Ratzinger-Schülerkreis tagt ohne Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. zelebriert Messe für Schülerkreis


Treffen des Ratzinger-Schülerkreises 2013 ohne Joseph Ratzinger. Benedikt XVI. will am 1. September die Heilige Messe mit den Teilnehmern des Treffens im Vatikan zelebrieren(Castel Gan­dol­fo) Auf dem maje­stä­tisch über einem Kra­ter­see gele­ge­nen mit­tel­al­ter­li­chen Schloß der lan­go­bar­di­schen Gan­dol­fin­ger trifft sich vom 29. August bis 2. Sepem­ber der Joseph-Ratz­in­ger-Schü­ler­kreis. Aller­dings ohne ihren Leh­rer Bene­dikt XVI., der in sei­ner vati­ka­ni­schen Klau­sur blei­ben wird. Wie Radio Vati­kan heu­te berich­te­te, möch­te Bene­dikt XVI. jedoch am Sonn­tag, den 1. Sep­tem­ber im Vati­kan die Hei­li­ge Mes­se für den Schü­ler­kreis und mit den Teil­neh­mern des Tref­fens zelebrieren.

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Das Tref­fen war bereits im Vor­jahr ver­ein­bart wor­den und soll des­halb noch statt­fin­den. Die Lei­tung liegt beim Spre­cher des Schü­ler­krei­ses, Pater Ste­phan Otto Horn, der von 1972 bis 1977 Ratz­in­gers Assi­stent an der Uni­ver­si­tät Regens­burg war. Der seit 1999 eme­ri­tier­te Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor unter­rich­te­te zunächst Dog­ma­tik in Augs­burg und ab 1986 Fun­da­men­tal­theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Passau.

The­ma des Tref­fens 2013 ist Die Got­tes­fra­ge im Hori­zont der Säku­la­ri­sie­rung. Das Haupt­re­fe­rat wird der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph Rémi Bra­gue (Jahr­gang 1947), seit 1991 Pro­fes­sor für Phi­lo­so­phie des Mit­tel­al­ters an der Sor­bon­ne in Paris und seit 2002 auch Inha­ber des Roma­no-Guar­di­ni-Lehr­stuhls an der Lud­wig-Maxi­mi­li­an-Uni­ver­si­tät in Mün­chen hal­ten. Bra­gue wur­de 2012 gemein­sam mit dem ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten Bri­an Daley der Ratz­in­ger-Preis, der „Nobel­preis“ für Theo­lo­gie verliehen.

Ob es wei­te­re Tref­fen geben wird und in wel­cher Form, soll beim dies­jäh­ri­gen Tref­fen bespro­chen wer­den. Der Schü­ler­kreis war 1978 gegrün­det wor­den, als Joseph Ratz­in­ger von Papst Johan­nes Paul II. zum Erz­bi­schof von Mün­chen-Frei­sing ernannt wur­de und die Uni­ver­si­täts­lauf­bahn been­de­te. Seit­her tra­fen sich die Teil­neh­mer des Schü­ler­krei­ses jeden Som­mer mit ihrem Lehr­mei­ster zu einer Stu­di­en­wo­che mit gemein­sa­mem Gebet. Im Mit­tel­punkt stand jeweils ein von Joseph Ratz­in­ger benann­tes The­ma. Die Tref­fen wur­den auf Wunsch Bene­dikts XVI. auch nach sei­ner Wahl zum Papst fort­ge­setzt und fan­den seit­her auf Castel Gan­dol­fo, der päpst­li­chen Som­mer­re­si­denz nahe Rom statt.

The­ma des Tref­fens von 2005 war das Got­tes­ver­ständ­nis im Islam, 2006 die Evo­lu­ti­ons­theo­rie, 2010 ging es um die Her­me­neu­tik des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils, 2011 um die Neue­van­ge­li­sie­rung und im ver­gan­ge­nen Jahr um den Stand des öku­me­ni­schen Dia­logs mit Angli­ka­nern und Luthe­ra­nern. Nach dem Tref­fen des Vor­jah­res wur­den von ver­schie­de­nen Teil­neh­mern mit Blick auf das „Refor­ma­ti­ons­jahr“ 2017 dis­so­nan­te Anga­ben gemacht. Einer­seits war die Rede von einem gemein­sa­men mea cul­pa von Katho­li­ken und Luthe­ra­nern, ande­rer­seits gab es Plä­ne die posi­ti­ven Erfah­run­gen mit den angli­ka­ni­schen Per­so­nal­or­di­na­ria­ten auch jenen Luthe­ra­ner anzu­bie­ten, die in die vol­le Ein­heit mit Rom zurück­keh­ren möchten.

Mit­glie­der des Schü­ler­krei­ses sind vor­wie­gend amtie­ren­de oder eme­ri­tier­te Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren, aller­dings auch zwei Kar­di­nä­le: der Erz­bi­schof von Wien, Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born und der ehe­ma­li­ge Bischof von Basel und nun­meh­ri­ge Vor­sit­zen­de des Päpst­li­chen Rats für die För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, Kurt Kar­di­nal Koch.

Der Schü­ler­kreis wur­de vor eini­ger Zeit in eine Joseph Ratz­in­ger Papst Bene­dikt XVI.-Stiftung umge­wan­delt. Er besteht heu­te aus zwei Krei­sen: aus dem eigent­li­chen Schü­ler­kreis mit knapp über 30 Mit­glie­dern und aus einem Kreis jun­ger Dok­to­ran­den der Theo­lo­gie, von denen mehr als die Hälf­te aus dem deutsch­spra­chi­gen Raum stam­men, der Rest sich auf ver­schie­den­ste Län­der der Erde von Chi­le und den USA über Frank­reich, Rumä­ni­en und Grie­chen­land bis nach Afri­ka ver­teilt. Spre­che­rin die­ses zwei­ten Krei­ses ist die Pasto­ral­theo­lo­gin Michae­la Hastat­ter von der Uni­ver­si­tät Frei­burg im Breisgau.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: vaticandiplomacy

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5 Kommentare

  1. Es ist genau so, wie ich es erwar­tet hatte:

    Papst Bene­dikt eme­ri­tus hat sich frei­wil­lig in die „Gefan­gen­schaft des Vati­kan“ bege­ben. Er wird nie mehr ein Wort öffent­lich sagen und wenn einer daher­kommt und sagt, der Hei­li­ge Vater em. habe an irgend etwas Kri­tik geübt, muß man ohne wei­te­res von einer Lüge ausgehen.

    Abge­se­hen davon: Mit der Auf­ga­be die­ses Amtes erlischt auch das Amts-Cha­ris­ma, die Vollmacht.

  2. Papst Bene­dekt XVI. woll­te nach sei­nem Rück­tritt zurück­ge­zo­gen und „vor der Welt ver­bor­gen“ leben und sich aus­schließ­lich dem Gebet wid­men. Und was liest man jetzt?

    Papst Fran­zis­kus besucht Benedikt.
    Georg Ratz­in­ger besucht Benedikt.
    Dr. Man­fred Lütz besucht Benedikt.
    Bischof Wil­helm Schraml besucht Benedikt.
    Peter See­wald besucht Benedikt.
    Andrea Tor­ni­el­li besucht (angeb­lich?) Benedikt.
    Bene­dikt fährt nach Castel Gandolfo
    Bene­dikt zele­briert vor dei­nem Schülerkreis.

    Und jedes­mal gibt es einen gewal­ti­gen Medienhype.
    Pseu­do­kon­ser­va­ti­ve Por­ta­le und Orga­ne ver­brei­ten mit Won­ne ent­spre­chen­des Bildmaterial.

    Was soll das? Sieht so ein Leben in Ver­bor­gen­heit aus?
    Unse­re Tage gehen dahin wie ein Geschwätz.

  3. Bei „Schü­ler­kreis“ den­ke ich immer mit Schau­dern an den aller­er­sten „Schü­ler­kreis“ und sei­ne Nr. 12.

  4. Es kann nicht sein, dass die katho­li­sche Kir­che – auch nur anschei­nend – zwei Päp­ste hat. Der Rück­tritt Papst Bene­dikt XVI. liegt lan­ge genug zurück. Das Tref­fen des Schü­ler­krei­ses des ehe­ma­li­gen Pap­stes darf in Castel Gan­dol­fo nicht mehr statt­fin­den, er darf sich nicht mit ihm im Vati­kan tref­fen, mit der Beglei­tung der Medien.
    Es dürf­te nicht sein, kann ich nur sagen. Wenn die katho­li­sche Kir­che noch die­je­ni­ge wäre, die sie 2000Jahre lang war…
    Bene­dikt XVI. hat immer ver­sucht, den Bruch mit der vor­kon­zi­lia­ren Kir­che zu leug­nen. Sicher war es ihm ein sehr wich­ti­ges per­sön­li­ches Anlie­gen, im Gegen­satz zu Fran­zis­kus. Doch es war lei­der immer nur Kosmetik.

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