Jesuit wacht über Glaubenslehre in den USA – Die Kirche und ihre Herausforderungen in den USA


Die katholische Kirche in den USA(Washing­ton) Die Bischö­fe der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka haben einen Theo­lo­gen aus dem Jesui­ten­or­den zum Wäch­ter über die Ortho­do­xie beru­fen. Die ame­ri­ka­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz ernann­te Pater Peter Ryan SJ zum Lei­ter ihres Sekre­ta­ri­ats für die Glau­bens­leh­re. Pater Ryan gehört der Jesui­ten­pro­vinz von Mary­land an. Ab August wird er für den ame­ri­ka­ni­schen Epi­sko­pat über die Bewah­rung der unver­kürz­ten katho­li­schen Glau­bens­wahr­heit wachen.

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In den USA sind gro­ße Umbrü­che im Gan­ge. Inner­kirch­lich fan­den sol­che bereits in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit statt. Sie betra­fen vor allem die Bezie­hun­gen zu Rom. Die Zei­ten, als pro­gres­si­ve Bischö­fe wie John Rapha­el Quinn von 1977 bis 1995 Erz­bi­schof von San Fran­cis­co und von 1977 bis 1980 Vor­sit­zen­der der ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, den Ton anga­ben und das Bild der Kir­che nach außen reprä­sen­tier­ten, gehö­ren der Ver­gan­gen­heit an. Erz­bi­schof Quinn stand im pro­gres­si­ven Dau­er­kon­flikt mit Rom, das durch den unge­lieb­ten päpst­li­chen Pri­mat sym­bo­li­siert und das, was als „römi­scher Zen­tra­lis­mus“ abge­lehnt wird. Quinn woll­te, daß das Amt des Petrus neu defi­niert, sprich zurück­ge­stuft wer­den soll­te, um der Kri­tik von pro­te­stan­ti­scher und ortho­do­xer Sei­te Rech­nung zu tragen.

US-Bischöfe in Einklang mit Rom – Antirömische Positionen gehören der Vergangenheit an

Die ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe sehen sich heu­te im Ein­klang mit Rom. Eine neue Gene­ra­ti­on von Bischö­fen betont das Mit­ein­an­der und nicht mehr das Gegen­ein­an­der mit dem Vati­kan. Eine Ent­wick­lung, die sich unter Papst Bene­dikt XVI. noch ver­stärk­te. Die Bischö­fe sehen heu­te eine ame­ri­ka­ni­sche Nati­on, die tief gespal­ten ist, wobei die Fra­ge nicht ent­schie­den ist, wel­che der bei­den Sei­ten sich letzt­lich und län­ger­fri­stig durch­set­zen wird kön­nen. Bei den Prä­si­den­ten­wah­len konn­te sich mit der Wie­der­wahl von Prä­si­dent Barack Oba­ma jene Sei­te und gesell­schafts­po­li­ti­sche Linie bestä­ti­gen, die von den Bischö­fen recht unver­hoh­len abge­lehnt wird. Es geht um das Tau­zie­hen rund um Tei­le von Oba­mas Gesund­heits­re­form, um die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ und der Eutha­na­sie, es geht um die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der. Es geht auch um sozi­al­po­li­ti­sche Fra­gen, wie Gesund­heits­ver­sor­gung für alle, um gerech­te Löh­ne und um die Abschaf­fung der Todes­stra­fe. Die Posi­tio­nen der Kir­che sind den bei­den gro­ßen poli­ti­schen Lagern nicht ein­sei­tig zuordenbar.

Der Bruch, der durch die ame­ri­ka­ni­sche Gesell­schaft geht, geht eben­so durch die Gemein­schaft der Katho­li­ken. Die Bischö­fe muß­ten trotz leich­ter Ver­schie­bun­gen fest­stel­len, daß die Mehr­heit der Katho­li­ken bei den Wah­len nicht gewählt hat, wie die Bischö­fe es zumin­dest indi­rekt emp­foh­len hat­ten. Ver­gleicht man das Wahl­ver­hal­ten und das poli­ti­sche Spek­trum der ame­ri­ka­ni­schen Gesamt­ge­sell­schaft mit jener der Katho­li­ken, zeigt sich, daß die Katho­li­ken auf der Links-Rechts-Ach­se erkenn­bar wei­ter links ste­hen, als die Gesamt­be­völ­ke­rung. Aus­rei­chend weit, um Prä­si­dent Oba­ma und des­sen Demo­kra­ti­scher Par­tei zum Wahl­er­folg zu ver­hel­fen. In 32 der 50 US-Bun­des­staa­ten fan­den Volks­ab­stim­mun­gen zum The­ma Ehe und Fami­lie statt. In allen wur­de die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ ver­wor­fen. Aus­ge­rech­net in den mehr­heit­lich katho­li­schen Staa­ten konn­ten hin­ge­gen die demo­kra­tisch geführ­ten Regie­run­gen und Par­la­men­te Pri­vi­le­gi­en für Homo­se­xu­el­le durchsetzen.

Herausforderung für Bischöfe: Mehrheit der Katholiken zurückgewinnen – Zweite Amtszeit Obamas noch radikaler?

Eine schmerz­haf­te Erkennt­nis für die Bischö­fe. Katho­li­ken sehen sich in ihrer Mehr­heit unter Beru­fung auf ihre Gewis­sens­frei­heit nicht an kirch­li­che Vor­ga­ben gebun­den. Die Regie­rung Oba­ma macht kein Hehl dar­aus, zu glau­ben, eine gesell­schaft­lich lai­zi­sti­sche und links­li­be­ra­le Mis­si­on erfül­len zu müs­sen. Oba­ma ist dabei nicht nur Getrie­be­ner von Inter­es­sen­grup­pen, son­dern Über­zeu­gungs­tä­ter. Das hat­te bereits in sei­ner ersten Amts­zeit eine Ver­schär­fung des gesell­schafts­po­li­ti­schen Kon­flikts zur Fol­ge, ein­schließ­lich schwer­wie­gen­der Ein­grif­fe in die Reli­gi­ons- und Gewis­sens­frei­heit. Der Prä­si­dent, des­sen eige­ne Kon­fes­si­ons­zu­ge­hö­rig­keit unklar ist, ver­folgt die lai­zi­sti­sche Ziel­set­zung, Reli­gi­on aus dem öffent­li­chen Leben zu verdrängen.

Die zwei­te Amts­pe­ri­ode Oba­mas droht noch radi­ka­le­re Akzen­te in die­se Rich­tung zu set­zen, da sich der Herr im Wei­ßen Haus nicht um die Stim­men reli­giö­ser Wäh­ler küm­mern muß, da er 2016 nicht mehr kan­di­die­ren kann.

Eine neue Bischofs­ge­ne­ra­ti­on hat, nach den Aus­fran­sun­gen der 70er und 80er Jah­re wie­der den Anschluß an Rom gefun­den. Nun stellt sich die Fra­ge, wie sie auch die Katho­li­ken auf kla­re­re Posi­tio­nen zurück­füh­ren kann. Unter prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken ist dies der Fall und war es immer der Fall. Die Fra­ge hängt also im Kern damit zusam­men, wie eine gro­ße Grup­pe nicht- oder nur gering-prak­ti­zie­ren­de Katho­li­ken zu prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken geformt wer­den können.

Kirche wächst durch Einwanderung

Der­zeit wächst die katho­li­sche Kir­che in den USA durch die Ein­wan­de­rung aus katho­li­schen Län­dern Latein­ame­ri­kas. Gleich­zei­tig tre­ten damit neue eth­ni­sche Bruch­li­ni­en auf. Es wer­den deut­li­che Unter­schie­de zwi­schen wei­ßen Katho­li­ken und latein­ame­ri­ka­ni­schen Katho­li­ken sicht­bar. Letz­te­re stel­len sozi­al­po­li­ti­sche Inter­es­sen, die von Oba­mas Demo­kra­ti­scher Par­tei stär­ker bedient wer­den, vor moral-ethi­sche Fragen.

Auch hier erge­ben sich neue Her­aus­for­de­run­gen für die Bischö­fe, die­se Neu­ein­wan­de­rer in das kirch­li­che Gefü­ge ein­zu­bin­den und ihr Ver­ant­wor­tungs­be­wußt­sein zu sensibilisieren.

Erste progressive Kritik an Papst Franziskus – New York Times beklagt „Reformunwilligkeit“

Pro­gres­si­ve katho­li­sche Krei­se sehen die­se Pro­ble­me nicht. Sie haben für die Wie­der­wahl Oba­mas gewor­ben. The­men wie Abtrei­bung und Eutha­na­sie wer­den auf die Ebe­ne einer indi­vi­du­el­len Gewis­sens­ent­schei­dung her­un­ter­ge­spielt. Eine mehr oder weni­ger deut­lich akzen­tu­ier­te Iden­ti­fi­ka­ti­on mit einer 2012 bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len bestä­tig­ten vor­herr­schen­den links­li­be­ra­len Mei­nung ist gege­ben. Nicht von unge­fähr kommt die erste ver­nehm­ba­re Kri­tik an Papst Fran­zis­kus aus den USA. Nach dem all­ge­mei­nen Jubel über den Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI. scheint die Schon­frist für den neu­en Papst aus Argen­ti­ni­en abge­lau­fen. Sei­ne Bestä­ti­gung der Maß­nah­men Bene­dikts XVI. gegen rebel­li­sche Ordens­schwe­stern haben pro­gres­si­ve Kir­chen­tei­le auf den Boden der Tat­sa­chen zurück­ge­holt. Nach­dem von ihnen ein erstes Lamen­to ange­stimmt wur­de, zog auch die New York Times nach. Die füh­ren­de links­li­be­ra­le ame­ri­ka­ni­sche Tages­zei­tung stell­te bei Papst Fran­zis­kus bereits eine Form von Reform­un­wil­lig­keit fest.

In die­sem Kon­text wird es nun Pater Peter Ryan zufal­len, dafür zu sor­gen, daß die Doku­men­te und Erklä­run­gen der ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz mit der Glau­bens­leh­re der katho­li­schen Kir­che über­ein­stim­men. Pater Ryan, Jesu­it wie Papst Fran­zis­kus, bringt dafür die nöti­gen Vor­aus­set­zun­gen mit. Der Ordens­mann ist für sei­ne kla­ren Posi­tio­nen auf der Linie des kirch­li­chen Lehr­am­tes bekannt, auch zu den unter Ame­ri­kas Katho­li­ken umstrit­te­nen The­men wie Abtrei­bung, Eutha­na­sie, Ehe und Homosexualität.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Pro Life

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