Guillaume Ferluc: „Alte Messe wieder in Abstellkammer verbannen, ist nicht mehr möglich“


Peregrinatio Populus Summorum Pontificum(Rom) Nach dem über­ra­schen­den Erfolg der Ersten Inter­na­tio­na­len Wall­fahrt der Tra­di­ti­on nach Rom im ver­gan­ge­nen Jahr, befin­det sich die Zwei­te Inter­na­tio­na­le Wall­fahrt, die vom 24.–27. Okto­ber 2013 nach Rom statt­fin­det, bereits in der inten­si­ven Vor­be­rei­tungs­pha­se. Die ame­ri­ka­ni­sche Zeit­schrift The Rem­nant ver­öf­fent­lich­te ein Inter­view mit Guil­laume Fer­luc, dem Sekre­tär des Coe­tus Inter­na­tio­na­lis Sum­morum Pon­ti­fi­cum (CISP), das die Wall­fahr­ten organisiert.

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Wie weit ist die Orga­ni­sa­ti­on fortgeschritten?

Wir haben soeben die Abfas­sung des end­gül­ti­gen Pro­gramms fer­tig­ge­stellt mit der Bekannt­ga­be des Zele­bran­ten des Pon­ti­fi­kal­am­tes im Peters­dom am Sams­tag, den 26. Okto­ber um 11 Uhr: Dario Kar­di­nal Cas­tril­lon Hoyos, der genau an die­sem Tag den 61. Jah­res­tag sei­ner Prie­ster­wei­he begeht. Die Anwe­sen­heit von Kar­di­nal Cas­tril­lon Hoyos an die­sem Tag ist für uns eine gro­ße Freu­de und eine Ehre für das gan­ze Volk von Sum­morum Pon­ti­fi­cum. Als Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei hat sich der Kar­di­nal nicht geschont für die Rech­te der Gläu­bi­gen und der Prie­ster, die der tra­di­tio­nel­len Lit­ur­gie ver­bun­den sind, ein­zu­tre­ten, und hat mit gro­ßem Enthu­si­as­mus und Loya­li­tät die Ver­öf­fent­li­chung des Motu pro­prio von Papst Bene­dikt XVI. beglei­tet. Als erster Stel­le ist zur all­ge­mei­nen Dyna­mik der Wall­fahrt anzu­mer­ken, daß in die­sem Jahr eine gro­ße Ruhe gegen­über dem Coe­tus herrscht, von Sei­ten aller: der Pil­ger, der Ordens­leu­te und der ein­zel­nen Insti­tu­te. Im ver­gan­ge­nen Jahr hat­ten eini­ge den Ein­druck als kämen wir gewis­ser­ma­ßen aus dem Nichts, um eine neue Rea­li­tät zu ver­tre­ten, so waren sie, obwohl sie der­sel­ben tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Fami­lie ange­hö­ren, etwas über­rascht. Die Ver­wun­de­rung ent­stand viel­leicht auch dadurch, daß wir selbst nicht imstan­de waren, in aus­rei­chen­dem Maße unse­re Initia­ti­ve zu ver­mit­teln. Zudem war nur wenig Zeit, um die Wall­fahrt vor­zu­be­rei­ten. In die­sem Jahr herrscht eine grö­ße­re Offen­heit von Sei­ten aller, die es für wich­tig erach­ten, von unse­rem katho­li­schen, apo­sto­li­schen und römi­schen Glau­ben Zeug­nis abzu­le­gen. Römisch im Sin­ne, ihn auch „ad Petri sedem, cum Petro et sub Petro“ zu bekun­den. Natür­lich gibt es auch Wider­stän­de, beson­ders durch jene Kir­chen­ver­tre­ter, die den Amts­ver­zicht von Bene­dikt XVI. ger­ne aus­nüt­zen wür­den, um die Mes­se des Hei­li­gen Pius V. wie­der in die Abstell­kam­mer zurückzuschicken.

Neben Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der wer­den Sie auch Msgr. Rifan, den Ordi­na­ri­us der Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­ti­on des Hei­li­gen Johan­nes Maria Vian­ney von Cam­pos in Bra­si­li­en als Zele­bran­ten haben: War­um gera­de ihn?

Wir sehen in Msgr. Rifan eine Rea­li­tät, die wir stär­ker in der Kir­che gegen­wär­tig haben möch­ten, das heißt einen Bischof, der die Mis­si­on hat, die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie der Kir­che zu zele­brie­ren, zu leh­ren und zu bewah­ren, aber auch die Mög­lich­keit und die Pflicht, Prie­ster in und für die außer­or­dent­li­che Form des Römi­schen Ritus zu wei­hen. Um unse­re reli­giö­se Pra­xis vor­an­zu­brin­gen, um in unse­ren Pfar­rei­en die Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus besu­chen zu kön­nen, brau­chen wir Prie­ster und daher Semi­na­re, die sie aus­bil­den und in logi­scher Fol­ge auch Bischö­fe, die sie wei­hen kön­nen. Da Msgr. Rifan bis­her der ein­zi­ge Bischof ist, des­sen pasto­ra­ler Ein­satz genau das ist, schien es uns nahe­lie­gend, ihn mit uns zu haben. Zudem erreich­ten uns aus­ge­zeich­ne­te Zeug­nis­se vom jüng­sten Welt­ju­gend­tag in Rio de Janei­ro, wo Msgr. Rifan die Kate­che­sen für die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Jugend­li­chen von Juven­tu­tem hielt, einer Grup­pe, die ihr Apo­sto­lat auf die über­lie­fer­te Lit­ur­gie stützt. Die Kir­che war gesteckt voll, die Pon­ti­fi­kal­äm­ter sehr wür­dig und die Pre­dig­ten geschätzt. Wer hät­te noch vor kur­zem zu den­ken gewagt, daß in Bra­si­li­en Hun­der­te von jun­gen Katho­li­ken drei Tage lang Pre­dig­ten und Mes­sen mit­er­le­ben und bei Prie­stern, die der Tra­di­ti­on der Kir­che ver­bun­den sind, beich­ten könn­ten? Und das alles mit dem offi­zi­el­len Impri­matur der apo­sto­li­schen, römi­schen Kir­che? Sicher, jemand könn­te ein­wen­den, daß es nur einer von 300 Bischö­fen war, aber es han­delt sich bereits um ein wich­ti­ges Ziel, das erreicht wur­de. Auch der Ort war sehr beein­druckend. Die für die Kate­che­se zuge­wie­se­ne Kir­che war die alte Kathe­dra­le von Rio de Janei­ro, ein Ort vol­ler Geschich­te und Glau­ben der ver­gan­ge­nen Gene­ra­tio­nen und daher von beson­de­rer sym­bo­li­scher Bedeu­tung. Die Welt­ju­gend­ta­ge zei­gen in beson­de­rer Wei­se, wie sehr die über­lie­fer­te Lit­ur­gie die Jugend anzieht. Daher kön­nen wir nicht in unse­rer klei­nen Festung blei­ben, son­dern müs­sen allen ent­ge­gen­ge­hen, die eine grö­ße­re Fei­er­lich­keit und eine grö­ße­re Hei­lig­keit in ihrem Glau­bens­le­ben suchen.

Eine jüng­ste Nach­richt besagt, daß sogar in der Kathe­dra­le von Hel­sin­ki regel­mä­ßig eine Mes­se in der außer­or­dent­li­chen Form stattfindet.

Ein wei­te­rer Beweis für das Wachs­tum der außer­or­dent­li­chen Form des Römi­schen Ritus und daß die Neu­prie­ster, die ihre Pri­miz in der außer­or­dent­li­chen Form zele­brie­ren, von Jahr zu Jahr zuneh­men. Und das nicht nur in den mit Eccle­sia Dei ver­bun­de­nen Insti­tu­ten, son­dern auch unter den in Diö­ze­san­se­mi­na­ren aus­ge­bil­de­ten Prie­stern. Es ist eine Wei­se für vie­le Prie­ster, um ihre Zuge­hö­rig­keit zu dem zu bekun­den, was wir die Gene­ra­ti­on Bene­dikt XVI. nen­nen kön­nen, so wie man von einer Gene­ra­ti­on Johan­nes Paul II. sprach. Die­se Gene­ra­ti­on von Papst Bene­dikt könn­te man auch die Gene­ra­ti­on Sum­morum Pon­ti­fi­cum nen­nen. Ab dem näch­sten Jahr wird die Mehr­zahl der Neu­prie­ster zu jenen gehö­ren, die erst nach der Ver­öf­fent­li­chung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum in die Semi­na­re ein­ge­tre­ten sind. Und auch hier wer­den wir, wovon ich über­zeugt bin, ein wei­te­res Wachs­tum der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie erle­ben. Natür­lich hof­fen wir, daß die­se Prie­ster dann auch von ihrem Recht Gebrauch machen und in ihren künf­ti­gen Pfar­rei­en im über­lie­fer­ten Ritus zele­brie­ren kön­nen. Es ist auch die schö­ne Pra­xis zu erwäh­nen, daß vie­le in den Eccle­sia-Dei-Insti­tu­ten geweih­te Prie­ster ihre Pri­miz in ihrer Hei­mat­pfar­rei und Hei­mat­diö­ze­se zele­brie­ren. Ich den­ke etwa an Pater Mas­si­mo Bot­ta von der Petrus­bru­der­schaft, der sei­ne Pri­miz am 23. Juni 2013 in der Kathe­dra­le von Vel­le­tri zele­brier­te und damit die Alte Mes­se wie­der zurück­brach­te, wo sie seit 40 Jah­ren nicht mehr zele­briert wurde.

Was könn­ten Ihrer Mei­nung nach die Her­aus­for­de­run­gen für die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Welt im neu­en Pon­ti­fi­kat sein?

Wir sind über­zeugt davon, daß die Kir­chen­ge­schich­te nicht 1962 ende­te, genau so wie sie nicht mit dem Pon­ti­fi­kat von Papst Bene­dikt ende­te […] In der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie ist die par­te­ci­pa­tio actuo­sa der Gläu­bi­gen eine demü­ti­ge Teil­nah­me, die aus Schwei­gen, Anbe­tung, Nie­der­knien, Bit­ten und Dank besteht. Vie­le Hal­tun­gen sind nicht anders als die eines Men­schen in Schwie­rig­keit, der um Hil­fe bit­tet, eines Men­schen, der lei­det. Und den­ken wir dar­an, daß unter den gro­ßen hei­li­gen Prie­stern vie­le ein­fa­che Pfar­rer und Ordens­män­ner waren, ange­fan­gen beim Hei­li­gen Pfar­rer von Ars, bei Don Orio­ne oder Pater Pio. […] es han­del­te sich immer um eine Lit­ur­gie, die alle ein­band, vom Bau­er zur Haus­frau, Per­so­nen, die sicher nicht an der Sor­bon­ne Latein stu­diert hat­ten oder an irgend­ei­ner ande­ren Schu­le der Hoch­kul­tur, die sich aber den­noch als inte­grier­ter Teil die­ser Lit­ur­gie emp­fan­den, weil die­ser Kult Gott dar­ge­bracht wurde.

Es gibt eine ande­re Her­aus­for­de­rung anzu­neh­men: jene zu wider­le­gen, die irr­tüm­lich mei­nen, Papst Bene­dikt habe einen Toten wie­der­auf­er­weckt, und uns nicht an die Peri­phe­rien der Kir­che, son­dern sogar außer­halb der Kir­che hin­aus­be­för­dern möch­ten. Fast 50 Jah­re lang wur­den die Gläu­bi­gen, die Ordens­leu­te, die Prie­ster, die der Tra­di­ti­on ver­bun­den sind, ver­lacht, ver­ach­tet und aus­ge­grenzt. Am 7. Juli 2007 setz­te Papst Bene­dikt XVI. die­ser Situa­ti­on ein Ende, die vie­le See­len bedrückt hat­te, indem er das zer­ris­se­ne Kleid der Kir­che wie­der zusam­men­näh­te. Es liegt an uns, jeden Ver­such, einen neu­en Riss in die Ein­heit der Kir­che zu brin­gen, zurück­zu­wei­sen und uns als Schaf der Her­de Gel­tung zu ver­schaf­fen. Wir sind uns wohl bewußt, nicht die gan­ze Her­de zu sein und wir akzep­tie­ren ger­ne, nur ein Schaf unter hun­dert zu sein, aber wir sind der Mei­nung, daß wir nicht weni­ger Auf­merk­sam­keit und Pfle­ge von unse­ren Hir­ten ver­die­nen wie die ande­ren. Man­che fürch­ten unse­re „Ideo­lo­gi­sie­rung“, aber ich kann sie beru­hi­gen. Wir haben kei­ne ande­re „Ideo­lo­gie“ als die Lie­be für Jesus in der Eucha­ri­stie, das Kreuz und die Auferstehung.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CISP

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