Wiederverheiratet Geschiedene: Kommt es im März 2014 zum Schisma?


Zollitschs heile Welt: Kommt es im März 2014 zum Schisma?(Freiburg/​Bonn) Zuerst erfolg­te der Angriff durch Erz­bi­schof Rein­hard Kar­di­nal Marx von Mün­chen-Frei­sing, dann jener von Bischof Ste­fan Acker­mann von Trier. Im Faden­kreuz hat­ten bei­de den Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Ger­hard Mül­ler. Die­ser hat­te es gewagt, als Reak­ti­on auf den Son­der­weg der Erz­diö­ze­se Frei­burg im Breis­gau zum Umgang mit den wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen, die für die gesam­te Welt­kir­che ver­bind­li­che katho­li­sche Ehe­leh­re ein­zu­schär­fen. Glau­bens­prä­fekt Mül­ler hat­te es nicht expli­zit so gesagt, aber so gemeint: Das Ehe­sa­kra­ment gilt auch für die Kir­che in Deutsch­land. Und genau so haben es die deut­schen Bischö­fe ver­stan­den, und eini­ge fühl­ten sich ertappt, gestört und es trieb ihnen den Zorn ins Gesicht.

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Glau­bens­prä­fekt Mül­ler erin­ner­te dar­an, daß es für die katho­li­sche Kir­che kei­ne Mög­lich­keit gibt, Zweit­ehen zu seg­nen und anzu­er­ken­nen, nicht ein­mal als Buß­akt für den unschul­dig geschie­de­nen Ehe­part­ner, wie es die ortho­do­xe Kir­che kennt. Eine Pra­xis, die jedoch einer Ver­dun­ke­lung des Ehe­sa­kra­ments gleich­kommt und daher nicht nach­ah­mens­wert sein könne.

Glaubenpräfekt bekräftigt katholische Lehre, doch deutsche Bischöfe reagieren empört

Der Kuri­en­erz­bi­schof hat­te nichts Außer­ge­wöhn­li­ches gesagt, viel­mehr genau das, was jeder Bischof und jeder Prie­ster zu sagen und jeder Katho­lik zu glau­ben hat, will er denn katho­lisch sein. Und den­noch löste die Stel­lung­nah­me Erz­bi­schof Mül­lers ein Don­ner­wet­ter aus, als wür­de das Wel­ten­en­de ein­tre­ten, jeden­falls unter dem unduld­sa­men pro­gres­si­ven Kle­rus. Und man­cher Katho­lik staun­te nicht schlecht, wer alles sich unter recht­gläu­bi­ger Scha­le als Moder­nist ent­pupp­te. Der Trie­rer Bischof Acker­mann erklär­te etwa dem Trie­ri­schen Volks­freund, daß der Glau­bens­prä­fekt gar kei­ne Zustän­dig­keit habe, die Dis­kus­si­on zu die­ser Fra­ge für been­det zu erklä­ren. Raue Töne eines Bischofs, die noch rau­er klin­gen, wenn man bedenkt, daß sie gegen und nicht für die Ver­tei­di­gung der Glau­bens­leh­re aus­ge­spro­chen wer­den. Damit ent­pupp­te sich auch Bischof Acker­mann als einer jener Kir­chen­ver­tre­ter, die sich nicht dar­um mühen, den Gläu­bi­gen die Rich­tig­keit und Men­schen­freund­lich­keit der gött­li­chen Ord­nung und kirch­li­chen Leh­re zu erläu­tern, son­dern­lie­ber die „kon­kre­te Rea­li­tät“ der Unord­nung gegen die Glau­bens­leh­re aus­spie­len. Seit wann hebt der Unge­hor­sam der Men­schen Got­tes Gesetz auf? Zum Unge­hor­sam gesellt manch deut­scher Bischof noch den Stolz , wie er aus der Kri­tik an Kuri­en­erz­bi­schof Mül­ler spricht. Man den­ke an die „Pra­xis“ in Bischof Geb­hard Fürsts Diö­ze­se Rottenburg-Stuttgart.

Freiburger Dialektik: Auf Jesus berufen, um Jesu Gesetz auszuhebeln?

Die Wort­mel­dun­gen der Rebel­len­bi­schö­fe zeich­nen sich durch zwei­deu­ti­ge und extrem miß­ver­ständ­li­che For­mu­lie­run­gen aus. Sie befin­den sich damit ganz auf der Linie jener Hand­rei­chung, die Anfang Okto­ber vom Amt für Fami­li­en­seel­sor­ge der Erz­diö­ze­se Frei­burg im Breis­gau vor­ge­legt wur­de. Die Wor­te sind undeut­lich und sol­len not­dürf­tig kaschie­ren, was in der Pra­xis beab­sich­tigt wird. Glau­bens­leh­re hin oder her, in der Pra­xis wol­le man sich jeden­falls nicht mehr dar­an hal­ten. Die Erz­diö­ze­se wur­de bis vor kur­zem vom Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Msgr. Robert Zol­lit­sch gelei­tet, was die gan­ze Dimen­si­on des Unge­hor­sams ver­an­schau­licht. Die Hand­rei­chung ver­steigt sich zu einem gewag­ten dia­lek­ti­schen Aus­ritt und stellt den mensch­li­chen Unge­hor­sam gegen Got­tes Gebot als Aus­druck der „mensch­li­chen und respekt­vol­len Hal­tung von Jesus im Umgang mit den geschie­de­nen Men­schen und jenen, die sich ent­schie­den haben, noch ein­mal stan­des­amt­lich zu hei­ra­ten“ dar. Die Hand­rei­chung beruft sich auf Jesus, um des­sen eige­nes Gebot aus­zu­he­beln. Ein Wider­spruch, der nicht nur einer Belei­di­gung des Intel­lekts, son­dern auch einer Belei­di­gung Chri­sti nahe­kommt. Laut „Frei­bur­ger Modell“ sol­len die Wun­den, Brü­che und Spal­tun­gen in den Fami­li­en nicht geheilt, son­dern unter­stützt werden.

Müllers Klarstellung ein Markstein, den einige Bischöfe hochmütig auszureißen versuchen

Die Klar­stel­lung des Glau­bens­prä­fek­ten stellt einen ent­schei­den­den Mark­stein dar. Sie wur­de auf der Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls ver­öf­fent­licht und gilt damit als Aus­sa­ge des Lehr­am­tes. Im deut­schen Epi­sko­pat, zumin­dest jenem Teil, der sich laut­stark an die Öffent­lich­keit dräng­te, fiel sie nicht auf frucht­ba­ren Boden. Der Glau­bens­prä­fekt warn­te aus­drück­lich vor einer ganz kon­kre­ten Gefahr: „Durch die sach­lich fal­sche Beru­fung auf die Barm­her­zig­keit besteht zudem die Gefahr einer Bana­li­sie­rung des Got­tes­bil­des, wonach Gott nichts ande­res ver­mag, als zu ver­zei­hen.“ Daher auch das nega­ti­ve Urteil über die Frei­bur­ger Eigen­mäch­tig­keit, die „im Wider­spruch zur Leh­re und zum Lehr­amt der Katho­li­schen Kir­che“ steht. Eine Beur­tei­lung, die von den Autoren bekannt­lich hoch­mü­tig und ohne Ein­sicht zurück­ge­wie­sen wurde.

Das Spiel von Erzbischof Zollitsch und der fiktive „Blankoscheck“

Erz­bi­schof Zol­lit­sch spielt in der Sache ein wenig ele­gan­tes Spiel. Die Hand­rei­chung trägt nicht sei­ne Unter­schrift als Diö­ze­san­bi­schof und ist daher völ­lig wert­los. Ver­öf­fent­licht wur­de sie weni­ge Tage nach sei­ner Eme­ri­tie­rung, so daß er – obwohl Diö­ze­san­ad­mi­ni­stra­tor bis zur Ernen­nung eines Nach­fol­gers – sich die Hän­de in Unschuld waschen kann. Gleich­zei­tig verb­säumt er aber kei­ne Gele­gen­heit das Anlie­gen der Hand­rei­chung zu unter­stüt­zen, such indem er ankün­dig­te, daß die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz zum The­me „kla­re, ja sehr kla­re Vor­stel­lun­gen“ habe. Die Bischofs­kon­fe­renz soll, geht es nach Zol­lit­sch, Ent­schei­dun­gen tref­fen und den Bischö­fen die Mög­lich­keit bie­ten, sich hin­ter einem Kol­lek­tiv zu ver­stecken. Als Auf­hän­ger wird eine Stel­le aus dem neu­en Apo­sto­li­schen Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um genom­men, in der Papst Fran­zis­kus bekun­det, den Bischofs­kon­fe­ren­zen „eine gewi­ße authen­ti­sche Lehr­au­tori­tät“ (EG 32) zu über­tra­gen. Was das kon­kret bedeu­ten könn­te, wird nicht gesagt und noch weni­ger wur­den ent­spre­chen­de Bestim­mun­gen erlas­sen. Den­noch schloß Erz­bi­schof Zol­lit­sch umge­hend dar­aus, daß Deutsch­land in Sachen wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner einen Blan­ko­scheck besitze.

500 Jahre nach Luther eine neue Kirchenspaltung?

Die deut­schen Bischö­fe schei­nen auf einen offe­nen Bruch mit der katho­li­schen Ehe­leh­re hin­zu­ar­bei­ten. Ein Bruch, der sich im März 2014 auf der Früh­jahrs­ta­gung der Bischofs­kon­fe­renz voll­zie­hen dürf­te. Dann müs­sen die Bischö­fe einen neu­en Vor­sit­zen­den wäh­len, eine Stel­lung, für die sich Kar­di­nal Marx schon län­ger bereit­hält. Dann soll, so der Wil­le von Zol­lit­sch und ande­rer Bischö­fe, die Frei­bur­ger Hand­rei­che der Bischofs­kon­fe­renz vor­ge­legt und von die­ser für ganz Deutsch­land ein­ge­führt wer­den. Und dies, obwohl eben die­se Hand­rei­chung bereits von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on als anti­ka­tho­lisch ent­larvt wur­de, weil sie sich im offe­nen Wider­spruch zur katho­li­schen Glau­bens­leh­re, zum kirch­li­chen Lehr­amt und der katho­li­schen Tra­di­ti­on befin­det. Wird Rom dem taten­los zuse­hen? Wer­den alle deut­sche Bischö­fe sich die­sem offe­nen Unge­hor­sam von Zol­lit­sch, Marx & Co. anschlie­ßen oder wer­den eini­ge mutig dage­gen auf­ste­hen? Es geht nicht um eine Fra­ge des Geschmacks, son­dern um die Fra­ge, ob die deut­sche Kir­che 500 Jah­re nach Luther eine wei­te­re Kir­chen­spal­tung hin­zu­fügt, statt jene erste zu überwinden.

Häresie schon, Schisma nicht?

Die deut­schen Bischö­fe wol­len kein Schis­ma, das wür­de sie vor enor­me recht­li­che Fra­gen stel­len. Sie müß­ten eine neue Kir­che grün­den, die als Reli­gi­ons­ge­mein­schaft vom Staat aner­kannt wer­den müß­te. Das wäre alles kein Pro­blem. Pro­ble­ma­tisch ist jedoch die Fra­ge mit dem Reichs­kon­kor­dat und damit der Finan­zie­rung die­ser neu­en Kör­per­schaft öffent­li­chen Rechts. Jeder ein­zel­ne Gläu­bi­ge und der­zei­ti­ge Kir­chen­steu­er­pflich­ti­ge müß­te expli­zit den Über­tritt in eine neue Zol­lit­sch-Marx-Kir­che erklä­ren. Von den aktu­el­len Kir­chen­steu­er­mil­li­ar­den blie­be da nur wenig übrig. Zudem hät­te die neue Kir­che weder Kir­chen­ge­bäu­de noch Pfarr­häu­ser und Pfarr­zen­tren. Sie wäre eine mit­tel­lo­se Kir­che mit jener „Ent­welt­li­chung“, die von den­sel­ben Bischö­fen, als Bene­dikt XVI. sie ein­for­der­te, sofort unter den Tisch gekehrt wur­de. Nein, ein Schis­ma will man de jure nicht. Man möch­te es nur de fac­to und das mit Zustim­mung Roms, denn sonst darf Kar­di­nal Marx im näch­sten Kon­kla­ve nicht mehr den Papst mit­wäh­len oder sich sogar selbst dar­um bewerben.

Die jüng­ste Ent­wick­lung läßt erah­nen, unter wel­cher Span­nung am Ende das Pon­ti­fi­kat Bene­dikts XVI. stand und mit wel­cher Genug­tu­ung eini­ge deut­sche Bischö­fe des­sen Abtritt emp­fun­den haben.

 Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Papa Ratz­in­ger Blog

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