(Vatikan) Der Appell des bekannten traditionsverbundenen Historikers Roberto de Mattei folgte eine große Solidaritätswelle für den Orden der Franziskaner der Immakulata. Innerhalb einer Woche gingen 3515 Briefe der Unterstüzung und des Protests in Rom ein. Auf diese heftige Reaktion sei man in Rom nicht gefaßt gewesen. De Mattei intepretiert zwei römische Ereignisse als direkte Reaktion auf diese Solidaritätsweille. Es sei nicht ausgeschlossen, daß das Dekret zurückgenommen oder abgeändert werde, so de Mattei.
Mit den Briefen wurde dem Protest gegen das Dekret der Kongregation Ausdruck verliehen. Sie stellen eine Bitte an Papst Franziskus dar, den massiven Eingriff der Kongregation unter der Leitung von Präfekt Joao Kardinal Braz de Aviz gegen den vorbildhaften Orden rückgängig zu machen. Dies gab Professor Roberto de Mattei über den traditionsverbundene Internetnachrichtendienst Corrispondenza Romana bekannt. Von dem bekannten Historiker war die Initiative ausgegangen, bei den zuständigen vatikanischen Stellen mit Unterstützungsschreiben für die von Pater Manelli und Pater Pellettieri gegründeten und 1990 kanonisch anerkannten Franziskaner der Immakulata gegen die Ungleichbehandlung der Alten Messe gegenüber der Neuen Messe und gegen die Verletzung des Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. Protest einzulegen.
Die Briefe gingen alle innerhalb einer Woche zwischen 1. und 8. August ein. Die Schreiben wurden neben Kardinal Braz de Aviz auch dem Sekretär der Ordenskongregation Erzbischof Carballo, dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Vize-Präsidenten der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, Augustine di Noia und dem von der Ordenskongregation ernannten Apostolischen Kommissar für die Franziskaner der Immakulata, Pater Fidenzio Volpi zugeleitet. Roberto de Mattei betont, daß das Dekret der Ordenskongregation „ein ungerechter Akt“ ist, der gegen die geltenden kirchlichen Gesetze verstößt.
De Mattei zeigte sich sehr zufrieden mit der spontanen internationalen Solidarität aus zahlreichen Länder darunter auch Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zwei Ereignisse in Rom sieht de Mattei in direktem Zusammenhang mit dem Solidaritätsappell und den so zahlreich eingehenden Reaktionen. Das erste Ereignis ist die Stellungnahme von Vatikansprecher Pater Federico Lombardi SJ vom 2. August. In Rom habe man nach dem Eingriff gesehen, daß die Reaktionen heftiger ausfallen als erwartet. Die erste Maßnahme lautete daher: beruhigen. Pater Lombardi erklärte offiziell, daß das Dekret nicht die Absicht habe, den Bestimmungen von Summorum Pontificum von Benedikt XVI. zu widersprechen.
Das lasse vermuten, so de Mattei, daß das Dekret zurückgenommen oder abgeändert werde. Den Franziskanern der Immakulata die Zelebration im Alten Ritus zu verbieten und durch neue Bedingungen auf Null zu setzen, verstoße nämlich eindeutig gegen das Motu proprio. Derzeit müsse sich die Lage wieder beruhigen, dann werde mehr Klarheit herrschen.
Als zweite Reaktion wertet de Mattei jedenfalls die am 3. August erfolgte Ernennung von Kurienerzbischof Guido Pozzo zum Sekretär der Kommission Ecclesia Dei. Eine unerwartete Rückkehr, nachdem Pozzo erst im Herbst 2012 eine andere Aufgabe an der Kurie übernommen hatte. De Mattei sieht in der Umbesetzung eine Stärkung der Kommission und damit ein deutliches Zeichen, daß die Kommission nicht abgeschafft werden soll. De Mattei selbst hatte am 30. Juli die Frage nach der Absicht des Dekrets gegen die Franziskaner der Immakulata gestellt und dabei gefragt, ob das das Motu proprio abgeschafft und die Kommission aufgelassen werden soll.
Die beiden römischen Reaktionen vom 2. und 3. August interpretiert de Mattei als Signal, daß Papst Franziskus weder das Motu proprio abschaffen noch die Kommission Ecclesia Dei auflösen wolle: „Das auch wegen der starken Reaktion der traditionsverbundenen Kreise“ gegen das Dekret, so de Mattei.
Die kommissarische Verwaltung des Ordens geht auf eine Apostolische Visitation von Msgr. Vito Angelo Todisco zurück, der weder als Freund des Ordens noch der Tradition bekannt sei. Auf der Grundlage eines „tendenziösen“ Berichts an Rom, in dem eine „surrealen Umfrage“ eine zentrale Rolle spielte, kam der harte Eingriff gegen den Orden ins Rollen. Eine zentrale Rolle habe dabei Pater Alfonso Maria Bruno, der einzige Franziskaner der Immakulata, der sich entgegen der Ordensdisziplin selbst gerne ins Bild rückt, wovon sich jeder auf der Facebook-Seite des Ordens überzeugen könne, die Alfonso Bruno betreut. Er war es auch, der durch irreführende Hinweise an Journalisten die Berichterstattung in eine bestimmte Richtung gegen die Ordensleitung und gegen die Alte Messe zu lenken versuchte.
Neo-Kommissar Pater Volpi ist soeben aus dem Urlaub zurückgekehrt. Es gelte nun zu sehen, so de Mattei, ob Pater Volpi von denselben Vorurteilen gegen den Orden und die Alte Messe getrieben sei, wie Msgr. Todisco. Der Historiker ist überzeugt, daß eine Trennung der progressiven Rebellengruppe vom Orden unvermeidlich sein werde. Angeführt wird die Rebellengruppe von Pater Alfonso Bruno, Angelo Geiger und Angelo Gaeta . Dieser Teil hätte alles einfacher haben können, wenn er korrekterweise den Orden verlassen hätte. Stattdessen wurde der ganze Orden in den Konflikt hineingezogen. Es mag auch sein, daß es – wie bei jedem Konflikt – eine „Grauzone“ jener gebe, die beobachten, um sich dann auf die Seite des Siegers zu schlagen. „Am Ende siegt aber immer die Wahrheit“, so der Historiker de Mattei.
Es habe sich auf alle Fälle gezeigt, daß eine schnelle und entschlossene Reaktion der traditionsverbunenen Kreise einiges bewegen könne, wenn die nötige Ausdauer vorhanden sei.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana