Niederlande erlaubt Tötung von Neugeborenen, Schweiz wehrt sich gegen EGMR-Urteil


(Wien) Ärz­ten ist es ab sofort in den Nie­der­lan­den erlaubt, den Tod von Neu­ge­bo­re­nen her­bei­zu­füh­ren, sofern die­se schwer und unheil­bar krank sind. Die König­li­che Nie­der­län­di­sche Ärz­te­ver­ei­ni­gung (KNMG) hat ent­spre­chen­de Regeln erlas­sen, berich­tet das Deut­sche Ärz­te­blatt. Dem­nach dür­fen Medi­zi­ner die Behand­lung von Neu­ge­bo­re­nen vor­zei­tig abbre­chen (= direk­te Ster­be­hil­fe durch Unter­las­sung) bzw. deren Tod direkt durch die Ver­ab­rei­chung einer Über­do­sis von Mus­kel­re­la­xan­zi­en her­bei­füh­ren. Drei Pro­zent aller Todes­fäl­le (2011: 3695 Men­schen) gehen in Hol­land inzwi­schen offi­zi­ell auf Eutha­na­sie zurück. Die Dun­kel­zif­fer liegt aller­dings höher, da Ärz­te zuge­ben, auch aus Mit­leid und ohne Wunsch des Pati­en­ten Ster­be­hil­fe gelei­stet zu haben – oder die­se nicht gemel­det zu haben, weil ihnen der büro­kra­ti­sche Auf­wand schlicht zu müh­sam war.

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In Bel­gi­en, wo Eutha­na­sie eben­falls erlaubt ist, beschwer­ten sich jüngst Ärz­te dar­über, daß sie für ihre Ster­be­hil­fe-Dien­ste unter­be­zahlt sei­en, so einer der füh­ren­den bel­gi­schen Eutha­na­sie-Ärz­te, Wim Distel­mans, Vor­sit­zen­der des Lebens­en­de-Infor­ma­ti­ons­fo­rums LEIF Die Zahl der Eutha­na­sie-Fäl­le ist in Bel­gi­en im Jahr 2012 um 25 Pro­zent angestiegen.

400 Ärz­te, die als pro­fes­sio­nel­le Lebens­be­en­der aus­ge­bil­det sind, müß­ten meh­re­re Stun­den in Zweit­gut­ach­ten bzw. Fahr­ten zu den Ster­be­wil­li­gen inve­stie­ren, um ihnen die töd­li­che Injek­ti­on zu ver­ab­rei­chen. In den Nie­der­lan­den wür­den sie für Zweit­gut­ach­ten 330 Euro erhal­ten, was laut Die­stel­mans ange­mes­sen sei, in Bel­gi­en wären 160 Euro vor­ge­se­hen, auf­grund der stei­gen­den Nach­fra­ge sei aber das zur Ver­fü­gung ste­hen­de Bud­get längst ausgeschöpft.

Die Schweiz, in der assi­stier­ter Sui­zid bei kran­ken Men­schen erlaubt ist, wehrt sich gegen ein Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­ho­fes für Men­schen­rech­te (EGMR), berich­tet Swis­s­in­fo. Schwei­zer Ärz­te hat­ten sich gewei­gert, einer gesun­den 82-jäh­ri­gen Frau, die Selbst­mord bege­hen woll­te, das töd­li­che Mit­tel Natri­um-Pent­o­bar­bi­tal (NAP) aus­zu­hän­di­gen. Die Straß­bur­ger Rich­ter in erster Instanz hat­ten sich auf die Sei­te der Klä­ge­rin gestellt mit der Begrün­dung, ihr Recht auf Ach­tung des Pri­vat- und Fami­li­en­le­bens sei ver­letzt wor­den. Das Schwei­zer Bun­des­amt für Justiz sieht mit dem Urteil aller­dings eine schwer­wie­gen­de Fra­ge der Aus­le­gung bzw. Anwen­dung der Euro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on auf­ge­wor­fen und leg­te dage­gen Beru­fung ein.

Im Gegen­satz zum oben­ge­nann­ten Urteil hat­te der EGMR im Janu­ar 2011 in einem Streit um Bei­hil­fe zum Sui­zid ent­schie­den, daß ein Staat nicht zur Selbst­mord-Bei­hil­fe ver­pflich­tet ist und des­halb kei­ne töd­li­che Medi­ka­men­ten­do­sis zur Ver­fü­gung stel­len muß, urteil­ten die Richter.

Text: ima­be

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