Pragmatische Pastoral als klerikaler Machiavellismus führt in die Sackgasse


Pragmatische Pastoral führt in die Sackgasse(Rom) Auf der katho­li­schen Nach­rich­ten­sei­te „La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na“ (NBQ) fin­det eine inten­si­ve Dis­kus­si­on füh­ren­der katho­li­scher Den­ker über die Lage der Katho­li­schen Kir­che statt. Den Anstoß dazu gab ein Brief des Rechts­phi­lo­so­phen Mario Pal­ma­ro an den Chef­re­dak­teur von NBQ (sie­he Das Pro­blem ist das Schwei­gen der Kir­che – Mario Pal­ma­ro und der Rauch Satans). Dar­aus ent­wickel­te sich ein gan­ze Ket­te von Stel­lung­nah­men für und wider die aktu­el­le Situa­ti­on und das neue Pon­ti­fi­kat. Mario Pal­ma­ro ist der inter­na­tio­nal akzen­tu­ier­te­ste Kri­ti­ker des bis­he­ri­gen Vor­ge­hens von Papst Fran­zis­kus. Wegen des gemein­sam mit Ales­san­dro Gnoc­chi ver­faß­ten Auf­sat­zes Chri­stus ist kei­ne Opti­on unter vie­len, schon gar nicht für sei­nen Stell­ver­tre­ter auf Erden – War­um uns die­ser Papst nicht gefällt haben bei­de Autoren eine Rei­he von per­sön­li­chen Nach­tei­len zu tra­gen. Papst Fran­zis­kus rief den schwer erkrank­ten Pal­ma­ro an (sie­he Papst­kri­ti­ker Mario Pal­ma­ro erhält Anruf von Papst Fran­zis­kus – „Es ist wich­tig, Kri­tik zu bekom­men“). Der jüng­ste Bei­trag in der NBQ-Debat­te stammt von der Histo­ri­ke­rin Cri­sti­na Sic­car­di. Von ihr stammt unter ande­ren der Bei­trag Hila­ri­us von Poi­tiers – Ein Christ, der vor den Mäch­ti­gen der Welt kei­nen Knie­fall mach­te. „Der moder­ne Mensch (ein­schließ­lich vie­le Kir­chen­män­ner) ist es nicht mehr gewöhnt, mit dem eige­nen Kopf zu den­ken. Er zieht es vor, sich trä­ge den Illu­sio­nen mensch­li­cher Instink­te und Gefüh­le hin­zu­ge­ben, ohne die Gebo­te Got­tes zu beach­ten“, so Sic­car­di. Hier der voll­stän­di­ge Debattenbeitrag.

Anzei­ge

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Sie zerstören die Familie, dazu kann man nicht schweigen

von Cri­sti­na Siccardi

Mit Nach­druck dan­ke ich für die begon­ne­ne Debat­te. Bereits bei ruhi­gem See­gang ist ein lethar­gi­sches Ver­hal­ten nicht beson­ders gesund, um so weni­ger mit­ten in einem Sturm, wie jenem, durch den die Kir­che gera­de segelt. Vor den ver­äng­stig­ten Augen der Gläu­bi­gen voll­zieht sich ein grau­sa­mes Gemet­zel sowohl gegen das Natur­recht als auch gegen die christ­li­chen Grund­sät­ze, auf denen Euro­pa erbaut wur­de. Und die Kir­che ist in ihrer gan­zen hier­ar­chi­schen Aus­ge­stal­tung vom Papst bis zum Dorf­pfar­rer geru­fen, ihre Ein­hal­tung durch einen bes­se­ren irdi­schen Lebens­wan­del anzu­mah­nen, um der Herr­lich­keit Got­tes die Ehre zu erwei­sen und um die See­len zu ret­ten. Die Gläu­bi­gen kön­nen nicht ein­fach sich selbst über­las­sen wer­den. Das hie­ße, sie die­ser ver­kom­me­nen Gesell­schaft zum Fraß vor­zu­wer­fen, wie Pro­fes­sor Mario Pal­ma­ro es mit sei­nen treff­li­chen Über­le­gun­gen in „Der Rauch Satans in der Kir­che“ aus­ge­zeich­net dar­ge­legt hat, ein Rauch, den Paul VI. bereits vor 44 Jah­ren sich­te­te – zum gro­ßen Ärger­nis kle­ri­ka­ler Spie­ßer. Was wird aus unse­ren Kin­dern und unse­ren Enkel­kin­dern wer­den? Die Ver­ant­wor­tung ist erschreckend groß… wir lie­fern sie kran­ken, kor­rup­ten und per­ver­sen Unge­heu­ern aus, die vom Laster und der Sün­de gelei­tet und ange­trie­ben werden.

2000 Vergebungsbitte für die Sünden der Kirche – Was müßte dann heute für die Unterlassungen der Kirche geschehen?

Am 12. März 2000, dem ersten Sonn­tag der Fasten­zeit, zele­brier­te Johan­nes Paul II. die Hei­li­ge Mes­se zusam­men mit den Kar­di­nä­len und bat Gott um „Ver­zei­hung für die ver­gan­ge­nen und gegen­wär­ti­gen Sün­den der Kin­der der Kir­che“. Eine Initia­ti­ve, die vie­le Dis­kus­sio­nen aus­lö­ste. Was aber wird man erst zu den Unter­las­sun­gen von heu­te sagen? Man kann nicht zau­dern vor dem Abtrei­bungs­ge­no­zid, vor der Zer­stö­rung der Fami­lie bis hin­ab zu ihren Wur­zeln, vor den neu­en euro­päi­schen Schul­richt­li­ni­en zur ideo­lo­gi­schen Indok­tri­na­ti­on der Kin­der, die zu unschul­di­gen Opfern dia­bo­li­scher und infer­na­li­scher Leh­ren wer­den. Gott der Rich­ter exi­stiert wei­ter­hin, auch wenn die zeit­ge­nös­si­sche Kul­tur ihn sich selbst­be­trü­gend abge­schafft hat.

Die Intelligenz in Lebensgefahr

1969 erschien in Paris ein Buch, das gera­de­zu per­fekt in die phi­lo­so­phi­sche Gegen­wart paßt: „L’in­tel­li­gence en péril de mort“ (Die Intel­li­genz in Todes­ge­fahr) von Mar­cel de Cor­te (1905–1994). In die­sem Buch behan­del­te der Autor die schlimm­sten und gefähr­lich­sten Miß­ver­ständ­nis­se unse­rer Zeit. Die mensch­li­che Intel­li­genz, die Selbst­mord begeht (auf der Ebe­ne der Qua­li­tät sei­nes natür­li­chen und geist­li­chen Lebens, aber auch auf demo­gra­phi­scher Ebe­ne), wur­de vom mensch­li­chen Wis­sen ver­sto­ßen, das sich von mathe­ma­ti­schen Gewiß­hei­ten, erbar­mungs­lo­sen Ana­ly­sen und uner­sätt­li­cher Gier nach sofor­ti­gem Genuß nährt. Ein Ver­fall, der auf Treib­sand baut. In sei­ner Dia­gno­se nennt de Cor­te die Krank­heit beim Namen und zer­streut die Nebel des Trug­bil­des. Die moder­nen Leh­ren, die der Macht der Medi­en hörig sind, ste­hen in der Gesell­schaft teuf­li­scher Gedan­ken, die das Indi­vi­du­um der Ver­zweif­lung sei­ner Scham­lo­sig­keit überlassen.

Der moder­ne Mensch (ein­schließ­lich vie­le Kir­chen­män­ner) ist es nicht mehr gewöhnt, mit dem eige­nen Kopf zu den­ken. Er zieht es vor, sich trä­ge den Illu­sio­nen mensch­li­cher Instink­te und Gefüh­le hin­zu­ge­ben, ohne die Gebo­te Got­tes näher zu beach­ten. Nur die ewig­gül­ti­ge und unver­än­der­li­che Wahr­heit (in der es die Moder­ne nicht gibt, da die­se nur auf einen kur­zen irdi­schen Zeit­raum fixiert ist) kann uns wirk­lich sagen, was ein Mann und eine Frau wirk­lich sind, woher sie kom­men und wofür sie bestimmt sind. Dafür müs­sen wir jedoch vom Wunsch nach dem Über­na­tür­li­chen und der Sehn­sucht nach der Stil­le und der Betrach­tung beseelt sein (in die­sem Zusam­men­hang muß an den klar­sich­ti­gen Phi­lo­so­phen und Theo­lo­gen Cor­ne­lio Fab­ro erin­nert wer­den). Hal­tun­gen, die dem „moder­nen“ Men­schen gera­de­zu ein quä­len­der Greu­el zu sein scheinen.

Der Widerspruch, der zur heutigen Entwicklung führte

Ein ande­res Buch könn­te gut tun, um nicht in trü­ge­ri­schen, son­dern rea­li­sti­schen Maß­stä­ben zu den­ken. Gui­do Vignel­li schrieb dazu: „Die kirch­li­chen Hier­ar­chie ver­ur­teilt die Indi­vi­du­en (Müt­ter oder Ärz­te), die Abtrei­bung prak­ti­zie­ren, spricht aber die Abge­ord­ne­ten frei, die sie lega­li­sie­ren und die Mini­ster, die deren Umset­zung insti­tu­tio­nell orga­ni­sie­ren. Die Geschich­te aber zeigt, daß die Säku­la­ri­sie­rung des indi­vi­du­el­len Lebens und der Fami­lie durch die Säku­la­ri­sie­rung des sozia­len Lebens vor­be­rei­tet und begün­stigt wird! Es stellt sich daher die Fra­ge, wie und war­um wir zu die­sem Wider­spruch gekom­men sind, der den Ver­fall und die Erstar­rung des sozia­len Ein­sat­zes der Kir­che begün­stigt hat“. Der Sam­mel­band ist in spa­ni­scher und fran­zö­si­scher Spra­che erschie­nen und wird dem­nächst auch in ita­lie­ni­scher Aus­ga­be erschei­nen [1]Eine deut­sche Aus­ga­be ist nach aktu­el­lem Wis­sens­stand der­zeit lei­der noch nicht geplant. : „Igle­sia y polà¬tica: cam­bi­ar de para­dig­ma“ (Madrid 2013), „Egli­se et poli­tique: chan­ger de para­dig­me“ (Paris 2013). Der Band ver­sam­melt die Auf­sät­ze von zwölf Autoren, Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren der Poli­tik- und Rechts­wis­sen­schaf­ten (Gio­van­ni Tur­co, Miguel Ayu­so, Dani­lo Castel­lano, Juan Fer­nan­do Sego­via, Julio Alve­ar, Gil­les Dumont), der Geschich­te (Chri­sto­phe Réveil­lard, John Rao), der Phi­lo­so­phie (Syl­vain Luquet, José Miguel Gam­bra) und nicht zuletzt der Theo­lo­gie (Ber­nard Dumont, Pater Igna­cio Bar­rei­ro). Die Tex­te unter­schei­den sich grund­le­gend von denen jener, die sich einem Prag­ma­tis­mus um jeden Preis ver­schwo­ren haben, der selbst das Unver­ein­ba­re zu ver­ein­ba­ren ver­sucht im ver­geb­li­chen Ver­such, den Mit­tel­weg immer als idea­len Weg prä­sen­tie­ren zu wol­len. Es genügt auf die ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te zu schau­en, um zu sehen, wohin uns die­ser „gol­de­ne Mit­tel­weg geführt hat“ von Ver­ant­wor­tungs­trä­gern und Poli­ti­ker, die den Kom­pro­miß auch bei den nicht ver­han­del­ba­ren Wer­ten über alles lieben.

Der Papst hat immer recht? Das Beispiel von Kardinal Billot

Eine gera­de­zu bru­ta­le Sim­pli­fi­zie­rung ist es, zu sagen: „Der Papst hat immer recht“. Ein Bei­spiel: Der fran­zö­si­sche Jesu­it und her­aus­ra­gen­de Katho­lik, Lou­is Kar­di­nal Bil­lot, der vor einem radi­ka­len Lai­zis­mus der Staa­ten warn­te, kri­ti­sier­te scharf die Hal­tung von Pius XI. zur Action fran­çai­se, die 1926 vom Hei­li­gen Stuhl ver­ur­teilt wur­de. Eine Ver­ur­tei­lung, die von Pius XII. 1939 als falsch erkannt und zurück­ge­nom­men wur­de. Die Action fran­çai­se ver­öf­fent­lich­te nach der Ver­ur­tei­lung einen kri­ti­schen Arti­kel und Kar­di­nal Bil­lot über­mit­tel­te eine Gruß­bot­schaft, in der er dem Arti­kel zustimm­te. Der Kir­chen­fürst wur­de dafür am 13. Sep­tem­ber 1927 in den Vati­kan zitiert und vom Papst in Audi­enz emp­fan­gen. Weni­ge Minu­ten nach­dem er ein­ge­tre­ten war, ver­ließ Bil­lot den Audi­enz­saal ohne pur­pur­nen Pileo­lus, ohne Kar­di­nals­ring und ohne Brust­kreuz. Er hat­te ohne zu zögern auf sei­ne Kar­di­nals­wür­de ver­zich­tet, weil er so empört war über die har­te Posi­ti­on des Pap­stes und des Staats­se­kre­ta­ri­ats gegen die Action fran­çai­se. Der bekann­te Tho­mist, den der Hei­li­ge Pius X. zum Kar­di­nal erho­ben und der maß­geb­lich an des­sen Enzy­kli­ka Pas­cen­di Domi­ni­ci Gre­gis mit­ge­wirkt hat­te, starb als ein­fa­cher Prie­ster des Jesui­ten­or­dens 1931 in der mit­tel­ita­lie­ni­schen Klein­stadt Aric­cia, wo er bis zu sei­nem Tod im Ordens­no­vi­zi­at wirk­te. Er soll­te der ein­zi­ge Kar­di­nal sein, der im 20. Jahr­hun­dert sei­ne ihm bereits ver­lie­he­ne Wür­de ableg­te und dar­auf verzichtete.

Schließ­lich soll­te nicht ver­ges­sen wer­den, daß die Moral nicht allein eine Fra­ge der Ergeb­nis­se und der Eig­nung der Mit­tel zu ihrer Errei­chung ist. Die Moral ist an erster Stel­le eine Aus­wahl der Zie­le: die Ethik gehört essen­ti­ell, wie der Hei­li­ge Tho­mas von Aquin fest­stellt, zur Ord­nung des zweck­be­zo­ge­nen Han­delns. Der Gebrauch der ange­mes­se­nen Mit­tel, um die Zie­le zu errei­chen, ist die­sen nachgeordnet.

Kein Pragmatismus und klerikaler Machiavellismus

„Die Moral lei­tet sich vom Dog­ma ab“ hat die Kir­che immer gelehrt, das heißt, daß die Ethik ihren Ursprung und ihren Grund in der objek­ti­ven Rea­li­tät fin­det und daher nicht dem Rela­ti­vis­mus des Sub­jekts und der Zeit anver­traut wer­den kann. Dar­aus folgt, daß die Stra­te­gien der Kir­che, wie jene einer jeden Per­son und einer jeden Gesell­schaft, gut sind, wenn sie zum Wah­ren und Guten füh­ren, falsch sind, wenn sie zum Fal­schen und Schlech­ten füh­ren. Der Prag­ma­tis­mus, der kle­ri­ka­le Machia­vel­lis­mus (oder wenn wir wol­len, der kle­ri­ka­le Webe­ris­mus, der so inten­siv in der ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur unter dem Deck­man­tel der soge­nann­ten „Ethik der Ver­ant­wor­tung“ gepflegt wird) in Kir­chen­an­ge­le­gen­hei­ten führt zwangs­läu­fig dazu, der Kir­che zu scha­den und schließ­lich zu schei­tern, weil die Kir­che dem König, Chri­stus gehört, der wäh­rend sei­ner Lehr­zeit auf Erden gute und rich­ti­ge (hei­li­ge) Metho­den gebrauch­te, die einem guten und rich­ti­gen (hei­li­gen) Ziel dienten.

Im übri­gen (wie bereits aus­ge­zeich­net von Pal­ma­ro dar­ge­legt) ist es nicht zu fas­sen, daß eini­ge auch im katho­li­schen Bereich Aus­sa­gen und Tei­le des Den­kens ver­gan­ge­ner Autoren iso­lie­ren, um sie so in die phi­lo­so­phi­schen, theo­lo­gi­schen Theo­rien unse­rer Zeit zu inte­grie­ren und die­sen dienst­bar zu machen. Die­ser Trick nennt sich Kryp­to­hi­sto­ris­mus und bedeu­tet kon­kret, daß man die­sen Autoren der Ver­gan­gen­heit gegen­wär­ti­ge anti­the­ti­sche Leh­ren unterschiebt.

Und auch kein Kryptohistorismus

Der hei­li­ge Igna­ti­us zum Bei­spiel ist kein Pro­dukt der Moder­ne und wird es auch nie sein, jener Moder­ne, die aus der anti­christ­li­chen und gno­sti­sie­ren­den Auf­klä­rung und deren Nach­fol­ger her­vor­ge­gan­gen ist. Der hei­li­ge Grün­der des Jesui­ten­or­dens war ein ein­deu­ti­ger Ver­fech­ter der Gegen­re­for­ma­ti­on zu einer Zeit, als der Sub­jek­ti­vis­mus (die freie pro­te­stan­ti­sche Erkennt­nis) auf dem Wider­spruch gegen die über­lie­fer­te Tra­di­ti­on der Kir­che beharr­te, die die­se durch die Jahr­hun­der­te bewahrt und ver­tei­digt hat­te und wei­ter­hin bewahr­te, um sie den näch­sten Gene­ra­tio­nen weiterzugeben.

Daher rich­ten wir Gläu­bi­ge des 21. Jahr­hun­derts unse­re fle­hent­li­che Bit­te an die kirch­li­che Auto­ri­tät, nicht die sub­jek­ti­ven Mei­nun­gen zu ver­tei­di­gen (die nichts ande­res zustan­de brin­gen, als Ver­wir­rung über Ver­wir­rung zu stif­ten, weil sie nicht der gött­li­chen Ord­nung ent­spre­chen), son­dern uner­schrocken die Wahr­heit Chri­sti zu bewah­ren und ver­tei­di­gen, wie sie ihr von unse­rem Herrn anver­traut und von ihr durch zwei Jahr­tau­sen­de bewahrt und ver­tei­digt wur­de und zwar nur durch die Hei­li­ge Kir­che und nie­man­den sonst. Auf die­sel­be Wei­se ist auch die Seel­sor­ge (nach Metho­de und Mit­tel) geru­fen, den­sel­ben Weg zu gehen zum ein­zi­gen Zweck ihrer Exi­stenz, näm­lich den Men­schen zu ret­ten, voll­stän­dig, sei­ne See­le und sei­nen Kör­per. Getrenn­te Wege zwi­schen Leh­re und Pasto­ral sind undenk­bar. Daher kann es auch kei­ne prag­ma­ti­sche Pasto­ral, aber eine tra­di­tio­nel­le Leh­re geben. Ein Wider­spruch, der zum Schei­tern ver­ur­teilt ist.

Newman: Katholische Religion von Gott gestiftet zur Rettung der Menschen – andere Religionen nur Imitationen

In sei­ner Pre­digt vom 2. Febru­ar 1849 lud der seli­ge John Hen­ry New­man in der Kapel­le des Ora­to­ri­ums des Hei­li­gen Phil­ipp Neri von Bir­ming­ham, das von ihm im Jahr zuvor gegrün­det wor­den war, die Anwe­sen­den ein, unter denen sich auch Angli­ka­ner befan­den, die von der Neu­gier­de ange­zo­gen wur­den: „den Weg des Todes zu ver­las­sen, um geret­tet zu wer­den. Das ver­langt nichts Gro­ßes, nichts Heroi­sches oder Hei­li­ges. Es ver­langt allein die Über­zeu­gung, und die­se fehlt uns nicht, daß die katho­li­sche Reli­gi­on von Gott gestif­tet wur­de zur Ret­tung der Men­schen, und daß die ande­ren Reli­gio­nen nichts ande­res als Imi­ta­tio­nen sind […] Ich lade Euch nur dazu ein, zu beden­ken, in erster Linie, daß Ihr See­len habt, die zu ret­ten sind, und in zwei­ter Linie für Euch zu prü­fen ob, da Gott eine Reli­gi­on gestif­tet hat, um Euch zu ret­ten, die­se Reli­gi­on eine ande­re sein kann, als der Glau­be, den wir verkünden.“

Text: NBQ/​Giuseppe Nardi
Bild: Con­ci­lio e Post-Concilio

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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4 Kommentare

  1. Ein sehr schö­nes Gebet des im Arti­kel genann­ten gro­ssen angli­ka­ni­schen Kon­ver­ti­ten – des sel. Kar­di­nal New­man – als Bekennt­nis der – trotz Ver­feh­lun­gen ein­zel­ner ihrer Glie­der – unver­än­der­li­chen Hei­lig­keit der Mut­ter Kirche.

    Gera­de auch in Zei­ten der „zeit­ge­mä­ssen“ Ver­wir­run­gen wie heu­te aktu­el­ler denn je.…
    ein Lob­preis auf den mysti­schen Leib Chri­sti, die Hei­li­ge Mut­ter Kir­che und ihre unfehl­ba­re Lehre:
    -

    Lass mich nie ver­ges­sen, dass Du auf Erden ein eige­nes Reich gegrün­det hast, dass die Kir­che Dein Werk, Dei­ne Stif­tung und Dein Werk­zug ist, dass wir unter Dei­ner Lei­tung, Dei­nen Geset­zen und Dei­nem Auge ste­hen; dass Du es bist, der durch die Kir­che spricht.

    Laß nicht zu, dass mich die Ver­traut­heit mit die­ser wun­der­vol­len Wahr­heit gegen sie gleich­gül­tig mache – trotz Schwä­che Dei­ner mensch­li­chen Stellvertreter.

    Laß mich nie ver­ges­sen, dass Du es bist, der durch sie spricht und handelt.“
    -

  2. Ein her­vor­ra­gen­der Bei­trag! Ich bin Giu­sep­pe Nar­di bzw. Kath​.info sehr dank­bar, dass hier immer wie­der Bei­trä­ge katho­li­scher Intel­lek­tu­el­ler beson­ders aus Ita­li­en ver­öf­fent­licht wer­den: Mario Pal­ma­ro und Cri­sti­na Sic­car­di, um nur die­se bei­den zu nen­nen, argu­men­tie­ren auf einem anspruchs­vol­len Niveau, das sich im deutsch­spra­chi­gen Raum nicht erken­nen lässt. Das mag zu pau­schal klin­gen, aber ich kann es in Deutsch­land nicht wahrnehmen.
    Für mich kann ich nur den Schluss zie­hen: Wenn das Lehr­amt der Kir­che wie­der in Ord­nung ist – wer weiß, wann – dann sind min­de­stens zwei Pro­ble­me drin­gend zu klären:
    a) Die Macht des Pap­stes, bzw. die Gehor­sams­pflicht der Kir­che ihm gegen­über muss defi­ni­tiv ein­ge­grenzt wer­den. Der Papst hat sich nach dem defi­nier­ten Glau­ben zu rich­ten, er hat kein Recht, aus poli­tisch-diplo­ma­ti­schen Grün­den, weil es nach sei­ner Mei­nung für die Stel­lung der Kir­che im Moment gün­stig ist, katho­li­sche Grund­sät­ze aufs Spiel zu set­zen. Bei­spiel: Pius XI – Kar­di­nal Billot.
    Von den Kon­zils- und Nach­kon­zil­s­päp­sten ganz abgesehen…
    Das I. Vati­ka­num hat den Papst zwar dar­auf fest­ge­legt, aber es muss wei­ter prä­zi­siert und defi­niert wer­den. Die­kamp-Jüs­sen und Ott, wohl die letz­ten recht­gläu­bi­gen Dog­ma­tik­lehr­bü­cher wei­sen in kur­zen Sät­zen dar­auf hin, aber es reicht nicht.
    b) In einer Situa­ti­on, in der die Auto­ri­tät des Papst­tums seit Jahr­zehn­ten mehr als in Fra­ge gestellt wird, scheint das sehr pro­ble­ma­tisch zu sein, aber die Kon­zils- und Nach­kon­zil­s­päp­ste haben die­se Situa­ti­on selbst her­auf beschwo­ren. Es muss gleich­zei­tig wie­der ins katho­li­sche Gewis­sen „geimpft“ wer­den: Gegen das Dog­ma, gegen das Glau­bens­gut, gibt es kei­nen Wider­spruch, nimmt der Papst sei­ne höch­ste, ihm von unse­rem Herrn ver­lie­he­ne Voll­macht in Anspruch, ist die Debat­te beendet.
    Ein sehr dan­kens­wer­ter Hin­weis ist der Begriff des Kryp­to­hi­sto­ris­mus. Die­ser Begriff bringt auf den Punkt, was lei­der üblich gewor­den ist: Unse­re Denk­wei­sen wer­den gro­ßen Hei­li­gen unter­ge­scho­ben, und damit wird ihr Bild, wer­den ihre Aus­sa­gen ver­zerrt. Die­se Gefahr ist nicht hoch genug anzu­set­zen, unse­re wich­ti­gen, gro­ßen Hei­li­gen kön­nen uns damit min­de­stens teil­wei­se ver­lo­ren gehen. Was ein uner­setz­li­cher Ver­lust ist.
    Cri­sti­na Sic­car­di nennt Igna­ti­us von Loyo­la. Ich kann Tere­sa von Avila hin­zu­fü­gen. Neu­über­set­zun­gen sind oft in Fuß­no­ten mit Kom­men­ta­ren ver­se­hen, die mit der gro­ßen Hei­li­gen nicht das gering­ste zu tun haben, son­dern mit dem Öku­me­nis­mus des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils. Man ersetzt sie dann durch schwär­me­ri­sche, fan­ta­sie­ren­de Non­nen, eini­ge FSSPX-Prie­ster nei­gen dazu. Ich über­trei­be nicht, dass ich „gelernt“ habe, dass man, wenn man gewis­se Prak­ti­ken befolgt, am ersten Sams­tag nach dem Tod aus dem Feg­feu­er ent­las­sen wird. Womit die Gren­ze zum Aber­glau­ben deut­lich über­schrit­ten sein dürfte. 

    Wir brau­chen die gro­ßen Hei­li­gen. Wer­den sie „ins Heu­te“ umge­deu­tet, ist das ein wei­te­rer schwe­rer Sub­stanz­ver­lust für unse­ren katho­li­schen Glauben.

    • Ich kann Ihnen zustim­men in:
      a) Dank für die Über­set­zun­gen und die Beob­ach­tung, dass im deut­schen Sprach­raum die­se öffent­li­chen Stim­men katho­li­scher Intel­lek­tu­el­len lei­der fehlen,
      b) Dem Kryp­to­hi­sto­ris­mus bin ich auch schon begeg­net, als mir eine Äuße­rung des Hl. Maxi­mi­li­an Kol­be sehr unty­pisch erschien. Im Ver­gleich mit der Ori­gi­nal­pre­digt fand ich dann her­aus, dass der Satz in einen völ­lig ande­ren Zusam­men­hang gestellt wur­de und der Satz auch nur halb zitiert war. Also: Ad fontes!

  3. „… daß die katho­li­sche Reli­gi­on von Gott gestif­tet wur­de zur Ret­tung der Men­schen, und daß die ande­ren Reli­gio­nen nichts ande­res als Imi­ta­tio­nen sind.“

    Die­ser Umstand wird deut­lich in der Bau­kunst. Die christ­li­che, d.h. katho­li­sche Archi­tek­tur hat die roma­ni­schen und goti­schen Dome und barocken Kir­chen hervorgebracht.
    Was haben die Pro­te­stan­ten Eige­nes her­vor­ge­bracht? Sie haben nur alles leer geräumt und was sie neu­es gebaut haben, war kein neu­er Stil, son­dern Imitation. 

    Eben­so der Islam. Die Moscheen gehen in ihren Ent­wür­fen auf christ­li­che Kir­chen zurück, sind also in ihrer Anla­ge bzw. mit ihren Kup­peln Kopien christ­li­cher Baukunst.

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