Nelson Mandela und die vergessenen Helden für Christus


Nelson Mandela 1990: nach seiner Freilassung brauchte Mandela zwar einige Zeit, zu verstehen, daß Hammer und Sichel nicht mehr "in" waren, doch fand er sich schnell in der Welt der Mächtigen zurecht.(Johannesburg/​Rom) In der Zele­bra­ti­on des „Gigan­ten“, „moder­nen Hei­li­gen“ und „Vor­bilds“ Mel­son Man­de­la zele­brie­ren sich die „Gro­ßen“ die­ser Welt selbst. Die Medi­en haben im über­schweng­li­chen Lob für Madi­ba, so Man­de­las Clan­na­me, vor allem unter Beweis gestellt, daß sie mit dop­pel­tem Maß mes­sen, schließ­lich geht es um die Bil­der- und Mei­nungs­ho­heit in den Köp­fen der Men­schen. Der muti­ge Pro­test Man­de­las gegen die Apart­heid wird her­vor­ge­ho­ben und eini­ge dunk­le Sei­ten vor, aber auch nach sei­ner Haft wer­den dabei groß­zü­gig unter den Tisch gekehrt. Man­che katho­li­schen Medi­en bil­den dabei kei­ne Aus­nah­me. Die­sel­ben Medi­en ver­lie­ren jedoch kaum eine Zei­le an die wirk­li­chen „Hel­den für Chri­stus“, die wegen ihres christ­li­chen Glau­bens im Gefäng­nis sitzen. 

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Das sind die ver­ges­se­nen Hel­den: Prä­la­ten, Ordens­frau­en und Ordens­män­ner, Lai­en, an die kaum erin­nert wird und deren Namen kaum jemand bekannt sind. Es ist Teil der poli­ti­schen Kor­rekt­heit der Medi­en, die die­ses trau­ri­ge Ver­ges­sen­wer­den schafft. Nel­son Man­de­la stand im bewaff­ne­ten Kampf, als er ver­haf­tet wur­de. Er kämpf­te gegen die Apart­heit, aber auch für ein sozia­li­sti­sches Regime. Ein Regime, wie es mit sowje­ti­scher Hil­fe in Ango­la und Mosam­bik errich­tet wur­de, aber Süd­afri­ka erspart blieb. Län­der, in denen die Chri­sten vom Regime ver­folgt wur­den. Die Stich­wör­ter 27 Jah­re Haft und Kampf gegen die Apart­heid schei­nen säku­la­re Kathar­sis mit­ein­zu­schlie­ßen, die ihn vom Blut an sei­nen Hän­den rein­wäscht. Dem Blut unzäh­li­ger unge­bo­re­ner Kin­der, die durch das von ihm ein­ge­führ­te libe­ral­ste Abtrei­bungs­ge­setz der Welt getö­tet wur­den. Ein Holo­caust, der sei­nen eige­nen Tod überdauert.

Der zwei­fel­haf­te Jubel für Madi­ba ist Anlaß einen Blick auf die ver­ges­se­nen Hel­den für Chri­stus zu rich­ten. Bei­spiel­haft eini­ge weni­ge Namen:

Die Untergrundkirche in der Volksrepublik China

Chinas Untergrundbischöfe: links Bischof Su Zhimin, rechts Bischof Shi EnxiangJames Su Zhi­min, Bischof von Bao­ding, 81 Jah­re alt, 41 Jah­re davon ver­brach­te er im Gefäng­nis und in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern wegen „Regime­feind­lich­keit“, vom kom­mu­ni­sti­schen Regime als „Kon­ter­re­vo­lu­tio­när“ gebrand­markt. Er gehört der rom­treu­en chi­ne­si­schen Unter­grund­kir­che an. 1997 wur­de er zuletzt ver­haf­tet, aber nie vor Gericht gestellt. Seit­her fehlt von ihm jede Spur. Über sei­nen Auf­ent­halts­ort, Gesund­heits­zu­stand gibt es kei­ne Hin­wei­se. Die Gläu­bi­gen und sei­ne Fami­lie wis­sen nicht ein­mal, ob der Bischof noch am Leben ist.

Ganz ähn­lich ver­lief das Leben von Cos­mas Shi Enxiang, Bischof von Yixi­an, 90 Jah­re alt. Seit sei­ner ersten Ver­haf­tung 1957 ver­brach­te er min­de­stens 33 Jah­re im Gefäng­nis und Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern. Zuletzt wur­de er 2001 wie­der ver­haf­tet. Seit­her fehlt auch von ihm jede Nachricht.

Die verfolgte Kirche Vietnams

Kardinal Nguyàªn-Van Thuà¢nEin süd­ost­asia­ti­sches Schick­sal ist das von Fran­çois-Xavier Nguy­àªn Van Thuà¢n, dem 2002 ver­stor­be­nen viet­na­me­si­schen Kar­di­nal. Das kom­mu­ni­sti­sche Regime mach­te ihn zur Gei­sel. Drei­zehn Jah­re ver­bracht er im Gefäng­nis. „Dann sperr­ten mich die Kom­mu­ni­sten in den Lade­raum eines Schif­fes, in dem wei­te­re 1.500 Gefan­ge­ne ein­ge­pfercht waren, um uns nach Nor­den zu brin­gen. Ich sag­te mir: ‚Das ist nun mei­ne Kathe­dra­le, das ist das Volk, das Gott mir anver­traut hat, damit ich mich sei­ner anneh­me, das ist mei­ne Mis­si­on: die Gegen­wart Got­tes unter die­sen Men­schen sicht­bar wer­den las­sen, unter die­sen elen­den, ver­zwei­fel­ten Brü­dern“, schrieb der Kar­di­nal. Spä­ter wur­de er auf inter­na­tio­na­len Druck hin ent­haf­tet, muß­te aber Viet­nam ver­las­sen und ins Exil gehen. Heu­te wider­setzt sich das viet­na­me­si­sche Regime dem Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren des Kardinals.

Bedrängte Christen Pakistans

Asia Bibi, seit viereinhalb Jahren im Gefängnis, seit mehr als drei Jahren zum Tode verurteiltAsia Bibi, eine paki­sta­ni­sche Chri­stin befin­det sich seit vier­ein­halb Jah­ren im Gefäng­nis, weil sie von Mos­lems unschul­dig der Belei­di­gung des Islams bezich­tigt wur­de. Sie wur­de in erster Instanz zum Tode ver­ur­teilt. Ein Beru­fungs­ver­fah­ren hat noch nicht statt­ge­fun­den. Sie wird in Sheik­hu­pura in Iso­la­ti­ons­haft gehal­ten, aus Angst vor Mord­an­schlä­gen. Die Haft­be­din­gun­gen sind eine zusätz­li­che Stra­fe in der Stra­fe. „Ich wur­de ver­ur­teilt, weil ich Chri­stin bin. Ich glau­be an Gott und sei­ne gro­ße Lie­be. Wenn ihr mich zum Tod ver­ur­teilt, weil ich Gott lie­be, will ich gern mein Leben für Ihn geben“, hat­te sie im Gerichts­saal vor ihrer Ver­ur­tei­lung gesagt. Eine erfun­de­ne, angeb­lich vom Assad-Regime ver­folg­te Les­be in Syri­en beweg­te wochen­lang die west­li­chen Medi­en und ließ sie zu Empö­rungs­stür­men gegen das syri­sche Regime auf­wal­len. Eine wirk­lich exi­stie­ren­de Chri­stin und Mut­ter von fünf Kin­dern, die wegen ihres Glau­bens an Chri­stus in der Todes­zel­le sitzt, inter­es­siert den gesell­schaft­li­chen Main­stream nicht.

Albanische Gefängnisse

Kardinal Kaliqi aus AlbanienIn Euro­pa, unweit unse­rer Haus­tür, boten Mär­ty­rer des Glau­bens den kom­mu­ni­sti­schen Regi­men die Stirn, in jenen Län­dern, die in einem heuch­le­ri­schen Kampf gegen die Erobe­rungs­gier des natio­nal­so­zia­li­sti­schen Deutsch­lands der Erobe­rungs­gier der kom­mu­ni­sti­schen Sowjet­uni­on über­las­sen wur­den. In Alba­ni­en sind die katho­li­schen Prie­ster Anton Luli und Mik­el Koli­qi sol­che Mär­ty­rer für Chri­stus. Luli war ein Jesu­it. 42 Jah­re saß er im Gefäng­nis. Ver­haf­tet 1947, kam er erst mit dem Zusam­men­bruch des kom­mu­ni­sti­schen Regimes 1989 frei. Die mei­ste Zeit ver­brach­te er in Iso­la­ti­ons­haft und wur­de schwer gefol­tert wegen sei­nes Glau­bens an Chri­stus. Da jede Nach­richt von ihm fehl­te, hiel­ten ihn vie­le Gläu­bi­ge schon für tot, sodaß sie sei­ne Hei­lig­spre­chung ein­lei­ten woll­ten. Als er frei­ge­las­sen wur­de, sag­te er, daß die lan­ge Haft­zeit ihm gedient habe, um „im Gebet zu rei­fen“. „Ich dan­ke dem Herrn, daß er mir, einem armen und schwa­chen Prie­ster die Gna­de geschenkt hat, Ihm wäh­rend mei­nes Lebens in Ket­ten treu zu blei­ben. Nur durch Gna­de war das mög­lich.“ Er starb im Jahr 1998 ein Jahr nach Mik­el Koli­qi. Koli­qi saß 38 Jah­re in Haft. Nach sei­ner Frei­las­sung erhob ihn Papst Johan­nes Paul II. im Alter von 91 Jah­ren in den Kar­di­nals­stand: „Es ist ein Zei­chen der Lie­be des Pap­stes für ganz Alba­ni­en. Er hat mich aus­ge­wählt, nicht wegen mei­ner Ver­dien­ste, son­dern weil die ande­ren Mit­brü­der alle tot sind“.

Rumänische Gitterstäbe

Bischof Ioan Ploscaru während seiner GefangenschaftIm Rumä­ni­en Ceau­ses­cus war fak­tisch jede reli­giö­se Regung ver­bo­ten. Ioan Plos­ca­ru war Weih­bi­schof der grie­chisch-katho­li­schen Kir­che. 15 Jah­re sei­nes Lebens ver­brach­te er hin­ter Git­tern, weil sei­ne Kir­che der Kon­tak­te mit dem Vati­kan beschul­digt wur­de. Das Regime nann­te das „Kon­spi­ra­ti­on mit einer aus­län­di­schen Macht“. Mit der kom­mu­ni­sti­schen Macht­über­nah­me war die gesam­te Kir­chen­lei­tung vom Regime ver­nich­tet wor­den. Nur geheim geweih­te Bischö­fe konn­ten im Unter­grund wir­ken. Zu ihnen gehör­te der 1948 im ver­bor­ge­nen geweih­te Bischof Plos­ca­ru. Doch bereits nach weni­gen Mona­ten wur­de auch er ver­haf­tet und wäh­rend sei­ner Haft bru­ta­len Ver­hö­ren aus­ge­setzt und schwer miß­han­delt. Sei­nem Glau­ben schwör­te er jedoch nicht ab: „Ich betrach­te die Ent­beh­run­gen als einer der glück­lich­sten Zei­ten mei­nes Lebens, da ich Chri­stus nicht nur Wor­te anbie­ten konn­te.“ 1964 ent­haf­tet, muß­te er bis 1989 im Unter­grund wir­ken. Erst dann konn­te er wie­der von sei­ner Kathe­dra­le in Lugosch Besitz ergrei­fen, wo er bis ins hohe Alter von 84 Jah­ren als Bischof wirkte.

Tschechoslowakischer Untergrund

Kardinal Jan KorecBöh­men und Mäh­ren schie­ben sich wie ein Keil zwi­schen Sach­sen, Bay­ern und Öster­reich in den deut­schen Sprach­raum hin­ein als wären sie ein Teil davon. So nahe und doch so fern waren die­se Län­der, als der Eiser­ne Vor­hang Euro­pa teil­te und sich selbst fremd mach­te. In der dama­li­gen Tsche­cho­slo­wa­kei gehör­te Jan Chry­zo­stom Korec zu den Ver­folg­ten. Der heu­te 91jährige slo­wa­ki­sche Kar­di­nal lebt noch. Im Jahr 1950 wur­de er im bereits kom­mu­ni­stisch beherrsch­ten Land zum Prie­ster geweiht. Bereits ein Jahr dar­auf wur­de er geheim im Alter von erst 27 Jah­ren zum jüng­sten Bischof geweiht. Die Kir­che galt damals als ille­gal. Die Semi­na­re und Klö­ster waren auf­ge­ho­ben wor­den. Die mei­sten Prie­ster und Ordens­leu­te befan­den sich im Gefäng­nis oder in Lagern. Wäh­rend der 60er Jah­re ver­brach­te auch Korec etli­che Jah­re im Gefäng­nis: „Das war sicher die schreck­lich­ste Stra­fe. Doch die Not macht den Men­schen auch erfin­de­risch und so fand ich ein sehr ein­fa­ches System, um die Iso­la­ti­ons­haft zu durch­bre­chen. Ich stell­te mir vor, geist­li­che Exer­zi­ti­en zu machen. Ich leg­te mir ein detail­lier­tes und inten­si­ves geist­li­ches Tages­pro­gramm zurecht. So mach­te ich aus der Not eine Tugend zu mei­ner eige­nen Rei­fung.“ Sein Sta­tus als Prie­ster und Bischof wur­de vom Regime nie aner­kannt. Vor sei­ner Haft arbei­te­te er als Fabrik­ar­bei­ter, nach sei­ner Haft­ent­las­sung als Stra­ßen­keh­rer in Preß­burg, dann in einer Teer­fa­brik und schließ­lich als Lager­ar­bei­ter in einer Chemiefabrik.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Lumea Catho­li­ca et al

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4 Kommentare

  1. Dan­ke für die­sen groß­ar­ti­gen Artikel! 

    Eine „Wol­ke von Zeu­gen“ umgibt uns – und dank des kirch­li­chen Schwei­gens im Westen ist sie prak­tisch unbekannt. 

    Ein spä­ter Sieg der „Ost­po­li­tik“ und der Casaroli-Diplomatie.

    Umso wich­ti­ger ist es, die­se vor­bild­li­chen Men­schen ins Bewußt­sein der Gläu­bi­gen und auch der Nicht-Gläu­bi­gen zu rufen!

  2. Wirk­lich ganz groß­ar­tig! Beschämt sol­len wei­chen, die sol­che Zeu­gen des Glau­bens ver­leug­nen und totschweigen!

  3. Rumä­ni­sche Gitterstäbe

    die Dar­stel­lung hier ist nicht ganz rich­tig: wir Bana­ter Schwa­ben hat­ten sogar einen deut­schen Bischof und ein gro­ßes prie­ster­se­mi­nar-das Pro­blem bestand für die unierten.die ortho­do­xen haben den Macht­wech­sel scham­los aus­ge­nutzt und prä­sen­tie­ren heu­te stolz ne Hand voll Mär­ty­rer und haben Ceau­ses­cu in Kir­chen verewigt!die ortho­do­xen haben die unier­ten zur Uni­on gez­qun­gen und wer nicht woll­te kam in den knast wie der kürz­lich selig­ge­spro­che­ne Vla­di­mir ghi­ka seli­gen gedenkens!

  4. N.Mandela war ein Ver­bre­cher, der vor Mord und Tot­schlag nicht halt­mach­te und aus die­sem Grun­de im Gefaeng­nis sass.
    Auf das Kon­to „sei­nes“ ANC gehen ueber 20.000 Morde.
    Die Kom­mu­ni­sten­or­ga­ni­sa­ti­on wue­te­te im Unter­grund und Frau Man­de­la ist eine Schwerverbrecherin.
    Die eng­li­sche Regie­rung such­te die Herr­schaf­ten damals als Terroristen!
    Heu­te sind die Sympha­tis­an­ten der Kom­mu­ni­sten am Ruder und Sued­afri­ka ist ein schwerst kri­mi­nel­les Land mit einer der hoech­sten Ver­ge­wal­ti­gungs­ra­te in der Welt !
    Und die­ser Mann soll Vor­bild sein.
    Ein Skandal.

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