(Villafranca di Lunigiana) Die traditionsverbundene Priesterbruderschaft Opus Mariae Matris Ecclesiae, die in besonderer Weise auch den Alten Ritus pflegt und seine Priester in beiden Formen ausbildet, schließt sich den Oratorianern des Heiligen Philipp Neri an. Dies gab der Generalmoderator der Bruderschaft, Don Pietro Cantoni, in einem Schreiben an die „Freunde und Wohltäter“ bekannt. Es handle sich nicht um eine „Richtungsänderung“, sondern um „eine wichtige Etappe auf unserem Weg. Die Richtung ist immer dieselbe… Wieder das Evangelium verkünden: Nicht ein anderes Evangelium, das auf fatale Weise ein menschliches Konstrukt und daher unfähig wäre, zu retten, sondern mit erneuertem Eifer das Evangelium zu verkünden.“
Die Bruderschaft habe „schon immer eine besondere Verehrung für den heiligen Philipp Neri gepflegt, und so ist mit der Zeit in ihr die Überzeugung gewachsen, berufen zu sein, das Leben der von ihm gegründeten Oratorianer ganz zu leben.“ Am 8. Juni, dem Fest des unbefleckten Herzens Mariens, richtete die Bruderschaft den Antrag an den Generalprokurator der Konföderation der Kongregationen des Oratoriums des Heiligen Philipp Neri, eine Kongregation der Konföderation zu werden.
Im Unterschied zu den meisten Orden, ist bei den Oratorianern jede Kongregation, vergleichbar den Abteien der alten Mönchsorden sui iuris und damit eine Realität für sich und weitgehend unabhängig. Alle vereint jedoch die Spiritualität des heiligen Gründers.
Mit 23. Juli erklärte der Bischof von Massa Carrara-Pontremoli in der Toskana, der 2002 die Priesterbruderschaft kanonisch als Gesellschaft apostolischen Lebens diözesanen Rechts anerkannte, sein Einverständnis zur Umwandlung in ein Oratorium. Nach einer Vorbereitung von drei Jahren, „werden wir – so Gott will – eine Kongregation des Oratoriums“. Aus diesem Grund hat die Gemeinschaft den neuen Namen Bruderschaft St. Philipp Neri angenommen.
„Unser Lebensstil und unser Apostolat bleiben daher unverändert, auch unsere Ignatianischen Exerzitien, da wir uns der tiefen Freundschaft und Wertschätzung bewußt sind, die die beiden Heiligen verbunden hat. Wir bitten aber den Heiligen Geist, durch die Fürsprache Mariens, der Mutter der Kirche und des heiligen Philipp Neri, uns selbst zu verändern, um uns immer weniger ungeeignet für die Mission in diesen unruhigen Zeiten für die Kirche werden zu lassen, sondern daß vielmehr die Mission und sie allein das einzige Motiv unseres Denkens, Handelns und Fühlens sei.“
Der Gründer und Generalmoderator der Priesterbruderschaft wurde 1978 von Erzbischof Marcel Lefebvre zum Priester geweiht. Einige Jahre später verließ er die Piusbruderschaft wegen einer „zentrifugalen Tendenz“, die – so Don Cantoni – die Priesterbruderschaft immer weiter von der Kirche weggeführt habe. Gemeinsam mit einigen Seminaristen, die mit ihm die Piusbruderschaft verlassen hatten, versuchte er bei einem wohlwollenden Bischof in der Diözese Massa Carrara-Pontremoli eine neue Bruderschaft zu gründen, was jahrelang durch den gegen die Niederlassung einer traditionsverbundenen Gemeinschaft protestierenden Diözesanklerus und „römische Empfehlungen“ verhindert wurde. Als auch der Bischof starb, zerfiel die Gemeinschaft. Mangels kanonischer Anerkennung schlossen sich die Angehörigen anderen Gemeinschaften an. Nur Don Cantoni harrte aus und erreichte 1993 nach einem weiteren Bischofswechsel eine erste kirchliche Anerkennung als Opus Mariae Matris Ecclesiae.
Unter Berufung auf Joseph de Maistre vertritt die Gemeinschaft eine „gegenrevolutionäre“ Zielsetzung: „Die Gegen-Revolution ist nicht eine Revolution unter umgekehrtem Vorzeichen, sondern das Gegenteil der Revolution.“ Es gehe im Kampf gegen die Revolution nicht um einen ideologischen Kampf, sondern um eine Antwort aus einer stärkeren Vertiefung des Glaubens durch Caritas. Generalmoderator Cantoni veröffentlichte vor wenigen Monaten das Buch Bruch oder Kontinuität? zur lehramtlichen Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Die Bruderschaft betreut in der toskanischen Diözese 14 Pfarreien und unterhält ein eigenes Exerzitienhaus und ein Priesterseminar.
Die besondere Pflege des Alten Ritus durch einige Oratorien war mit ausschlaggebend für die Annäherung an das Oratorium des Heiligen Philipp Neri. Die Wiederentdeckung und Förderung des Alten Ritus wurde vor allem unter dem 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Diözesanbischof von Ivrea ernannten, von 1994–2012 amtierenden Generalprokurator Edoardo Aldo Cerrato CO vorangetrieben. Das bisherige Opus Mariae Matris Ecclesiae, die künftige Bruderschaft St. Philipp Neri wird das 86. Oratorium sein, das der Konföderation angehört.
Im deutschen Sprachraum wurde 2012 das älteste, vor mehr als 300 Jahren gegründete, später untergegangene Oratorium an der Wallfahrtskirche Maria Schnee in Aufhausen wiedererrichtet. Um die Oratorianer in Deutschland ist es nicht besonders gut bestellt, da ein Großteil die geistliche und liturgische Erneuerung, darunter auch die Wiederentdeckung des Alten Ritus nicht mitgemacht hat. Sie sind überaltet, progressiv und haben sich ihres Ordenskleides entledigt. Ganz anders zeigt sich das neue Oratorium in Aufhausen. Im Alten Ritus wird dort zwar nicht zelebriert, aber vielleicht folgen sie auch darin ihren Mitbrüdern in Wien, London und anderen Oratorien.
Opus Mariae Matris Ecclesiae/Bruderschaft St. Philipp Neri
Viale dei Menhir, 8 – Filetto
54028 Villafranca in Lunigiana (MS)
Tel. +39–0187-49 30 23
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Opus Mariae Matria Ecclesiae