mono­the­is­mus sei als sol­cher Ursa­che für Gewalt (sie­he eige­nen Bericht „Die Katho­li­sche Kir­che ist Feind“ der Dik­ta­tur des Rela­ti­vis­mus – Doku­ment der Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gen­kom­mis­si­on).

Die Mit­glie­der der Kom­mis­si­on wer­den vom Papst auf Vor­schlag des Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ernannt, der wie­der­um zuvor die Bischofs­kon­fe­renz dazu hören muß.

Bene­dikt XVI. hat­te zu den ersten Mit­glie­dern der Kom­mis­si­on gehört, die 1969 von Paul VI. ernannt wor­den waren. Er gehör­te sowohl der ersten als auch der zwei­ten fünf­jäh­ri­gen Amts­zeit an. Als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on kehr­te er nach einer Unter­bre­chung von weni­ger als zwei Jah­ren als Vor­sit­zen­der in die Kom­mis­si­on zurück, die er von 1981 bis 2005 leitete.

Mitglied war Bergoglios Lehrer, der „Volkstheologe“ Lucio Gera

Das Ver­hält­nis von Papst Fran­zis­kus zu die­ser Kom­mis­si­on muß sich erst noch zei­gen. Er selbst gehör­te ihr nie an. In der ersten Amts­zeit von 1969 bis 1974 jedoch sein theo­lo­gi­scher Leh­rer Lucio Gera. Gera gilt als einer der Väter der Befrei­ungs­theo­lo­gie. Er ent­wickel­te den argen­ti­ni­schen Zweig die­ser Theo­lo­gie mit der soge­nann­ten „Volks­theo­lo­gie“, von der Papst Fran­zis­kus geprägt ist. Das Stich­wort „Peri­phe­rie“ stammt vom Theo­lo­gen Gera. Als Gera 2012 in Bue­nos Aires starb, ließ ihn der dama­li­ge Erz­bi­schof Jor­ge Mario Berg­o­glio in der Kryp­ta der Kathe­dra­le bestat­ten, die eigent­lich den Erz­bi­schö­fen vor­be­hal­ten ist. Die Geste wur­de in Argen­ti­ni­en als Zei­chen der beson­de­ren Wert­schät­zung Berg­o­gli­os für den Theo­lo­gen gewer­tet und von den in Argen­ti­ni­en star­ken links­po­pu­li­sti­schen Krei­sen mit star­kem Applaus bedacht.

Es wird sich zei­gen, nach wel­chen Kri­te­ri­en das nun­meh­ri­ge Kir­chen­ober­haupt die Inter­na­tio­na­le Theo­lo­gen­kom­mis­si­on bestel­len wird, ob er etwa mehr Lai­en, Frau­en und Latein­ame­ri­ka­ner beruft und vor allem, wel­cher Strö­mung und Schu­le sie angehören.

Rahner trat sofort zurück, weil er seine Ideen nicht durchsetzen konnte

Zum Mit­glied der damals gera­de neu errich­te­ten Kom­mis­si­on war 1969 von Paul VI. auch der deut­sche Theo­lo­ge Karl Rah­ner ernannt wor­den. Rah­ner trat jedoch bald zurück und ver­ließ die Kom­mis­si­on, als er merk­te, dort sei­ne pro­gres­si­ven Ideen nicht durch­set­zen zu können.

Die ersten Lai­en als Kom­mis­si­ons­mit­glie­der waren John Fin­nis und Wil­liam May, die 1986 von Johan­nes Paul II. für die vier­te Amts­zeit ernannt wur­den. Als erste Theo­lo­gin­nen wur­den 2004 (sieb­te Amts­zeit) Schwe­ster Sara But­ler aus den USA und die deut­sche Dog­ma­ti­ke­rin Bar­ba­ra Hal­lens­le­ben von der Uni­ver­si­tät Frei­burg im Ücht­land ernannt. Bei­de wur­den 2009 von Bene­dikt XVI. bestätigt.

Seit 1986 Laien, seit 2004 Frauen – Nur vier Lateinamerikaner

Ins­ge­samt gehör­ten bis­her rund 150 Theo­lo­gen in acht Amts­zei­ten der Kom­mis­si­on an. Von den der­zeit 30 Mit­glie­dern stam­men vier aus Latein­ame­ri­ka. Eine Zahl, die Papst Fran­zis­kus erhö­hen dürfte.

Die Sta­tu­ten schlie­ßen aus­drück­lich die Ernen­nung von Nicht-Katho­li­ken aus. Sie kön­nen aller­dings kon­sul­tiert wer­den. Der Schwei­zer Pro­te­stant Max Thu­ri­an, einer der ersten Brü­der der öku­me­ni­schen Gemein­schaft von Tai­zé und ihr füh­ren­der Theo­lo­ge wur­de 1992 Mit­glied der Kom­mis­si­on, nach­dem er kon­ver­tiert und 1987 zum katho­li­schen Prie­ster geweiht wor­den war.

Da das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus maß­geb­lich von ech­ten oder ver­meint­li­chen „Brü­chen“ gekenn­zeich­net ist, schlie­ßen man­che auch bei der Neu­be­set­zung der Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gen­kom­mis­si­on neue Brü­che nicht aus. Die Vor­gän­ger ernann­ten Mit­glie­der der Kom­mis­si­on auf wich­ti­ge Bischofs­sit­ze. Auch in die­sem Punkt muß sich erst zei­gen, ob Papst Fran­zis­kus die­se Pra­xis beibehält.

Werden Mitglieder auch weiterhin zu Bischöfen ernannt?

Die Zahl der Kom­mis­si­ons­mit­glie­der, die zu Bischö­fen beför­dert wur­den, ist beacht­lich. Neben Joseph Ratz­in­ger (Mün­chen-Frei­sing und Kar­di­nal) gilt das für Car­lo Caf­farra (Bolo­gna und Kar­di­nal), Wil­lelm Eijk (Utrecht und Kar­di­nal), Wal­ter Kas­per (Rot­ten­burg-Stutt­gart und Kar­di­nal), Karl Leh­mann (Mainz und Kar­di­nal), Jor­ge Medi­na Este­vez (Val­pa­rai­so und Kar­di­nal), John Onai­ye­kan (Abu­ja und Kar­di­nal), Chri­stoph Schön­born (Wien und Kar­di­nal), Luis Tag­le (Mani­la und Kar­di­nal), Charles Mor­e­rod (Lau­sanne-Genf-Frei­burg) und auch Ger­hard Lud­wig Mül­ler (Regens­burg und Kardinal).

Eine scherz­haf­te Bemer­kung von Papst Fran­zis­kus in sei­ner Anspra­che an die in Rom ver­sam­mel­ten Apo­sto­li­schen Nun­ti­en am 21. Juni 2013 lie­ße anneh­men, daß „sol­che Ernen­nun­gen wäh­rend sei­nes Pon­ti­fi­kats schwe­rer erfol­gen könn­ten“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

„Bei der schwie­ri­gen Auf­ga­be der Son­die­rung für die Bischofs­er­nen­nun­gen sollt ihr dar­auf ach­ten, dass die Kan­di­da­ten volks­na­he Hir­ten sind. Das ist das erste Kri­te­ri­um: Hir­ten, die den Men­schen nahe sind. Er ist ein gro­ßer Theo­lo­ge, ein klu­ger Kopf? Dann soll er an die Uni­ver­si­tät gehen, wo er viel Gutes tun kann! Hir­ten! Die brau­chen wir!“

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi
Bild: Radio Vatican

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