Das Nardenöl und der Bischof von Limburg – Vom verdächtigen „Armutsgeist“ der liberalen Kirche Deutschlands


Bischof Tebartz-van Elst von Liimburg wurde mit ungewöhnlicher Eile aus seinem Amt entfernt. Das hat mit den Gründen zu tun, weshalb man ihn loswerden wollte, nicht aber mit dem Bau des Diözesanzentrums.(Rom/​Limburg) Der Fall Lim­burg um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst blieb auch außer­halb Deutsch­lands nicht unbe­ach­tet. Jüngst befaß­te sich Cor­ri­spon­den­za Roma­na des tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Histo­ri­kers Rober­to de Mat­tei mit dem Fall. Die Ana­ly­se „Das Nar­den­öl und der Bischof von Lim­burg“ stammt von Mau­ro Faver­za­ni. Er spricht von einem zwei­fel­haf­ten „Geist der Armut“, der rund um den Fall beschwo­ren wird und der so gar nicht mit dem sonst in der deut­schen Kir­che zur Schau getra­ge­nen „libe­ra­len Geist“ zusam­men­pas­sen will.
Der Autor weist zudem auf eine selt­sa­me „Eile“ im Fall Lim­burg hin, wo der Bischof bereits „prä­ven­tiv“, noch vor Fest­stel­lung irgend­ei­ner Ver­ant­wort­lich­keit nicht de jure aber de fac­to aus sei­nem Amt ent­fernt wur­de. Dabei geht es in der Sache nur um Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten. In Fäl­len ande­rer Bischö­fe und hoher Prä­la­ten, wo es um weit schwer­wie­gen­de­re Fra­gen ging, um Ver­stö­ße gegen die Moral und die Glau­bens­leh­re der Kir­che, wur­de noch „nie“ eine sol­che Eile angewandt.
Die Grün­de für die Ent­fer­nung von Bischof Tebartz-van Elst sind daher nicht beim Bau des Diö­ze­san­zen­trums, son­dern anders­wo zu suchen, so der Autor, und lie­fert einen Anhalts­punkt dafür. Zu ergän­zen wäre noch, daß sich Bischof Tebartz-van Elst unter den Genann­ten für die Nach­fol­ge von Kar­di­nal Meis­ner als Erz­bi­schof von Köln befand. Ein Bischofs­sitz, der tra­di­tio­nell mit der Kar­di­nals­wür­de ver­bun­den ist, aber auch mit der Anwär­ter­schaft auf den Vor­sitz in der Bischofs­kon­fe­renz. Der Bischof von Lim­burg war einer der drei Ver­tre­ter des deut­schen Epi­sko­pats, der im Okto­ber 2012 zur Bischofs­syn­ode zum The­ma Neue­van­ge­li­sie­rung nach Rom geschickt wur­de. Signal dafür, daß eini­ge ande­re Bischö­fe auf ihn schauten.

Kein Zweifel, daß „Entfernung“ des Bischofs definitiv ist

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Mau­ro Faver­za­ni läßt kei­nen Zwei­fel dar­an, daß die „Ent­fer­nung“ von Bischof Tebartz-van Elst defi­ni­tiv sein wird. Wegen des Kosten­streits um das neue Diö­ze­san­zen­trum neben dem Lim­bur­ger Dom erwähnt er Klä­rungs­be­darf, der kei­nes­wegs nur oder vor­ran­gig den Bischof betrifft. Der Bau des neu­en Diö­ze­san­zen­trums samt Bischofs­woh­nung wur­de nicht vom Bischof gebil­ligt, son­dern vom Dom­ka­pi­tel. Genau jenem Kapi­tel, das so laut­stark die Abset­zung des Bischofs ver­lang­te und nun eben­so laut­stark gegen des­sen even­tu­el­le Rück­kehr ist.

Für Faver­za­ni wird dahin­ter das Sze­na­rio einer „Men­schen­jagd“ sicht­bar, die gegen den Bischof insze­niert wur­de. Der Grund, so der Autor, ist bei den „tra­di­tio­nel­len Posi­tio­nen“ des Bischofs zu suchen. Posi­tio­nen, die ihn „nicht nur inner­halb der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in die Min­der­heit setz­ten“, son­dern auch zum Feind­bild der „übli­chen kathop­ro­gres­si­sti­schen Krei­se“ mach­te. Wört­lich schreibt Faver­za­ni: „In einer Kir­che wie jener Deutsch­lands, wo die libe­ra­len Töne immer lau­ter wer­den von jenen, die gegen die Hei­li­ge Schrift und gegen das Lehr­amt for­dern, daß die Prie­ster hei­ra­ten dür­fen, daß die Bischö­fe vom Volk ‚demo­kra­tisch‘ gewählt wer­den und daß die Frau­en Zugang zum Prie­ster­tum haben, ver­wun­dert es nicht, daß jene Anlaß zum Skan­dal geben, die nicht im Chor singen.“

Bischof lud gleichgesinnte Bischöfe zu Treffen – Thema: die schwerwiegende Lage der Kirche in Deutschland

Der Vor­fall in der Erz­diö­ze­se Frei­burg mit der For­de­rung des diö­ze­sa­nen Amtes für die Fami­li­en­seel­sor­ge, die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zu den Sakra­men­ten zuzu­las­sen, „spricht für sich“, so der Autor. „Ohne daß dies in den Hier­ar­chien Reak­tio­nen aus­ge­löst hät­te, die viel­mehr bereit sind, davon auf der näch­sten Syn­ode zu spre­chen. Die­sen Krei­sen wird die­ser jun­ge Bischof Msgr. Tebartz-van Elst kaum ent­gan­gen sein, der sich meh­re­re Male und das seit eini­ger Zeit mit jenen weni­gen Mit­brü­dern im Bischofs­amt getrof­fen hat, die mit ihm über­ein­stim­men, um über die schwer­wie­gen­de Situa­ti­on zu spre­chen, in der sich das Schiff Petri befin­det“ und mit der Über­zeu­gung, daß dage­gen etwas getan wer­den müs­se. Der von den Medi­en ver­brei­te­te Ein­druck, daß nur eine Gele­gen­heit gesucht wur­de, um ihn zu stop­pen, bekommt dadurch noch mehr Plausibilität.

„Was erstaunt an die­ser gan­zen Ange­le­gen­heit?“, fragt Faver­za­ni. Sei­ne Ant­wort? „Die Metho­de“. Wört­lich führt er aus: „Ins Auge sticht der Auf­wand und die Beharr­lich­keit, mit der man sich die Mühe mach­te, Papst Fran­zis­kus stän­dig zu infor­mie­ren. Ins Auge sticht die Eile, mit der man zur Ent­fer­nung von Bischof Tebartz-van Est geschrit­ten ist, indem ihm ver­wehrt wird, sein Amt aus­zu­üben, obwohl er momen­tan in sei­nem Amt bleibt, und die Eile, mit der man ihn durch einen neu­en Gene­ral­vi­kar ersetzt hat. Hier wur­de mit Nach­druck eine unge­wöhn­li­che Auto­ri­tät aus­ge­übt, die in ande­ren, weit schwer­wie­gen­de­ren Fäl­len nie aus­ge­übt wur­de. Fäl­le, in denen nicht Ver­wal­tungs­fra­gen zur Dis­kus­si­on stan­den, son­dern in denen es um Miß­brauch in Fra­gen der Moral und der Glau­bens­leh­re ging.“

Noch nie wurde solche präventive Eile bei Entfernung eines Bischofs an den Tag gelegt

„Hier geht es nicht um einen Vor­fall, wie jenen des ultra­pro­gres­si­ven ehe­ma­li­gen Erz­bi­schofs Weak­land von Mil­wa­kee, der 450.000 Dol­lar, die er der Kas­se der Erz­diö­ze­se ent­nahm, für das Schwei­gen sei­nes homo­se­xu­el­len Gelieb­ten zahl­te. Und um nicht die Pro­ble­me zu nen­nen, die in vie­len Diö­ze­sen von Sodo­mi­ten und Pädo­phi­len auf allen Ebe­nen ver­ur­sacht wur­den. Noch ste­hen die ‚bizar­ren‘ Ideen eini­ger hoher Prä­la­ten zur Dis­kus­si­on, die für die Aner­ken­nung soge­nann­ter „ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaf­ten“ für Homo­se­xu­el­le und die Ehe­schlie­ßung von Prie­stern sind, wie der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Msgr. Robert Zol­lit­sch, oder für den Ein­satz der „Pil­le danach“ bei Ver­ge­wal­ti­gung, wie der Erz­bi­schof von Köln, Kar­di­nal Joa­chim Meis­ner. Die übri­gens bei­de vom Hei­li­gen Vater ange­hört wur­den, bevor er den Bischof von Lim­burg emp­fing und ihm die trau­ri­ge Nach­richt mit­teil­te. Der Ein­griff wur­de sofort und mit har­ter Hand ent­schie­den. Und das, obwohl die Fra­ge, die auf dem Spiel stand, ledig­lich war, daß er even­tu­ell sei­nen Bischofs­sitz ‚zu schön‘ gestal­ten ließ, was frei­lich eine unver­zeih­li­che Sache ist in einer Zeit des archi­tek­to­ni­schen Pau­pe­ris­mus in der Kir­che“, so der Autor.

„Die Anschul­di­gen sind zudem alle erst noch zu bewei­sen: even­tu­el­le Ver­ant­wort­lich­kei­ten müs­sen erst durch eine von der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz ein­ge­setz­te Kom­mis­si­on fest­ge­stellt wer­den. Doch die ‚Ent­fer­nung‘ hat bereits statt­ge­fun­den. Einer der weni­gen Fäl­le von ‚prä­ven­ti­vem‘ Han­deln in der Kir­che. Man­che reden sogar schon davon, den Gebäu­de­kom­plex in eine Men­sa für Arme umzu­wan­deln, davon, dar­aus eine Biblio­thek für Prie­ster zu machen, oder ein Flücht­lings­heim, viel­leicht ein Hos­piz für Ordens­leu­te oder ein Jugend­zen­trum… Die Armut pre­di­gen ist in Ord­nung. Es kommt dabei aller­dings der Zwei­fel auf, daß auch in der Kir­che eine Art von „Geist der Armut“ oder ein „katha­ri­scher Wind“ sein Unwe­sen treibt. Ohne inhalt­lich auf die kon­kre­te Fra­ge ein­ge­hen zu wol­len: Es gab jeman­den, der mit Wor­ten bean­stan­de­te, daß die Füße Chri­sti mit dem kost­ba­ren und wohl­rie­chen­den Nar­den­öl gesalbt wur­den: „War­um hat man die­ses Öl nicht für drei­hun­dert Dena­re ver­kauft und den Erlös den Armen gege­ben?“ Es war Judas Iska­ri­ot, der das sag­te. Und wir wis­sen, wie die Geschich­te weiterging …“

Text: CR/​Giuseppe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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