(New York) Vor wenigen Tagen veröffentlichte die New York Times einen Artikel mit einem einigermaßen besorgniserregenden Titel: Was geschieht mit den Frauen, denen die Abtreibung verweigert wurde?
Der Autor des Artikels, Joshua Lang versucht anhand der Turnaway Study Antwort zu geben. Die Studie wurde von erklärten Abtreibungsbefürwortern erstellt, die dazu die Fälle von 200 Frauen untersucht haben, die ihr ungeborenes Kind töten lassen wollten, denen die Abtreibung jedoch verweigert wurde, weil ihre Schwangerschaft bereits zu weit fortgeschritten war, als daß die Tötung legal im Rahmen der Gesetze durchgeführt werden hätte können.
Lang begleitet den Leser durch die Geschichte von S., einer Frau, der die „Schwangerschaftsunterbrechung“ verweigert wurde. Die ausführliche Geschichte führt durch verschiedenen Themenkreise, bis aber schließlich am Ende enthüllt wird, daß S. heute ein zufriedener Mensch ist und das Kind, das sie damals töten lassen wollte, „das Beste ist, das mir in meinem Leben passiert ist“. S. sagt, mein Kind „ist mehr als mein bester Freund, mehr als die Liebe meines Lebens“.
Die Frau hat das entwickelt, was in der Fachsprache „bonding“ genannt wird, die Ausbildung der Bindung zwischen den Eltern und ihrem Kind. Etwas ganz Natürliches. Der Faktor ist im Zusammenhang mit der Abtreibung jedoch von besonderer Bedeutung.
Als Lang den Fall Diana Greene Foster, einer Autorin der Turnaway Study erzählte, war sie keineswegs erstaunt. „Das entspricht den Ergebnissen unserer Studie: etwa fünf Prozent der Frauen, denen die Abtreibung verweigert wurde, wünschen sich das Kind auch nachdem es geboren wurde, nicht. Die anderen von ihnen finden sich hingegen zurecht.“ Diese erstaunliche Feststellung ergibt, daß 95 Prozent der Frauen, denen die Abtreibung verweigert wurde, einer Zukunft entgegengehen, wie sie Joshua Lang von S. erzählt. Anders ausgedrückt, einer glücklichen Mutterschaft mit der Ausformung einer natürlichen Mutter-Kind-Bindung.
Es ist klar, daß die New York Times als linksliberales Schlachtschiff sofort diese Aussage durch verschiedene Theorien zu leugnen versucht. Etwa, indem sie Katie Watson zu Wort kommen läßt, die es schafft gleichzeitig Bioethikerin und Abtreibungsbefürworterin zu sein. Watson „widerlegt“ die Feststellung durch die kategorische Unterstellung, daß diese 95 Prozent Frauen sich selbst und die Gesellschaft belügen würden, denn „psychologisch ist es in unserem Interesse eine positive Geschichte zu erzählen und weiterzugeben“, weiß sie zu erzählen. Und damit tritt schon wieder die Ideologie auf den Plan: man hört nicht auf die Frauen und ihre Erfahrung, sondern auf die eigene Theorie. Und wenn die Fakten diese Theorie widerlegen, um so schlimmer für die Fakten. Dann können flugs auch die Erfahrungswerte von 95 Prozent zur „Lüge“ mutieren.
Sind es eigentlich nicht die Abtreibungsbefürworter, die ihr Engagement damit begründen, angeblich den Frauen helfen zu wollen und zugunsten der Frauen zu handeln?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: associazionelatorre.com