(Vatikan) Der Vatikanist Sandro Magister befaßt sich mit der Fülle von Personalentscheidungen von Papst Franziskus kurz vor der ersten Sitzung des von ihm ernannten achtköpfigen Kardinalsrats, der sich mit der Reform der Römischen Kurie befassen soll. Den Auftakt machte die Ernennung von Msgr. Parolin zum neuen Staatssekretär. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Ernennungen und Bestätigungen erfolgten „in relativ kurzer Zeit, wie es andererseits die Kardinäle verlangt hatten, die ihn soweit unterstützt haben, ihn sogar zum Nachfolger Petri zu wählen“, so Magister. Aus den Personalentscheidungen läßt sich bereits einiges über die Richtung herauslesen, die Papst Franziskus in seiner Regierung einzuschlagen gedenkt. Franziskus, „der es liebt, sich als Bischof von Rom zu bezeichnen, aber innerhalb der Leoninischen Mauer zu Hundertprozent als Papst der Weltkirche handelt“, so Magister. Die wichtigste Veränderung sei die Entfernung jener Präfekten römischer Kongregationen, die am deutlichsten als „konservativ“ gelten und Benedikt XVI. nahestehen. Das sind die Kardinäle Piacenza (Klerus) und Canizares (Liturgie).
Papst Franziskus im Gegensatz zu Benedikt XVI. ohne Vorbehalte gegen Diplomaten
Während Papst Benedikt XVI. eine „gewisse Idiosynkrasie gegenüber der ‘Kaste’“ der Diplomaten hegte, „zeigt Papst Jorge Mario Bergoglio keine solchen Vorbehalte. Im Gegenteil. Obwohl er anprangert, daß die Kleriker, die im diplomatischen Dienst tätig sind, mehr als die anderen von der Pest des kirchlichen Karrierismus gefährdet sind, zeigt er keinerlei Bedenken, sie in hohe und heikle Ämter zu befördern, wenn er unter ihnen jemanden findet, den er für tüchtig und kompetent hält, oder der ihm von Beratern, die er für vertrauenswürdig hält, als solche vorgestellt werden.“
Das gelte „mit Sicherheit“ für den neuen Staatssekretär Pietro Parolin und den neuen Präfekten für die Kleruskongregation Beniamino Stella. Die von Papst Bergoglio auch wegen ihrer „diskreten Art geschätzt werden, der jeder Extremismus fremd ist.“
Erzbischof Lorenzo Baldisseri, der neue Sekretär der Bischofssynode, auch er ein Diplomat, den Papst Franziskus nach seiner Wahl schon zum „halben Kardinal“ gemacht hatte, „wird bald ganz Kardinal werden, wahrscheinlich mit Parolin und Stella bereits beim ersten entsprechenden Konsistorium“.
Nuntius Eterovic für Bischofsernennungen in wichtigen Diözesen zuständig: Köln, Mainz, Freiburg
Der kroatische Kurienerzbischof Eterovic, bisheriger Sekretär der Bischofssynode, den Papst Franziskus als Apostolischen Nuntius nach Berlin schickt, „wird damit nicht Kardinal werden, obwohl das alle drei Vorgänger wurden und wie es sein Nachfolger Baldisseri werden wird. Eterovic wird sich jedoch als Nuntius in Deutschland mit der Besetzung von einigen der wichtigen Diözesen der Welt zu befassen haben: Köln, Mainz, Freiburg“, so Magister.
„Man weiß nicht, ob Franziskus die Tradition fortsetzt, die Kardinalswürde den italienischen Bischofssitzen zu verleihen, die traditionell das Purpur erhalten.“ Im Moment sind der Erzbischof von Turin und der Patriarch von Venedig noch nicht Kardinäle. „Die Tatsache, daß bereits drei Italiener der Kurie Anwärter für die Kardinalswürde sind, bedeutet vielleicht, daß der Papst nicht beabsichtigt, die starke italienische Präsenz an der Kurie und im Kardinalssenat zu ‚strafen‘“, so Magister.
Papst Franziskus zeigt keine Vorbehalte gegen Italiener, sofern sie nicht zu gesprächig sind
Wenn schon könne man feststellen, daß ein Papst piemontesischer und ligurischer Abstammung eine geographische Achsenverschiebung vornimmt durch die Ersetzung hoher Kirchenvertreter aus den alten savojischen Gebieten (die Kardinäle Bertone, Piacenza) durch solche aus dem Gebiet der alten Seerepublik Venedig (Erzbischöfe Parolin, Stella). In dieses Bild paßt auch die Ernennung von Msgr. Giampiero Gloder, der aus der ehemals „Deutschen Gegend“ der Seerepublik, den Sieben Gemeinden um Asiago stammt, zum neuen Präsidenten der vatikanischen Diplomatenakademie und Titularerzbischof.
„Jedenfalls gibt es keine Anzeichen von Vorbehalten des Papstes gegenüber Italienern, vorausgesetzt, sie geben sich zurückhaltend und sind wenig gesprächig, sowohl in der Öffentlichkeit als auch privat. Papst Franziskus hat mehrfach wiederholt, daß er Gerede nicht mag. Als Kardinal verschmähte er es bei seinen seltenen Besuchen in Rom nicht, jene ‚alten Kurienvertreter‘ anzuhören, die er nun lobt. Aber jetzt ist er Papst und der Kontext hat sich geändert.“
Deutliches Signal des Bruchs mit der „Erneuerung“ Benedikts XVI.
Ein deutliches Signal setzte der Papst hingegen an ganz anderer Front: sie betreffen „die Versetzungen, mit denen er einige Kurienvertreter deklassierte, die als die konservativsten und am ausgeprägtesten als ‚Ratzingerianer‘ gelten. Entscheidungen, die den progressiven Medienzirkus jubeln lassen und traditionsverbundene Kreise in Trauer versetzen“, so Magiter.
Am meisten diskutieren lassen drei Versetzungen:
„Jene von Erzbischof Guido Pozzo vom Päpstlichen Almosenier zurück als Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei.
Jene von Bischof Giuseppe Sciacca vom Generalsekretär des Governatorats des Vatikanstaates zum Beigeordneten Sekretär der Apostolischen Signatur, einem Amt, das es bisher nicht gab.
Und vor allem die Versetzung von Kardinal Mauro Piacenza vom einflußreichen Präfekt der Kleruskongregation zur unbedeutenden Apostolischen Pönitentiarie, wohin man in der Regel sehr alte Kardinäle versetzte oder Erzbischöfe am Ende ihrer Karriere, um ihnen die Kardinalswürde verleihen zu können.“
In der Vergangenheit habe es, so Magister, nicht viele Kardinäle gegeben, die deklassiert wurden.
Kardinal Piacenza (Klerus) wurde deklassiert, Kardinal Canizares (Liturgie) werde deklassiert – Konservative und „Ratzingerianer“ entfernt
Ein solcher aufsehenerregender Fall betraf 1984 den Argentinier Eduardo Kardinal Pironio, den Johannes Paul II. entfernte, wegen „Problemen“ mit der kirchlichen Linie. Der persönliche Sekretär Pironios wurde nun von Papst Franziskus belohnt. Fernando Vergez Alzaga, ein Legionär Christi, wurde auf den Posten befördert, den Sciacca im Governatorat räumen muß.
„Es ist offensichtlich, daß im Fall Piacenza Papst Bergoglio eine Wende gegen den dynamischen, aber traditionellen Kurs der Kongregation beabsichtigt, die der Genueser Purpurträger, ein Schüler von Kardinal Giuseppe Siri, mit voller Zustimmung von Benedikt XVI. verfolgte“, so Magister.
Diese Kursänderung „wurde noch deutlicher durch die Ernennung eines zusätzlichen Sekretärs für das Dikasterium in der Person des mexikanischen Bischofs Jorge Carlos Patron Wong, der dem bisherigen Sekretär, dem Spanier Celso Morga Iruzubieta vom Opus Dei zur Seite gestellt wurde.“
Unterstrichen werde die „Kursänderung“ noch durch die Tatsache, daß Papst Franziskus die Mitglieder und Consultoren der Kleruskongregation nur provisorisch an ihren Stellen beläßt nach der Formel donec aliter provideatur. Während er diesen Status bei den Mitgliedern und Consultoren der Glaubenskongregation, der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und einigen Päpstlichen Räten durch offizielle Bestätigungen ersetzte. Während Kardinal Piacenza entfernt wurde, bestätigte Papst Franziskus Erzbischof Müller als Präfekt der Glaubenskongregation und Kardinal Filoni als Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
Siri-Schüler Piacenza entfernt – Änderung bei Priesterzölibat dennoch unwahrscheinlich
„Kardinal Piacenza war immer auch ein entschiedener Verfechter des Priesterzölibats. Seine Entfernung aus der Kleruskongregation zusammen mit den Erklärungen des Neo-Staatssekretärs Parolin lassen manche daran denken, daß zu den Neuerungen dieses Pontifikats eine Änderung gerade in diesem heiklen Bereich erfolgen könnte. Als Kardinal erklärte Bergoglio allerdings, die Überzeugung Benedikts XVI. in dieser Frage zu teilen, das heißt, daß die Frage nicht zur Diskussion stehe“, so Magister.
„Maximal könnte Papst Franziskus eine innerkirchliche Diskussion erlauben oder fördern, um zu prüfen, ob die historischen Vorausetzungen für eine eventuelle Änderung gegeben sind. Es ist aber leicht vorherzusehen, daß selbst eine nur begrenzte Öffnung eine wilde Diskussion auslösen würde, die zu tiefen Spaltungen auch innerhalb des Bischofskollegiums führen könnte.“
Unterdessen sei es interessant zu hören, was der neue Sekretär der Kleruskongregation, Bischof Patron Wong, der für die Seminare zuständig sein wird, dazu denkt. Patron Wong war der erste mexikanische Bischof, der einen Twitter-Account einrichtete. Seine Abschlußarbeit an der Gregoriana hatte er zum Zölibat in der heutigen Welt verfaßt.
Blicke auf Gottesdienstkongregation gerichtet – „Absage an Vorgängerpontifikat“
„Die Blicke konzentrieren sich nun auf die Kongregation für die Bischöfe und die Gottesdienstkongregation. Bei der ersten wird eine Bestätigung von Kardinal Marc Ouellet als Präfekt erwartet. Durch die Beförderung von Baldisseri ist aber das Amt des Sekretärs neu zu besetzen. Bei der zweiten scheint die Rückkehr des Präfekten, Kardinal Antonio Canizares Llovera nach Spanien sicher“, so Magister. Damit entfernt Papst Franziskus einen zweiten zentralen Mann Ratzingers aus seinem Amt. Kaschiert werde der Abgang wahrscheinlich durch die Ernennung Kardinal Canizares zum neuen Erzbischof von Madrid. Die kirchlichen Erneuerungsversuche von Benedikt XVI. bei Klerus und Liturgie werden von Papst Franziskus gestoppt. Deutlicher könnte die Absage an die wichtigsten Bestrebungen des Vorgängerpontifikats nicht ausfallen.
Es sei, so Magister, auch zu sehen, ob die Mitglieder und Consultoren der Bischofskongregation bestätigt werden. „Derzeit ist die Zusammensetzung zwischen den verschiedenen Richtungen in der Kirche recht ausgewogen. Angesichts der jüngsten Ernennungen, befürchten die einen – oder hoffen die anderen – eine Art von Säuberung durch Entfernung der konservativen Vertreter, angefangen bei Kardinal Piacenza.“
Gerücht als Albtraum, daß Piero Marini Nachfolger Canizares wird
„Bei der Kongregation für den Gottesdienst wird es interessant zu sehen, wer den Platz von Canizares, der wegen seiner theologischen Nähe als ‚kleiner Ratzinger‘ bezeichnet wird, einnimmt. In traditionsverbundenen Kreisen kursiert als Albtraum das Gerücht, daß Erzbischof Piero Marini, der Regisseur der päpstlichen Zeremonien unter Johannes Paul II., neuer Präfekt werden könnte, den Joseph Ratzinger auf die Reservebank gesetzt hatte“, so Magister.
Piero Marini war erster Mitkonsekrator bei der Bischofsweihe des neuen Päpstlichen Almosenieres, des Polen Konrad Krajewski, der als „besonderer Augapfel Bergoglios“ gilt.
„Daß ausgerechnet er für die Spitze des Dikasteriums für die Liturgie geeignet sei, erscheint unwahrscheinlich, aber mit Papst Franziskus sind immer Überraschungen möglich“, so der Vatikanist Sandro Magister.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino/Asianews
Was sich liberale Kreise bereits für abstruse
– freilich durch Papst Franziskus‘ teils „frei interpretierbaren“ Äusserungen genährten – „Hoffnungen“ machen, zeigt die Aussage von Alois Glück vom sog. „Zentralrat der Katholiken“ ZdK, einer Vereinigung traditionsferner „Aufbruchbewegter“:
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„dass eine Vielfalt von Glaubenswegen und Frömmigkeitsstilen möglich sein wird, ohne dass bestimmte Wege als falsch oder Verstoß gegen die Rechtgläubigkeit diskriminiert werden.“
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Siri-Schüler Piacenza entfernt – Änderung bei Priesterzölibat dennoch unwahrscheinlich
Blicke auf Gottesdienstkongregation gerichtet – „Absage an Vorgängerpontifikat
Deutliches Signal des Bruchs mit der „Erneuerung“ Benedikts XVI.
Das sind die Überschriften die keines Kommentares bedürfen.
Er WIRD den Zölibat lockern und auf freiwillige Basis stellen, was wetten wir ??
Er hat mit Benedikt NICHTS, aber auch gar nichts mehr zu tun, die deustchen Einflüsterer haben ganze Arbeit geleistet.
Wir werden, wenn die Tage nicht abgekürzt werden, in absehbarer Zeit eine völlig andere röm.kath Kirche sehen, wobei das allerschlimmste sein wird, das niemand in der Zukunft, außer Christus selbst, die Veränderungen zurücknehmen kann und wird.
Damit ist der weltliche Sieg des Antichristen in der Kirche besiegelt, wie es uns vorausgesagt worden ist.
Die FSSPX kann dann versuchen, die „Ruinen des Franz“ wieder aufzurichten.
Es muß wieder Glauben einziehen in die Kirche !
@ Michael
ich fürchte Sie haben Recht. Nach allem , was ich heute gehört habe, konnte ich einem geschätztem Bekannten, der die Zeit nicht mehr versteht, nur mehr schreiben: Ich fürchte nach diesem Pontifikat haben wir nur mehr den Rosenkranz, als Werkzeug und Symbol des Katholischen. Beten und Pflegen wir ihn!!!! Ich fürchte um das Heilige Messopfer. S.E. Erzbischof Pietro Marini als Verantwortlicher für Gottesdienst und Liturgie ist eine Horrorvorstellung. Es reicht, was sein alter Vorgesetzter Bugnini an der Hl. Messe verändert hat und, dass er das, was wir als Heilig geschätzt und verehrt haben, zerstört hat.….…. und das mit Billigung der überwiegenden Mehrheit des Klerus.
Nur unser Herr ‚Jesus, kann uns in dieser bedrohlichen Situation helfen.
Beten wir um Gottes Hilfe
Regino