(Vatikan) „Wegen unserer gemeinsamen Wurzeln kann ein Christ nicht Antisemit sein.“ Dies sagte Papst Franziskus heute, Montag, bei der ersten offiziellen Begegnung des katholischen Kirchenoberhauptes mit dem International Jewish Committee for Interreligious Consultations (IJCIC). Im Zusammenhang mit der Vertiefung der christlich-jüdischen Freundschaft erteilte Papst Franziskus der Gender- und Homo-Ideologie eine Absage, indem er ausdrücklich und an erster Stelle auf die Verteidigung der menschlichen Würde von Mann und Frau als Ebenbild Gottes verwies. Erst an zweiter Stelle sprach der Papst in diesem Zusammenhang vom Frieden, der zudem „zuallererst ein Geschenk Gottes“ sei.
Der Papst sprach gegenüber der Delegation von Rabbinen aus aller Welt, die er mit Shalom begrüßte, von den Juden als „ältere Brüder“. In seiner kurzen Ansprache betonte der Papst die langen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Christen und Juden und ermutigte, auf diesem Weg fortzufahren.
Israels Staatspräsident Shimon Peres war das erste Staatsoberhaupt, das Papst Franziskus unmittelbar nach dessen Wahl eine Einladung zu einem Staatsbesuch ausgesprochen und das katholische Kirchenoberhaupt in das Heilige Land eingeladen hatte.
„In diesen ersten Monaten meines Amtes hatte ich bereits Möglichkeit, illustre Persönlichkeiten der jüdischen Welt zu treffen, dennoch ist das die erste Gelegenheit mit einer offiziellen Gruppe von Vertretern jüdischer Organisationen und Gemeinschaften zu sprechen“, sagte Papst Franziskus.
Für den Papst hat der „regelmäßige Dialog“ zwischen Juden und Christen dazu beigetragen, „das gegenseitige Verstehen und die freundschaftlichen Bindungen“ zu stärken. „Die Kirche anerkennt, daß die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung laut dem göttlichen Heilsgeheimnis sich bereits in den Patriarchen, in Moses und in den Propheten finden und was das jüdische Volk anbelangt, erinnert das Konzil an die Lehre des heiligen Paulus, laut dem ‚die Gnade und die Berufung die Gott gewährt, unwiderruflich sind‘. Wegen unserer gemeinsamen Wurzeln kann ein Christ nicht Antisemit sein!“
Der „Dialog“ und das „gegenseitige christlich-jüdische Verständnis“ der vergangenen Jahrzehnte habe ein freundschaftliches Verhältnis geschaffen, das für die Zukunft der Menschheit unerlässlich sei und „das unser gemeinsames Zeugnis für die Achtung der Würde von Mann und Frau verlangt, die nach dem Antlitz und dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, und für den Frieden, der zuallererst seine Gnade ist.“
„Papst Franziskus ist ein ausgezeichneter Freund des jüdischen Volkes und wir freuen uns über die Tatsache, daß er das Werk seiner Vorgänger voranträgt, damit sich die Beziehungen zwischen Katholiken und Juden weiter vertiefen“, erklärte Rabbi David Rosen, der Direktor für interreligiöse Angelegenheiten des American Jewish Commitee, einer führenden Mitgliedsorganisation des IJCIC.
Papst Franziskus verfügt über eine große Erfahrung im Verhältnis zur jüdischen Welt. In Buenos Aires gehörte Rabbi Abraham Skorka zu seinen Freunden. Mit ihm veröffentlichte er ein Gesprächsbuch. Skorka besuchte den Papst vor wenigen Tagen im Vatikan.
Umstritten ist, daß er als Erzbischof von Buenos Aires durch mehrere Jahre hindurch, zuletzt 2012, der freimaurerähnlichen jüdischen Loge B’nai B’rith eine katholische Kirche zur Verfügung stellte, um in einer rituellen Form der Holocaust-Opfer zu gedenken (siehe eigenen Bericht).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides