(New York) Am 4. Juli wurde die zweite Auflage der Fortnight for Freedom, der Marathon des Gebets und der Sühne abgeschlossen, von der in Europa wenig bekannt wurde. Begonnen hatte er am 21. Juni. Veranstaltet wurde er von der amerikanischen Bischofskonferenz, um die amerikanische Nation nicht nur für die Bedeutung der Religionsfreiheit zu sensibilisieren, sondern um dazu „zu erziehen“. Seine Grußworte begann der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Kardinal Dolan von New York mit: „Guten 4. Juli!“ Am 4. Juli wird in den USA der Unabhängigkeitstag als Nationalfeiertag begangen. Die katholische Kirche koppelte bewußt ihre Gebetsinitiative für die Religionsfreiheit mit der Unabhängigkeitserklärung von 1776, die auf das engste mit der Bekanntgabe der Grund- und Bürgerrechte zusammenhängt. Der Kardinal erinnerte in einem Moment, in dem sie von der Regierung bedroht wird, wie wertvoll die Religionsfreiheit ist. Aus diesem Grund, so der New Yorker Erzbischof, „müssen wir um die Stärke bitten, wie sie Johannes der Täufer, John Fisher und Thomas Morus hatten“, die für die Verteidigung der Kirche gegen die Einmischung durch die weltliche Macht starben.
Die Kirche zum Schweigen bringen
Am selben Tag feierten 6000 Menschen mit 72 Priestern, sechs Bischöfen und Erzbischof Donald Kardinal Wuerl von Washington die Abschlußmesse des Gebetsmarathons. Der Kardinal erzählte dabei ein historisches Ereignis, um die derzeitige Situation zu beschreiben, in der sich die katholische Kirche den USA befindet. „1634 landeten hier zwei Schiffe, die etwa 150 englische Siedler in das Gebiet brachten, das wir heute als Saint Mary’s County in Maryland [1]Die Siedler waren Katholiken und Saint Mary’s County war der Hafen für die katholischen Siedler aus England, die in den USA ankamen. kennen. Mutige Frauen und Männer gründeten die erste Siedlung, um die Religionsfreiheit aller Bewohner zu garantieren. […] Leider haben 1704 jene, die diese katholische Weitsicht nicht teilten, die politische Macht übernommen und die Religionsfreiheit in der Kolonie aufgehoben. Sie dachten, es sei praktischer, die Kirche zum Schweigen zu bringen, notfalls auch mit Gewalt, statt in Frieden mit ihr und ihrer Botschaft vom Evangelium zu leben. Der Gouverneur ordnete die Schließung der katholischen Kirche an, auf daß sie nie mehr für religiöse Zwecke benützt werde. Die Jesuiten trugen daraufhin sicherheitshalber die Kirche ab.“ Aber trotz allem „hielten die ersten Katholiken von Maryland stand“, so Kardinal Wuerl.
Vereint für die Freiheit
Auch heute, so der Kardinal, werden gegen die Kirche Anklagen erhoben, die in Wirklichkeit auf Vorurteilen beruhen. Man beschuldige sie, „anti-amerikanisch“ zu sein aus dem einfachen Grund, „weil die den Respekt vor dem menschlichen Leben lehrt, die Ehe verteidigt und Gesundheitsversorgung für die Ärmsten und Hilfsbedürftigen in unserem Land fordert“.
Wuerl nannte einen der jüngsten Fälle antikatholischer Verfolgung: „Im Monat März haben wir auf der anderen Seite der Stadt ein Beispiel der neuen Intoleranz erlebt, eine neue Form, die Kirche zu schließen: An der George Washington Universität wollte man den katholischen Hochschulkaplan zum Schweigen bringen und ihm untersagen, sein priesterliches Amt für die katholischen Studenten und Dozenten an der Universität auszuüben. Und dies allein deshalb, weil er denen, die die heilige Messe besuchten, das lehrte, was Jesus Christus über die Ehe gesagt hat.“
Der Kardinal erinnerte schließlich die Ursprünge der Vereinigten Staaten von Amerika, die heute bedroht seien. Jene Ursprünge, als 56 Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung „Vertreter aller sozialen Schichten“ waren, „einen unterschiedlichen Glauben bekannten“, aber „vereint für die Freiheit“ waren.
Veritas und Caritas
Kardinal Wuerl erklärte den Gläubigen, wie der Kampf gegen eine Macht zu führen sei, die, wie „Papst Benedikt XVI. im Januar 2012 den amerikanischen Bischöfen erklärte, Ausdruck eines ‚radikalen Säkularismus ist, der immer stärkeren Ausdruck in den politischen und kulturellen Sphären findet‘“. Was schafft Abhilfe dagegen? Der Papst habe geantwortet, in dem er von „einem einsatzbereiten, artikulierten und gut ausgebildeten katholischen Laientum sprach, das mit einem starken, kritischen Bewußtsein gegenüber der vorherrschenden Kultur bereit ist, mutig dem einschränkenden Säkularismus entgegenzutreten“. Das heiße nicht, so Kardinal Wuerl, daß „unser Einsatz für die Religionsfreiheit, für unseren Glauben auf der individuellen Entschlossenheit oder den begrenzten menschlichen Möglichkeiten gründet“. Wenn die staatliche Macht, „das Evangelium zum Schweigen bringen will, bedeutet das nicht, daß wir keinen Platz mehr in dieser Gesellschaft haben“. Im Gegenteil. Für den Kardinal bedeutet das, noch präsenter zu sein, „indem wir diese Herausforderung als Maßstab für unseren ganzen Lebensstil annehmen“. Das bedeute, „wenn die anderen Gewalt anwenden, wird es immer die Versuchung geben, auf dieselbe Weise zu antworten. Wir aber müssen mit dem antworten, was wir sind: Jünger Jesu Christi. Indem wir von der Wahrheit und der Liebe sprechen.“
Um Mut beten
Deshalb gelte es weiterhin „gegen jede Form von Diskriminierung, sozialer Ungerechtigkeit oder das Umdefinieren der Ehe und die Angriffe gegen die Würde des Lebens die Stimme zu erheben“. Allerdings gemeinsam: „Der Auftrag von uns allen, vor allem aber der Laien ist der, die Kultur durch die Gute Nachricht zu durchdringen, die von Jesus Christus allein kommt“. Es sei daher notwendig, daß „unser Glauben sich nicht nur im Kultus und unseren persönlichen Werken der Nächstenliebe widerspiegelt, sondern auch im Erziehungs‑, Bildungs‑, Gesundheits‑, Sozial- und Missionsbereich.“
Seine Predigt beendete er mit den Worten: „Wir bitten, daß wir durch die Macht des Heiligen Geistes seine Zeugen sein können. In der Gegenwart unseres Herrn knien wir nieder. Es gibt eine Zeit zu knien. Aber auch eine Zeit, in der wir geradestehen müssen. Betet daher auch darum, den Mut zu haben und mit Mut und Freude unsere Freiheit zu verteidigen, so daß wir weiterhin den Glauben leben und die Welt in seinem Sinne verändern können. Wir müssen geradestehen um zu verteidigen, was richtig ist, um zu verteidigen, was unser ist, um die Religionsfreiheit zu verteidigen. Danken wir also Gott für den Ruf, die Freiheit und den Mut für die Religionsfreiheit zu kämpfen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi
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↑1 | Die Siedler waren Katholiken und Saint Mary’s County war der Hafen für die katholischen Siedler aus England, die in den USA ankamen. |
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