Das Rätsel der aufgebrochenen Siegel während des Konklaves


Während des Konklave im März 2013 wurden mehrere Siegel aufgebrochen. Wer ist wann, wo eingedrungen und hat was gesucht, rein- oder rausgebracht?(Vati­kan) Wur­den wäh­rend des Kon­kla­ves, bei dem im ver­gan­ge­nen März Papst Fran­zis­kus gewählt wur­de, Sie­gel auf­ge­bro­chen? Das Gerücht kur­sier­te schon län­ger in Rom. Nun wur­de es offi­zi­ell bestä­tig. Min­de­stens sechs Sie­gel wur­den nach dem Kon­kla­ve auf­ge­bro­chen vor­ge­fun­den. Wie­vie­le es wirk­lich sind und wo über­all jemand unbe­fugt ein­ge­drun­gen ist und war­um, läßt sich nicht sagen. Was wur­de gesucht oder was wur­de rein- oder raus­ge­bracht? Ein Rekonstruktionsversuch.

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Den­noch blei­ben eini­ge Rät­sel zur Fra­ge, was in den Tagen des Kon­kla­ves gesche­hen ist, wäh­rend ande­re in neu­er Klar­heit erschei­nen und das dra­ma­ti­sche Kli­ma sicht­bar wer­den las­sen, in dem am 12. und 13. März die­ses Jah­res das Kon­kla­ve stattfand.

Aufgebrochene Siegel offiziell im Amtsblatt des Vatikans bestätigt

Daß Sie­gel auf­ge­bro­chen wur­den, steht fest. Bestä­tigt wur­de das rät­sel­haf­te Ereig­nis nun offi­zi­ell durch das Amts­blatt des Hei­li­gen Stuhls, den Acta Apo­sto­li­cae Sedis (S. 367–368). Min­de­stens sechs Sie­gel wur­den nach Been­di­gung des Kon­kla­ves auf­ge­bro­chen vor­ge­fun­den. Das geht aus einem Pro­to­koll des Vize-Came­r­len­go Kuri­en­erz­bi­schof Pier Lui­gi Cela­ta vom 14. März her­vor, das in den Acta ver­öf­fent­licht wurde.

Am Abend des 13. März wur­de um 20.12 Uhr auf dem Peters­platz der Name des neu­en Pap­stes bekannt­ge­ge­ben. Am näch­sten Mor­gen woll­ten die Mit­glie­der der Apo­sto­li­schen Kam­mer, dem Organ, das wäh­rend der Sedis­va­kanz den Hei­li­gen Stuhl ver­wal­tet, um 12.45 Uhr die ver­sie­gel­ten päpst­li­chen Gemä­cher öff­nen. Beglei­tet von zwei Offi­zie­ren der Schwei­zer Gar­de, Vize­kom­man­dant Oberst­leut­nant Chri­stoph Graf und Major Wil­liam Klo­ter , stell­ten sie fest, daß eini­ge Sie­gel an den Zugän­gen „zer­bro­chen“ waren. Um genau zu sein, waren gan­ze sechs von sie­ben Sie­gel in die­sem Bereich des Apo­sto­li­schen Pala­stes auf­ge­bro­chen vor­ge­fun­den wor­den. Es han­del­te sich, laut Pro­to­koll, unter ande­rem um den Zugang zum pri­va­ten Auf­zug des Pap­stes im Six­tus-Hof, den Zugang zur Sala Cle­men­ti­na und zur Pri­vat­bi­blio­thek des Papstes.

Laut münd­lich an Ort und Stel­le erfolg­ter Aus­kunft von Major Klo­ter, habe die Schwei­zer Gar­de die Sie­gel am 13. März, in etwa zum Zeit­punkt, als in der Six­ti­ni­schen Kapel­le die Stim­men des vier­ten Wahl­gangs aus­ge­zählt wur­den, noch unver­sehrt vor­ge­fun­den. Am spä­te­ren Nach­mit­tag des­sel­ben Tages fand dann der fünf­te und ent­schei­den­de Wahl­gang statt, aus dem Papst Fran­zis­kus her­vor­ging. Ein schrift­li­ches Dienst­pro­to­koll, wann genau die Sie­gel noch unver­sehrt waren, gibt es nicht.

Ob wei­te­re Sie­gel auf­ge­bro­chen wur­den und wo, ist der­zeit nicht bekannt. Ent­spre­chen­de Pro­to­kol­le über die Sie­gel­ent­fer­nung wur­den bis­her nicht veröffentlicht.

Wer hat sich Zugang zu Räumen zwischen Papstwohnung und Sonderermittlungseinheit verschafft?

Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di prä­zi­sier­te nun in einer Stel­lung­nah­me, daß „die bereits ent­fern­ten Sie­gel nicht direkt die päpst­li­che Woh­nung im drit­ten Stock des Apo­sto­li­schen Pala­stes betra­fen, son­dern Räu­me im zwei­ten Stock“. Über den Räu­men, zu denen sich jemand unbe­fugt Zugang ver­schaff­te, lie­gen die Wohn­räu­me von Bene­dikt XVI., dar­un­ter die Kom­man­do­zen­tra­le einer von Bene­dikt XVI. ein­ge­setz­ten Son­der­er­mitt­lungs­ein­heit zur Über­prü­fung der Vatik­an­bank IOR und zur Aus­fin­dig­ma­chung ver­däch­ti­ger Finanztransaktionen.

Zusätz­li­che Unklar­heit herrscht, weil sich im Pro­to­koll der Hin­weis fin­det, daß der Sub­sti­tut des Staats­se­kre­ta­ri­ats, Kuri­en­erz­bi­schof Gio­van­ni Ange­lo Becciu, den Papst Fran­zis­kus am 31. August in sei­nem Amt bestä­tig­te, wäh­rend Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Tar­cis­io Ber­to­ne ent­las­sen wur­de, am 13. März um 20 Uhr Anord­nung gab, alle dem Kon­kla­ve vor­be­hal­te­nen Räu­me wie­der zu öff­nen. Lom­bar­di wies auf die­ses Detail hin. Die päpst­li­chen Gemä­cher waren davon aller­dings nicht betrof­fen. Für das Kon­kla­ve wur­den wei­te­re Tei­le des Apo­sto­li­schen Pala­stes ver­sie­gelt, allen vor­an die Six­ti­ni­sche Kapelle.

Die Päpst­li­che Woh­nung im drit­ten Stock und der gesam­te Bereich der Päpst­li­chen Gemä­cher, so Vati­kan­spre­cher Lom­bar­di, waren nach dem Amts­ver­zicht von Bene­dikt XVI. am Abend des 28. Febru­ar ver­sie­gelt wor­den. Wie aus den Pro­to­kol­len her­vor­geht, wur­den die Sie­gel im drit­ten Stock erst am Abend des 14. März durch Papst Fran­zis­kus ent­fernt und durch ihn als ersten die Woh­nung betre­ten. Der Rest ist bekannt: Papst Fran­zis­kus lehn­te die Päpst­li­chen Woh­nung als Wohn­ort ab und kehr­te in das Gäste­haus des Vati­kans zurück.

Zur drei­köp­fi­gen Dele­ga­ti­on der Apo­sto­li­schen Kam­mer, die um die Mit­tags­zeit des 14. März die Sie­gel des Apo­sto­li­schen Pala­stes, aus­ge­nom­men die Wohn­räu­me des Pap­stes selbst, ent­fer­nen woll­te, gehör­te auch Msgr. Assun­to Scot­ti, der Dekan der Kam­mer­prä­la­ten und hoher Funk­tio­när des Staats­se­kre­ta­ri­ats.  Heu­te wohnt auch Msgr. Scot­ti im Gäste­haus des Vati­kans und gehört zum eng­sten Mit­ar­bei­ter­kreis von Papst Fran­zis­kus. Die Wohn­räu­me des Pap­stes im Gäste­haus dür­fen nur sei­ne bei­den Sekre­tä­re und Msgr. Scot­ti betre­ten. Wer an der mor­gend­li­chen Hei­li­gen Mes­se in der Haus­ka­pel­le des Domus San­ta Mar­ta teil­neh­men will, kommt an Msgr. Scot­ti nicht vorbei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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6 Kommentare

  1. So so ich fin­de es wird immer undurchsichtiger.
    Da erklärt der Papst Fran­zis­kus er wol­le nicht abge­schot­tet sein und ist in Sanc­ta Mar­tha genau­so abge­schot­tet (alle müs­sen durch den Trich­ter des Msgr. Scot­ti) wie er es im Appar­te­men­to auch wäre.
    Und das im Vati­kan die lin­ke nicht mehr weiß, was die rech­te tut, das kann nach dem Cha­os der letz­ten Mona­te kei­ner mehr leugnen.
    Bene­dikt hat ver­sucht die Kir­che wie­der auf die Linie der Tra­di­ti­on zu brin­gen und jetzt macht halt jeder was er will.
    Mara­na Tha kann man da nur beten!

  2. So lang­sam soll­te es jedem klar wer­den: Mit dem II. Vati­ka­num hat die Häre­sie des Umbaus der Einen, Hei­li­gen, Katho­li­schen und Apo­sto­li­schen Kir­che, die die Hei­li­ge Katho­li­sche Kir­che IST, begonnen. 

    Der hoch­ge­schätz­te Pater Gau­dron FSSPX hat im Inter­view mit „Spie­gel-Online“ gesagt, daß die Kir­che in Deutsch­land in 15–20 Jah­ren zusam­men­bre­chen wer­de. Die Dia­gno­se ist lei­der falsch, sie IST bereits zusam­men­ge­bro­chen (Frei­burg, Rot­ten­burg-Stutt­gart, Lim­burg, Essen etc… Häre­si­en und Apo­sta­sien aller­or­ten!!) und nun ist der Vati­kan dran.
    ROMA, ROMA, CONVERTERE AD DOMINUM DEUM TUUM!

  3. Habe ich da nicht irgend­wo im Hin­ter­kopf, dass Kar­di­nal Schön­born davon sprach, auf­grund einer „Ein­flü­ste­rung“ sei­ne Wahl getrof­fen zu haben…???

    Wäre für einen Link od. son­sti­ge Bestä­ti­gung dank­bar – selbst wenn es sich um eine Chi­mä­re han­deln soll­te und nicht um einen Ori­gi­nal­au­spruch unse­res Kardinals.

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