(Antananarivo) Die Bischöfe des südafrikanischen Inselstaates Madagaskar im Indischen Ozean haben zum Abschluß des Jahres des Glaubens einen Aufschrei von sich gegeben. In einem gemeinsamen Hirtenwort beklagen sie, daß es im Westen Kräfte gibt, „die uns kaufen wollen“. Die Gegenleistung wäre die Annahme der Gender-Ideologie. „Nachgeben wäre wie Selbstmord“, sagen die Bischöfe.
„Das Moralgesetz ist in dieser Ideologie soweit verkommen, daß sie das Leben selbst eliminiert. Der Versuch, die Gender-Ideologie bei uns auszubreiten, ist das besorgniserregendste“, so die madagassischen Bischöfe in ihrem Schreiben zum Abschluß des Glaubensjahres. Verantwortlich für die Ausbreitung der Gender-Ideologie und den Druck auf Madagaskar und zahlreiche andere Länder machen die Bischöfe „die zweideutige Haltung der internationalen Staatengemeinschaft, die unsere Schwäche ausnützt“.
Mißachtete Souveränität
Am 20. Dezember finden in Madagaskar Präsidentenwahlen statt. Der großflächige Inselstaat durchlebt eine schwere kulturelle und wirtschaftliche Krise. „Betreibt keinen Ausverkauf des Landes“, fordern die Bischöfe, mit Blick auf die bevorstehenden politischen Weichenstellungen. „Laßt nicht zu, daß die Souveränität unseres Landes mit Füßen getreten wird. Lassen wir uns nicht von Werbesprüchen in die Irre führen, die unseren Glauben zu verdunkeln versuchen. Betet weiter für den wahren Frieden. Sie mögen es Gleichberechtigung nennen, doch in Wirklichkeit steht das Wesentliche der menschlichen Existenz auf dem Spiel, der von Gott nach seinem Abbild und Ebenbild geschaffenen Mensch, den sie für illegal erklären wollen, um ihn durch menschliche Gedankenkonstrukte zu ersetzen“.
Recht des Stärkeren
Die Bischöfe weisen die Verantwortung für die sich immer weiter öffnende Schere zwischen arm und reich der westlichen Globalisierungspolitik zu. „Sie mißachten unsere Werte und wahre Fihavanana, die Grundlage unseres Landes, unserer Kultur und Wirtschaft ist.“ Mit Fihavanana ist die Solidarität gemeint, die die Grundlage der madagassischen Gesellschaft in den zwischenmenschlichen Beziehung und damit das soziale Netz bildet. Fihavanana läßt sich gut mit einem madagassischen Sprichwort erklären, das auf der Insel sehr verbreitet ist: „Die Beziehungen sind wichtiger als Geld“.
Neben der wachsenden Ungleichheit zwischen arm und reich beklagen die Bischöfe auch eine „wachsende Unsicherheit: die Menschen sind immer weniger geschützt, wir gehen auf einen gesetzlosen Staat zu, in dem das Recht des Stärkeren bestimmt, während ein brüderliches miteinander Reden zur Lösung der Probleme immer schwieriger wird.“
Die Bischöfe rufen den Madagassen zu: sich kaufen lassen, wäre wie „ein kollektiver Selbstmord. Wir würden unser Land mit unseren eigenen Händen zerstören“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SECAM-SCEAM