Hollands Bischöfe in Rom – Hollands „Progressive“ richten „Manifest“ an Papst Franziskus


Katholische Landschaft in den Niederlanden 1849(Amster­dam) Am pro­gres­si­ven Flü­gel der katho­li­schen Kir­che des deut­schen Sprach­raums, will man das nie­der­deut­sche Nie­der­län­disch dazu­rech­nen, rumort es. Vom Theo­lo­gin­nen­ma­ni­fest „Wir wol­len Kar­di­nä­lin­nen“, über den Auf­stand deut­scher Bischö­fe und Ordi­na­ria­te gegen die Unauf­lös­lich­keit des Ehe­sa­kra­ments, über die For­de­rung des neu­en Vor­sit­zen­den der Supe­rio­ren­kon­fe­renz der männ­li­chen Ordens­ge­mein­schaf­ten Öster­reichs nach Prie­ste­rin­nen, umge­hend sekun­diert von der Prä­si­den­tin der Ver­ei­ni­gung der Frau­en­or­den Öster­reichs bis zur Denk­schrift Köl­ner Katho­li­ken für einen Anti-Meis­ner als näch­stem Erz­bi­schof von Köln reicht die Band­brei­te ner­vö­ser Zuckun­gen. Letzt­ge­nann­te For­de­rung erin­nert an den Wunsch nach einem Anti-Bene­dikt XVI. als neu­em Papst. Die Bischö­fe der Nie­der­lan­de befin­den sich zum Ad-limi­na-Besuch in Rom. Dazu haben pro­gress­si­ve Grup­pen ein „Mani­fest“ an Papst Fran­zis­kus ver­faßt, in dem sie sich nach Unter­stüt­zungs­be­kun­dun­gen für das neue Kir­chen­ober­haupt als „Ver­tei­di­ger“ der Kir­che und des kirch­li­chen Erbes geben. Die Hin­ter­ge­dan­ken sind jedoch andere.

Unruhe am progressiven Rand: Letztes Aufgebot um Richtungsentscheidung zu erzwingen

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Die Unru­he am pro­gres­si­ven Kir­chen­rand scheint unmit­tel­bar mit dem neu­en Pon­ti­fi­kat zu tun zu haben. Mit Bene­dikt XVI. hat­ten moder­ni­sti­sche Krei­se resi­gniert, zumin­dest was Rom, also die Ebe­ne der Welt­kir­che betraf. Auf der Ebe­ne der Orts­kir­chen sah man durch Ver­net­zung in den Diö­ze­san­füh­run­gen, mit den Medi­en und „enga­gier­ten Basis­ka­tho­li­ken“ mehr Hand­lungs­spiel­raum. Nicht zuletzt auch wegen eines nur schüch­tern-zag­haf­ten Wider­stan­des der Bischö­fe. Mit Papst Fran­zis­kus, ob zu recht oder zu unrecht, spü­ren die „unge­hor­sa­men“, aber dafür laut Eigen­de­fi­ni­ti­on „mün­di­gen“ Katho­li­ken Auf­wind. Es zeich­net sich ab, daß sie alles auf eine Kar­te set­zen wol­len. Dazu wird über die Öffent­lich­keit der Druck auf die Bischö­fe und auf Rom erhöht. Eine Stra­te­gie ist auch erkenn­bar: Es geht dar­um, zumin­dest in einer Fra­ge des pro­gres­si­ven For­de­rungs­ka­ta­logs einen Erfolg zu erzie­len. Er wür­de bedeu­ten, daß der Kampf um die Kir­che noch nicht ent­schie­den ist. Und er wür­de als Start­si­gnal und Ein­falls­pfor­te für eine Art von „feind­li­cher Über­nah­me“ der Kir­che gese­hen. Wei­te­re Erfol­ge wären dann nur mehr eine Fra­ge der Zeit.

Tat­säch­lich schei­nen es die Moder­ni­sten eilig zu haben. Ihre füh­ren­den Köp­fe sind in die Jah­re gekom­men, 1968 liegt schon weit zurück. Der uner­war­te­te Amts­ver­zicht Bene­dikts XVI. misch­te die Kar­ten unver­hofft neu. Eines Erfol­ges sind sie sich kei­nes­wegs sicher. Wer die Publi­ka­tio­nen am moder­ni­sti­schen Kir­chen­rand ver­folgt, fin­det zwar Begei­ste­rung für Papst Fran­zis­kus, die aber ziem­lich auf­ge­setzt wirkt. Zwi­schen den Zei­len ist wei­ter­hin deut­li­che Distanz zum päpst­li­chen Rom zu hören, aber auch Unsi­cher­heit dar­über, was die­ser argen­ti­ni­sche Papst wirk­lich will. Eine Ver­le­gen­heit, die sie durch­aus mit ande­ren Katho­li­ken tei­len. Sie kön­nen den Papst nicht mit Sicher­heit für sich rekla­mie­ren. Die Tat­sa­che, daß die Fra­ge sei­ner Zuord­nung unent­schie­den scheint, emp­fin­den sie gegen­über dem Vor­gän­ger­pon­ti­fi­kat des unbe­stech­li­chen und theo­lo­gisch über­le­ge­nen Bene­dikt XVI. bereits als Erleich­te­rung und Wen­dung zu eige­nen Gunsten.

Die pro­gres­si­ven Grup­pie­run­gen schei­nen daher ent­schlos­sen, die­se nicht mehr für mög­lich gehal­te­ne Chan­ce nüt­zen und eine Ent­schei­dung in ihrem Sinn erzwin­gen zu wol­len. Der Aus­gang die­ses „letz­ten Auf­ge­bots“ wird dar­über ent­schei­den, ob die Katho­li­sche Kir­che ver­spä­tet, aber „irrever­si­bel“ den Weg der demo­kra­ti­schen Pro­te­stan­ti­sie­rung mit allen Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen gehen wird, oder ob sie durch Got­tes Gna­de sich noch ein­mal zu einer katho­li­schen Erneue­rung wie jener der Gegen­re­for­ma­ti­on empor­he­ben kann.

Ad-limina-Besuch der niederländischen Bischöfe in Rom

Auch in den Nie­der­lan­den raf­fen sich die schon tot­ge­glaub­ten Moder­ni­sten zu neu­er Viru­lenz auf und haben ein „Mani­fest“ an Papst Fran­zis­kus gerich­tet. Anlaß ist der am heu­ti­gen Mon­tag statt­fin­den­de Ad-limi­na-Besuch der nie­der­län­di­schen Bischö­fe in Rom. Die Bischö­fe wur­den heu­te Vor­mit­tag von Papst Fran­zis­kus emp­fan­gen. Die Audi­enz war ursprüng­lich für den 5. Dezem­ber geplant, wur­de dann jedoch vor­ge­zo­gen. In die­ser Woche wird auch der C8-Kar­di­nals­rat zum zwei­ten Mal tagen und sich mit der Reform der Römi­schen Kurie befas­sen. Der Papst ließ wis­sen, daß wegen die­ser Kuri­en­re­form kei­ne Zeit für Ein­zel­ge­sprä­che mit den nie­der­län­di­schen Bischö­fen sei.

Über die Medi­en und mit dem „Mani­fest“ will sich auch Hol­lands moder­ni­sti­scher Kir­chen­rand bemerk­bar machen. Und zwar in Rom. Jener Rand, der maß­geb­lich für den Zer­fall der bis in die frü­hen 60er Jah­re star­ken und kämp­fe­ri­schen hol­län­di­schen Kir­che ver­ant­wort­lich ist. Die Nie­der­lan­de sind heu­te das am mei­sten ent­christ­lich­te Land der EU. Die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung bezeich­net sich als religionslos.

Zwei progressive Gruppen richten „Manifest“ an Papst Franziskus

Zwei pro­gres­si­ve Grup­pen, der Bezield Ver­band Utrecht (BVU), mit etwa 4000 Mit­glie­dern, und die Ver­ei­ni­gung Pro­fes­so­ren­ma­ni­fest von etwa 60 Aka­de­mi­kern, haben sich vor zwei Wochen zusam­men­ge­schlos­sen und ein gemein­sa­mes „Mani­fest“ vor­ge­legt. Der Zusam­men­schluß wäre in etwa ver­gleich­bar mit einem Akti­ons­bünd­nis von Wir sind Kir­che und der Pfar­rer-Initia­ti­ve. In den Nie­der­lan­den han­delt es sich aller­dings in bei­den Fäl­len um Lai­en­in­itia­ti­ven. Die ent­spre­chen­den Links bei­der Grup­pen zu Wir sind Kir­che und Pfar­rer-Initia­ti­ve spre­chen für sich.

Die „enga­gier­ten“ Lai­en geben sich „besorgt“ über die Lage der Kir­che in den Nie­der­lan­den. Tat­säch­lich besteht Anlaß dazu. Die Orts­kir­che befin­det sich seit Jahr­zehn­ten in pro­gres­si­vem Auf­ruhr und in Fol­ge davon in zuneh­men­dem Zer­fall. Alar­mie­rend sei­en Plä­ne der Bischö­fe, so das „Mani­fest“, die Pfarr­land­schaft der Nie­der­lan­de durch Neu­or­ga­ni­sa­ti­on völ­lig umzu­ge­stal­ten. In der Tat gibt es sol­che Plä­ne, die zur Auf­las­sung und Zusam­men­le­gung von 1.300 Pfar­rei­en füh­ren sol­len. Das Schick­sal von tau­send Kir­chen­ge­bäu­den ist unge­wiß. Not­wen­dig machen die Plä­ne der Prie­ster­man­gel und der Gläu­bi­gen­man­gel. Fol­ge ist die Zer­schla­gung des in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten ent­stan­de­nen kapil­la­ren Net­zes histo­ri­scher Pfar­rei­en. Eine Nega­tiv­ent­wick­lung, die Unru­he, Schmerz und Des­ori­en­tie­rung aus­lö­sen. Die Bischö­fe set­zen auf eine Neu­ein­tei­lung der Pfar­rei­en mit dem ent­schei­den­den Ziel, daß jeder Pfar­rei auch künf­tig ein Prie­ster vor­steht. Meh­re­re benach­bar­te Pfar­rei­en sol­len zu „eucha­ri­sti­schen Zen­tren“ zusam­men­ge­schlos­sen wer­den, die als „Orte der Hoff­nung“ bezeich­net werden.

Modernisten für eine priesterlose Zukunft

Die Moder­ni­sten, anson­sten Wort­füh­rer des Fort­schritts, prä­sen­tie­ren sich im „Mani­fest“ dem Papst als Ver­tei­di­ger des Über­lie­fer­ten, kon­kret der histo­ri­schen Pfar­rei­en gegen die „Megapfar­rei­en“. In lang­at­mi­gen sozio­lo­gi­schen und psy­cho­lo­gi­schen Dar­le­gun­gen argu­men­tie­ren sie für deren Bei­be­hal­tung. „Die Kul­tur, der kul­tu­rel­le Reich­tum und das kul­tu­rel­le Erbe sind in Gefahr, für immer ver­lo­ren­zu­ge­hen“, heißt es in von pro­gres­si­ver Sei­te unge­wohn­ter Wort­wahl im „Mani­fest“. Dabei wen­den sich die bei­den Grup­pen auch gegen den Ver­kauf kirch­li­chen Eigen­tums und zu recht vor allem von Kirchen.

Das ver­folg­te Ziel dabei ist aller­dings die prie­ster­lo­se Pfar­rei. Die Bei­be­hal­tung der alten Pfar­rei­en­land­schaft wür­de zwangs­läu­fig zur Ein­set­zung von Lai­en als Pfarr­vor­ste­her und zu prie­ster­lo­sen „Got­tes­dien­sten“ füh­ren und damit zu einem grund­le­gen­den Umbau der Kir­che und einer wei­te­ren Zer­set­zung der Katho­li­zi­tät. Im „Mani­fest“ an den Papst ist daher ankla­gend von „bischöf­li­cher Poli­tik“, von „auto­ri­tä­rem“ Vor­ge­hen, vom „mün­di­gen“ Chri­sten und „einer „zur Rei­fe gekom­me­nen Iden­ti­tät“ der Lai­en die Rede: „Die bischöf­li­che Poli­tik wird in auto­ri­tä­rer Wei­se umge­setzt und das gläu­bi­ge Volk nicht ange­mes­sen in die Über­le­gun­gen ein­be­zo­gen; die Nor­men der Trans­pa­renz, der Rechen­schaft und der Demo­kra­tie wer­den miss­ach­tet. In kei­ner Wei­se zeugt die­ses Vor­ge­hen davon, dass man um die gesell­schaft­li­che und reli­giö­se Mün­dig­keit des Got­tes­volks weiß, geschwei­ge denn sie respek­tiert. Zudem wird jedes mensch­li­che Maß miss­ach­tet. Den bischöf­li­chen Lei­tungs­be­fug­ten scheint auch nicht bewusst zu sein, dass die Mün­dig­keit das Ergeb­nis einer zur Rei­fe gekom­me­nen Iden­ti­tät ist, die Per­son und Gemein­schaft aus­zeich­net.“ Eine neue „Iden­ti­tät“, die kei­ner Prie­ster mehr bedarf. Das aller­dings, haben die Initia­to­ren dem Papst nicht so offen in das „Mani­fest“ geschrieben.

Für das „Mani­fest“ beru­fen sie sich auf das neue Apo­sto­li­sche Schrei­ben Evan­ge­lii Gau­di­um. Wie die­se und ande­re Wort­mel­dun­gen zei­gen, erlau­ben eini­ge unde­fi­nier­te For­mu­lie­run­gen in der Exhorta­tio, ein offen­sicht­lich weit­schwei­fi­ges Aus­le­gungs­spek­trum. Dem geht eine Bekun­dung vor­aus, Papst Fran­zis­kus unter­stüt­zen zu wollen.

Rich­tig ist am „Mani­fest“ der Ein­druck, daß sich die Kir­che in den Nie­der­lan­den in einer histo­risch bei­spiel­lo­sen Auf­lö­sung befin­det, daß die Auf­lö­sung von Pfar­rei­en, die Schlie­ßung, Pro­fa­nie­rung, die Umwid­mung oder der Abbruch von Kir­chen den Ver­fall des Chri­sten­tums offen­kun­dig machen. Rich­tig ist, daß es eine Ent­wick­lung ist, die gläu­bi­ge Katho­li­ken zuin­nerst schmerzt.

Die pro­gres­si­ve Ana­ly­se setzt jedoch wie schon bis­her an der fal­schen Stel­le ein. Wer im Doku­ment einen Hauch von Selbst­kri­tik, von Reue über die mit­ver­schul­de­te Ver­wü­stung sucht ver­ge­bens. Was im „Mani­fest“ beklagt wird, dafür sind die­sel­ben moder­ni­sti­schen Strö­mun­gen, die nun Trä­ger des neu­en „Mani­fe­stes“ sind, maß­geb­lich ver­ant­wort­lich. Ihnen Gehör zu schen­ken, hie­ße den Bock zum Gärt­ner zu machen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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