(Vatikan) Am Sonntag zelebrierte Papst Franziskus die Heilige Messe in der Sixtinischen Kapelle und spendete dabei 32 Kindern das Taufsakrament. Er setzte damit die Tradition seiner Vorgänger Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. fort. Dabei zelebrierte das Kirchenoberhaupt das Meßopfer wie zuletzt Benedikt XVI. am Hochaltar ad Dominum auf den Gekreuzigten gerichtet und mit Blick auf Michelangelos Jüngstes Gericht. Papst Benedikt XVI. hatte den „Volksaltar“ aus der Sixtinischen Kapelle entfernen lassen. Mit Franziskus kehrte die „Sperrholzkiste“ (Paul Badde) am Tag nach seiner Papstwahl wieder zurück, als er seine erste Heilige Messe als Kirchenoberhaupt mit den versammelten Kardinälen zelebrierte.
Als am 14. März 2013 der „Volksaltar“ zurückgekehrt war, überschlugen sich die Journalisten darin, Nachricht davon zu geben und ließen die Bilder davon um die Welt gehen. Am 12. Januar 2014 war der damals wie heute überflüssige „Volksaltar“ wieder aus der Sixtinischen Kapelle verschwunden und der Papst zelebrierte ad Deum. Doch die Journalisten schweigen darüber und die Bilder gehen nur in einem Bruchteil von damals um die Welt.
Alfons Maria Kardinal Stickler sagte 1997 in einem Vortrag über die Liturgiereform zum Charakter der Heiligen Messe und zur Zelebrationsrichtung:
„An die Stelle des vom geweihten Priester als alter Christus Gott dargebrachten Opfers tritt die Mahlgemeinschaft der versammelten Gläubigen unter dem Vorsitz des Priesters. Die diese bestätigende Definition des Messopfers im ersten des neuen Ordo Missae konnte im letzten Augenblick durch das Schreiben der beiden Kardinäle Ottaviani und Bacci an den Papst verhindert werden: sie wurde eingestampft auf Befehl Pauls VI. Die Korrektur der Definition hatte aber keine Art Änderung des Ordo Missae selbst zur Folge.
Diese Umfunktionierung des Herzstückes des Messopfers erhielt eine Bestätigung und Aktivierung durch die Zelebration versus populum, eine vorher verbotene Praxis und Umkehrung der Gesamttradition der Zelebration nach Osten, wo der Priester nicht der Konterpart des Volkes war, sondern dessen Spitze und Führer hin zu Christus, unter dem Symbol der im Osten aufgehenden Sonne.“
„Es gibt fanatische Modernisten, die jede Zelebration ad Dominum und nicht ad populum als unerhörten Affront auffassen und in ihrer gänzlichen Ignoranz ‚Rückwärtsgewandtheit‘ und ‚reaktionäre Kräfte‘ am Werk sehen und sofort Protest dagegen erheben. Ihnen hat der ‚revolutionäre‘ Papst Franziskus gestern geantwortet, daß es völlig legitim ist, ad Dominum und ohne Volksaltar zu zelebrieren. Da er es im Zusammenhang mit der Taufe tat und betonte, daß jede Taufe für die „ununterbrochene Glaubensvermittlung seit dem Erscheinen Jesus“ steht und jedes getaufte Kind ein Glied in dieser Kette ist, zeigte er, daß die Zelebration ad Dominum nach ältester, ununterbrochener Tradition der Weltkirche sogar gut, heilsam und ‚pastoral“ ist“, so Messa in Latino.
Die Rückkehr der „Sperrholzkiste“ am 14. März 2013 wird teilweise versucht, mit dem Hinweis zu begründen, daß alle versammelten Kardinäle Konzelebranten waren und dies durch das Stehen um den „Volksaltar“ sichtbar werden sollte, also praktischer Natur gewesen sei.
Ebenfalls gestern gab Papst Franziskus die Ernennung von 19 neuen Kardinälen bekannt, darunter 16 wählende Kardinäle (siehe eigenen Bericht Die neuen Kardinäle: Wen Papst Franziskus befördert, wen nicht). Unter ihnen befindet sich Erzbischof Gualtiero Bassetti von Perugia, der bereits im Alten Ritus zelebrierte. Den Altardienst verrichteten damals die Franziskaner der Immakulata. Traditionsverbundene Gläubige der Erzdiözese Perugia begrüßen seine Erhebung zum Kardinal, da er im Gegensatz zu anderen italienischen Bischöfen das Motu proprio Summorum Pontificum umsetzte, während etwa in der Nachbardiözese Assisi das genaue Gegenteil der Fall ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CTV (Screenshot)