Schon der Titel des kürzlich erschienenen Buches von Birgit Kelle ist provokant – „Dann mach doch die Bluse zu“. Es handelt sich um den „Aufschrei“ einer jungen vierfachen Mutter „gegen den Gleichheitswahn“, der sich seit mittlerweile geraumer Zeit in der „öffentlichen Meinung“ verfestigt hat. Kelle nimmt keine Rücksicht darauf, ob sich irgendjemand angesichts ihrer Zeilen angegriffen fühlen könnte: „Dieses Buch ist nicht in gendersensibler Sprache geschrieben. Ich vertraue in der Sache auf Ihren gesunden Menschenverstand.“ Wenn die Autorin sich doch hin und wieder gendersensibel ausdrückt, dann immer mit ironischem Unterton: „Dann lass die Spinner_Innen doch weiter mit ihrem großen ‚I‘ spielen und um sich selbst herumforschen.“
Überhaupt ist Kelle in ihrem Schreibstil herrlich süffisant und sarkastisch: „Ach so, also doch wieder Sippenhaft. Deswegen kann Frau sich auch nicht allein wehren, nein, man muss gleich das ganze System ändern. Wie darf ich mir das denn vorstellen? Werden schon Jungs irgendwann im Leben beiseitegenommen von ihren Vätern, um sie auf das Unterdrücker-System einzuschwören? ‚Junge, ich erklär dir jetzt mal, wie wir es mit den Frauen schon seit Jahrtausenden machen!‘?“
Speziell seit Anfang des Jahres 2013 hat sich Birgit Kelle in den Medien als eine Powerfrau exponiert, die sich nicht von Berufsfeministen diktieren lassen will, was sie als Frau zu tun und zu lassen hat. Folgt man ausschließlich der Berichterstattung der Mainstream-Medien, so könnte man annehmen, dass Kelle mit ihrer Meinung ziemlich einsam dasteht. Wie sie jedoch in „Dann mach doch die Bluse zu“ bezeugt, sind viele vollkommen normale Mennschen – Frauen, aber auch Männer – auf ihrer Seite: „Ich weiß nicht, wie viele Hundert Schreiben inzwischen mit der Post oder als E‑Mail bei mir eingegangen sind, die alle unter anderem diesen einen Satz enthalten: ‚Sie sprechen mir aus der Seele!‘“
Birgit Kelle hebt auch die Widersprüche in der feministischen bzw. „Gender Equality“-Bewegung hervor. Auf der einen Seite versucht man, dass biologische Geschlecht als irrelevant zu negieren. Sein eigentliches Geschlecht wählt man einfach nach Lust und Laune. Gleichzeitig werden immer noch Frauenbeauftragte, Frauenquoten und andere Interventionen in die Freiheit der Person politisch propagiert – allen fließenden Gender-Übergängen zum Trotz.
Äußerst lesenswert ist das neunte Kapitel mit dem Aufruf „Echte Männer braucht das Land“, sind doch spätestens seit dem Ende der 1960er-Jahre die Männer immer mehr verweichlicht und verweiblicht. In diesem Zusammenhang bringt Kelle ein Beispiel, das ihr in den USA den Vorwurf von zumindest rassistischen Tendenzen einbringen würde, in Deutschland jedoch vergleichsweise ungefährlich ist: „Barack Obama machte vor, wie man als ‚neuer Mann‘ die Politik erobert. Während seine parteiinterne Herausforderin Hillary Clinton sich einst ständig selbst darin übertraf, möglichst hart, überlegt, rational und eben männlich rüberzukommen, glänzte Obama mit weiblicher Weichheit. […] Letztendlich sind damals mit Hillary Clinton und Barack Obama zwei Frauen gegeneinander angetreten. Die eine war tatsächlich eine, der andere hat die weibliche Rolle einfach adaptiert.“
Kelle will nicht unbedingt politische Eingriffe in die Familie, sondern die freie Entscheidung der Frau für das, was sie wirklich will. Für eine solche freie Entscheidung müssen finanzielle Anreize, so die Autorin, natürlich vergleichbar sein. Leider scheint sich Kelle nicht zu der Position durchringen zu können, finanzielle Anreize ganz zu streichen – was zu massiven Steuersenkungen und umfangreichem Bürokratieabbau führen würde. Ihr Plädoyer für Freiheit aber bleibt: „Was von alledem ich jedoch lieber mach – mit Verlaub, das entscheide ich selbst.“
Kelle, Birgit
Dann mach doch die Bluse zu. Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn
Text: Martin Bürger
Bild: Verlag