Erlebt die Religion eine Wiedergeburt? – Neue Erhebungen


Das religiöse Empfinden ist weltweit im Wachstum, nur Europa bildet eine Ausnahme(Rom/​Washington) Das Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tut Demos-Coop stell­te in einer Erhe­bung im Auf­trag der links­li­be­ra­len Tages­zei­tung Repubbli­ca fest, daß im „Lexi­kon unse­rer Zeit“, Papst Fran­zis­kus an erster Stel­le genannt wird. Er gilt als „Kon­sens­trä­ger und Ver­än­de­rer. Eine Ein­schät­zung, die von allen geteilt wird, von rechts, aber auch von links, vor allem von den Frau­en“, so das Institut.

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Auch die Mei­nung über die Kir­che habe sich deut­lich ver­bes­sert, so Demos-Coop. Vie­le Beob­ach­ter spre­chen davon, daß die Zahl der Per­so­nen, die sich wie­der der Kir­che annä­he­re, signi­fi­kant zuge­nom­men habe. Die Mei­nungs­for­scher spre­chen daher vom Fran­zis­kus-Effekt. Empi­risch erhe­ben las­se sich das Phä­no­men anhand der Mei­nungs­um­fra­gen und des gro­ßen Zustroms zu den päpst­li­chen Zele­bra­tio­nen, den Gene­ral­au­di­en­zen und dem sonn­täg­li­chen Ange­lus am Petersplatz.

Ein Teil der Beob­ach­ter spricht davon, daß der neue Zuspruch bereits wäh­rend des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. ein­ge­setzt habe und nun sei­ne sicht­ba­re Fort­set­zung fin­de. Ver­gleich­ba­re Erhe­bun­gen lie­gen der­zeit auch aus Latein­ame­ri­ka vor und zei­gen das glei­che Bild.

In den USA hin­ge­gen sind laut Gallup-Insti­tut drei von vier Ame­ri­ka­nern der Mei­nung, daß der Ein­fluß der Reli­gi­on sin­ke. Der Ein­druck scheint mit der offen lai­zi­sti­schen Regie­rungs­po­li­tik von US-Prä­si­dent Oba­ma zusam­men­zu­hän­gen, denn eben­so­viel Ame­ri­ka­ner, das heißt 75 Pro­zent wer­ten die­se Ent­wick­lung als nega­tiv für das Land. Drei­vier­tel der US-Bür­ger sind der Mei­nung, es wäre bes­ser, wenn die USA reli­giö­ser wür­den als es heu­te der Fall ist. Nur 17 Pro­zent sehen in einem Rück­gang des reli­giö­sen Ein­flus­ses eine „gute Nachricht“.

Eine wei­te­re inter­es­san­te Stu­die wur­de von Le Mon­de Diplo­ma­tique der links­li­be­ra­len Grup­pe Le Mon­de in Auf­trag gege­ben und publi­ziert. Dar­in geht es um Ent­wick­lun­gen bis zum Jahr 2050. Dem­nach wer­de die Zahl der Gläu­bi­gen in den näch­sten 40 Jah­ren wei­ter wach­sen. Das Chri­sten­tum blei­be die stärk­ste Reli­gi­ons­ge­mein­schaft der Welt. Bis 2050 wer­den das Chri­sten­tum, der Islam und der Hin­du­is­mus im Ver­gleich zu allen ande­ren Reli­gio­nen die drei am stärk­sten wach­sen­den Reli­gio­nen sein. Das Wachs­tum des Islams und des Hin­du­is­mus wer­de fast aus­schließ­lich auf eine höhe­re Gebur­ten­ra­te zurück­zu­füh­ren sein. Das Chri­sten­tum wach­se vor allem durch zahl­rei­che Bekeh­run­gen Erwach­se­ner. Le Mon­de Diplo­ma­tique schließt mit der Bemer­kung, daß die Stu­die die euro­päi­sche Vor­stel­lung demen­tiert, daß Reli­gio­nen und die Reli­gi­on all­ge­mein im Rück­gang begrif­fen sei­en. Das genaue Gegen­teil viel­mehr sei der Fall. Die Reli­gio­nen sei­en bei guter Gesund­heit und bei man­chen wer­de sie stän­dig besser.

In Euro­pa habe sich eine irri­ge Mei­nung breit­ge­macht, die eine euro­zen­tri­sche Sicht­wei­se erken­nen las­se, aber nicht der Wirk­lich­keit ent­spre­che. Die Stu­die bestä­tigt die The­sen der drei füh­ren­den Reli­gi­ons­so­zio­lo­gen Peter Ber­ger, Grace Davie und Effie Fokas, die bereits 2008 in ihrem gemein­sa­men Buch Reli­gious Ame­ri­ca, Secu­lar Euro­pe? A The­me and Varia­ti­on, Ash­ga­te Publi­shing Limi­t­ed, Lon­don 2008, dem auf Euro­pa iso­lier­ten Phä­no­men der Säku­la­ri­sie­rung nachgingen.

In die­sem Zusam­men­hang fal­len etwa die Ent­wick­lun­gen auf Kuba und Süd­ko­rea auf, die bei­de durch For­men von Dik­ta­tur geprägt wur­den. In bei­den Län­dern erfolgt heu­te eine rapi­de Aus­brei­tung oder Wie­der­aus­brei­tung des Chri­sten­tums. Wäh­rend in Nord­ko­rea die staat­li­che Unter­drückung der Reli­gi­on andau­ert, zei­gen sta­ti­sti­sche Erhe­bung ein beein­drucken­des Wachs­tum der katho­li­schen Kir­che im Süden der korea­ni­schen Halbinsel.

Auf Kuba ist die Kir­che in der End­pha­se des Castris­mus zur ein­fluß­reich­sten Ein­rich­tung außer­halb des Regimes gewor­den. Eine Ent­wick­lung, die wesent­lich dafür ver­ant­wort­lich ist, daß sich der Insel­staat stär­ker der übri­gen Welt hin öffnet.

Der katho­li­sche Publi­zist Vitto­rio Mess­o­ri erin­ner­te dar­an, nicht zu ver­ges­sen, daß in der Logik des Evan­ge­li­ums jeder mög­li­che „Tri­umph“ des Glau­bens, nach mensch­li­chen Kate­go­rien, mit einem Zug ein­her­geht, der „Schach“ setzt. Dar­aus kön­ne zwar nie ein Schach Matt wer­den, er besa­ge aber, daß die Kir­che auch in Zukunft bedrängt und ver­folgt wer­de. Bis zur Wie­der­kunft Chri­sti sei sie immer der Gefahr aus­ge­setzt. Fol­ge man der bibli­schen Schil­de­rung, so wer­de das Chri­sten­tum zah­len­mä­ßig abneh­men, je näher die Wie­der­kunft rücke. So Mess­o­ri in sei­nem Buch: Qual­che ragio­ne per cre­de­re (Eini­ge Grün­de um zu glau­ben), Ares 2008.

Text: UCCR/​Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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