(Vatikan) Diesmal antwortete das Presseamt des Heiligen Stuhls sofort auf Eugenio Scalfaris Behauptung, der Papst habe die Sünde abgeschafft. Vatikansprecher Lombardi äußerte dabei eine Kritik an Scalfari, die eigentlich mehr dem Papst gilt.
Am vergangenen Sonntag behauptete der Atheist Eugenio Scalfari in seinem wöchentlichen Leitartikel, Papst Franziskus habe die Sünde abgeschafft (siehe eigenen Bericht „Papst Franziskus hat faktisch die Sünde abgeschafft“ – Scalfaris neues Christentum, das Gott durch das Ich ersetzt). Hielt sich der Heilige Stuhl mit Kommentaren zu den Veröffentlichungen Scalfaris über den ungewöhnlichen „Dialog“ zwischen ihm und dem Papst bisher auffallend zurück, erfolgte diesmal eine schnelle Reaktion. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi dementierte Scalfari und dessen „offensichtliche Ungenauigkeiten“. „Papst Franziskus hat die Sünde nicht abgeschafft“, so Pater Lombardi.
Der Vatikan rührte sich dieses Mal prompt, während im vergangenen Herbst nach der Veröffentlichung eines Briefes des Papstes an Scalfari und eines Interviews des Papstes durch Scalfari offizielle Stellungnahmen erst spät und sehr zurückhaltend erfolgt waren. Vatikansprecher Lombardi erklärte gegenüber der Presse: „Scalfari ist das bliblisch-theologische Feld nicht so ganz vertraut“.
„Mit Sicherheit ist die Feststellung Scalfaris in einem langen Leitartikel, der Papst habe die Sünde abgeschafft nicht zutreffend. Ganz im Gegenteil, wer dem Papst wirklich Tag für Tag folgt, weiß, wie oft er von der Sünde spricht, von unserem Zustand als Sünder, und gerade die Botschaft von der Barmherzigkeit“, verstehe man nur im Zusammenhang mit der Sünde.
Sünde und Barmherzigkeit
Am vergangenen Sonntag schrieb Scalfari, daß die Abschaffung der Sünde durch Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium enthalten sei. Eine Feststellung, die in verschiedenen Medien Aufmerksamkeit fand und von mehreren Vatikanisten kritisiert wurde. „Die grundlegende geistliche Dynamik, in die sich auch der Papst stellt, ist das Bewußtsein der Sünden und die Bitte um Vergebung für sie“, so Pater Lombardi. Aber Scalfari sei das „biblisch-theologische Feld“ nicht so ganz vertraut. Es gehe darum, „die unendliche Größe von Gottes Barmherzigkeit zu sehen und uns so in das durch die Barmherzigkeit und durch die Erfahrung der Liebe Gottes erneuerte christliche Leben einzulassen. Wenn jemand die Sünde eliminiert, versteht man die Botschaft der Barmherzigkeit nicht mehr“, so Vatikansprecher Lombardi.
Verwirr(t)er Scalfari? – Pater Lombardi fordert „Dialog ohne Mißverständnisse“
Die Pressestelle des Heiligen Stuhls nahm zu einem weiteren eklatanten Fehler im Leitartikel Scalfaris Stellung: „Um eine andere offensichtliche Ungenauigkeit in diesem Artikel handelt es sich, wenn Scalfari sagt, daß der Papst vor wenigen Tagen den Heiligen Ignatius von Loyola heiliggesprochen hat, statt, wie wir alle wissen, Petrus Faber, den ersten Gefährten des Heiligen Ignatius von Loyola, während Ignatius von Loyola bereits seit einigen Jahrhunderten ein Heiliger der Kirche ist. Daher denke ich, daß man darauf achten muß, den Dialog fortzusetzen, aber ihn so vertieft, daß es keine Mißverständnisse gibt und man sich wirklich versteht“.
Scalfari schmerzt das Dementi nicht. Er sonnt sich vielmehr in seinem Erfolg, bisher Undenkbares in den Ring gestoßen zu haben: die Option, daß ein Papst angeblich das Gewissen ohne jede Einschränkung zur höchsten Instanz erklärt und die Sünde abschafft.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi