(London) Die Anglikaner „reformieren“ den Taufritus und entsorgen die „Sünde“ und den „Teufel“. Die neue Taufformel ist bereits in Gebrauch und wird vom neuen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby uunterstützt, der 2013 wenige Tage nach Papst Franziskus in sein Amt als Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft eingeführt wurde. Viele Bischöfe protestieren jedoch gegen die Taufe light: „Damit hat die Taufe keinen Sinn mehr. Die Kirche banalisiert ihre eigene Lehre.“
Weder „Sünde“ noch „Teufel“ – keine Anerkennung Jesu als Gott
Die anglikanische Kirche „aktualisiert“ den Taufritus und will künftig die Eltern und Taufpaten im Taufversprechen nicht mehr fragen, ob sie dem Satan widersagen. Laut Erzbischof Welby sei die neue Taufformel vorerst fakultativ. Sie sei leichter für alle „verständlich“ und auf der „Höhe der Zeit“. Die Neuformulierung werde bereits in mehr als tausend anglikanischen Pfarreien Englands verwendet, so Welby. Statt der traditionellen Abrenuntiatio diaboli sollen die Eltern und Paten nur mehr zu einer allgemeinen Absage an ein abstraktes Böses verpflichtet werden. Bisher lautete die Formel: Do you reject the devil and all rebellion against God? Do you repent of the sins that separate us from God and neighbour?
Auch das Glaubensbekenntnis und die Anerkennung von Jesus Christus als Herr und Gott soll wegfallen. Die Formel lautete bisher: Do you submit to Christ as Lord? Eine Anerkennung von Christus „als Gott“, werde von Eltern und Taufpaten nicht mehr verlangt, weil die „Vorstellung einer Unterwerfung“ heute „problematisch“ sei, „vor allem für Frauen“, so Welby.
Taufritus der Kirche wird zu Segen einer „guten Fee“
Harte Kritik kommt vom emeritierten anglikanischen Bischof von Rochester, Michael Nazir-Ali. Mit der neuen Taufformel versuche man, „das Christentum zu einer leicht verdaulichen Kost zu reduzieren“. Alison Ruoff, ein anderes Mitglied der Generalsynode sagte dem Daily Mail: „Das scheint mehr die Segnung durch eine gute Fee zu sein, aber nicht ein Ritus der Kirche. Das Problem ist, daß ein Großteil der anglikanischen Kirche nicht mehr an die Existenz der Hölle, an Sünde und Reue glaubt. Sie meinen, es genügt, die Hände zu falten und zu lächeln, um in den Himmel zu kommen. Das ist aber nicht das, was Jesus gelehrt hat.“
Banalisierung der Taufe
„Wenn die Ursünde und die Reue ausgeschlossen werden, dann bleibt fast nichts mehr übrig. Die neue Formel zerstört den Sinn der Taufe und trifft die gesamte Idee der Heilsnotwendigkeit der Taufe ins Herz“, so Alison Ruoff. „Die Kirche banalisiert ihre eigene Lehre, so sehr drängt es sie, daß sich alle zu Hause fühlen, und um ja niemanden zu beleidigen“ so Nazir-Ali. Damit werde der Sinn der Taufe „durch ein ‚Willkommen‘ ersetzt, das eine Grundlage weder in den von Gott gemachten Verheißungen hat noch im Glauben der Eltern oder der Kirche“, so der emeritierte Bischof von Rochester.
Papst Franziskus für Welby „persönlicher Mann des Jahres 2013“
Anglikaner-Primas Justin Welby gab Ende 2013 bekannt, er habe Papst Franziskus „persönlich“ zu seinem „Mann des Jahres 2013“ gekürt, wie Radio Vatikan berichtete. Am vergangenen 14. Juni war Welby vom neuen Papst in Audienz empfangen worden. In einem Interview für die Jesuitenzeitschrift Jesus verteidigte er aber gleichzeitig die Ernennung von Bischöfinnen. „Ich bin für die Ordination von Frauen zu Bischöfinnen: für mich ist das nicht nur eine Frage von Modernität und weil die Zeit reif ist; ich halte es aus theologischer und ekklesiologischer Sicht für richtig“. Zum Thema „Homo-Ehe“ betonte er einerseits die „Übereinstimmung zwischen den beiden Kirchen“. „Die anglikanische Kirche widersetzt sich dieser Norm und ich selbst habe mich gegen die Homo-Ehe ausgesprochen.“ Für Welby ist allerdings nicht, wie in Tradition und Schrift belegt, die Homosexualität eine Sünde, sondern die Neuerfindung „Homophobie“. Er sei jedoch „absolut auf der Linie mit dem, was Papst Franziskus sagte: es ist völlig inakzeptabel und zudem zutiefst falsch, jene zu verachten und auszugrenzen, die andere sexuelle Orientierungen haben. Die Homophobie ist eine enorme Sünde“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi