(Vatikan) Derzeit ziehen Stürme über die Vatikanbank IOR hinweg. Manche davon sogar ganz unerwartet. Am Montag traten der Generaldirektor und sein Vize von ihren Ämtern zurück (siehe eigenen Bericht). In der offiziellen Erklärung hieß es, daß „beide nach vielen Dienstjahren entschieden haben, daß dieser Schritt im Interesse des Instituts und des Heiligen Stuhls besser ist“. Letzter Auslöser für diesen Schritt war die Verhaftung von Msgr. Scarano in Italien, der als Rechnungsprüfer tätig war. Diesem wird vor allem Geldwäsche vorgeworfen, wobei natürlich, und das sei unterstrichen, die Unschuldsvermutung gilt.
Die Suche nach Nachfolgern hat bereits begonnen. Bankpräsident Ernst von Freyberg, der erst vor kurzem sein Vertrauen in Cipriani und Tulli erneuert hatte, bemüht sich nun, auf Distanz zu gehen. Er leitet eine Untersuchung von Herz und Nieren der Bank mit zwei von ihm ausgewählten Vertrauenspersonen.
Verhaftung Scaranos, Rücktritt von Generaldirektor und Vizedirektor
Doch nicht genug mit der Verhaftung Scaranos und den Rücktritten von Cipriani und Tulli. Gänzlich unerwartetes Ungemach braut sich über der Vatikanbank zusammen, wenn auch ohne direkten Zusammenhang. Es betrifft den erst vor kurzem von Papst Franziskus ernannten Hausprälaten der Bank, Msgr. Battista Ricca. Der Papst überraschte, als er den Direktor des Domus Sanctae Marthae am 15. Juni zum Prälaten des IOR ernannte. Msgr. Ricca, 57 Jahre, wurde vom Papst als seine Vertrauensperson in einer Schlüsselposition in der Bank installiert. Es war der erste Schritt zu einem grundlegenden Umbau der Bank, zu dem sich der Papst entschlossen hatte. Laut Bankssatzungen hat der Hausprälat Zugang und Einsichtsrecht in sämtliche Akten und Dokumente der Bank und kann an jeder Sitzung teilnehmen, einschließlich der aus Kardinälen bestehenden Aufsichtskommission.
Msgr. Ricca gehört zum Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Kardinal Bergoglio kannte ihn bereits, da er bei seinen Rombesuchen im Gästehaus in der Via della Scrofa abzusteigen pflegte, das ebenfalls zum Vatikan gehört und von Msgr. Ricca geleitet wird. Das Vertrauen des Papstes gewann er jedoch als „Hausherr“ des Gästehauses Sanctae Marthae, das unerwartet in den Mittelpunkt des Interesses rückte, als das neugewählte Kirchenoberhaupt bekanntgab, dort bleiben zu wollen. Besondere Notwendigkeiten, aber auch der familiäre Umgang ließen Msgr. Ricca zur Vertrauensperson für den Papst aufrücken, die mit der Ernennung zum Hausprälaten der Vatikanbank ihren sichtbaren Ausdruck fand.
Papst ernennt seinen „Gastgeber“ zum Hausprälaten der Bank mit allen Vollmachten
Die Ernennung wurde von Beobachtern allgemein als Beginn einer „Säuberungsaktion“ gewertet. Papst Franziskus hatte zu verstehen gegeben, daß er völlige Transparenz wolle und keine Schattenseiten rund um die Bankgeschäfte dulde. Grundsätzlich wird ihm nachgesagt, daß ihm der Gedanke, „Herr“ einer eigenen Bank zu sein, höchst zuwider sei, man ihm aber die Notwendigkeit dafür dargelegt habe, die eine internatione Institution von der Größenordnung der Kirche hat. Die Wahl sei auch deshalb auf Msgr. Ricca gefallen, weil er sich in seiner Tätigkeit als Nuntius den Ruf der „Unbestechlichkeit“ erworben hatte.
Doch nun scheint alles ganz anders und das schneller als erwartet. In seiner diplomatischen Laufbahn als er im Auslandseinsatz war, habe Msgr. Ricca auch andere Zeichen hinterlassen, wie der Vatikanist Sandro Magister berichtet. Und die Sache habe den Papst „zutiefst erschüttert“.
Nachdem der Vatikandiplomat in einem Jahrzehnt Dienst im Kongo, in Algerien, in Kolumbien und der Schweiz getan hatte, wurde er Ende 1999 an die Apostolische Nuntiatur für Uruguay versetzt. Nuntius und damit sein direkter Vorgesetzer war der Pole, Titularerzbischof Janusz Bolonek, der heute den Heiligen Stuhl in Bulgarien und Mazedonien vertritt. In Uruguay blieb Msgr. Ricca allerdings nur ein Jahr. Anfang 2001 wurde er an die Nuntiatur von Trinidad und Tobago versetzt, die in der hierarchischen Rangordnung der Nuntiaturen nicht gerade namhaft ist. Später folgte sein Rückruf aus dem Auslandsdienst und seine Verwendung als Direktor der vatikanischen Gästehäuser.
Das „dunkle Loch“ in der Biographie von Msgr. Battista Ricca
„Das ‚dunkle Loch‘ in seiner Biographie, ist jenes Jahr, das er in Montevideo in Uruguay verbrachte, am Nordufer des Rio de la Plata, gegenüber von Buenos Aires“, so Magister.
Was den Bruch mit Nuntius Bolonek und die abrupte Versetzung auslöste, „läßt sich mit zwei Ausdrücken zusammenfassen, die von jenen gebraucht werden, die in Uruguay diskret in seinem Fall ermittelt haben: ‚pink power‘ und ‚conducta escandalosa‘ “, so Magister. Übersetzt bedeutet es soviel wie: „skandalöses Verhalten“.
Papst Franziskus wußte nichts von diesem Vorfall, als er Ricca zum Hausprälaten der Vatikanbank ernannte.
In der zweiten Junihälfte, kamen dann alle Nuntien nach Rom, um vom neuen Papst erstmals empfangen zu werden, in einem gemeinsamen Empfang, aber auch zu Einzelgesprächen. Laut Magister hätten solche Gespräche auch während des Konzerts stattgefunden, das am 22. Juni zu Ehren des Papstes gegeben wurde, an dem er unerwartet jedoch nicht teilnahm. In den Gesprächen wurde er, offensichtlich von Erzbischof Bolonek, der auch nach Rom gekommen war, über bestimmte Vorfälle informiert. „Der Papst gelangte zur Überzeugung, nicht nur durch eine, sondern mehrere unanfechtbare Quellen, daß er sein Vertrauen in die falsche Person gesetzt hatte“, so Magister.
„Säuberungsaktion“ droht im Schmutz zu enden – Franziskus zu schnellem Handeln entschlossen
Die Reaktion: „Schmerz, Dankbarkeit gegenüber jenen, die ihm die Augen öffneten, Entschlossenheit, die Sache zu bereinigen: das sind die vom Papst in den Gesprächen zum Ausdruck gebrachten Gefühle“, so der Vatikanist.
Msgr. Ricca habe, nachdem er erfahren hatte, was von ihm und seiner Zeit in Uruguay gesagt wird, Papst Franziskus um ein Gespräch gebeten und es erhalten, um sich verteidigen zu können.
„Doch der scheint entschlossen, aufgrund der erhaltenen Informationen zu handeln. Vielleicht schneller als erwartet, weil der Skandal in Uruguay nahe dran sei, öffentlich ausgebreitet zu werden“, so Magister. Die Sache habe durch die Ernennung Riccas zum Prälaten der Vatikanbank mit allen Vollmachten, die auch in Lateinamerika durch die Medien bekannt wurde, neue Aufmerksamkeit gefunden.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Sacri Palazzi/Settimo Cielo
Der Bischof von Rom hat nicht nur das Beethoven-Konzert platzen lassen, sondern am Vorabend von Peter&Paul auch ein Privat-Konzert in der Sixtinischen Kapelle mit dem eigens angereisten Thomanerchor. Das ist einfach unprofessionell und äußerst peinlich und wurde deshalb auch sofort medial unter den Teppich gekehrt. Wenn er so weiter macht, wird er bald alle Sympathien, die ihm angeblich so zahlreich zufliegen sollen, verspielt haben. Ein Sympathieträger von Natur aus ist er seiner Persönlichkeit nach ja ohnehin nicht. Peinlich auch die Beförderung seines aus dem diplomatischen Dienst ausgemusterten Hotelbetreibers zum Vatikanbankprälaten. Wenn sich die o. g. Gerüchte nun noch bewahrheiten, ist das ein Desaster. Viel Gelegenheiten, aus seinen autoritären Fehlentscheidungen und Alleingängen zu lernen, wird er dann nicht mehr haben.
Vielleicht ist es ja naiv von mir, in einem Forum wie Katholisches.info mehr Sympathie für die katholische Kirche und den gegenwärtigen Papst zu erwarten. Hier lese ich aber fast ausschließlich herbe Kritik. Was für ein Kontrast zu dem ebenfalls konservativen Forum kath.net!“ Dort gilt Papst Franziskus trotz seines unkonventionellen Stils mehrheitlich als Hoffnungsträger, ohne dass dies die Verehrung für Benedikt mindert.
Bei kath.net werden eben nur die wohlwollenden Kommentare veröffentlicht, welche vorzugsweise die Perlen des Tages bejubeln oder gleich in Verzückung ausbrechen, wenn der Papst nur in die Kamera winkt.