(Basel) Die katholische Lehre ist aufgrund göttlicher Offenbarung eindeutig beim Thema Homosexualität. Die Bibel gebraucht harte Worte, um das Phänomen sexueller Unordnung zu beschreiben. Dennoch gibt es katholische Priester, die der kirchlichen Lehre untreu werden und homosexuellen Paaren sogar ihren Segen geben. Die Neue Zürcher Zeitung machte am 28. Juli in einem Artikel auf den Widerspruch aufmerksam. Adamim, der „Verein schwuler Seelsorger Schweiz“, ein weiteres Paradox, bewirbt auf seiner Internetseite das „Angebot“ homofreundlicher Priester, die bereit seien, auch schwule und lesbische Paare in einer kirchlichen Feier zu segnen. Man geht kaum fehl in der Annahme, unter den 20 homophilen Priestern zumindest einige aktive Homosexuelle zu vermuten. Wie zum Beispiel „Mario, kath. Pfarrer“, der auf der Seite von Adamim seine Homo-Geschichte erzählen darf, ohne sich einen Deut zu schämen, obwohl er katholischer Priester ist:
Homosexueller Pfarrer liest Bibel durch „schwule Brille“
„Ich hatte meinen ersten Freund mit 17 Jahren. … Dank den Einzelzimmern konnten wir unsere Beziehung sehr eng und innig leben. … Seit meiner Kindheit wollte ich Pfarrer werden. Dieser Beruf hat mich immer sehr fasziniert. … Mit 30 Jahren übernahm ich als Pfarrer meine erste Pfarrei. … Ich hatte 15 Jahre keinen Sexpartner, onanierte aber regelmässig. Ich war glücklich … Als junger Pfarrer verliebte ich mich Hals über Kopf in unseren Sakristan. Er war 9 Jahre jünger als ich und nicht schwul. … Die ganze Sache war für mich schrecklich leidenschaftlich. Ich war auch eifersüchtig, wenn er mit anderen Leuten redete. … Schliesslich merkte ich, dass ich die ganze Angelegenheit nicht mehr unter meinem Deckel halten konnte. Es wurde mir klar, dass der Sakristan, ohne es zu merken, alle meine schwulen Ventile geöffnet hatte. … Ich funktionierte nur über meine Rolle und machte auf Aktion, damit ich in keiner freien Minute meine innere Leere, Ausgetrocknetheit und Einsamkeit spürte. … Ich nahm ein längeres Time out, kurierte mich und begann eine psychologische Therapie. … Jetzt lernte ich meiner Veranlagung zu trauen. Ich akzeptierte sie und versuchte sie in mein Leben zu integrieren. Ich machte mein Coming out in meiner Familie und im Seelsorgeteam. Zu meiner grossen Überraschung hat mich niemand abgelehnt. … Diese Erfahrungen haben mich echt stark gemacht, dass ich mit der Zeit sogar Freude an meinem Schwulsein empfand. Das ist bis heute so. Ich hielt jetzt aktiv Ausschau nach einem Partner. Ich ging zum ersten Mal in schwule Bars und Discos. Ich machte sogar Inserate in schwulen Magazinen. Ich lernte auch Männer kennen und liess mich auf Beziehungen ein. Dass diese Männer auch im Pfarrhaus übernachteten und mit mir die Freizeit teilten, störte niemanden. … Es gab aber auch Krisen. Der Umstand, dass ich Pfarrer und eine öffentliche Person war, schreckte auch Männer ab, und dass sie nicht generell bei mir wohnen konnten. Es gab auch eine Zeit, da wollte ich das Amt aufgeben. Es gab Zeiten, da dachte ich, ich könnte meinen Beruf und mein Privatleben nie unter einen Hut bringen. Es war dann ein schwuler Freund (kein Sexpartner), der mir dringend geraten hatte, in der Kirche zu bleiben, weil es ganz wichtig wäre – auch für Schwule, dass ich als offener schwuler Priester mit meiner Homoerotik weiter wirken würde. Ich begann mich mit schwuler Theologie auseinander zu setzen. Mit der Zeit las ich die Bibel mit der schwulen Brille. Mein Verhältnis zu Gott wurde anders. Meine religiöse Sprache wurde weicher und zärtlicher. Es wurde mir persönlich klar, dass es in der Schöpfungsgeschichte eine schwule Variante gab und dass Gott kein Schwulenhasser war. … Das Thema der Homosexualität ist heute öffentlich und enttabuisiert.“
Adamim, der Verein schwuler Seelsorger Schweiz
Alles unter den Augen des zuständigen Bischofs, der bei all den „positiven Erfahrungen“ wegzuschauen scheint.
Der Verein Adamim, mit Sitz in Bern, stellt sich auf seiner Internetseite in offenem Widerspruch zur katholischen Lehre wie folgt vor:
Wir sind eine aktive Gruppe von schwulen Männern im kirchlichen Dienst: Pfarrer, Pastoralassistenten, Priester, Katecheten, Theologen, Spitalseelsorger, Ordensmänner .….. aus verschiedenen Konfessionen.
Als Homosexuelle in den christlichen Kirchen leben ist nicht immer einfach. Als Verein „Adamim“ arbeiten wir in der Öffentlichkeit daran, dass Homosexualität als eine natürliche Spielart menschlicher Sexualität anerkannt wird. Ist sie doch die einzigartige Fähigkeit, einen Menschen des eigenen Geschlechtes zu lieben.
Die katholischen „schwulen Seelsorger“ unterhalten gute Beziehungen zur Lebsbischen und Schwulen Basiskirche Basel (LSBK), einer „ökumenischen Gemeinde für alle“ „Schwulen, Lesben und Transgender“ mit eigenen „Gottesdiensten“. Die „Gottesdienste“ finden in der Offenen Kirche Elisabethen (OKE) statt: „Im Sinne der Basisgemeinde werden die Gottesdienste von wechselnden Teams zusammen mit PfarrerInnen und PriesterInnen der drei Landeskirchen (reformiert, christkatholisch, römisch-katholisch) vorbereitet. So entstehen neben traditionellen Gottesdiensten auch neue und experimentelle Formen. In jedem Gottesdienst feiern wir eine Eucharistie oder ein Abendmahl“, heißt es auf der Internetseite der LSBK. Dem katholischen Betrachter kommt das Gruseln. Die Offene Kirche Elisabethen gehört der Evangelisch-Reformierten Kirche Basel-Stadt, die „voll hinter dem Projekt“ steht.
Lesbisch-schwule Basiskirche Basel mit katholischer Beteiligung
Auf der Internetseite der Lesbisch-schwulen Basiskirche Basel heißt es zudem: „Seit einigen Jahren wird die OKE bekanntlich von der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt mitgetragen. Die seit 1999 an der OKE tätige katholische Theologin und Seelsorgerin, Frau Eva Südbeck-Baur, hat als Bekenntnis zur OKE und zur LSBK ein mutiges Zeichen gesetzt, indem sie Wert darauf legte, dass ihre Einsetzung ins Amt, ihre Installation, am 19. September 1999 im Rahmen eines LSBK-Gottesdienstes gefeiert wird.“ Was immer das genau sagen will. Tatsache ist, daß die Römisch-katholische Kirche des Kantons Basel-Stadt Mitträger der OKE ist und diese auch mitfinanziert. Ebenso ist es Tatsache, daß Südbeck-Baur an der Offenen Kirche Elisabethen „Gottesdienste“ für Lesben, Schwule und Transgender feierte. Die Kantonalkirche ist eine Besonderheit des Schweizer Kirchengesetzes. Die katholische Kirche Basel-Stadt bewirbt die Offene Kirchen Elisabethen offiziell auf ihrer Internetseite:
Sie erleben neuartige Formen von Gottesdiensten und Feiern (…). Am Mittwoch-Nachmittag wird Seelsorge angeboten, am Donnerstag-Nachmittag Handauflegen. (…) Die Offene Kirche Elisabethen ist die erste City-Kirche der Schweiz. (…) Sie bietet neue, niederschwellige Zugänge zu Glauben und Kirche, lädt ein, ohne zu zwingen, interessiert und ermöglicht neue Zugänge, wird den Herausforderungen der modernen Innenstadt gerecht, ohne ihr Profil zu verlieren.
Eva Südbeck-Baur: Homo-Gottesdienst, interreligiöser Dialog, Kirchenkritik, Caritas
Eva Südbeck-Baur ist das Beispiel für einen „modernen“ katholischen Multifunktionär im Kirchendienst: vom lesbisch-schwulen Gottesdienst, experimenteller Gottesdienstgestaltung, interreligiösem Dialog, christlich-jüdischer Verständigung, kirchenkritischen Publikationen bis hin zur Caritas-Mitarbeiterin. Südbeck-Baur hat im Herbst 2012 die Offene Kirche Elsbethen verlassen und ist seit Jahresbeginn nämlich bei der Caritas Zürich beschäftigt. Gemeinsam mit ihrem Mann Wolf Südbeck-Baur ist sie Mitarbeiterin der kirchenkritischen Zeitung Aufbruch – Unabhängige Zeitschrift für Religion und Gesellschaft. Die Zeitschrift „interessiert sich für das, was an den Rändern der Konfessionen und Religionen aufbricht“ und „übt fundierte Kritik an Strukturen und Institutionen, Ämtern und Personen, Riten und Dogmen, kurz an allem, was religiöse Aufbrüche verhindert.“ Die aktuelle Ausgabe von Aufbruch ist dem Thema gewidmet: „Homosexuelle auf dem Weg zur Gleichberechtigung“.
Im Bistum Basel gehören kirchliche Segnungsfeiern für Homo-Paare längst zur Praxis
In der Diözese Basel gehören „kirchliche Feiern“ für homosexuelle Paare schon lange zur Praxis. Das war schon unter Bischof Kurt Koch so, der nichts dagegen unternahm, bevor er 2010 nach Rom wechselte. Bereits im November 2003 genehmigte die Pastoralkonferenz der Kantonalkirche Basel-Land eine „Segensfeier“ für Homosexuelle mit großer Mehrheit, obwohl die Schweizer Bischofskonferenz solche abgelehnt hatte. 2004 wurden in mehreren Pfarreien im Kanton Basel-Land Veranstaltungen wie Ganz normal: lesbisch.schwul abgehalten, so im Pfarreizentrum Bruder Klaus in Liesta und im Pfarreizentrum Dreikönig in Füllinsdorf. „Partnerschaften von Schwulen und Lesben haben es in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche immer noch schwer, Anerkennung zu finden“, heißt es in einer von der Pastoralkonferenz Baselland veröffentlichten Broschüre Die Liebe feiern? die Liebe segnen. „Gerade deshalb bräuchten sie ein Zeichen einer verbindlichen und stärkenden Zusage, «um das Geschenk ihrer Liebe als wertvolle und befreiende Gabe leben zu können“. Bereits am 21. Januar 2004 schrieb eine begeisterte Basler Zeitung: „Konkret: Schwule und lesbische Partner haben die Möglichkeit, ihre Liebe von einem Seelsorger ihres Vertrauens segnen zu lassen. Rechtlich hat dieser Segen zwar keine Konsequenzen. ‚Doch uns geht es darum, ein Zeichen zu setzen‘, erklärte Pfarrer Felix Terrier.“ Terrier ist Pfarrer von Liestal.
Bischöf Gmür schweigt zu Homo-Häresie in seinem Bistum
Während der Churer Bischof Vitus Huonder die durch die Neue Zürcher Zeitung aufgedeckte Praxis der Segnungen homosexueller Paare in der katholischen Kirche scharf verurteilte, gab sich der Baseler Bischof Felix Gmür auffallend schweigsam. Die Neue Zürcher Zeitung übertitelte ihren Artikel daher auch mit: „Bischof von Basel toleriert Segnungen von homosexuellen Paaren“.
Die Katholische Volkspartei (KVP) der Schweiz sieht „Aufklärungsbedarf bezüglich seiner sexuellen Ausrichtung und Praxis“ bei Bischof Gmür. Im Bistum Basel wird nach altem hochstiftlichen Recht der Bischof vom Domkapitel gewählt und nicht nur vorgeschlagen. Der Papst hat das Bestätigungsrecht. „Bei der Ausarbeitung des Anforderungsprofils an den neuen Bischof wurde von staatskirchenrechtlicher Seite ‚Genderkompetenz‘ gewünscht“, so die Katholische Volkspartei. Als Gmür 2010 vom Domkapitel zum Bischof gewählt wurde, reduzierte er in einem Gespräch mit der Thurgauer Zeitung das Thema Sexualität auf eine „Gewissensfrage jedes Einzelnen“, was alles und nichts besagt. Die Zeitung wußte denn auch zu berichten, daß sich der neue Bischof in Rom für die Aufhebung des Zölibats und die Zulassung des Frauenpriestertums einsetzen werde. Den Zölibat wollte Gmür nicht verteidigen. Dieser sei nicht notwendig, wenn er „persönlich“ auch „gut damit“ lebe. Eine weitere Antwort, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Sein zahnloser Umgang mit der Pfarrei-Initiative, dem Schweizer Ableger der österreichischen und bundesdeutschen Pfarrer-Initiative kommt in der Formel zum Ausdruck, nach der die meisten Bischöfe im deutschen Sprachraum handeln: „Ausbau des Dialogs, nicht Sanktionen“. Die Formel bedeutet konkret, sich vor der Verantwortung und ihren Konsequenzen herumzudrücken.
Horror missae mit Bischof von Basel – Wenn das rechte Gespür abhanden kommt
Bischof Gmür fand sich bereits inmitten eines Bildes, das in die Kategorie Horror missae gehört. Es zeigt den Baseler Bischof umgeben von Neupriestern mit Stolen voll bunter Patschhände. 2011 weihte der Nachfolger von Kurt Kardinal Koch an der Spitze der traditionsreichen Schweizer Diözese drei Neupriester. Die Priesterweihe erfolgte am 5. Juni 2011 in der Kirche Saint-Pierre de Porrentruy. Zu Priestern geweiht wurden Romain Gajo, François-Xavier Gindrat und Antoine Dubosson. Vier- bis elfjährige Kinder hatten die Stolen gestaltet. Kinder tun bekanntlich, wie sie von Erwachsene angeleitet werden und die sollten es besser wissen. Denn bekanntlich gilt: Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut getroffen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: LSBK/ADAMIM/Messa in Latino (screenshoots)