(Rom) Ein Schreiben des Apostolischen Kommissars der Franziskaner der Immakulata legte vergangene Woche offen, was längst vermutet wurde. Die Absetzung des Ordensgründers Pater Stefano Manelli als Generalminister und der gesamten Ordensleitung erfolgte mit Zustimmung von Papst Franziskus aus einem Grund, den Papst Franziskus eigentlich scharf kritisierte. Mehrfach ermahnte er, die Kirche nicht als ideologisches Kampffeld zu sehen. Der Apostolische Kommissar Pater Fidenzio Volpi schrieb an die Tageszeitung La Stampa, daß die Maßnahmen ergriffen wurden, weil er „krypto-lefebvrianisch, jedenfalls traditionalistisch“ sei. Die gebrauchte Formulierung läßt die Haltung des Kommissars erkennen. Offensichtlich stieß einigen Kurienvertretern auf, daß sich die Franziskaner der Immakulata für eine kanonische Anerkennung der Priesterbruderschaft St. Pius X. bemühten. Unterdessen halten sich Stimmen, daß 150–200 Brüder, die Pater Manelli und seinem Ordenscharisma treu sind, einen neuen Orden gründen möchten. Eine entsprechende Anfrage sei bereits an die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei gerichtet worden.
Unterdessen soll sich der Gesundheitszustand des 81jährigen Ordensgründer Pater Stefano Maria Manelli, der fast völlig von der Außenwelt isoliert wurde, dramatisch verschlechtert haben. Aus diesem Grund veröffentlichen wir den nachfolgenden Gastkommentar von „Cordialiter“.
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Zum Gesundheitszustand von Pater Stefano Maria Manelli
von Cordialiter
Den Lesern empfehle ich für Pater Stefano Maria Manelli (FI) zu beten, der es wirklich dringend braucht. Der Gesundheitszustand des Gründers der Ordensfamilie der Franziskaner der Immakulata ist dramatisch und wie es scheint, naht für ihn der Zeitpunkt, diese Welt des Elends zu verlassen und in die Ewigkeit einzugehen.
In den 90er Jahren schenkt mein Großvater meinem Vater ein Büchlein mit dem Titel: „Die große Verheißung der Heiligsten Herzen“, dessen Autor Pater Manelli ist. Auch ich wollte es lesen und bat meinen Vater darum. Das Büchlein beeindruckte mich zutiefst. Es behandelt die entscheidende Frage des ewigen Seelenheils, der Todsünde, der Existenz des Teufels, die konkrete Möglichkeit wegen einer Todsünde in der ewigen Verdammnis zu enden und über die Erscheinungen von Fatima. Die Lektüre dieser Schrift verursachte in mir eine geistliche Erschütterung, weil ich bis dahin die üblichen seichten Predigten und Glaubensunterweisungen gewohnt war, die als eine Art Lebensberatung ganz auf den Menschen und seinen Alltag konzentriert waren, die zuckersüß sind und nur dazu dienen, die Seelen zu betäuben. Von den Letzten Dingen aber wurde nie gesprochen, denn Gott sei so unendlich barmherzig, daß er eigentlich die Hölle schon längst abgeschafft hat, gäbe es da nicht ganz schlimme Bösewichte wie Adolf Hitler, den man sonst nirgends unterbrächte. Bei Josef Stalin scheiden sich schon die Geister.
Da für die Gutmenschen faktisch alle in den Himmel kommen, ist es völlig sinnlos, sich um ein geistliches Leben zu bemühen, da am Ende sowohl Seelen eines Büßers wie der Heilige Franz von Assisi als auch die Seelen jener, die sich ein Leben lang in zahlreichen Lastern und Greuel gesuhlt haben, die gleiche Beförderung erleben.
Damals war ich noch ein Junge, aber durch die Schrift von Pater Manelli wurde mir klar, daß die gutmenschliche Sicht der Religion nur ein Betrug ist. Es ist ganz wahr, daß Gott unendlich barmherzig ist und jede Sünde vergeben kann, da er aber auch unendlich gerecht ist, setzt die Sündenvergebung aufrichtige Reue voraus.
Dieses Büchlein tat meiner Seele so viel Gutes. Ich wollte diese Unterweisung vertiefen, war aber der festen Überzeugung, daß der Autor längst tot sein mußte. Und überhaupt, daß Priester wie er wohl im Aussterben lagen. Erst Jahre später habe ich erfahren, daß dieser eifrige Gottesknecht lebte und wirkte und Gründer einer Ordensgemeinschaft war, deren Brüder einen guten Ruf genossen und wie ihr Ordensvater dachten.
Ich setzte mich an den Schreibtisch und schrieb einen Brief an eines der Klöster dieses Ordens, den ich ganz allgemein an die Brüder richtete. Zu meiner großen Überraschung erhielt ich ein Antwortschreiben und zwar nicht von irgendwem, sondern Pater Stefano Maria Manelli persönlich, einen handgeschriebenen Brief. Es war keine bloße Höflichkeitsantwort mit den üblichen freundlichen Floskeln. Es war ein Brief von großer Spiritualität mit zahlreichen geistlichen Hinweisen, Empfehlungen und auch Unterweisungen. Ein Brief denen vergleichbar, wie sie der Heiligen Franz von Sales schrieb, die ich später kennenlernte.
Vor einiger Zeit hatte ich schließlich die Gelegenheit, Pater Manelli persönlich zu begegnen und auch einige Worte mit ihm zu wechseln.
Als die Franziskaner der Immakulata 2007 begeistert das Motu proprio Summorum Pontificum aufnahmen, freute ich mich über ihre Freude und ihre Entscheidung im Jahr darauf, ordensintern zur Gänze den überlieferten Ritus zu übernehmen. Ich durfte mich selbst davon überzeugen, daß die Gläubigen, die die Meßfeiern der Brüder im Alten Ritus aufsuchten, es keineswegs nur aus ästhetischen Gründen taten, sondern der Orden an den von ihm betreuten Meßorten eine intensive geistliche Unterweisung entfaltete. Heute sieht man in nicht wenigen Kirchen die Gläubigen nach der Heiligen Messe davonstürmen noch ehe der Priester den Altarraum verlassen hat. Die Franziskaner der Immakulata hielten die Gläubigen an, nach der Heiligen Messe noch etwas auszuharren und Gott Dank zu sagen, wie es die guten Handbücher der Aszese und ebenso Papst Pius XII. empfehlen. Und so nahmen es die Gläubigen auch an. Viel Jammer liegt in dem auch unter Priestern verbreiteten Irrtum, daß die Gläubigen dies und jenes „heute“ nicht mehr annehmen würden. Nicht selten verbirgt sich dahinter mangelnde Bereitschaft zur Unterweisung. Tatsache ist, daß das gläubige Volk sich bereitwillig unterweisen läßt und dankbar, oft sehnsüchtig auf diese Unterweisung durch ihre Hirten wartet.
Bitten wir also Maria Mediatrix gratiarum, die Mittlerin der Gnaden, Pater Stefano Maria Manelli, in dieser entscheidenden Stunde seines Lebens beizustehen. Der Ordensvater hat sein Leben als ein Leben der Buße verstanden, das er darbrachte, um den Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens zu beschleunigen. In diesem Geist eines treuen und gläubigen Herzens wird er auch die jüngsten Widrigkeiten aufopfern. Die Welt mag es nicht verstehen. Beten wir für ihn und für seine geistlichen Söhne.
Einleitung /Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Cordialiter