Die Tradition siegt über den Modernismus – Optimismus oder christliche Hoffnung?


Christus der Herrscher, König der Könige: Kampf zwischen Modernismus und Tradition schon entschiedenVom katho­li­schen Blog­ger „Cor­dia­li­ter“ wur­den bereits meh­re­re Kom­men­ta­re ver­öf­fent­licht. „Ein gebo­re­ner Opti­mist“ schrieb ein Leser. Tat­säch­lich zeich­net sich der Blog­ger durch sei­ne uner­schüt­ter­li­che Zuver­sicht sowie durch unkon­ven­tio­nel­le und ori­gi­nel­le Ideen aus. Heu­te erklärt „Cor­dia­li­ter“ sei­nen „Optis­mis­mus“ und for­dert alle Katho­li­ken auf, es ihm gleich­zu­tun und sich von der­sel­ben Zuver­sicht tra­gen zu lassen. 

Optimismus oder christliche Hoffnung?

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Eini­ge wer­fen mir vor, was den Kampf gegen den Moder­nis­mus betrifft, zu opti­mi­stisch zu sein. Hier geht es aber nicht dar­um, ob man Opti­mist oder Pes­si­mist ist. Es geht dar­um, ob man Christ ist oder nicht. Wenn wir wirk­lich Jün­ger des gött­li­chen Erlö­sers sind, dann kön­nen wir nicht anders, als das zu glau­ben, was Er uns im Evan­ge­li­um gesagt hat. Er hat uns die Ver­hei­ßung gege­ben, daß die Pfor­ten der Höl­le nie die Kir­che über­win­den wer­den. Und ich glau­be Ihm. Das ist schon alles. Opti­mis­mus hat damit gar nichts zu tun. Es geht schlicht und ein­fach um Glau­ben ver­bun­den mit christ­li­cher Hoffnung.

Wenn ich also schrei­be, daß die Katho­li­sche Tra­di­ti­on den Sieg bereits in der Hand hat, dann mei­ne ich damit kei­ne inhalts­lee­re Pro­pa­gan­da, wie sie Joseph Goeb­bels oder Ilja Ehren­burg betrie­ben, die für das Drit­te Reich oder die Sowjet­uni­on die Rea­li­tät mysti­fi­zier­ten. Zwi­schen mir und ihnen gibt es einen abgrund­tie­fen Unter­schied. Ihre uner­schüt­ter­li­che Sicher­heit auf einen End­sieg der Ideo­lo­gie grün­de­te im Glau­ben an Adolf Hit­ler und Josef Sta­lin. Mei­ne uner­schüt­ter­li­che Sicher­heit, daß die Tra­di­ti­on über den Moder­nis­mus sie­gen wird, grün­det auf dem Glau­ben an Jesus Chri­stus, König der Köni­ge und Schöp­fer des Universums.

Die Zeichen der Erholung sind gegeben

Im übri­gen genügt es, die Lage zu betrach­ten, um fest­zu­stel­len, daß es in den ver­gan­ge­nen 10–15 Jah­ren offen­sicht­li­che Zei­chen einer Erho­lung gibt. Die Zahl der Meß­or­te im über­lie­fer­ten Ritus haben sich auf dem gan­zen Erd­kreis ver­mehrt. Die wöchent­lich im Alten Ritus zele­brier­ten Meß­op­fer haben sich ver­viel­facht. Die Mes­se des Hei­li­gen Pius V. wur­de offi­zi­ell wie­der aner­kannt und in den Schoß der Kir­che zurück­ge­führt, in dem sie sich frucht­bar im gläu­bi­gen Volk ent­fal­ten kann. An die 350 Bischö­fe und Kar­di­nä­le haben in den ver­gan­ge­nen sechs Jah­ren die Hei­li­ge Mes­se im Alten Ritus zele­briert oder die­ser bei­gewohnt. Bereits mehr­fach wur­de auch im Peters­dom more anti­quo zele­briert und das nicht still und an einem Sei­ten­al­tar, son­dern öffent­lich an einem päpst­li­chen Hoch­al­tar. Vie­le jun­ge Men­schen wer­den durch die Sakra­li­tät des Alten Ritus ange­zo­gen, Klö­ster und Prie­ster­se­mi­na­re im Alten Ritus haben regen Zulauf, selbst neu­ri­tu­el­le Klö­ster und Semi­na­re haben der Alten Mes­se die Tore geöff­net. Ein jun­ger Kle­rus ent­deckt die wah­re Beru­fung des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums wie­der und zieht sogar wie­der die Sou­ta­ne an. Pfar­rei­en konn­ten von tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Prie­stern und Gemein­schaf­ten zurück­ge­won­nen wer­den. Von neu­ri­tu­el­len Orden auf­ge­las­se­ne Klö­ster wur­den durch alt­ri­tu­el­le Orden wie­der­be­lebt. Die Tra­di­ti­on holt sich zurück, was die Moder­ni­sten preis­ge­ben. Vie­le tra­di­ti­ons­freund­li­che Bücher sind in ver­schie­den­sten Spra­chen erschie­nen und dies mit Erfolg. Vie­le Chri­sten, die durch den Moder­nis­mus dabei waren, ihren Glau­ben zu ver­lie­ren, haben ihn wie­der­ge­fun­den und die Schön­heit des christ­li­chen Lebens ent­deckt ohne fal­sche Kom­pro­mis­se mit der Welt.

Nicht Optimismus, sondern Realismus

Das sind Tat­sa­chen, nicht blo­ßes Gere­de. Der Opti­mis­mus hat damit nichts zu tun. Das ist purer Rea­lis­mus. Natür­lich sage ich kei­nes­wegs, daß alles zum Besten ste­hen wür­de. Wie könn­te ich. Ich kann lei­der auch nicht berich­ten, daß der Moder­nis­mus end­gül­tig besiegt wer­den konn­te. Mir ist voll­kom­men bewußt, daß der geist­li­che Kampf noch in vol­lem Gan­ge ist und, daß er noch lan­ge dau­ern könn­te. Wich­tig ist es mir aber, in Erin­ne­rung zu rufen, daß es ein lang­sa­mes, aber kon­ti­nu­ier­li­ches Vor­rücken jener Bewe­gung gibt, die der katho­li­schen Tra­di­ti­on, der Hei­li­gen Lit­ur­gie und der unver­kürz­ten Glau­bens­leh­re ver­bun­den ist. Jener Bewe­gung, die die Moder­ni­sten so hart bekämpft haben, die sie bedrängt und ver­drängt haben, wo sie Mög­lich­keit dazu hat­ten und die sie noch heu­te, wo sie Macht haben, am lieb­sten aus­til­gen wür­den. Da eine phy­si­sche Ver­nich­tung nicht mög­lich war und ist, haben die Moder­ni­sten zum Mit­tel der Aus­gren­zung, Ver­leum­dung und Dis­kre­di­tie­rung gegrif­fen. Das tun sie auch heu­te noch ger­ne und dar­an erkennt man sie auch sofort. Moder­ni­sten sind Dis­kus­si­ons­ver­wei­ge­rer, arro­gan­te Mini-Dik­ta­to­ren und die gesam­te Bewe­gung der Tra­di­ti­on wird von ihnen mit dem Stich­wort „Pius­bru­der­schaft“ zusam­men­ge­faßt, weil das für Moder­ni­sten so in etwa das Schlimm­ste schlecht­hin ist. Daß die Bewe­gung der Tra­di­ti­on eine brei­te, arti­ku­lier­te und durch unter­schied­li­che Cha­ris­men und Apo­sto­la­te aus­dif­fe­ren­zier­te Bewe­gung mit zahl­rei­chen Gemein­schaf­ten von Prie­stern oder Lai­en, Orden, Grup­pen, Ver­la­gen, Orga­ni­sa­tio­nen, ist, ent­geht Moder­ni­sten voll­ends, weil sie das überfordert.

Es ist nur eine Fra­ge der Zeit und die alt­ge­wor­de­nen moder­ni­sti­schen Trup­pen wer­den nicht mehr lan­ge stand­hal­ten kön­nen. Sie ver­fü­gen kaum noch über Neu­zu­gän­ge. Die Ent­christ­li­chung, die sie maß­geb­lich mit ange­sto­ßen und geför­dert haben, raubt ihnen den Nach­wuchs auf allen Ebe­nen. Sie ver­trock­nen, weil sie sich selbst das Was­ser abge­gra­ben haben und wer­den der Rei­he nach zusper­ren müssen.

Rolle und Aufgabe des traditionsverbundenen Katholiken ist nicht das Jammern, sondern das Ärmel hochkrempeln

Nun kann man unter man­chen Tra­di­tio­na­li­sten ein Jam­mern hören, das mich immer schon erstaunt hat. Damit mei­ne ich nicht die berech­tig­te Ana­ly­se der Lage. Die ist legi­tim und not­wen­dig, im Klei­nen wie im Gro­ßen. Nein, ich mei­ne ein Schlecht­re­den und eine Unter­gangs­stim­mung. Dazu besteht kein Anlaß. Den Tag und die Stun­de ken­nen wir nicht. Wir haben aber die siche­re Ver­hei­ßung, wes­sen der Sieg sein wird. Wir haben unse­re Pflicht zu tun, dem leben­di­gen, drei­fal­ti­gen Gott treu zu sein, Ihn in größ­ter Ehr­furcht anzu­be­ten, Sei­ne Gebo­te zu ach­ten und voll Hoff­nung der Erret­tung durch Ihn zu har­ren und Ihn mit Zuver­sicht zu beken­nen und zu ver­kün­den und damit die Welt zu evan­ge­li­sie­ren. Jeder an sei­nem Platz, nach sei­nen Fähig­kei­ten und Mög­lich­kei­ten. Die erste Auf­ga­be aber lau­tet für alle: Anbe­tung und Gebet.

Befreiung von zersetzender Tyrannis des Modernismus ist sicher

Damit haben wir eini­ges mit Sei­ner Hil­fe zu tun. Es geht nicht um beque­mes Aus­ru­hen, auch nicht um Aus­sicht auf Ruhe nach dem Sieg über den Moder­nis­mus. Es wer­den ande­re Stür­me fol­gen. Es geht aber um die Wahr­heit und um unse­re Auf­ga­be. Wir müs­sen uns nur als Werk­zeug zur Ver­fü­gung stel­len. Alles ande­re macht der Herr selbst. Bereit sein müs­sen wir und des­halb soll­ten wir schon die Ärmel hoch­krem­peln. Je wei­ter wir sie hoch­krem­peln, desto mehr beschleu­nigt Er den ent­schei­den­den Schlag gegen den bereits dahin­sie­chen­den und tor­keln­den Moder­nis­mus. Der Tag, an dem wir die Befrei­ung von der zer­set­zen­den Tyran­nis der „Syn­the­se aller Häre­si­en“ (Hei­li­ge Pius X.) fei­ern kön­nen, ist viel­leicht näher als wir mei­nen und dies trotz allem. Aber selbst, wenn der Kampf sich noch lan­ge hin­zie­hen soll­te, haben wir nichts zu befürch­ten, denn der Sieg, der gehört Gott allein. Non praevalebunt!

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Diö­ze­se Monreale

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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11 Kommentare

  1. Aus Sicht der Moder­ni­sten müß­ten die Sedis­va­kan­ti­sten „die Schlimm­sten der Schlim­men“ sein. Dies sind sie aber offen­bar nicht, weil die Pius­brü­der in aller Mun­de sind. Durch die Selbst­iso­la­ti­on der Sedis­va­kan­ti­sten scheint die Gefahr gebannt, doch die drei Bischö­fe der FSSPX sind Mit­glie­der der Kir­che, die den Moder­ni­sten tag­täg­lich vor Augen füh­ren, was schief läuft.

  2. Grund­sätz­lich ist das eine gute Sache. Der Opti­mist trägt Zuver­sicht in sich und strahlt die­se auch aus, der Pes­si­mist dage­gen wird vom Zwei­fel geplagt. 

    Hin­ter jedem Sieg steht der unver­rück­ba­re Glau­be an das Gelin­gen. Der Glau­be, der Ber­ge ver­setzt. Sol­chen Glau­ben bzw. Opti­mis­mus soll­ten wir haben und ausstrahlen.

  3. Habe gestern eine Sen­dung im BR gese­hen über Land­wir­te, die ihren Betrieb wie­der umge­stellt haben von der 70er Jah­re Hoch­lei­stungs­milch­wirt­schaft auf nor­ma­le Ver­hält­nis­se wie es davor üblich war. Sie haben also den Rück­wärts­gang ein­ge­legt. Und zwar nicht aus Nost­al­gie, son­dern aus Ver­nunft. Statt 10.000 l Milch nur noch 6.000 l Milch­lei­stung. Der Land­wirt sag­te, es wür­de ihm rei­chen, die Tie­re sei­en gesund, bräuch­ten weder Kraft­fut­ter noch Medi­ka­men­te, und er und sei­ne Fami­lie sei­en wie­der zufrie­den, was zuvor bei dem stän­di­gen Wachs­tums- und Lei­stungs­druck nicht der Fall war. 

    Will damit sagen: die­ses stän­di­ge Vor­wärts, vor­wärts, nur nicht hin­ters Kon­zil zurück, obwohl es uns allen damals kirch­lich gese­hen bes­ser ging, die­se krampf­haf­te Devi­se soll­te end­lich ein­mal von einem neu­em Mot­to abge­löst wer­den, z.B. Mut zur Umkehr.

    • Über äuße­re Zwän­ge, in denen man sich wähnt, geht der rech­te Geist flöten.

      Oft­mals wird vom Zwei­ten Vati­ka­num als der „Theo­lo­gie nach Ausch­witz“ gespro­chen. In den Jah­ren 1915/​1916 waren die Arme­ni­er als ein christ­li­ches Volk apo­sto­li­scher Tra­di­ti­on von einem Geno­zid betrof­fen. Ich per­sön­lich habe noch nie von einer „Theo­lo­gie nach dem Arme­ni­er-Geno­zid“ gehört.

  4. Ja es ist wahr, wir glau­ben an den und haben den Wah­ren Gott, den All­mäch­ti­gen Gott. Er hat uns und die Welt erschaf­fen und Er hat für uns das ewi­ge Leben.
    Sei­ne Kir­che, sein Fels wird von der Unter­welt nicht überwunden.
    Der Fels ist sein Stell­ver­tre­ter d.h. den er beru­fen und der vom Hei­li­gen Geist durch­drun­gen ist. Der, wel­cher Jesus Chri­stus auf Erden ver­tritt. Der das Wort Jesus lehrt und bewahrt, die Her­de hütet und vor dem Feind beschützt. Die­sem Hir­ten (die­sen Hir­ten) müs­sen wir fol­gen. Dar­über hin­aus wur­den uns Mit­tel gege­ben um in der Welt zu leben und ewi­ges Leben zu erlan­gen: Das Wort, das Gebet, und die wah­re Kir­che in der das wah­re Wort ver­kün­det wird und die Sakra­men­te gespen­det werden.
    Die wah­re Kir­che ist da wo der Fels, das Wort, das Gebt und die Sakra­men­te gelehrt und gespen­det wer­den. Die Kir­che ist nicht not­we­ni­ger wei­se aus Zie­gel und Mör­tel. Auch die Kir­chen in den Dik­ta­tu­ren haben ohne Zie­gel und Mör­tel über­lebt und alle Mis­sio­na­re lehr­ten zuerst das Wort, lehr­ten das Gebet und spen­de­ten die Sakra­men­te, bevor Zie­gel und Mör­tel folgten.
    Auch die Apo­stel (bis auf Johan­nes) ver­lie­sen Jesus, der Fels leug­ne­te Ihn zu ken­nen. Und dann kam über Sie der Hei­li­ge Geist und die Kir­che der Leib Chri­sti kam in die Welt und wur­de mäch­tig. Und sie lehr­ten die Völker.
    Des­halb ver­za­gen wir nicht, der Drei­fal­ti­ge wird sie­gen und wir in Ihm. Die Ver­welt­li­chung der Kir­che ist ein Werk Satans, das Reich Got­tes ist nicht von die­ser Welt.
    Fol­gen wir Chri­stus, sagen wir ja zu Ihm und geben wir sei­ne Bot­schaft wei­ter, gera­de auch in einer Zeit der Ver­fol­gung. Beten wir, beten wir, auch für die Feinde…und die uns flu­chen. Damit die­se umkeh­ren. Das ist es was Jesus von uns erwartet.

  5. Wir müs­sen jede Gele­gen­heit nüt­zen, um irgend­ei­nen Vor­teil für das Heil der See­len und damit für die grö­ße­re Ehre Got­tes zu gewin­nen. Wir konn­ten alle beob­ach­ten, wel­che gro­ße Popu­la­ri­tät Papst Fran­zis­kus genießt, soll­ten aber nicht am Fen­ster ste­hen­blei­ben und nur zuschau­en, wie die Ereig­nis­se vor unse­ren Augen ablau­fen. Schon gar nicht sol­len wir im Schmoll­win­kel ste­hen und uns durch irgend­wel­che Sor­gen läh­men las­sen. Wir müs­sen aktiv wer­den und uns Mühe geben, um die See­len für die katho­li­sche Tra­di­ti­on zu gewin­nen, unter ande­rem gera­de auch, indem wir die­se Begei­ste­rung nüt­zen, die nun in der katho­li­schen Welt wogt.

  6. Es ist gut, zwi­schen Opti­mis­mus und Hoff­nung zu unter­schei­den, wie Cor­dia­li­ter das tut.
    Hoff­nung blen­det nicht – wie der Opti­mis­mus – die Dra­ma­tik der Lage aus.
    ER lässt sich nichts nehmen.
    Je häss­li­cher und aus­weg­lo­ser die Lage scheint für die Kir­che, desto grö­ßer sind die über­na­tür­li­chen Trö­stun­gen und Gaben, die ER für die vor­ge­se­hen hat, die IHM fol­gen wollen.
    Was bedeu­tet das?
    Es bedeu­tet, die Hän­de zu öff­nen und zu rufen: „Fül­le DU sie uns!“
    Schaut man in die Geschich­te, kann man mit Erstau­nen ent­decken, dass es nie anders war. Bewe­gend hier auch die Geschich­te des ersten Mär­tye­rers, des Hl. Stephanus.
    Ihm war es doch tat­säch­lich gege­ben, kurz vor der Stei­ni­gung in den offe­nen Him­mel zu blicken und Jesus Chri­stus neben dem Thron Got­tes ste­hen zu sehen. Welch ein Bild ist das ange­sichts des­sen, was er äußer­lich erdul­den muss­te! Wel­che Hoff­nung ist dar­aus für die gan­ze künf­ti­ge Kir­che gewach­sen! Seit 2000 Jah­ren steht uns die­ses inne­re Bild vor Augen und stärkt uns!
    Die­se Hoff­nung ist uns gege­ben, dass die Gna­den­wer­ke pro­por­tio­nal zu dem stei­gen wer­den, was wir erdul­den – vor­aus­ge­setzt, wir sind ganz in IHM begrün­det und von IHM umfangen.
    Die Kir­che wird unfrei­wil­lig von ihren Zer­stö­rern genährt. Sie selbst ver­ge­hen im Zorn Got­tes, aber die Kir­che wird den­noch gene­sen an den para­do­xen Früch­ten der viel­be­schwo­re­nen „Selbst­zer­stö­rung“.
    Cor­dia­li­ter hat auch recht, als es tat­säch­lich bei vie­len eine Ten­denz ist, sich „ein­zu­igeln“. Die Debat­te, ob man nicht alles, was nach dem Kon­zil kam, stor­niert, ist eine die­ser Ige­lei­en. Erstens hat ER die Kir­che nach dem Kon­zil nicht ver­las­sen, und viel­leicht war in der Kir­che und in den Päp­sten immer noch viel mehr recht als unrecht. Eine Total­in­fra­ge­stel­lung alles des­sen, was nach 1965 getan und ein­ge­führt wur­de, ist daher abzu­leh­nen – damit wür­den wir ja IHM unter­stel­len, dass ER gar nicht mehr (!) dabei war.
    Oder will hier jemand etwa die Hei­lig­spre­chung der Faus­ty­na Kowal­s­ka bestrei­ten oder die Erhe­bung Hil­de­gards und Johan­nes von Avil­as zu „doc­to­res ecclesiae“?
    Mir fällt hier im Forum bei eini­gen Postern auf, dass sie fast ver­bis­sen alles ableh­nen, was neu hin­zu­kam, ohne in der Offen­heit des Hl. Gei­stes genau zu prü­fen, ob es nicht aus der Tra­di­ti­on her­aus eine recht­mä­ßi­ge Ent­fal­tung gewe­sen sein könn­te. Eine Fest­schrei­bung der Ent­fal­tung der Tra­di­ti­on auf den Tag X. vor Jahr­zehn­ten bedeu­tet, das Kind mit dem Bade aus­zu­schüt­ten und eine Erstar­rung im Tra­di­tio­na­lis­mus, den das Vat. I übri­gens als Häre­sie ver­ur­teil­te. Es ist eine fei­ne Grenz­li­nie zwi­schen Lie­be zur Tra­di­ti­on und Offen­heit für recht­mä­ßi­ge wei­te­re Ent­fal­tun­gen, die immer „Neu­es“ bedeu­ten wer­den … und dem Tra­di­tio­naI­is­mus. Ich den­ke, die­se extre­me Mühe wird der Kir­che in einer zukünf­ti­gen Rei­ni­gung nicht erspart blei­ben, hier abso­lut genau zu prü­fen und nicht in Bausch und Bogen zu ver­ur­tei­len, was nicht irgend­wie „alt“ riecht. Kri­te­ri­um ist allein, ob es von IHM ist.

  7. @zeitschnur

    Sie haben völ­lig recht. Es gibt sicher auch gute Ent­wick­lun­gen inner­halb der letz­ten 50 Jah­re. Aller­dings wer soll das her­aus­fil­tern? P. Bene­dikt hat den Ver­such der Reform der Reform gestar­tet. Wie weit ist er gekommen? 

    Wenn bei einem Gebäu­de das Fun­da­ment nicht soli­de aus­ge­führt ist, dann ist es bes­ser, irgend­wann ein­mal einen Stop aus­zu­ru­fen und bis auf die Grund­mau­ern abzu­bre­chen. Ja, abbre­chen, das ist nicht popu­lär und das tut weh. Aber jedes wei­ter­bau­en wür­de scha­den und die Gefahr des Ein­stur­zes erhöhen. 

    Das kirch­li­che Fun­da­ment ist die Hl. Mes­se. Die­ses war bis 1962 in Ord­nung. Durch die neue Mes­se kamen die gan­zen Defi­zi­te und Fehl­ent­wick­lun­gen. In der neu­en Mes­se sind so vie­le Män­gel und Schwä­chen, dass es bes­ser wäre, die­ses men­schen­ge­mach­te Kon­strukt abzu­bre­chen und auf dem Fun­da­ment der alten Lit­ur­gie das Glau­bens­le­ben neu aufzubauen. 

    Die Lit­ur­gie ist die Lehr­mei­ste­rin des Glau­bens. So wie die Lit­ur­gie gefei­ert wird, so ist der Glau­be. Auf der gan­zen Welt wer­den tag täg­lich unzäh­li­ge Hl. Mes­sen gefei­ert bzw. Eucha­ri­stie­fei­ern abge­hal­ten. Da bil­det sich der Glau­be. Wie­so ist der Glau­be heu­te über­all so schwach? Wie­so schwin­det der Glau­be an die Real­prä­senz dahin? Weil die seit 50 Jah­ren gefei­er­te neue Mes­se die­sem Umstand wenig Raum gibt. Der Reli­gi­ons­un­ter­richt, die theo­log. Fakul­tä­ten, die Wis­sen­schaf­ten haben bei wei­tem nicht den Ein­fluß auf das Glau­bens­le­ben. Die Hl. Mes­se erreicht das gan­ze Volk, sie ist es, die prägt, auch ohne Wor­te, zei­chen­haft. Nur wenn die Hl. Mes­se in Ord­nung ist, ist auch der Glau­be in Ordnung.
    Ich bin bei­lei­be kein Nost­al­gi­ker. Aber was die Lit­ur­gie betrifft, so bin ich abso­lut für ein RESET. Alles ande­re ist Flick­schu­ste­rei und bringt nichts. 

    Aller­dings müss­te man bei der heu­ti­gen, nicht geahn­de­ten Dis­zi­plins­lo­sig­keit befürch­ten, dass die alte Mes­se rasch ver­dor­ben wäre durch eige­nes Zutun, Weg­las­sen, Ver­än­dern usw. Inso­fern ist es viel­leicht bes­ser, die neue Mes­se bleibt erhal­ten als Krea­ti­vi­täts­wie­se sozu­sa­gen, so trau­rig das ist.

    • Ein­ver­stan­den! Ich dach­te bei mei­nem Posting gar nicht an die Mess­ri­ten, son­dern an Hei­lig­spre­chun­gen, Enzy­kli­ken und dergl.
      Was jedoch die Hl. Mes­se betrifft, stim­me ich Ihnen zu – da hilft wahr­schein­lich wirk­lich nur ein radi­ka­ler Neu­an­fang in der Tradition.
      Ich bin auch in gro­ßem Zwei­fel über die „Fröm­mig­keits­pra­xis“, bzw. das, was noch davon übrig­ge­blie­ben ist. Eine hohe Ästhe­tik ist immer auch Ein­falls­tor der eige­nen Eitel­keit und des Nar­ziss­mus – des­we­gen fin­det man ja in der Tat bei den soge­nann­ten Alt­ri­tu­el­len neben ernst­haf­ten Gläu­bi­gen aller­hand selt­sa­me Vögel, ver­kapp­te oder offe­ne Homos und Leu­te, die von allem, bloß nicht vom Hl. Geist getrie­ben sind. Das ist lei­der auch alles wahr.
      Ich glau­be, kein Mensch kann hier etwas zurecht­schnei­den – es muss „wie von selbst“, in Wahr­heit durch IHN selbst das Gesun­de wie­der auf­wa­chen und wachsen.
      Bei den Moder­ni­sten wird jeder ech­te Glau­be erstickt und ver­wäs­sert, teil­wei­se sogar blas­phe­misch ver­kürzt oder ver­zerrt. Bei den Tra­di­tio­na­li­sten jedoch fin­det man viel Ver­knö­che­rung und Erstickung bzw. Krampf­haf­tes auf ganz ande­re Art. Es ist zum Mäusemelken.
      Wenn ich nicht wüss­te, dass ER den­noch die Fäden in der Hand hält, könn­te ich resignieren.
      Aber ER hält sie in der Hand!
      Gott sei Dank!

  8. Da haben Sie lei­der recht. Die selt­sa­men Leu­te gibt es, viel­leicht weni­ger bei den Pius­sen, da die­se auf Moral pochen, was soge­se­hen natür­lich Sinn macht. Ich per­sön­lich bin kein all­zu gro­ßer Freund von levi­tier­ten Hoch­äm­tern und allem dar­über hin­aus, es ist mir zu opu­lent und auch ein biß­chen zu weit weg, aber ich lie­be die Stil­le Mes­se. Das ist für mich ech­te christ­li­che Medi­ta­ti­on, ja noch viel mehr als das. Da braucht man kei­ne Zen- oder Yoga­kur­se zu besu­chen, um die uns West­li­chen eige­ne Hyper­ak­ti­vi­tät etwas abzu­trai­nie­ren. Die alte Mes­se in der ein­fa­chen Form über­trifft alles, wie könn­te es anders sein.

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