Marienverehrung in islamischer Volksfrömmigkeit – Pater Samir: „Geistlichen statt politischen oder theologischen Dialog führen“


Maria in islamischen Volksfrömmigkeit(Bei­rut) Der bekann­te, aus Ägyp­ten stam­men­de Jesu­it und Islam-Exper­te Samir Kha­lil Samir macht in einem Auf­satz für Asia­news auf ein beson­de­res, im Westen unter­schätz­tes Phä­no­men im Islam auf­merk­sam. Die isla­mi­sche Volks­fröm­mig­keit zei­ge eine gro­ße Hin­nei­gung zur Mari­en­ver­eh­rung. Das Phä­no­men sei unter den Schii­ten, aber auch unter Sun­ni­ten zu beob­ach­ten. Die Mari­en­wall­fahrts­or­te Fati­ma, Haris­sa, Samal­ut, Damas­kus, Assi­ut, Zei­tun und ande­re, an denen die Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria erschie­nen ist, um die Men­schen zu Jesus Chri­stus hin­zu­füh­ren, sind unent­wegt Ziel zahl­rei­cher mos­le­mi­scher Pil­ger aus dem Liba­non, Syri­en, Ägyp­ten, dem Iran und ande­ren Ländern.

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Vor allem Frau­en wür­den eine Offen­heit und Zunei­gung zu Maria emp­fin­den, so der bekann­te Nah­ost­ex­per­te des Vati­kans. Die Men­schen wür­den Hei­lung und Hil­fe suchen: phy­si­sche, aber auch geist­li­che Hei­lung. Dar­in zei­ge sich eine Form der Volks­fröm­mig­keit, die vom offi­zi­el­len Islam abwei­che. Es gehe um das per­sön­li­che, spon­ta­ne Gebet, um den Dia­log mit Gott durch die Für­spra­che Mari­ens. Ein Gebet, das der Islam mit sei­nem streng sche­ma­ti­sier­ten offi­zi­el­len Gebet nicht zulas­se. Die­se Fröm­mig­keits­for­men erklä­ren, war­um die isla­mi­sti­schen Sala­fi­sten mit ihrem Iko­no­klas­mus jedes Jahr zahl­rei­che Pil­ger­or­te zer­stö­ren. Der geist­li­che Dia­log zwi­schen Chri­sten und Mos­lems sei daher weit viel­ver­spre­chen­der, so Pater Samir Kha­lil Samir, als der poli­ti­sche, theo­lo­gi­sche oder auch kul­tu­rel­le Dialog.

Der Ori­en­ta­list und Islam­wis­sen­schaft­ler stößt damit vor allem für die katho­li­sche Kir­che eine Tür auf. Die­se kön­ne auf die Bedürf­nis­se der Mos­lems reagie­ren, da die Ver­eh­rung der Got­tes­mut­ter Maria von den Gemein­schaf­ten der Refor­ma­ti­on weit­ge­hend oder ganz ver­wor­fen wur­de. Die isla­mi­sche Mari­en­ver­eh­rung ste­he in direk­tem Zusam­men­hang mit den Chri­sten, mit denen die Mos­lems von Anfang an in den mei­sten Län­dern in Kon­takt kamen, vor allem in den Kern­ge­bie­ten des Islam. Der Koran selbst bie­te eine gan­ze Rei­he von Hin­wei­sen auf Maria.

Auf die The­se, daß der Islam in sei­ner Früh­zeit aus der christ­li­chen Häre­sie der Mono­phy­si­ten ent­stan­den sein könn­te, geht Pater Samir Kha­lil Samir zwar nicht ein. Die Ver­eh­rung der Got­tes­mut­ter Maria in der isla­mi­schen Volks­fröm­mig­keit, auf die der Jesu­it auf­merk­sam macht, lie­fert dazu neue Akzente.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Theotokos

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