Papst-Perlen oder Bergogliate: Was bleibt von Papst Franziskus hängen?


Papst Franziskus in froher Gesprächsrunde(Rom) Die Katho­li­zi­tät wird seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus mit einer neu­en Form von Homi­le­tik kon­fron­tiert. Eine Art der Aus­sa­ge und Pre­digt, die die Mas­sen in den Bann zu zie­hen scheint, glaubt man einem ziem­lich undif­fe­ren­zier­ten Medi­en­ur­teil, gleich­zei­tig aber gläu­bi­ge Katho­li­ken irri­tiert und nicht sel­ten mehr ver­wun­dert als erhellt zurück­läßt. Papst Fran­zis­kus zeich­net süd­län­di­sche Gesprä­chig­keit aus, was mehr oder weni­ger gefal­len mag, aber weder für noch gegen ihn spricht. Ein Aspekt der Irri­ta­ti­on ist, daß die­se Gesprä­chig­keit zula­sten des Inhalts zu gehen scheint.

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War­um aber, möch­te man fra­gen, soll­te ein Seel­sor­ger heu­te „schwe­re Last“ ent­stau­ben, die bereits am Dach­bo­den ver­staut wur­de, wenn die Fern­seh­ka­me­ras sich mit leich­ter Kost zufrie­den geben, ja die­se sogar ein­deu­tig bevor­zu­gen? Eine homöo­pa­thi­sche Seel­sor­ge scheint so vie­len zu gefal­len. Sie tritt nicht zu nahe, tut nicht weh, ver­langt nichts, jeden­falls nichts, was nicht von beträcht­li­chen gut­mensch­li­chen Tei­len außer­halb der Kir­che auch geteilt wer­den könn­te. Ist sie nicht Aus­druck eines „adul­ten“ Zeug­nis­ses, eines erwach­sen gewor­de­nen Glau­bens, der sich nicht bei ver­gan­ge­ner Pedan­te­rie aufhält?

Nun tritt Papst Fran­zis­kus in zwei­er­lei Gestalt auf, was den kla­ren Blick erschwert. Da ist ein­mal der Papst der offi­zi­el­len Anspra­chen, der Tex­te vor­trägt, die zuvor mit der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on abge­klärt wur­den. Und dann ist da der Papst, der frei spricht, zur Gän­ze oder teil­wei­se unter Nicht-Beach­tung oder Ergän­zung schrift­lich aus­ge­ar­bei­te­ter Texte.

Es kann kaum ein Zwei­fel bestehen, daß der frei­spre­chen­de Fran­zis­kus die authen­ti­sche­re Inter­pre­ta­ti­on des päpst­li­chen Den­kens dar­stellt. Gera­de dort aber tritt theo­lo­gi­sche Prä­zi­si­on hin­ter dia­lek­ti­sche Spie­le­rei und Ver­wor­ren­heit zurück. Impro­vi­sa­ti­on? Oder geht es dem Papst dar­um, Reak­tio­nen zu testen?

Vier Beispiele mit vielen Fragezeichen: Die Sünde

Eine klei­ne Rück­blen­de in vier Punk­ten, die ziem­lich belie­big aus einem schon gro­ßen Topf gefischt wur­den. Vier Aus­sa­gen und vier Mal die Fra­ge, was der Papst damit eigent­lich sagen will.

1.) „Das Leben ist kom­plex, es besteht aus Gna­de und Sün­de. Wer nicht sün­digt, ist kein Mensch. Wir alle irren und müs­sen unse­re Schwä­che anerkennen.“

Was will Papst Fran­zis­kus damit sagen? Daß jeder Mensch zwangs­läu­fig und zwar jetzt gera­de Sün­der ist? Oder daß man sün­di­gen muß, um Mensch zu sein? Wann? Jetzt, immer? Ein Wort­spiel, das sich im Kreis dreht, denn indem man irrt und zugibt, daß man sich irrt, endet man damit, recht zu haben.

Maria

2.) „Das Evan­ge­li­um sagt uns nichts: ob sie [Maria] ein Wort gesagt hat oder nicht… Sie war still, doch in ihrem Her­zen – wie­viel sag­te sie doch dem Herrn! ‚Du hast mir damals gesagt – das ist es, was wir gele­sen haben –, daß er groß sein wird. Du hast mir gesagt, daß du ihm den Thron sei­nes Vaters David geben wirst, daß er über das Haus Jakob in Ewig­keit herr­schen wird. Und jetzt sehe ich ihn dort!’ Die Got­tes­mut­ter war mensch­lich! Und viel­leicht hät­te sie die Lust gehabt zu sagen: ‚Lügen! Ich bin betro­gen wor­den!’. Johan­nes Paul II. sag­te dies, als er von der Got­tes­mut­ter in jenem Moment sprach.“
Papst Fran­zis­kus meint, die Got­tes­mut­ter in eine feil­schen­de, sich bemit­lei­den­de, gewöhn­li­che Frau ver­wan­deln zu müs­sen. Aber aus wel­chem Grund? Viel­leicht aus der irri­gen Mei­nung her­aus, sie dadurch „mensch­li­cher“ und „näher“ zu machen im Ver­gleich zur „uner­reich­ba­ren“, „fer­nen“ per­fek­ten Iko­ne, die uns die Tra­di­ti­on über­lie­fert? Die „Tota Pulchra“, die „Sine Macu­la“, die „Tur­ris Ebur­nea“, wie die Aller­se­lig­ste Jung­frau ver­eh­rend und lie­be­voll, mit größ­tem Respekt, aber inni­ger Zunei­gung im Lau­fe der Zeit genannt wur­de. Braucht die Frau von heu­te, mit Füh­rer­schein und Recht zu töten, vom eige­nen Kind im Mut­ter­leib bis zum Dienst mit der Waf­fe im Krieg, ein ande­res Mari­en­bild, ent­blößt, her­ab­ge­stuft, auf „Augen­hö­he“?

Die Schlauheit

3.) Die Hei­li­gen Drei Köni­ge, die drei Wei­sen aus dem Mor­gen­land „gebrauch­ten Schläue“ [Papst Fran­zis­kus], als sie ent­schlos­sen, nicht zu König Hero­des zurück­zu­kehr­ten? Oder wur­den sie nicht viel­mehr im Schlaf davor gewarnt, es nicht zu tun, wie uns die Hei­li­ge Schrift lehrt? Schlau­heit gehört zu kei­ner Kate­go­rie von Tugen­den. Gibt es nicht schon genug Schlau­mei­er auf der Erde? Oder will der Papst den Gemein­platz bestä­ti­gen, daß die Guten (die Chri­sten) immer die Dum­men sind und daß es daher an der Zeit wäre, 50 Jah­re nach dem Kon­zil, daß auch sie end­lich die Schlau­heit gebrau­chen? Die Jugend­li­chen wer­den begei­stert sein, gibt es doch genug „Lehr­mei­ster“ aller Art, die ihnen als Marsch­ge­päck fürs Leben mit­ge­ben, auf den eige­nen Vor­teil bedacht zu sein und sich des­halb schlau durchs Leben zu bewegen.
Da ist es fast bes­ser, nicht in Erin­ne­rung zu rufen, daß im Evan­ge­li­um uner­müd­lich ein Engel auf­trat, der bereits Joseph im Schlaf erschie­nen war, damit die Hei­li­ge Fami­lie alle Schwie­rig­kei­ten bestehen konn­te. Kann man die Bot­schaft eines Engels mit Schlau­heit gleich­set­zen, gar ver­wech­seln? Oder gibt es ein apo­kry­phes berg­o­glia­ni­sches Evan­ge­li­um, in dem sogar die Göt­tin der Schlau­heit einen Platz im Pan­the­on fin­det? Wahr­schein­lich nur in einem von Altä­ren und Taber­na­kel wie­der ent­blöß­ten anti­ken Göt­ter­tem­pel, denn schließ­lich sind die­se ja nur äußer­li­ches Blend­werk, das zugun­sten der Armen zu ver­schen­ken ist, damit die­se „reich“ werden.

Gefährliche Nebenwirkungen der Heilsbotschaft

4.) „Die Homo-Paa­re stel­len uns heu­te vor neue Her­aus­for­de­run­gen auf der Erzie­hungs­ebe­ne… Ich erin­ne­re mich an den Fall eines sehr trau­ri­gen Mäd­chens, das schließ­lich der Leh­re­rin den Grund ihres Gemüts­zu­stan­des anver­trau­te: ‚die Ver­lob­te mei­ner Mut­ter mag mich nicht‘… Wie ist Chri­stus die­sen Jugend­li­chen zu ver­kün­di­gen? Die­ser Gene­ra­ti­on, die sich ver­än­dert? Man muß sehr auf­pas­sen, ihnen nicht einen Impf­stoff gegen den Glau­ben zu verabreichen.“
Ein­mal mehr: Was will der Papst damit sagen? Kon­kret soll­te man die­se Jugend­li­chen evan­ge­li­sie­ren, ohne jedoch die Ent­schei­dun­gen des Eltern­teils zu kri­ti­sie­ren, denn sonst wür­de in Gegen­re­ak­ti­on dar­aus ein „Impf­stoff gegen den Glau­ben“ wer­den. Die Bot­schaft Chri­sti nicht mehr als Bot­schaft des Heils, die befreit, son­dern gefähr­li­che, wenn auch uner­wünsch­te Neben­wir­kun­gen hat? Die Bewoh­ner von Sodom und Gomor­ra soll­ten viel­leicht damit begin­nen, eine Kosten­rech­nung der Schä­den an Hab und Gut und Leib und Leben auf­zu­stel­len, die sie durch die töd­li­che Über­do­sis die­ses Impf­stof­fes erlit­ten haben.

Papst-Worte wegen „kultureller Bescheidenheit“ ignorieren?

Don Ennio Inno­cen­ti, Prie­ster an der Patri­ar­chal­ba­si­li­ka von St. Peter in Rom, emp­fahl jüngst in einem Inter­view, sich ange­sichts ihrer „kul­tu­rel­len Beschei­den­heit“ nicht bei den Wor­ten von Papst Fran­zis­kus aufzuhalten.

Im Zeit­al­ter von Inter­net scheint die­ser gute Rat jedoch schwer befolg­bar zu sein. Es ist eine Tat­sa­che, daß die Medi­en längst ein Par­al­lel­lehr­amt auf­ge­baut haben, das direk­ter, schnel­ler und von grö­ße­rer Reich­wei­te als das offi­zi­el­le Lehr­amt ist. Sie sind zum Ver­mitt­ler der Bot­schaf­ten gewor­den, gefil­tert nach ihrem Geschmack. Ein­mal für den Papst (Fran­zis­kus), ein­mal dage­gen (Bene­dikt XVI.).

Einer Über­sät­ti­gung an Infor­ma­ti­on steht eine sin­ken­de Bereit­schaft zur Fil­te­rung gegen­über. Man will Fast Info wie Fast Food, ein­fa­che, kur­ze Bot­schaf­ten, für den Augen­blick, schnellebig, ober­fläch­lich. Papst Fran­zis­kus ent­spricht in sei­ner Gesprä­chig­keit und täg­li­chen Anspra­che die­sem Infor­ma­ti­ons­fluß. Die Tie­fe und Klar­heit lei­det in dop­pel­tem Maße dar­un­ter. Die Fra­gen blei­ben, und mit ihnen ein unbe­stimm­tes Unbehaben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Radio Spada

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