(Washington) Der demokratische Gouverneur von Kalifornien unterzeichnete ein vom Parlament beschlossenes, umstrittenes Gesetz: Jedes Kind kann künftig selbst entscheiden, ob es auf die Toiletten für Mädchen oder für Jungen geht. Das neue Gesetz betrifft rund sechs Millionen Schüler von der Grundschule bis zur Hochschulreife und soll die „Diskriminierung“ von „transsexuellen“ Schülern verhindern.
Gouverneur von Kalifornien ist der Demokrat Jerry Brown. Brown war bereits von 1975 bis 1983 an der Spitze des bevölkerungsreichsten Bundesstaates und kehrte 2010 wieder in das höchste Staatsamt zurück. Mit der Unterschrift des Katholiken erhält das umstrittene Gesetz Rechtskraft. Kalifornische Schüler dürfen nun unterschiedslos die nach Geschlecht getrennten Toiletten an öffentlichen Schulen benutzen. Jedes Kind soll, so das Gesetz zum „Schutz der Kinderrechte“ nach eigenem Empfinden entscheiden, welche Toilette es benutzt, je nachdem ob es sich als Junge oder als Mädchen „fühlt“ und nicht mehr nach dem biologischen Geschlecht. Gleiches gilt auch für Sportveranstaltungen. Die neue „Bill“ Kaliforniens erlaubt es den Schülern, unabhängig von anatomischen Tatsachen des realen Geschlechts nach einem gefühlten Geschlecht die Sportarten wählen. Die Jungen können, wenn sie wollen, künftig mit den Mädchen Seilhüpfen. Genauso können Mädchen versuchen, in die Jungen-Football-Mannschaft der Schule aufgenommen zu werden.
Demokratische Parlamentsmehrheit und katholischer Gouverneur erlassen erstes Gesetz zum Schutz „transsexueller“ Schüler
Trotz konservativen Widerstandes passierte das Gesetz in den vergangenen Monaten ohne nennenswerte Probleme das Parlament. Die Demokratische Partei verfügt in beiden Häusern, im Repräsentantenhaus mit 55 zu 25 Mandaten und im Senat mit 27 zu 11 Sitzen, über eine satte Mehrheit. Am 13. August setzte der 75 Jahre alte Gouverneur Jerry Brown mit seiner Unterschrift einen „entscheidenden Schritt für die Geschlechtergerechtigkeit“, jubelte der Sprecher der Demokratischen Partei. Brown hatte bereits 2011 ein Gesetz verabschieden lassen, das die kalifornischen Schulen zwingt, im Fach Geschichte die Leistungen Homosexueller besonders „zu würdigen“. Der Versuch, das Gesetz durch eine Volksabstimmung zu Fall zu bringen, scheiterte an formalrechtlichen Fragen bei der Sammlung der nötigen Unterstützungsunterschriften.
Begründet wird das neue Geschlechtertilgungsgesetz damit, daß „transsexuelle Kinder“ sich nicht in eine bestimmte Geschlechtsrolle hineingezwungen fühlen sollen. Das Gesetz diene daher „nur“ dazu, einen Zwang zu verhindern, der sich „negativ“ auf „transsexuelle“ Schüler auswirke, ist sich zumindest Jesse Melgar, der Sprecher der Bewegung Equality California sicher.
Für Identitätsstörung Gesetz geändert: „Politisch-ideologisches Denken statt reales Leben“
Die California Catholic Conference (CCC) hatte das Parlament hingegen aufgefordert, sich wenn schon um den einzelnen Schüler zu kümmern, falls es zu Formen von Diskriminierungen kommen sollte, anstatt gleich das Gesetz für alle Schüler zu ändern. Statt der Geschlechtsrealität sei nun eine „politisch korrekte Einheitsgröße“ geschaffen worden, so die California Catholic Conference. Für eine zahlenmäßig nicht faßbare Kleinstgruppe von Personen, wurde ein Gesetz geschaffen, das sechs Millionen Schüler aller öffentlichen Schulen in ihrer Identität angreife. Das sei „völlig maßlos“, so die katholische Vereinigung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Transsexualität als eine Form der Geschlechtsidentitätsstörung. Für eine Identitätsstörung ändere man nicht ein Gesetz für alle. Die Vorgehensweise der Unterstützer des Gesetzes entspringe „politisch-ideologischem Denken statt dem realen Leben“, so CCC.
Kalifornien ist der erste Bundesstaat, der die „politisch korrekte“ Frage mit einem eigenen Gesetz regelt. Zuvor hatten die Bundesstaaten Massachusetts, Connecticut, Washington und Colorado einige Durchführungsergänzungen erlassen, um “Diskriminierungen“ von „transsexuellen Schülern“ zu verhindern. Alle genannten Staaten werden von der Demokratischen Partei regiert.
Jüngst setzten es Eltern, gesponsert von „engagierten Bürgerrechtsbewegungen“ des politisch korrekten linksliberalen Spektrums, vor Gericht durch, daß ihr sechsjähriger „transsexueller“ Sohn an der Schule die Mädchentoilette benutzen darf. In Maine brachte eine 16-Jährige ihren Fall vor das Höchstgericht: Sie fühlte sich diskriminiert, weil sie an der Schule die Mädchentoilette benützen mußte. Das Gericht gab ihr recht. Sie darf seither auf die Toilette der Lehrkräfte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi