Der Fürst und die Edelmänner des Papstes: „Ihre Abschaffung ist richtig, aber Paul VI. beging einen Fehler“


Edelmänner des Papstes von Papst Franziskus abgeschafft(Rom) Papst Fran­zis­kus hat beschlos­sen, kei­ne Gen­ti­luo­mi­ni di Sua San­titá mehr zu ernen­nen. Beim Edel­mann Sei­ner Hei­lig­keit han­delt es sich um die rang­höch­ste Aus­zeich­nung der katho­li­schen Kir­che für katho­li­sche Lai­en. Die der­zeit etwa hun­dert Gen­ti­luo­mi­ni sind Teil der Päpst­li­chen Fami­lie, die dem Päpst­li­chen Hof nachfolgte.

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Die Aus­zeich­nung wur­de von Papst Paul VI. durch das Motu pro­prio Pon­ti­fi­ca­l­is Domus vom 28. März 1967 geschaf­fen. Die Gen­ti­luo­mi­ni waren die Nach­fol­ger der Päpst­li­chen Kam­mer­her­ren, von denen es die wirk­li­chen Päpst­li­chen Geheim­käm­me­rer, die Geheim­käm­me­rer und die Ehren­käm­me­rer gab.

Die Reform Pauls VI., die er von 1967 bis 1970 durch­führ­te, bedeu­te­te nicht nur eine Ver­ein­fa­chung samt Namens­än­de­rung. Kamen die Kam­mer­her­ren des Pap­stes meist aus dem papst­treu­en Hoch­adel Roms, rekru­tier­ten sich die Gen­ti­luo­mi­ni vor allem aus Nicht­ade­li­gen. Der päpst­li­che Hof­staat wur­de durch Paul VI. ver­bür­ger­licht. Papst Fran­zis­kus setzt die gänz­li­che Strei­chung drauf. Ein römi­scher Prinz aplau­diert und sagt auch warum.

Der Cor­rie­re del­la Sera frag­te den römi­schen Prin­zen Sfor­za Mares­ca­to Rus­po­li, genannt Lil­lio, Onkel von Fran­ces­co Rus­po­li, dem X. Für­sten von Cer­ve­te­ri, und füh­ren­der Ver­tre­ter des „schwar­zen“ Adels. Gemeint ist damit der alte, kir­chen­treue, päpst­li­che Adel.

Was hal­ten Sie von der Entscheidung?

Mir scheint, daß Sei­ne Hei­lig­keit sehr gut ent­schie­den hat…

Wahr­schein­lich liegt die Schuld bei den gerichts­an­hän­gi­gen Fäl­len von Ange­lo Bal­duc­ci [1]Ange­lo Bal­duc­ci war bis 2010 ein hoch­ran­gi­ger ita­lie­ni­scher Regie­rungs­be­am­ter, gegen den im Zusam­men­hang mit der Aus­schrei­bung von öffent­li­chen Bau­ar­bei­ten für Groß­pro­jek­te Ankla­ge wegen … Con­ti­n­ue rea­ding und Fran­ces­co La Mot­ta [2]Fran­ces­co La Mot­ta, war bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung im März 2013 einer der rang­höch­sten Beam­ten des ita­lie­ni­schen Innen­mi­ni­ste­ri­ums, lan­ge Jah­re tätig in der Gene­ral­di­rek­ti­on für die öffent­li­che … Con­ti­n­ue rea­ding , die bei­de Gen­ti­luo­mi­ni waren bezie­hungs­wei­se sind.

Ich urtei­le über nie­man­den, das ist Auf­ga­be der Gerich­te. Es gilt die Unschulds­ver­mu­tung, wie sie in der Ver­fas­sung fest­ge­schrie­ben ist. Die jet­zi­ge Situa­ti­on ist aller­dings wegen eines histo­ri­schen Feh­lers ent­stan­den, näm­lich der von Paul VI. beschlos­se­nen Abschaf­fung jener gro­ßen histo­ri­schen Ein­rich­tung, die der Päpst­li­che Hof war, der sich aus den Fami­li­en des schwar­zen Adels zusam­men­setz­te, die seit Jahr­hun­der­ten dem Papst­tum treu waren. Das war ein kolos­sa­ler Feh­ler. Wegen eines falsch­ver­stan­de­nen Moder­nis­mus. Der Vati­kan ver­such­te damals Abma­chun­gen mit der kom­mu­ni­sti­schen Welt zu tref­fen, um vakan­te Bischofs­sit­ze beset­zen und neue Bis­tü­mer hin­ter dem Eiser­nen Vor­hang errich­ten zu kön­nen. Man dach­te, damit den Beweis für eine demo­kra­ti­sche Öff­nung zu liefern…

Was geschah wirklich?

Prinz Lillio Ruspoli (links im Bild)Man schuf die­se neue Ein­rich­tung [der Gen­ti­luo­mi­ni] ohne jede Regeln. Die Demo­cra­zia Cri­stia­na [3]Christ­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Ita­li­ens (1942–1994) von 1944 bis 1994 unun­ter­bro­chen Regie­rungs­par­tei, seit den ersten demo­kra­ti­schen Nach­kriegs­wah­len von 1948–1994 stärk­ste Par­tei Ita­li­ens. begann bereits damals zwei­fel­haf­te Gestal­ten ein­zu­füh­ren. Es kamen die Aben­teu­rer, gewis­se zwie­lich­ti­ge Figu­ren der lom­bar­di­schen Finanz und sogar aus der Waf­fen­in­du­strie, rei­che Ame­ri­ka­ner, dann jene Welt, die mit Sin­do­na, Cal­vi und der Frei­mau­rer­lo­ge P2 zusam­men­hing, das gan­ze System, das dem Ver­mö­gen des Hei­li­gen Stuhls dra­ma­ti­sche Schä­den zufüg­te. Das durch die Abschaf­fung des Päpst­li­chen Hofs erzeug­te Vaku­um, wur­de auf die erschreckend­ste und nie­der­träch­tig­ste Wei­se gefüllt. Ist es mög­lich, daß sich ein Staats­ober­haupt heu­te von einem sol­chen Gen­ti­luo­mo emp­fan­gen las­sen muß?

Sie sind der Enkel von Alex­an­der Fürst Rus­po­li, dem Groß­mei­ster des Hei­li­gen Hos­pi­zes [4]Ein Amt, das die Für­sten Rus­po­li von 1808 bis zur Abschaf­fung 1968 inne­hat­ten und sie zu den rang­höch­sten der Päpst­li­chen Kam­mer­her­ren mach­te., der die Staats­ober­häup­ter emp­fing und zum Papst begleitete.

Fürst Alessandro Ruspoli beim Empfang von Evita Peron im VatikanSogar die gekrön­ten Häup­ter betrach­te­ten es als Ehre, von ihm emp­fan­gen zu wer­den. Sein Amt war erb­lich, die Rus­po­li hat­ten es durch Gene­ra­tio­nen inne. Dann gab es auch die Fürst-Thron­as­si­sten­ten Sei­ner Hei­lig­keit, auch die­ses Amt war erb­lich und zwar der Fami­li­en Colon­na und Orsi­ni [5]Der der­zeit letz­te noch leben­de Amts­in­ha­ber, der vor dem Motu pro­prio von 1968 ernannt wur­de, ist Fürst Don Ales­san­dro Tor­lo­nia. Sein Pen­dant aus dem Haus Colon­na an der Dop­pel­spit­ze, Fürst Don … Con­ti­n­ue rea­ding Der schwar­ze Adel hat­te kei­ne finan­zi­el­len Vor­tei­le aus bestimm­ten Ämtern. Sie wur­den aus unei­gen­nüt­zi­ger Hin­ge­bung für den Papst aus­ge­übt. Der römi­sche Adel ist gar nicht imstan­de, sich in Geschäf­te­ma­cher zu ver­wan­deln. Es gab nie auch nur einen ein­zi­gen Wirt­schafts­skan­dal, in den der alte Hof invol­viert war. Und zudem, war­um auch? Die Ämter waren seit Jahr­hun­der­ten erb­lich. Der Adel hat­te sein Blut für die Ehre des Kir­chen­staa­tes gege­ben. Dann für Ita­li­en. Wir hat­ten Hel­den im Zwei­ten Welt­krieg und auch im Widerstand.

War die­ser Hof aber nicht bloß ana­chro­ni­sti­scher Aus­druck einer Klasse?

Ganz und gar nicht. Ein Groß­teil des römi­schen Adels ist im Stil­len in der Armen­für­sor­ge tätig. Die hei­li­ge Gia­c­in­ta Rus­po­li, eine Fran­zis­ka­ne­rin, ist die Patro­nin der Aus­ge­grenz­ten. Und ich selbst hat­te zu mei­ner Zeit als Gemein­de­rat das Pri­vi­leg, in enger Zusam­men­ar­beit mit Don Lui­gi Di Lie­gro an der Errich­tung des Obdach­lo­sen­heims am Casi­li­no mit­zu­wir­ken. Es gibt vie­le ande­re Bei­spie­le. Don Leo­pol­do Tor­lo­nio, an der Spit­ze des Cir­co­lo di San Pie­tro, führt Men­sen und Häu­ser für die Bedürf­tig­sten. Ana­chro­nis­mus? Nein, Loya­li­tät, Geist des Die­nens und der Hin­ga­be. Eine gro­ße Garan­tie der Wür­de für den Hei­li­gen Stuhl und der Sicher­heit für den Papst selbst.

Und auch für die öko­no­mi­schen Res­sour­cen des Vatikans?

Natür­lich. Auch. Da habe ich kei­ne Zweifel.

Was soll­te der Papst tun?

Es steht mir nicht zu, dem Papst zu sagen, was er zu tun hat. Jeden­falls ver­ste­he ich das Fran­zis­ka­ni­sche, zu mei­nen Vor­fah­ren zählt auch Papst Inno­zenz III., der die Ordens­re­geln des hei­li­gen Franz von Assi­si appro­bier­te. Aber gera­de eine Kir­che, die die Armen und die Letz­ten ver­tei­digt, kann sich nur durch eine fei­er­li­che Form aus­drücken, die mit einem ange­mes­se­nen Pro­to­koll zu hand­ha­ben ist. Eine Sache ist die Demut, eine ande­re die Reprä­sen­ta­ti­on der Glau­bens­wahr­heit und einer Mil­li­ar­de und mehr von Gläu­bi­gen. Die Nobel­gar­de [6]Die Nobel­gar­de war eine Leib­gar­de des Pap­stes, die sich aus­schließ­lich aus jun­gen Mit­glie­dern des römi­schen Adels zusam­men­setz­te. Die von 1801 bis 1970 bestehen­de Gar­de, bis 1870 eine berit­te­ne … Con­ti­n­ue rea­ding und der Päpst­li­che Hof könn­ten noch heu­te einen unei­gen­nüt­zi­gen und über jeden Ver­dacht erha­be­nen Dienst für Papst und Kir­che sicherstellen.

Sie wer­den zuge­ben, daß das alles wie eine Pro­vo­ka­ti­on klingt?

Das kann ich schon zuge­ben. Aber ich bin mir des­sen sicher, was ich sage.

Apro­pos Skan­da­le: Filip­po Orsi­ni ver­lor in den 50er Jah­ren den Titel eines Fürst-Thron­as­si­sten­ten, weil er sich in die schö­ne Belin­da Lee verliebte.

Wenn ich so nach­den­ke, war das eigent­lich gar kein so gro­ßer Skan­dal… von wegen Homo-Lob­by. Und ich kann schon ver­ste­hen, daß er sich in Belin­da Lee verliebte…

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Orbis Catholicus/Dagospia/sforzaruspoli.it

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1 Ange­lo Bal­duc­ci war bis 2010 ein hoch­ran­gi­ger ita­lie­ni­scher Regie­rungs­be­am­ter, gegen den im Zusam­men­hang mit der Aus­schrei­bung von öffent­li­chen Bau­ar­bei­ten für Groß­pro­jek­te Ankla­ge wegen Kor­rup­ti­on, Vor­teils­nah­me und Amts­miß­brauch erho­ben wur­de. Bal­duc­ci war von 1995 bis 2005 auch Con­sul­tor der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker. 2010 wur­den Pro­to­kol­le poli­zei­lich abge­hör­ter Tele­fon­ge­sprä­che bekannt, aus denen her­vor­geht, daß Bal­duc­ci sich von einem nige­ria­ni­schen Kan­tor der Cap­pel­la Giu­lia, das ist der Chor des Peters­doms, der bei den lit­ur­gi­schen Zere­mo­nien singt, wenn nicht der Papst zele­briert, Lust­kna­ben zuge­führt haben las­sen soll, zumin­dest einer davon scheint in einem Prie­ster­se­mi­na­ren rekru­tiert wor­den zu sein, anson­sten ille­ga­le Ein­wan­de­rer, Tän­zer und alles was sich eben fand. Der nige­ria­ni­sche Kan­tor wur­de nach Bekannt­wer­den der Nach­richt vom Vati­kan sofort entlassen.
2 Fran­ces­co La Mot­ta, war bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung im März 2013 einer der rang­höch­sten Beam­ten des ita­lie­ni­schen Innen­mi­ni­ste­ri­ums, lan­ge Jah­re tätig in der Gene­ral­di­rek­ti­on für die öffent­li­che Sicher­heit, davon 1994–2001 Direk­tor der Abtei­lung All­ge­mei­ne Ange­le­gen­hei­ten der Gene­ral­di­rek­ti­on, 2001 Prä­fekt bei der Zen­tral­kom­mis­si­on für die Zuer­ken­nung des Flücht­lings­sta­tus, 2003 Direk­tor der Ver­wal­tung Fonds für Kult­bau­ten, in die­ser Zeit hat­te er vor allem mit dem Vati­kan zu tun und wur­de von die­sem, wie es diplo­ma­ti­sche Gepflo­gen­heit ist, mit hohen Aus­zeich­nung der Kir­che geehrt, dar­un­ter auch mit dem Titel eines Gen­ti­luo­mo di Sua San­ti­tà , 2006–2013 Vize­chef des ita­lie­ni­schen Inlands­ge­heim­dien­stes SISDE (seit 2007 AISI genannt), am 14. Juni 2013 wur­de La Mot­ta im Zusam­men­hang mit den Ermitt­lun­gen zum „Ver­schwin­den“ von zehn Mil­lio­nen Euro aus dem Fonds für Kult­bau­ten des Innen­mi­ni­ste­ri­ums verhaftet.
3 Christ­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Ita­li­ens (1942–1994) von 1944 bis 1994 unun­ter­bro­chen Regie­rungs­par­tei, seit den ersten demo­kra­ti­schen Nach­kriegs­wah­len von 1948–1994 stärk­ste Par­tei Italiens.
4 Ein Amt, das die Für­sten Rus­po­li von 1808 bis zur Abschaf­fung 1968 inne­hat­ten und sie zu den rang­höch­sten der Päpst­li­chen Kam­mer­her­ren machte.
5 Der der­zeit letz­te noch leben­de Amts­in­ha­ber, der vor dem Motu pro­prio von 1968 ernannt wur­de, ist Fürst Don Ales­san­dro Tor­lo­nia. Sein Pen­dant aus dem Haus Colon­na an der Dop­pel­spit­ze, Fürst Don Asp­re­no Colon­na ist 1987 verstorben.
6 Die Nobel­gar­de war eine Leib­gar­de des Pap­stes, die sich aus­schließ­lich aus jun­gen Mit­glie­dern des römi­schen Adels zusam­men­setz­te. Die von 1801 bis 1970 bestehen­de Gar­de, bis 1870 eine berit­te­ne Ein­heit, war die Nach­fol­ge­rin der 1555 errich­te­ten Com­pa­gnia del­le Lan­ce spez­za­te, die 1798 auf Napo­leo­ni­sche Wei­sung auf­ge­löst wer­den mußte.
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