Großbritannien: Vereidigung auf die Bibel soll aus Gerichtssälen verschwinden


In Großbritannien soll Gott aus der Vereidigungsformel vor Gericht verbannt werden.(Lon­don) Nach­dem aus den eng­li­schen Gerichts­sä­len das Kreuz ent­fernt wur­de, könn­te nun auch die Bibel und die Anru­fung Got­tes dar­aus ver­bannt wer­den. Die Rich­ter haben den Vor­schlag gemacht, in den Gerichts­ver­hand­lun­gen die Ver­ei­di­gung auf die Hei­li­ge Schrift abzu­schaf­fen. Zeu­gen und Ange­klag­te sind vor Gericht ange­hal­ten, die Wahr­heit zu sagen. Zeu­gen wer­den aus­drück­lich ver­ei­digt und unter Anru­fung Got­tes zur wahr­heits­ge­treu­en Aus­sa­ge ver­pflich­tet. Die Anru­fung Got­tes, mit Blick auf das Ach­te Gebot, dient der Wahr­heits­fin­dung, wes­halb bei Zuwi­der­hand­lung eine Straf­ver­fol­gung wegen Mein­ei­des droht. Im deut­schen Sprach­raum ist die Ver­ei­di­gungs­for­mel „Ich schwö­re es, so wahr mir Gott hel­fe“. Die Anru­fung Got­tes stellt kei­ne Ver­pflich­tung dar, auch nicht in Großbritannien.

Antike Tradition zur Anerkennung einer höheren göttlichen Gewalt

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Die in den Gerichts­sä­len geüb­te Ver­ei­di­gungs­pra­xis fin­det sich bereits im ersten Buch der Bibel. Im Buch Gene­sis sagt Abra­ham zum König von Sodom: „Ich erhe­be mei­ne Hand zum Herrn, dem Höch­sten Gott, dem Schöp­fer des Him­mels und der Erde“ (Gene­sis 14,22). Auch die alten Grie­chen erho­ben, wenn sie einen Schwur lei­ste­ten, eine Hand zum Him­mel oder berühr­ten einen Altar. In die­sen Tra­di­tio­nen erkann­te der Mensch die Exi­stenz einer gött­li­chen Gewalt an, die sein Han­deln und sei­ne Wor­te wer­ten und von der er zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den konn­te. Sie drückt die Aner­ken­nung einer gött­li­chen Gerech­tig­keit jen­seits der mensch­li­chen Justiz aus.

Weder im Alten noch im Neu­en Testa­ment fin­det sich eine Stel­le, die es ver­bie­tet, vor Gott zu schwö­ren. Dies behaup­te­te fälsch­lich eine Lon­do­ner Tages­zei­tung unter Ver­weis auf das Jesus­wort: „Ich aber sage euch: Schwört über­haupt nicht, weder beim Him­mel, denn er ist Got­tes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Sche­mel für sei­ne Füße, noch bei Jeru­sa­lem, denn es ist die Stadt des gro­ßen Königs. Auch bei dei­nem Haupt sollst du nicht schwö­ren; denn du kannst kein ein­zi­ges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles ande­re stammt vom Bösen.“ (Mat­thä­us 5,34–37). Jesus ver­warf damit die nich­ti­gen Schwü­re „beim Him­mel“ und „bei der Erde“ und ande­re mehr, die unter den Juden sei­ner Zeit, letzt­lich aber zu allen Zei­ten weit­ver­brei­tet waren. Chri­stus woll­te unter sei­nen Jün­gern gegen­sei­ti­ges Ver­trau­en, Ehr­lich­keit und Auf­rich­tig­keit verankern.

Im Namen der „Freiheit“ wollen Ungläubige auch Gläubigen die Regeln diktieren

Im Groß­bri­tan­ni­en von heu­te könn­te die Frei­heit eines Chri­sten, aber auch eines Juden oder eines Mos­lems, auf die jewei­li­gen hei­li­gen Bücher zu schwö­ren, im Namen einer säku­la­ri­sier­ten Frei­heit abge­schafft wer­den. Eine neue „Frei­heit“, in der die Ungläu­bi­gen auch den Gläu­bi­gen gegen­über die Regeln dik­tie­ren wol­len. Chri­sten sich auf die Bibel ver­ei­di­gen zu las­sen, hin­dert Athe­isten nicht dar­an, dies nicht zu tun, wie es bereits jetzt durch das gel­ten­de Recht garan­tiert ist.

Die neue Ver­ei­di­gungs­for­mel „ohne die Nen­nung Got­tes“, so die eng­li­schen Rich­ter, wer­de hel­fen, die Glaub­wür­dig­keit einer Zeu­gen­aus­sa­ge zu klä­ren. Heu­te wür­den vie­le auf die Bibel schwö­ren, ohne an das Wort Got­tes zu glau­ben. Da der Glau­ben schwin­de, könn­te ein Zeu­ge, so die Rich­ter, ver­sucht sein, trotz der Anru­fung Got­tes zu lügen. Die Rich­ter wol­len auf der Jah­res­ver­samm­lung ihrer Stan­des­ver­tre­tung einen ent­spre­chen­den Gesetz­ent­wurf vor­le­gen, der die Ver­ei­di­gungs­pra­xis ent­christ­li­chen soll oder bes­ser gesagt, gewis­ser­ma­ßen von Reli­gi­on „befrei­en“ soll. Der Lord Chan­cell­or and Justi­ce Secre­ta­ry, Chris Gray­ling äußer­te bereits Zustim­mung, was bedeu­tet, daß der Vor­schlag der Rich­ter Gesetz wer­den wird.

„Verstecken antireligiöser Entscheidung hinter den Worten politically correct ändert nichts an ihren Folgen“

Die angli­ka­ni­sche Staats­kir­che ließ ihre Miß­bil­li­gung hören. Am deut­lich­sten äußer­te sie ein­mal mehr der Bischof von Roche­ster, Micha­el Nair Ali: „Das ist ein rut­schi­ger Weg zur För­de­rung der Säku­la­ri­sie­rung. Die Bibel hat eine Ver­bin­dung zur Ver­fas­sung, zu den Insti­tu­tio­nen und deren Ent­ste­hung, und zur Geschich­te unse­res Lan­des. Wäh­len zu kön­nen, wie man schwört, ist ein Recht eines Men­schen. Statt des­sen wird im Namen der Tole­ranz die­ses Recht ein­ge­schränkt durch jene, die nicht glau­ben, weil sie sich anma­ßen, zu mei­nen, mehr Rech­te zu haben als Gläu­bi­ge, und das nicht nur in die­sem Fall. Und das Ver­stecken die­ser Ent­schei­dung hin­ter den bei­den übli­chen Wor­ten poli­ti­cal­ly cor­rect, mit denen Ent­schei­dun­gen im Wider­spruch zur Reli­gi­on und Glau­ben gerecht­fer­tigt wer­den, ändert nichts an ihren Fol­gen“, so Bischof Nair Ali.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: UCCR

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