Treffen Papst Franziskus-François Hollande: Was kam zur Sprache?


(Vati­kan) Am Frei­tag stat­te­te Frank­reichs Staats­prä­si­dent Fran­çois Hol­lan­de dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt einen Besuch ab. Über den Inhalt des Gesprächs zwi­schen Papst Fran­zis­kus und dem Neo-Jako­bi­ner im Éli­sée-Palast wur­de wenig bekannt. 35 Minu­ten sprach Frank­reichs sozia­li­sti­scher Staats­chef mit Papst Fran­zis­kus, anschlie­ßend folg­te ein Gespräch mit dem neu­en Staats­se­kre­tär des Vati­kans Msgr. Pie­tro Paro­lin und „Außen­mi­ni­ster“ Msgr. Domi­ni­que Mam­ber­ti. Es han­del­te sich um die erste Begeg­nung die­ser Art für Hol­lan­de seit des­sen Wahl zum Staats­ober­haupt im Mai 2012. Wor­über spra­chen die bei­den Staats­ober­häup­ter und vor allem wie spra­chen sie worüber?

„Herzliche Gespräche“, Inhalt aber nur summarisch bekannt

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In einem knap­pen und diplo­ma­tisch ver­faß­ten Com­mu­ni­qués des Pres­se­am­tes des Hei­li­gen Stuhls vom frü­hen Frei­tag nach­mit­tag ist von „herz­li­chen Gesprä­chen“ die Rede. Dar­in wer­den die „guten Bezie­hun­gen“ zwi­schen Frank­reich und dem Hei­li­gen Stuhl und der bei­der­sei­ti­ge Ein­satz für einen regel­mä­ßi­gen Dia­log zwi­schen Staat und Katho­li­scher Kir­che betont. Eben­so die Bereit­schaft zur kon­struk­ti­ven Zusam­men­ar­beit in Fra­gen des gemein­sa­men Interesses.

Laut Vati­kan-Note wur­den im Gespräch Fra­gen „der Ver­tei­di­gung und der För­de­rung“ der Men­schen­wür­de, der Respek­tie­rung reli­giö­ser Gemein­schaf­ten, der Bio­ethik, der Fami­lie und des Schut­zes der Got­tes­häu­ser ange­spro­chen. Wei­ters waren inter­na­tio­na­le The­men Gegen­stand der Begeg­nung: Armut, Ent­wick­lungs­hil­fe, Ein­wan­de­rung und Umwelt. In beson­de­rer Wei­se wur­de die Lage im Nahen Osten und eini­gen Regio­nen Afri­kas bespro­chen und die Hoff­nung geäu­ßert, daß das fried­li­che sozia­le Zusam­men­le­ben wie­der­her­ge­stellt wer­den kön­ne durch Dia­log und Teil­ha­be aller Tei­le der Gesell­schaft bei glei­chem Respekt und glei­chen Rech­ten für alle, beson­ders der eth­ni­schen und reli­giö­sen Min­der­hei­ten. Soweit die Erklä­rung des Vatikans.

Hollande: Frankreich „verteidigt überall Religionsfreiheit“

Fran­çois Hol­lan­de gab der Pres­se spä­ter am Insti­tut fran­çais nahe der Piaz­za Navo­na eine Erklä­rung ab. Er habe den Vati­kan gebe­ten, eine oppo­si­tio­nel­le „syri­sche Koali­ti­on“ zu emp­fan­gen. „Die Kon­fe­renz von Genf muß sich auf den Über­gangs­pro­zeß kon­zen­trie­ren. Wir müs­sen das Mög­lich­ste tun, um die Kampf­hand­lun­gen zu stop­pen und den huma­ni­tä­ren Ein­satz zu stär­ken.“ Der fran­zö­si­sche Staats­prä­si­dent ver­si­cher­te, mit dem Papst „die­sel­be Sor­ge“ für die christ­li­che Min­der­heit im Nahen Osten zu tei­len: „Frank­reich setzt sich dafür ein, daß die Chri­sten des Ori­ents dort blei­ben, wo sie immer gelebt haben und wegen der statt­fin­den­den Kämp­fe nicht den Weg ins Exil gehen. Die Chri­sten des Ori­ents müs­sen über­all unter­stützt und geschützt wer­den.“ Hol­lan­de nahm zudem in Anspruch, daß Frank­reich „über­all die Reli­gi­ons­frei­heit ver­tei­digt“, da es das „Vater­land der Gewis­sens­frei­heit“ ist und sie gegen „jede anti­re­li­giö­se Hand­lung“ ver­tei­digt. Der Haus­herr im Ély­sée-Palast gab auch bekannt, daß er mit Papst Fran­zis­kus über den „Kli­ma­wan­del“ gespro­chen hat, da Frank­reich für das kom­men­de Jahr eine Tagung zum The­ma in Paris geplant habe. Er bestä­tig­te, daß Papst Berg­o­glio einen Text zum The­ma Umwelt vorbereitet.

Nicht Stel­lung nahm Hol­lan­de zur Kri­tik an sei­nem Pri­vat­le­ben und zur Bezie­hung mit der Schau­spie­le­rin Julie Gay­et und die Kri­se mit sei­ner offi­zi­el­len Lebens­ge­fähr­tin Vale­rie Trier­wei­ler, die gera­de die Medi­en Frank­reichs beson­ders beschäf­ti­gen. Die katho­li­sche fran­zö­si­sche Zei­tung La Vie schrieb kurz vor Hol­lan­des Besuch im Vati­kan, daß „ein Super­star-Papst einen Staats­prä­si­den­ten emp­fängt, der am Tief­punkt sei­ner Popu­la­ri­tät steht“.

Frankreichs Katholiken warten vergebens auf ein öffentliches Signal

Frank­reichs Katho­li­ken war­te­ten gespannt, was bei dem Besuch zum hart geführ­ten Kul­tur­kampf der Regie­rung Hol­lan­de gesagt wür­de. In Frank­reich betreibt die sozia­li­sti­sche Regie­rung eine gesell­schafts­po­li­ti­sche Revo­lu­ti­on durch die För­de­rung der Homo­se­xua­li­tät durch die „Homo-Ehe“ (Maria­ge pour tous) und der Gen­der-Ideo­lo­gie und durch einen offe­nen Eli­mi­nie­rungs­kampf gegen die Katho­li­sche Kir­che aus dem öffent­li­chen Leben. Doch dazu wur­de weder vom Vati­kan und schon gar nicht von Hol­lan­de Stel­lung genom­men. Der Staats­prä­si­dent gerier­te sich als Ver­tei­di­ger der Reli­gi­ons­frei­heit, was in Frank­reich von Katho­li­ken als offe­ner Hohn emp­fun­den wur­de. Im Comu­ni­ques des Hei­li­gen Stuhl wer­den die gesell­schafts­po­li­ti­schen und bio­ethi­schen Kon­flikt­fel­der nur sum­ma­risch auf­ge­li­stet, ohne inhalt­lich dar­auf ein­zu­ge­hen. Hol­lan­de erwähn­te sie gar nicht. Auch die Gegen­sät­ze im Syri­en-Kon­flikt blie­ben von bei­den Sei­ten uner­wähnt. Der Vati­kan kri­ti­sier­te im ver­gan­ge­nen Herbst hef­tig Hol­lan­des Ent­schlos­sen­heit, in Syri­en an der Sei­te der USA mili­tä­risch zugun­sten der Rebel­len zu intervenieren.

Appell von 110.000 Katholiken gehört?

Im Vor­feld des Tref­fens appel­lier­ten mehr als 110.000 fran­zö­si­sche Katho­li­ken an Papst Fran­zis­kus, mit „kla­ren Wor­ten“, den anti­ka­tho­li­schen Kul­tur­kampf der neo-jako­bi­ni­schen Regie­rung zur Spra­che zu brin­gen und die För­de­rung von Abtrei­bung, Eutha­na­sie, Leih­mut­ter­schaft und Homo­se­xua­li­tät zu kri­ti­sie­ren (sie­he eige­nen Bericht Papst Fran­zis­kus emp­fängt Fran­çois Hol­lan­de – 100.000 Katho­li­ken bit­ten Papst um „kla­re Wor­te“). Weni­ge Tage zuvor hat­te der beson­ders akti­ve Apo­sto­li­sche Nun­ti­us für Frank­reich, Msgr. Lui­gi Ven­tura, eine Gruß­bot­schaft des Pap­stes an die Teil­neh­mer des dies­jäh­ri­gen Mar­sches für das Leben in Paris über­mit­teln kön­nen. Eine Posi­tio­nie­rung, die im Ély­sée-Palast nicht unbe­ach­tet blei­ben konnte.

Prä­si­dent Hol­lan­de brach­te in sei­ner Dele­ga­ti­on den fran­zö­si­schen Prie­ster Geor­ges Van­den­beusch mit in den Vati­kan. Der Prie­ster war in Kame­run ent­führt und meh­re­re Wochen fest­ge­hal­ten wor­den. Er war auch durch den diplo­ma­ti­schen Ein­satz Frank­reichs kurz zuvor frei­ge­kom­men. Die Begeg­nung zwi­schen Van­den­beusch und dem Papst sei ein beson­ders herz­li­cher Moment der Audi­enz gewe­sen, als der Papst Van­den­beusch spon­tan umarmte.

Innenminister Manuel Valls, die „harte Faust“ gegen katholische Opposition im Vatikan

Teil von Hol­lan­des Dele­ga­ti­on war auch Frank­reichs Innen­mi­ni­ster Manu­el Valls, den die von einer Katho­li­kin ins Leben geru­fe­ne Bür­ger­rechts­be­we­gung Manif pour tous für die har­te Faust gegen Geg­ner des links­li­be­ra­len Umbaus der Gesell­schaft ver­ant­wort­lich macht (sie­he Bericht Frank­reich geneh­migt Homo-„Ehe“ – Katho­li­sche Kund­ge­bun­gen machen der Lai­zi­tät Angst und Lin­ke Gereizt­heit: Erneut Ver­haf­tung fried­li­cher „Veil­leurs“, deren „Waf­fe“ das freie Wort und der Rosen­kranz ist sowie Gewalt der fran­zö­si­schen Regie­rung und Poli­zei gegen „Homo-Ehe“-Gegner vor UN-Men­schen­rechts­rat gebracht). Die Bür­ger­rechts­be­we­gung war auch in Rom anwe­send. Sie „begrüß­te“ den fran­zö­si­schen Staats­prä­si­den­ten mit einem rie­si­gen Trans­pa­rent mit dem in Frank­reich ver­folg­ten Logo von Manif pour tous auf der Piaz­za del Popo­lo unweit des Vati­kans. Für den 2. Febru­ar plant die Bewe­gung zurück auf die Stra­ßen zu keh­ren mit zeit­glei­chen Kund­ge­bun­gen in Paris, Brüs­sel, Madrid, War­schau, Rom, Buka­rest und Lyon.

Hol­lan­de schenk­te dem Papst ein Buch über den Hei­li­gen Franz von Assi­si: „Das ist auch Ihr Namens­pa­tron“, scherz­te der Papst.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider/​Tempi

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6 Kommentare

  1. „Ver­tei­di­gung und der För­de­rung der Men­schen­wür­de, Respek­tie­rung reli­giö­ser Gemein­schaf­ten, Bio­ethik, Fami­lie und Schutz der Got­tes­häu­ser, Armut, Ent­wick­lungs­hil­fe, Ein­wan­de­rung und Umwelt und.… Trom­mel­wir­bel… der Kli­ma­wan­del“ als Gesprächs­the­men! Na da wird doch jede zuge­kiff­te Hip­pie­kom­mu­ne nei­disch auf so viel lin­kes Gut­men­schen­tum! Toll! Habe aber nichts ande­res erwar­tet. Das ein­zi­ge was ent­täu­schend war, ist daß Mon­sieur le Pre­si­dent ohne sei­ne vie­len Harems­da­men ange­tanzt ist bei Papa Berg­o­glio. War­um die­se Zurück­hal­tung? Papa Berg­o­glio hät­te in sei­ner gren­zen­lo­sen „Neue Kir­che“ Barm­her­zig­keit und Zärt­lich­keit sicher voll­kom­men Ver­ständ­nis für die alter­na­ti­ven Lebens­ent­wür­fe des lie­ben, net­ten Frei­mau­rers M. Hol­lan­de gezeigt denn „wer bin ich schon, daß ich daüber urtei­le.“ Und was irgend­wel­che 110.000 fran­zö­si­che Katho­li­ken mei­nen, inter­es­siert doch wirk­lich niemanden.

  2. Genau­so ist es: Und wenn Papa Fran­zis­kus mit Wort­hül­sen wie Zärt­lich­keit und Barm­her­zig­keit her­um­schwätzt, so wird hier­mit offen­bar, dass die­ser Papst ein zwie­ge­sich­ti­ger Papst ist. Er ver­tritt die typi­sche libe­ral­ka­tho­li­sche Men­ta­li­tät. Genau wie Paul VI zuvor schon. Die­ser war gera­de­zu der Typ die­ses geteil­ten Gei­stes, die­ses Wesens mit zwei Gesich­tern. Man konn­te es sogar phy­sisch auf sei­nem Gesicht ablesen‑, fort­wäh­rend hin und her gewor­fen zwi­schen den Gegen­satz­paa­ren und wie von einem Per­pen­di­kel bewegt, das regel­mä­ssig zwi­schen der Tra­di­ti­on und der Neue­rung-Refor­men hin und her pen­del­te. „Schi­zo­phre­nie des Ver­stan­des“, wer­den man­che sagen.Beim jet­zi­gen Papst ist es noch kras­ser und mit ihm die gan­ze Vatik­an­trup­pe. Auch bei Berg­o­glio kann man die­se Zwie­späl­tig­keit zuwei­len phy­sisch am Gesicht able­sen, auch wenn er oft dazu lächeln tut. Fazit: Pon­ti­fi­kat nulla.

  3. Von Anfang an war klar, dass der Papst ihm nicht die Levi­ten lesen wür­de, denn wer bin ich.….?
    Außer­dem kom­men wir doch sowie­so alle in den Him­mel – also what’s the problem??
    Betrach­tet man das Bild, erkennt man sehr gut, wie ent­zückt P. Fran­zis­kus die­ses ver­kom­me­ne Sub­jekt anstrahlt. Es könn­te einem übel wer­den von so viel „L i e b e „!!

  4. Ich möch­te noch ein­mal auf einen, wie mir scheint, wich­ti­gen Arti­kel auf­merk­sam machen, der viel zum Ver­ständ­nis der revo­lu­tio­nä­ren Ziel­set­zung die­ses Pon­ti­fi­kats bei­tra­gen kann. Dar­in wer­den zwei Reden ana­ly­siert, die Kar­di­nal Oscar Rodri­gues Mara­dia­ga, die rech­te Hand SH Fran­zis­kus im Ach­ter­rat, schon im ver­gan­ge­nen Okto­ber in den USA gehal­ten hat:
    http://​rem​nant​news​pa​per​.com/​w​e​b​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​i​t​e​m​/​1​8​4​-​r​e​v​o​l​u​t​i​o​n​-​r​e​v​e​a​l​e​d​-​t​h​e​-​t​r​i​u​m​p​h​-​o​f​-​m​o​d​e​r​n​i​s​m​-​a​n​d​-​t​h​e​-​e​n​d​-​o​f​-​t​h​e​-​t​r​a​d​i​t​i​o​n​a​l​-​c​a​t​h​o​l​i​c​-​c​h​u​rch

  5. Wohl nichts von dem was für einen Papst wich­tig wäre, die vie­len Kon­ku­bi­nen, die Mas­sen­ab­trei­bun­gen , die vie­len Wie­der­ver­hei­ra­tun­gen nach staat­li­chem Recht, die öffent­li­che Unzucht und und und

  6. @sumsum , leo­ne und vitus, ich dürf­tet ja Recht haben, was ich aber nicht nach­voll­zie­hen kann, ist eure Ansicht, dass Ben­de­dikt XVI. anders und bes­ser gewe­sen wäre, ich mei­ne nur schafspelziger!

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