Jesuitische „Selbstbezogenheit“: Raja Yoga statt Evangelium


raja-yoga-(Rom) Ein sich in der Kri­tik von Papst Fran­zis­kus am häu­fig­sten wie­der­ho­len­des Wort lau­tet „auto­re­fe­ren­zia­le“ und meint Selbst­be­zo­gen­heit. Tat­säch­lich herrscht in der Katho­li­schen Kir­che viel Selbst­be­zo­gen­heit, doch die päpst­li­che Kri­tik bleibt so vage, daß sich die eigent­lich Gemein­ten nicht betrof­fen zu füh­len schei­nen. Was, wenn nicht Selbst­be­zo­gen­heit ist es, wenn ein Prie­ster eigen­mäch­tig in einer Hei­li­gen Mes­se alles tut, was unter­sagt ist, alle Gebe­te bis hin zum Hoch­ge­bet nach sei­nem Gut­dün­ken for­mu­liert? Die­se Selbst­be­zo­gen­heit fin­det sich auch im Orden von Papst Fran­zis­kus, den Jesui­ten. “Schau auf das Prie­ster­se­mi­nar und du wirst wis­sen, wie es um dei­ne Diö­ze­se bestellt ist“. Die­ser Satz wird dem Hei­li­gen Pater Pio von Piet­rel­ci­na zuge­schrie­ben. Er wäre zu ergän­zen um die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten, Hoch­schu­len und Bil­dungs­häu­ser. Am Bei­spiel eines Kul­tur­zen­trums des Jesui­ten­or­dens mit Anspie­lung auf ein diö­ze­sa­nes Prie­ster­se­mi­nar ist Eli­sa­bet­ta Frez­za für Cor­ri­spon­den­za Roma­na der Auf­for­de­rung des gro­ßen Hei­li­gen gefolgt. Den Lesern wird man­ches bedau­er­li­cher­wei­se sehr ver­traut vor­kom­men. Hier ihr Bericht:

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Jesuiten-Yoga in Padua

von Eli­sa­bet­ta Frezza

Im Prie­ster­se­mi­nar von Padua, der Stadt des Hei­li­gen Anto­ni­us und des Hei­li­gen Leo­pold Man­dic, der Stadt, in der sich Grab des Evan­ge­li­sten Lukas befin­det, haben Pla­ka­te und Flug­blät­ter für den Marsch für das Leben kei­nen Zutritt. Und wenn es gelingt, sie doch „schwarz“ hin­ein­zu­schmug­geln, wer­den sie sofort ent­fernt. Im sel­ben Semi­nar wer­den jedoch die unter­schied­lich­sten und unmög­lich­sten Initia­ti­ven beworben.

Dar­un­ter zum Bei­spiel ein Kurs für Raja Yoga, der die Ehre hat, vom Anto­nia­num, dem pre­sti­ge­träch­ti­gen Kul­tur­zen­trum der Jesui­ten orga­ni­siert zu wer­den, an dem frü­her so vie­le Jugend­li­che geformt wur­den, die dann die Füh­rungs­eli­te der Stadt bildeten.

Priesterseminar: Platz für die unmöglichsten Initiativen, aber nicht für den Lebensschutz

Die Räu­me, in denen der Kurs statt­fin­det, gehö­ren dem Jesui­ten­or­den. Im Büro des jesui­ti­schen Kul­tur­zen­trums wird auch die Anmel­dung abge­wickelt. Er war schnell aus­ge­bucht. Die gym­na­stisch-medi­ta­ti­ven Tref­fen, die nun erstaun­li­cher­wei­se von den Nach­fol­gern des Hei­li­gen Igna­ti­us ange­bo­ten wer­den, der eigent­lich ganz ande­re Übun­gen vor­schreibt, lie­fern jenen, die auf der Suche nach psy­cho­phy­si­schem Wohl­be­fin­den sind, statt der christ­li­chen Ant­wort, eine nicht-christ­li­che, „neu­tra­le“ Vari­an­te. Ein­mal eine asze­ti­sche Prak­tik, die viel schicker und „zeit­ge­mä­ßer“ ist, als das über­hol­te Rosen­kranz­ge­bet der Kir­che und zum ande­ren alles unter kle­ri­ka­ler Anlei­tung, sodaß das sich even­tu­ell regen­de christ­li­che Gewis­sen ganz beru­higt sein kann.

Yoga ist ein Sam­mel­be­griff, der viel­schich­ti­ge For­men und ver­schie­de­ne Metho­den meint. Allen gemein­sam ist es, daß durch phy­si­sche Übun­gen, Atem­tech­ni­ken und Medi­ta­tio­nen, For­meln und Ele­men­te öst­li­cher Spi­ri­tua­li­tät der mensch­li­che Geist von welt­li­cher Last befreit wer­den soll, um die mate­ri­el­le Welt durch eine Art psy­cho­lo­gi­sche Nar­ko­se zu überwinden.

Der Trug: Yoga ist kein „alternativer“ Gymnastikunterricht

All­ge­mein wird davon aus­ge­gan­gen, daß es sich bei Yoga um eine harm­lo­se Metho­de zur phy­si­schen Ent­span­nung han­delt. Tat­säch­lich ist Yoga jedoch durch eine Rei­he von spi­ri­tu­el­len Ele­men­ten durch­drun­gen, die mit dem christ­li­chen Glau­ben unver­ein­bar sind. Wer naiv meint, einen „alter­na­ti­ven“ Gym­na­stik­kurs zu besu­chen, erhält statt des­sen ein reli­giö­ses, unter­schied­lich gemix­tes tao-hin­du-bud­dhi­sti­sches Paket ser­viert. Abge­se­hen davon, daß die mei­sten Teil­neh­mer sich der­glei­chen gar nicht erwar­ten, wird die­ses Paket unschein­bar ein­ge­saugt durch die Illu­si­on einer hyp­no­ti­schen Pseu­do­be­frei­ung, die letzt­lich in ein eso­te­risch gepräg­tes Neu­hei­den­tum führt. Wer sich dar­auf ein­läßt, fin­det sich in einem ande­ren reli­giö­sen Cre­do wie­der, das nichts mehr mit dem christ­li­chen Glau­ben zu tun hat. Dar­an ändert auch nichts die sal­bungs­vol­le Beschö­ni­gung einer angeb­lich christ­li­chen Adap­ti­on von Yoga.

Obskurer Synkretismus vom Parlament der Weltreligionen bis zu Küngs Weltethos

In der Wer­be­bro­schü­re für den Yoga-Kurs der Jesui­ten mit dem Titel: „Der Pfad des Gleich­ge­wichts durch Ver­söh­nung von Kör­per und Geist“, heißt es: „Der Yogin ist der, der inmit­ten der größ­ten Stil­le die Akti­vi­tät fin­den kann und inmit­ten der Akti­vi­tät die Stil­le und die Ein­sam­keit der Wüste“. Der Gläu­bi­ge soll nicht mehr der Hei­lig­keit nach­stre­ben und die­se ein­üben, son­dern dem Yogin, dem Yoga-Mei­ster. Nicht gesagt wird, daß Yogin auch „Zau­be­rer“ heißt. Die zitier­te Stel­le stammt nicht von einer „neu­tra­len“ Quel­le, son­dern von einem der füh­ren­den Autoren der Wie­der­be­le­bung des Hin­du­is­mus in Indi­en. Swa­mi Vive­ka­nan­da (1863–1902) gehör­te zu den wich­tig­sten Apo­lo­ge­ten zur inter­na­tio­na­len Ver­brei­tung des Hin­du­is­mus. Er war trei­ben­des Mit­glied des Welt­par­la­ments der Reli­gio­nen, von dem eine gera­de Linie zum ent­christ­lich­ten „Welt­ethos“ von Hans Küng führt. Das seit 1893 von Chi­ca­go sei­nen Aus­gang neh­men­de trans­na­tio­na­le und öku­me­ni­sche „Expe­ri­ment“ hat­te unter Vive­ka­nan­da einen obsku­ren Syn­kre­tis­mus zwi­schen Hin­du­is­mus und Chri­sten­tum zum Ziel.

Im übri­gen bemüht sich die Wer­be­bro­schü­re mit andeu­tungs­wei­se New-Age-Sym­bo­lik nichts zu ver­stecken: „Yoga kommt von der Sans­krit-Wur­zel Yug, die Ein­heit bedeu­tet“. Gesagt wird nicht, daß Yug eigent­lich „Joch“ heißt. Es hand­le sich „um einen Kom­plex von Prak­ti­ken, die den Prak­ti­zie­ren­den zur Ein­heit des Kör­pers mit dem Geist und zur Ein­heit des indi­vi­du­el­len Gei­stes mit dem Unend­li­chen führt“. Unter dem „Unend­li­chen“ soll­te man in einer zumin­dest nomi­nell katho­li­schen Ein­rich­tung Gott mei­nen, doch hier begin­nen bereits die Schwie­rig­kei­ten und die Grenz­über­schrei­tun­gen zur Häre­sie. Es heißt näm­lich wei­ter mit gro­ßer Gründ­lich­keit für Details, daß die Lei­ter um zum Gott-Unend­li­chen auf­zu­stei­gen, in acht Berei­che unter­glie­dert ist. Der magisch-eso­te­ri­sche Inhalt die­ser acht Stu­fen (von „men­ta­len Luft­wir­beln“ bis zur „arti­ku­lier­ten mysti­schen Erfah­rung der Ver­ei­ni­gung“) wird dabei offen unter dem Logo des Jesui­ten­or­dens publiziert.

Yoga vertritt ganz anderes Menschenbild als das Christentum

Yoga akzep­tiert Prak­ti­ken wie jene der ener­ge­ti­schen Kanä­le, Vor­stel­lun­gen wie jene der Meri­dia­ne und der Chack­ren, es wer­den Man­tras rezi­tiert, also magi­sche For­mel, die Geist­mäch­te und Göt­zen beschwö­ren. Es wird davon aus­ge­gan­gen, daß jede See­le in ihrer Natur und Sub­stanz mit der Gott­heit der kos­mi­schen See­le ver­bun­den sei. Damit wird behaup­tet, daß der Mensch nicht ein Eben­bild Got­tes ist, der von der Ursün­de beschä­digt ist, son­dern daß er selbst Gott ist.

Damit ist die Ver­let­zung des Ersten Gebots offen­sicht­lich und eben­so der Angriff des drei­fal­ti­gen Got­tes durch des­sen Leug­nung. Nicht zufäl­lig leh­nen die Chri­sten in Indi­en, dem Ursprungs­land des Yoga, die­ses Prak­tik ent­schie­den ab. Eine heid­ni­sche Prak­tik, die eben­so bezeich­nend im sich immer arro­gan­ter ent­christ­li­chen­den Westen um so mehr sorg­lo­sen Anklang findet.

Wir bewe­gen uns vor dem Hin­ter­grund des drit­ten Kapi­tels des Buches Gene­sis, wo sich der Hoch­mut des Men­schen zeigt, der nicht bereit ist, sich Gott Vater zu unter­wer­fen, um sich von Ihm füh­ren zu las­sen, sich in Sei­ne Vater­hän­de zu bege­ben. Es geht um den Men­schen, der sich Natur als Geschöpf ablehnt und sich selbst bestim­men und damit die Schöp­fung durch okkul­te Kräf­te beherr­schen will. Damit voll­zieht sich eine Umkeh­rung in der Bezie­hung unse­res mensch­li­chen Seins mit der Gott­heit, eine Ver­zer­rung der reli­giö­sen Bestim­mung des Men­schen indem ihm eine „Befrei­ung“ von sei­nem Sein ange­bo­ten wird.

Neues Heidentum – Benedikt XVI.: Yoga führt „zum Verlust des Glaubens“ und in ein „dämonisches Netz“

Da nistet sich die Fal­le ein, die die Sehn­süch­te des Men­schen an inne­rem Frie­den und Tran­szen­denz aus­nützt, um ihn durch einen Schein zum Hei­den­tum zu verführen.

Befragt, wel­chen Preis der Mensch bezah­len muß, wenn er sich Prak­ti­ken wie dem Yoga hin­gibt, ant­wor­te­te Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger: „den Ver­lust des Glau­bens“ die Ver­keh­rung des Ver­hält­nis­ses Mensch-Gott „und eine tie­fe Des­ori­en­tie­rung des mensch­li­chen Seins, so daß der Mensch am Ende sich mit der Lüge ver­bin­det“ und „in ein dämo­ni­sches Netz gerät, das viel stär­ker als er wird“.

Die Tat­sa­che, daß die­se der in Jesus Chri­stus offen­bar­ten Wahr­heit wie­der­spre­chen­de Leh­re von den Jesui­ten pro­pa­giert wird, löst Erstau­nen und Bestür­zung aus. In unse­rer Zeit ist die heid­ni­sche Ver­su­chung so groß, daß ihr selbst so glor­rei­chen Orden wie der Jesui­ten­or­den erlie­gen, statt ein­fach das Evan­ge­li­um in sei­ner gan­zen Grö­ße zu ver­kün­den als wah­re und ein­zi­ge Befrei­ung. Statt des­sen läßt man sich von welt­li­chen Metho­den anstecken und folgt den Vor­ga­ben einer ver­irr­ten und gelang­weil­ten Gesell­schaft, statt die­se zu führen.

Mantra von der Liebe ohne Gesetz führt in die Apostasie

Offen­sicht­lich ver­führt das neue Man­tra, das durch die Kir­che kriecht, jenes häm­mern­de von der Lie­be legi­bus solu­tus als ein­zi­gem Maß­stab von Akti­on und Reak­ti­on des „nicht ideo­lo­gi­schen“ Chri­sten, das unent­wegt in den Pre­dig­ten und den welt­li­chen Plät­zen wider­hallt, dazu, begei­stert den Feind mit allen Ehren im eige­nen Haus will­kom­men zu hei­ßen. Auch um den kaum mehr wahr­ge­nom­me­nen Preis, dem Syn­kre­tis­mus und der Apo­sta­sie zu verfallen.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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