Kardinal Woelki und die Neugestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale


Sankt Hedwigskathedrale in Berlin(Ber­lin) Mit dem 1. Novem­ber star­tet ein inter­na­tio­na­ler Archi­tek­tur­wett­be­werb zur geplan­ten „Neu­ge­stal­tung“ des Innen­raums der Ber­li­ner St. Hed­wigs-Kathe­dra­le. Das läßt Schlim­mes ahnen. Zurecht. Der Ber­li­ner Erz­bi­schof Rai­ner Maria Kar­di­nal Woel­ki erklär­te dazu näm­lich: „Wenn ich am Altar die Mes­se zele­brie­re, fällt das Dia­lo­gi­sche ins Loch.“ Was für ein Lit­ur­gie­ver­ständ­nis eines Kar­di­nals möch­te man sagen, wobei das „Loch“ in der Hed­wigs­ka­the­dra­le aller­dings wört­lich zu neh­men ist.

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Am 1. Novem­ber vor 250 Jah­ren wur­de die St. Hed­wigs-Kathe­dra­le mit ihrem cha­rak­te­ri­sti­schen kup­fer­grü­nen Kup­pel geweiht. Preu­ßen­kö­nig Fried­rich II. woll­te die Ähn­lich­keit mit dem Pan­the­on in Rom. Am 1. Novem­ber vor 50 Jah­ren wur­de der katho­li­sche Rund­bau nach einer Innen­neu­ge­stal­tung durch den Archi­tek­ten Hans Schwip­pert neu geweiht.

Nun will Kar­di­nal Woel­ki eine erneu­te Umge­stal­tung des Inne­ren, denn man müs­se „zeit­ge­mäß“ sein. Eine welt­li­che Paro­le, die im kirch­li­chen Bereich eigent­lich nichts ver­lo­ren hat und den­noch zu den Lieb­lings­wor­ten deut­scher Kir­chen­ver­tre­ter gehört.

Eigent­lich besteht Bedarf an Instand­set­zung, da die Wän­de zum Teil feucht sind. Doch wenn schon denn schon, sol­le gleich dar­über nach­ge­dacht wer­den, was man alles umge­stal­ten könn­te, „anstatt stumpf die Ver­gan­gen­heit fort­zu­schrei­ben“, so der Archi­tekt Rudolf Lück­mann, der für Kar­di­nal Woel­ki den Archi­tek­tur­wett­be­werb durchführt.

Der Umbau vor 50 Jah­re wies ohne Zwei­fel Män­gel auf. Ver­schie­de­ne Ein­grif­fe Schwip­perts kamen der Lit­ur­gie nicht zugu­te. Statt durch Stu­fen zum Altar hin­auf­zu­füh­ren als Ahnung des Auf­stiegs zum Gött­li­chen, geht seit Schwip­perts Umbau der Blick nach unten in die Unter­kir­che. Weni­ger gewich­tig sind die Beden­ken des Kar­di­nals, beim Pre­di­gen der­zeit die Gemein­de „aus den Augen“ zu ver­lie­ren. Daß das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil vor­schrei­be, daß sich die Gemein­de um den Altar ver­sam­meln soll, wie Kar­di­nal Woel­ki meint und damit die „Neu­ge­stal­tung“ recht­fer­tigt, darf als Gerücht bezeich­net wer­den. Ein Blick in die Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on über die Hei­li­ge Lit­ur­gie Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um genügt, um fest­zu­stel­len, daß sich dar­in nichts der­glei­chen fin­det. Die Schlie­ßung von Schwip­perts Loch im Haupt­schiff der Kathe­dra­le scheint lit­ur­gisch gera­de­zu zwingend.

Für den Archi­tek­tur­wett­be­werb wer­den 260.000 Euro Preis­geld aus­ge­lobt. Eine stol­ze Sum­me. Über die even­tu­el­len Kosten will man nach dem Geze­ter um das neue Diö­ze­san­zen­trum von Lim­burg, fälsch­lich ger­ne als „Bischofs­sitz“ bezeich­net, lie­ber noch nichts sagen. Eine völ­lig unqua­li­fi­zier­te Wort­mel­dung kommt den­noch von der Ber­li­ner Cari­tas-Direk­to­rin: „Wir wol­len eine Kathe­dra­le für die Armen und mit den Armen.“ Das klingt in Zei­ten eines demon­stra­tiv zur Schau gestell­ten Pau­pe­ris­mus zwar nett, geht aber an der Rea­li­tät der Kir­che und des Mensch­seins vor­bei. Denn nichts darf der Ver­herr­li­chung Got­tes vor­ent­hal­ten werden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommonss

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