(Tripolis) Libyen präsentiert sich nach dem „Arabischen Frühling“ und nach der westlichen Militärintervention als geteiltes Land. Bengasi und die Kyrenaika ertrinken in Chaos und Gewalt. Katholische Ordensschwestern, Priester und Laien werden bedroht und an ihrer Arbeit gehindert. Nur in der Hauptstadt Tripolis ist die Kirche einigermaßen ungestört imstande, die katholischen Gastarbeiter aus Schwarzafrika zu betreuen und in der Armenfürsorge und Krankenpflege zu wirken. Bewaffnete Banden lauern jedoch überall. Christen, vor allem Konvertiten aus Eritrea, Somalia und Mali leben versteckt in katholischen Klöstern aus Angst von Islamisten ermordet zu werden.
Unsicherheit, Drohungen, Raub und Gewalt machen Libyen und vor allem die Kyrenaika zum gesetzlosen Raum. Bewaffnete Islamistenbanden sind an die Stelle der Polizei getreten. Die Situation bedroht die Präsenz der katholischen Kirche im Mittelmeeranrainerstaat. Die Regierung erweist sich als unfähig und nicht willens, Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Statt dessen rät die den katholischen Ordensleuten zur Flucht.
In den vergangenen Tagen beklagte Erzbischof Vincent Landel von Rabat (Marokko) und Vorsitzender der Nordafrikanischen Bischofskonferenz die Situation für die katholische Kirche in Libyen als „untragbar“. Bei dieser Gelegenheit gab der Erzbischof bekannt, daß „die Behörden die Ordensgemeinschaften ersucht haben, wegen der herrschenden Unsicherheit das Land zu verlassen“.
Tatsächlich haben einige Orden Anfang 2013 ihre Niederlassung aufgegeben und sich aus Libyen zurückgezogen. „Manche wirkten seit 40 Jahren dort“, so Erzbischof Landel. Wenn die Orden der Aufforderung der Regierung folgen, dann könnte die Kyrenaika zum katholikenfreien Gebiet werden. „Die einzige Gegend, wo die katholische Kirche noch einigermaßen ungestört wirken kann, ist Tripolis.“ Auch in der Hauptstadt würden sich jedoch zahlreiche bewaffnete Banden herumtreiben. „Vertrauen scheint zum Fremdwort geworden zu sein“, so Erzbischof Landel.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews