Maria Luggau: Messe im Alten Ritus verboten – „Entspricht nicht dem Geist des Konzils“


Wallfahrtskirche Maria Schnee in Maria Luggau: Alte Messe untersagt, weil sie nicht dem "Geist" des Zweiten Vatikanischen Konzils entspricht(Wien) Zu einem lit­ur­gi­schen Eklat kam es im öster­rei­chi­schen Ser­vi­ten­klo­ster Maria Lug­gau. Der Pri­or des Klo­sters ver­bot einer Pil­ger­grup­pe die Hei­li­ge Mes­se in der Wall­fahrts­kir­che Maria Schnee in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus zu fei­ern. Im Alten Ritus fei­ern woll­te die Fati­ma-Initia­ti­ve, die jähr­lich im Mari­en­mo­nat Okto­ber eine Wall­fahrt nach Maria Lug­gau unter­nimmt. Pri­or Andre­as M. Baur erklär­te der Kärnt­ner Tages­zei­tung Klei­ne Zei­tung: „Ich ste­he der triden­ti­ni­schen Mes­se kri­tisch gegen­über. Sie ent­spricht nicht dem Geist des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Konzils“.

Unter Benedikt XVI. erlaubt, unter Franziskus verboten

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In den Jah­ren 2011 und 2012 durf­te auf Wunsch der Pil­ger die Hei­li­ge Mes­se noch ohne Pro­ble­me und mit Erlaub­nis von Pri­or Baur in der außer­or­dent­li­chen Form zele­briert wer­den. Damals war noch Papst Bene­dikt XVI. katho­li­sches Kir­chen­ober­haupt, heißt es nun bei den barsch abge­wie­se­nen Pil­gern. Bene­dikt XVI. war es, der mit dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum 2007 der Alten Mes­se wie­der das unein­ge­schränk­te Hei­mat­recht in der Kir­che zurück­ge­ge­ben hat­te. Nun aber regiert Papst Fran­zis­kus in Rom und der Pri­or des Ser­vi­ten­klo­sters fühlt sich weder an das „Hei­mat­recht“ des Alten Ritus noch an die ver­bind­li­che päpst­li­che Anord­nung gebunden.

„Kir­chen­recht­lich ist es abso­lut erlaubt, die hei­li­ge triden­ti­ni­sche Mes­se zu fei­ern. Uns das zu ver­bie­ten, ist ein Will­kür­akt“, sag­te Anna Stran­ner von der Fati­ma-Initia­ti­ve, die in beson­de­rer Wei­se auch die Schmer­zens­mut­ter von Maria Lug­gau ver­ehrt. „Ein Pri­or kann doch nicht päpst­li­cher sein als der Papst“, beklag­te Stran­ner die unfreund­li­che Behand­lung der Gebets­ge­mein­schaft. Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren wäre mit den Pil­gern auch ein Prie­ster nach Maria Lug­gau gekom­men, um die Hei­li­ge Mes­se im Alten Ritus zu zele­brie­ren. 2013 wäre der öster­rei­chi­sche Mili­tär­de­kan Sieg­fried Loch­ner der Zele­brant gewe­sen. Die Ser­vi­ten wären also gar nicht „belä­stigt“ wor­den, die Fati­ma-Initia­ti­ve eine Pil­ger­grup­pe unter ande­ren gewe­sen, die im Jah­res­lauf die Kir­che auf­su­chen. Dekan Loch­ner ist über die Absa­ge erstaunt und auch ver­är­gert über das Ver­hal­ten des Klo­ster­vor­ste­hers: „Ich habe die Mes­se schon oft nach dem über­lie­fer­ten Römi­schen Ritus gefei­ert. Eine so brüs­ke Zurück­wei­sung der Gläu­bi­gen wie durch die­sen Pri­or ist mir aber noch nicht untergekommen“.

Prior Baur: „Stehe tridentinischer Messe kritisch gegenüber“

Pri­or Baur tut sich schwer, sei­ne Ent­schei­dung, die im offe­nen Wider­spruch zum Kir­chen­recht steht, zu recht­fer­ti­gen. Er erklärt, die Pil­ger­grup­pe habe ihn „nicht ein­ge­bun­den“. Zudem sei er wegen des Ver­bots der Alten Mes­se „tage­lang“ von den Wall­fah­rern „tele­fo­nisch bedrängt wor­den“. „Ich las­se mich nicht zwin­gen“, gab sich der Ser­vi­ten­pa­ter gegen­über der Klei­nen Zei­tung ener­gisch und kam zu einem eigen­wil­li­gen Rechts­ver­ständ­nis. Laut Pri­or Baur ent­spre­che die Alte Mes­se „nicht dem Geist des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“, wor­aus er offen­bar schließt, daß die­ser „Geist“ das gel­ten­de Recht bricht.

In der Diö­ze­se Gurk-Kla­gen­furt will man sich nicht mit dem Klo­ster anle­gen und schon gar nicht wegen der Mes­se des Hei­li­gen Pius V. Ordi­na­ri­ats­kanz­ler, Diö­ze­san­of­fi­zi­al und Dom­ka­pi­tu­lar Msgr. Jakob Ibounig spricht von „sol­che Mes­sen“, wenn er den über­lie­fer­ten Ritus meint: „Der Pri­or hat das Haus­recht“. Und über­haupt: „Wenn er nicht will, daß sol­che Mes­sen in sei­ner Kir­che gefei­ert wer­den, ist das legi­tim“, so Msgr. Ibounig.

Zumin­dest gegen­über der Pres­se will Pri­or Baur, Wei­he­jahr­gang 1973, die Tür nicht ganz zuschla­gen: „Der Ton­fall muß sich ändern. Ich möch­te auch ein­mal mit dem Geist­li­chen reden, der die Mes­se hält. Dann wer­den wir sehen“, zitiert ihn die Klei­ne Zei­tung.

Das Klo­ster mit der Wall­fahrts­kir­che Maria Schnee liegt in Maria Lug­gau in der Diö­ze­se Gurk-Kla­gen­furt im Ober­kärnt­ner Lesach­tal. Die Wall­fahrt geht auf eine from­me Frau zurück, der die Got­tes­mut­ter 1513 im Traum erschie­nen war und sie beauf­trag­te, auf einem Wei­zen­acker eine Kir­che zu erbau­en. Die heu­ti­ge Kir­che, deren Grund­stein 1515 gelegt wur­de, besitzt bis heu­te kei­nen Volks­al­tar. Seit 1639 betreu­en die Ser­vi­ten den Wall­fahrts­ort, den sie von den Fran­zis­ka­nern über­nah­men. Der­zeit leben drei Ser­vi­ten im Klo­ster Maria Lug­gau, nach­dem ein Mit­bru­der aus Nige­ria in den Kon­vent auf­ge­nom­men wurde.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

 

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