Marokko: 30 Monate Gefängnis für Christ gewordenen Moslem – Rat der Ulema fordert Todesstrafe für „Abtrünnige“


Christen in Marokko haben keine Rechte(Rabat) Im Vor­zei­ge­land des gemä­ßig­ten Islam haben Chri­sten kei­ne Rech­te. Eine Abkehr vom Islam ist ver­bo­ten. Die Ule­ma for­dern sogar die Todes­stra­fe dafür.

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Ein jun­ger Marok­ka­ner wur­de zu zwei Jah­ren und sechs Mona­ten Gefäng­nis ver­ur­teilt, weil er sich zum Chri­sten­tum bekehr­te. Die Fami­lie des Chri­sten lebt seit­her in ihrem Hei­mat­ort Ain Aiha in der Pro­vinz Taouna­te im Rif­ge­bir­ge wie Aus­ge­sto­ße­ne. Von den ande­ren Bewoh­nern wird sie wegen der Apo­sta­sie vom Islam ver­ach­tet. Der jun­ge Christ wird inzwi­schen in Iso­la­ti­ons­haft gehal­ten, um ihn vor den ande­ren Gefan­ge­nen zu schüt­zen. Als er ins Gefäng­nis gebracht wur­de, wur­de er von den mos­le­mi­schen Gefan­ge­nen schwer mißhandelt.

Petition an den König

Die Fami­lie des jun­gen Chri­sten leg­te Beru­fung gegen das Gerichts­ur­teil ein. Kom­men­de Woche beginnt die Beru­fungs­ver­hand­lung in Fes. Eine Grup­pe von mos­le­mi­schen und christ­li­chen Marok­ka­nern initi­ier­te unter­des­sen eine Peti­ti­on an König Moham­med VI.: „Euer Maje­stät, Beschüt­zer der Rech­te und der Frei­hei­ten der Bür­ger, das marok­ka­ni­sche Volk ersucht, die Kul­tus­frei­heit und Gewis­sens­frei­heit in Marok­ko sicher­zu­stel­len“. Das Ziel ist es, 5000 Unter­schrif­ten zu sammeln.

Christen in Marokko

99 Pro­zent der Ein­woh­ner Marok­kos sind Mos­lems. Marok­ko gilt all­ge­mein als Vor­zei­ge­land eines mode­ra­ten Islam. Die Ver­fas­sung „garan­tiert allen die freie Aus­übung ihres Kul­tes“. Doch die Wirk­lich­keit sieht anders aus. Nur Aus­län­der dür­fen Chri­sten sein. Marok­ka­ner haben Mos­lems zu sein. Die Abkehr vom Islam wird vom Arti­kel 220 des Straf­ge­setz­bu­ches bestraft, der Gefäng­nis­stra­fen von sechs Mona­ten bis drei Jah­ren und Straf­gel­der von 100 bis 500 Dir­ham vorsieht.

Todesstrafe für Apostasie

Die marok­ka­ni­schen Chri­sten dür­fen weder in die Kir­che gehen noch ihre Ver­stor­be­nen christ­lich begra­ben. Wenn sie hei­ra­ten wol­len, sind sie gezwun­gen, dies offi­zi­ell im isla­mi­schen Ritus zu tun. Fol­ge ist ein Kryp­to­chri­sten­tum. Ein christ­li­ches Paar hei­ra­tet ein­mal vor dem Staat isla­misch, um auch vor dem Gesetz ver­hei­ra­tet zu sein, wäh­rend die eigent­li­che christ­li­che Trau­ung geheim statt­fin­det. Im ver­gan­ge­nen April for­der­te der Hohe Rat der Ule­ma Marok­kos vom König die Ein­füh­rung der Todes­stra­fe für „Abtrün­ni­ge“ vom Islam.

Text: Tempi/​Giuseppe Nardi
Bild: Tempi

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