(Rom) Der Kriegsberichterstatter der Tageszeitung La Stampa, Domenico Quirico, befand sich fünf Monate von April bis September in Syrien in der Gewalt von Dschihadisten. Nachdem er am 8. September nach intensiven diplomatischen Bemühungen freikam, verfaßte er eine harte Anklage gegen den Islam „Islam ist totalitäre Kriegsreligion“ – „Kennen Sie gemäßigte Bolschewisten? Ebensowenig gibt es einen gemäßigten Islam“. Nachdem La Stampa ein Weihnachts-Interview mit Papst Franziskus veröffentlichte, schrieb Quirico in der Montag-Ausgabe einen Kommentar zur Blutökumene, von der Franziskus sprach.
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„Ich habe sie umgebracht, es waren Christen…“
von Domenico Quirico*
Die Worte von Papst Franziskus erinnerten mich an die Worte eines meiner Kerkermeister in diesem Jahr in Syrien. Er erzählte mir, wie er die Familie seines Arbeitgebers ermordet hat, Vater, Mutter und die jugendliche Tochter, die Tagebücher schrieb, die er mir zeigte, vollgemalt mit Herzen rot wie das Blut und jugendlichen Duseleien und unschuldigem Drang; und wie er sie in ihrem Obstgarten begraben hat, wie weggeworfene Gegenstände. Er sagte mir: „Ich habe sie umgebracht, es waren Christen…“. Er sagte nicht Maroniten, Katholiken, Melkiten, Chaldäer, Orthodoxe, sondern nur Christen. Welche Notwendigkeit gab es, das näher zu spezifizieren. In ihrem Christsein lag die Verurteilung, unanfechtbar und ohne Ausweg; sogar seine Rechtfertigung zu töten.
Ja, Syrien ist ein Ort, in dem nach Zahlen und Märtyrern, ohne Unterschied und ohne Namen, die Blutökumene stattfindet, wie sie der Papst bezeichnet. Das Blut wird tatsächlich durch die Mörder durchmischt, die namentliche Nennung ist ein Privileg. Im Norden Nigerias, dem Land, wo die Boko Haram ihr Unwesen treiben, suchen die Sansculotten des Islamismus nach den Kirchen, um sie niederzubrennen, in denen die Gläubigen jeden Sonntag regungslos darauf warten, daß sich ihr Schicksal erfüllt; sie suchen das Kreuz, ohne darauf zu achten, ob die Geschichte es durch die Nachfolger Roms dorthin gebracht hat oder ob die Christen den Namen ihres Gottes zu buchstabieren von den protestantischen Missionaren gelernt haben. Alle verbrüdert im Evangelium, diesem Dokument, das atmet, wie Claudel sagte.
In Kenia trennen sie die Christen von denen anderen, wie zur Zeit der frühen Christenverfolgung, um sie zu töten. Um den Krieg der neuen Fanatiker darstellen zu können, muß man einem Fluß der Verzweiflung folgen, einem so mächtigen, so reißenden Fluß, daß die Kreatur schnell mitgerissen würde. Aber sie ist nicht allein, regungslos, sie ist mit ihrem Gott verbunden, angenagelt wie Er. Es gibt durch den Krieg haßerfüllte Orte, in denen es den Christen unmöglich ist, Privatiers des Glaubens zu sein, der wie eine Leier auswendig aufgesagt wird und indem sich der Egoismus staubig kristallisiert hat. Sie bewahren die Liebe rein, wie eine Flamme.
Im Kongo habe ich einmal einen Missionar getroffen, der in seiner kleinen Kirche im Dschungel im Belagerungszustand lebte, er erwartete die Nacht, in der die Soldateska durchkam, oder die Rebellen, oder Banditen. Die Stunde der Verzweiflung und des Gebets. Ob er den nächsten Morgen noch sehen würde, wußte er nicht. Aber das berührte in keiner Weise das, was für ihn heilig war, seine unveränderlichen Pflichten. Ich fragte ihn: Haben sie keine Angst? Er antwortete: ich habe keine Angst mehr, das ist alles. Das ist nicht dasselbe.
Und der Salafist, der mich zum Islam bekehren wollte, fragte mich nicht, ob ich römischer Katholik oder Protestant bin: „Christ, deine Evangelien sind falsche Bücher, voller Lügen, geschrieben, um in die Irre zu führen…“. Der Fanatiker differenzierte nur bei Moslems, die Alawiten, die Schiiten, die iranischen und jene der Hisbollah: „Wir Sunniten bringen diese Anhänger Satans einen nach dem anderen um, bis zum letzten Ruchlosen…“. Das Böse erhebt sich unaufhaltsam, mächtig, immer neu, gegen alle.
* veröffentlicht in La Stampa vom 16. Dezember 2013
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi